Allmystery – Spiegel der Gesellschaft?
09.12.2015 um 18:40Allmystery – Spiegel der Gesellschaft?Zum Glück nicht !
Allmystery – Spiegel der Gesellschaft?Zum Glück nicht !
FrauLehrerin schrieb:Ich sehe es ähnlich wie @Zerox (wer hätte das gedacht...), dass Allmy kein Spiegel der Gesellschaft ist.Tja, da bin sogar ich überrascht :D
FrauLehrerin schrieb:Hier im Forum oder sonstwo im Internet sieht man seinen Gesprächspartner nicht. Man sieht keine Gefühle o.ä. Man stellt sich ein neutrales Gesicht vor, wenn überhaupt. Man nimmt also auch weniger Rücksicht auf seine eigenen Aussagen und ob diese den anderen verletzen könnten@mal_schauen
mal_schauen schrieb:wo... ist es einfacher jemanden zu mobben als im i-net...Man kennt immerhin den Namen und den Avatar desjenigen, vielleicht sogar einige private Details. Ich finde Cybermobbing genau so schlimm (nicht bei mir selbst, sondern generell) wie echtes Mobbing. Es gibt zwar Methoden um sich gegen beides zur Wehr zu setzen, aber die Möglichkeiten jemanden im Internet zu diffamieren sind doch um einiges größer - Vor allem, wenn man denjenigen auch noch 'in echt' kennt.
hintergrundinfos 'rauskitzeln' und ab geht die luzie, oder nicht`?
*lustig sicher nicht für die betroffenen des cybermobbings
und DAS ist noch schlimmer als das reale mobbing, mmn..
weil man die 'verursacher' nicht kennt oder manchmal vielleicht doch`?
Für jede Meinung gibt es User, die diese vertreten.Ein solch ausgewogenes Verhältnis kann ich hier im Forum aber nicht sehen. :}
Um das Ganze zu spezifizieren: (Werte stilisiert)
Thema „Flüchtlinge“
45% sind pro
45% sind contra
rambaldi schrieb:Meiner Meinung nach spiegelt die aktuelle Gemütslage auf allmystery.de die des realen Lebens wunderbar. Man ist viel leichter reizbar bei bestimmten Themen, man vertritt stärker seine Meinung und man ist weniger bereit seinen eigenen Standpunkt „aufzugeben“.Sehe ich nicht so. Diese bestimmten Themen haben halt eine solch gesellschaftliche Tragweite, dass sie folglich auch bei Allmy aufschlagen. Allerdings bleibt dieses Forum dennoch nur ein Medium und erzeugt mit seiner Vielzahl von Reaktionen ein Zerrbild, welches man leicht mit der öffentlichen Wahrnehmung verwechseln kann. Tatsächlich ist es aber die gesammelte Form von Standpunkten, Meinungen und Aktivitäten gewisser Leserschaften. Was aber sicherlich keine Besonderheit darstellt, im Netz begegnet uns sowas alle paar Klicks, in SoMe, Newsseiten, anderen Foren - man sollte sie nur nicht als verbindlich und maßgebend sehen.
Katzen, Pornos, Verschwörungstheorien - es gibt viele Thesen darüber, worum es im Internet wirklich geht. Die jüngsten Diskussionen im Netz belegen einen sehr deutschen Kommunikationsantrieb: die Belehrung.http://www.spiegel.de/netzwelt/web/sascha-lobo-ueber-belehrungen-im-internet-a-1021692.html
Völlig unabhängig vom jeweiligen Thema ist jede neue Großdiskussion über die Ukraine bis zu den Masern ein willkommener Anlass, sein eigenes Weltbild zu stärken. Indem man es anderen belehrend überstülpt und en passant Nichtanhänger verächtlich macht.
Die Zurechtweisung, der deutscheste aller Gesprächsanlässe, durchdringt soziale und redaktionelle Medien. Im Internet offenbart sich nebenbei auch, dass das verbreitete Geschimpfe über Lehrer und ihre Haltung nichts ist als der Zorn über die Selbstähnlichkeit: In uns* allen ist ein Lehrer verborgen, der belehren will. Und im Netz darf er endlich.
"xkcd" ist ein Strichmännchencomic, der für Netznerds das ist, was Loriot für die Achtziger- und Neunzigerjahre war: Ein Stichwortgeber für jede Alltagssituation, etwas, das immer ein passendes, superwitziges Zitat liefert. Ein Comic zeigt den Dialog eines Pärchens. Auf die Frage, wann der Partner endlich ins Bett käme, antwortet dieser: "Ich kann nicht. Da liegt jemand falsch im Internet."
Wäre "xkcd" deutsch, die Antwort würde weitergehen: "...und ich muss ihn zurechtweisen." Natürlich ist die Belehrung auch netzinternational ein beliebtes Feld, um seine Überlegenheit zu illustrieren. Aber nur in einem Land, in dem Anarchisten vor dem Bombenattentat auf einen Zug eine Bahnsteigkarte kaufen, ist der Wunsch nach Korrektheit so übermächtig, dass selbst Durchschnittsnutzer in der Belehrung ihre Erfüllung finden.
Ob politisch links, rechts, in der Mitte oder dazwischen hin- und hertaumelnd, nirgends mangelt es an Belehrungsenergie. Gerade Weltanschauungsdiskussionen bilden aus der Belehrungsperspektive die produktivsten Anlässe, um vor der Interworld das eigene Kapazundertum hervorzuheben.
Herzlichen Glückwunsch, Deutschland, du bist zur Belehrtenrepublik geworden. Natürlich warst du es schon immer, aber armseliger als in den sozialen Medien war das bisher selten zu besichtigen.
Zuletzt ließ sich das bei der multipel absonderlichen Impfdebatte besichtigen. Ja, die wissenschaftliche Faktenlage dort ist vergleichsweise eindeutig, Impfungen nützen sehr viel mehr, als sie auch nur theoretisch schaden können. Aber genau deshalb handelte es sich um ein Negativbeispiel dafür, wie mit schwierigen und pseudoskeptischen Haltungen umzugehen ist.
Hysterie wird mit Gegenhysterie beantwortet
Das nur mit definitorischen Schmerzen als Diskussion zu bezeichnende Getöse Pro und Kontra Masernimpfungen war unerträglich satt an selbstgewissen Belehrungen. In vielen Fällen vermutlich von Leuten, die Impfungen für weltrelevant erklärten, ohne selbst zu wissen, ob und wann sie das letzte Mal gegen Masern geimpft wurden.
Die irrationale Hysterie der Impfgegner erzeugte eine pseudorationale Hysterie der Impfprediger. Das ist einer der ungünstigen Grundmechanismen der sozialen Medien, Hysterie mit Gegenhysterie zu beantworten, wie zwei verfeindete Inselhälften. Es geht dann für beide Seiten nur noch um den jeweiligen Gruppenzusammenhalt. Die Diskussion bekommt den diskursiven Nährwert einer chlorgebleichten Zellstofftischdecke.
Eines jedoch passiert sicher nicht - die Überzeugung von irgendjemandem. Genau darin liegt das Kernproblem der Netzbelehrung: Sie dient dem Wohlgefühl des Absenders, der Selbstvergewisserung und der Rückversicherung der eigenen Peer Group, ist aber in der Sache selbst extrem kontraproduktiv.
Wer mit spottverschmierten Belehrungen glaubt, überzeugen oder auch nur eine Diskussion eröffnen zu können, glaubt auch, dass der Verfassungsschutz die Verfassung schützt.
Illustration der eigenen Großartigkeit
Seit mehr als 30 Millionen Leute in diesem Land soziale Medien benutzen, prallen ständig sehr unterschiedliche Bildungs- und Herzensbildungsniveaus aufeinander. Eine neue Ebene ist erreicht, denn nicht nur gewöhnliche Nutzer belehren sich gegenseitig in Grund und Boden, sondern auch vermeintliche Medienprofis.
Seit etwa 2014 antworten die Community-Moderatoren verschiedener klassischer Medien auf merkwürdige bis absurde Kommentare nicht mehr nur nach den Regeln des zivilisierten Netzumgangs. Danach würde man Monstrositäten löschen, bestürzenden Dummheiten deutlich, aber freundlich widersprechen oder sie ignorieren und den großen, diffusen Rest souverän als mehr oder weniger wertvolle Meinungswolke bestehen lassen. Man muss als Wirt auch nicht bei jedem missglückten Kneipengespräch den Grammatikduden aus dem Schrank ziehen, Facebook ist kein Trivial-Pursuit-Turnier.
Aber stattdessen wird mitunter Hohn, Spott und Verachtung ausgegossen. Insbesondere bei Kommentaren, die noch dem letzten Holzpflock erlauben, sich intellektuell überlegen zu fühlen. Anschließend werden Screenshot-Beweise der gleißenden Überlegenheit verbreitet, wie man es dem staubdummen Pöbel endlich mal so richtig gezeigt hat.
Näher an einen Pyrrhussieg kann man als Pressemedium im Internet kaum herankommen. Denn mit dem peinlichen Überlegenheitsgeschrei wird zugleich eine fatale Botschaft ausgesendet: die Illustration der eigenen Großartigkeit durch superwitzige Publikumsdemütigung.
Dahinter steht die Überzeugung, klüger und besser zu sein und das der Welt plattestmöglich mitteilen zu müssen - genau die Urmotivation der Belehrung also. Und die auf der Bühne der sozialen Medien schadenfroh Belehrten? Schließen bestimmt medial erniedrigt und deshalb geläutert gleich morgen ein neues Jahresabo ab. Danach Familienausflug zur Masernimpfung in der Ukraine.
Aldaris schrieb:Ergänzend würde ich deinem durchaus gelungenen Statement noch hinzufügen, dass dem überwiegenden Teil offensichtlich die Fähigkeit fehlt, Fehler einzugestehen und das auch entsprechend zu kommunizieren.Ja, das stimmt.
3.141592653589 schrieb:So ein Schwachsinn diese Diskussion, sinnlos!!!Wenn du deinen geistigen Erguss noch begründen könntest, wären wir dir alle sehr verbunden. Ansonsten ist es nämlich einfach nur ein schwachsinniger Beitrag, sinnlos.