@CarlosP Eventuell wäre es angebracht, den Thread zu schließen? Also, falls das Thema so weit für dich geklärt ist. Manche Kommentare hier sind ja echt schräg....
An dieser Stelle im Übrigen noch ein paar Sätze aus der Sicht eines menschen, der als Kind ebenfalls zu großen Teilen vom Arzt fern gehalten wurde. Aber Achtung: meine Situation lässt sich mit der des TE, seines Sohnes und seiner Ex nicht direkt vergleichen. Die Ausgangslage ist eine andere und überhaupt sind da ganz viele Konjunktive, die niemand mit einrechnen kann. Nur zur Sicherheit, bevor sich jetzt alles auf mich stürzt.
Wie gesagt, ich habe den Onkel Doktor als Kind auch nur alle Jubeljahre zu Gesicht bekommen. Als kleines Kind schon, mit dem Heranwachsen immer seltener. Bei mir war mein Vater der ausschlaggebende Faktor, auch wenn meine Eltern bis zu meinem 18. Lebensjahr zusammen waren. Er hing jedoch keiner bestimmten, gar religiösen Ideologie an, er war schlichtweg psychisch krank. keine Ahnung, warum er verhindern wollte, dass meine Schwester und ich regelmäßig zum Arzt gehen. das kann man heutzutage nur noch mutmaßen (er lebt nicht mehr, fragen kann ich ihn also nicht). ich denke aber, dass er in seiner Paranoia befürchtete, man könne durch uns auf seinen Zustand aufmerksam werden. Warum meine Mutter nicht eingeschritten ist? Das weiß ich besser, ich habe sie mittlerweile gefragt. In ihrem fall war es die nackte Angst, ihr gegenüber war er gewalttätig.
Als Kind habe ich es hingenommen, dass ich bei Krankheit höchstens mit irgendwelchen Hausmittelchen versorgt wurde. Ich wusste es aber auch nicht besser. Aber man bleibt ja nicht ewig klein. Da ist eine menge Konfliktpotenzial versteckt, auch zwischen Eltern und Kind. ich leide teilweise noch heute darunter, dass man mich damals kaum mal richtig untersucht hat. Ich muss als Erwachsene all die Untersuchungen nachholen, die man schon damals hätte machen können. Und manche Dinge (z.B. mein schiefer Kiefer) lassen sich jetzt viel schwerer und teurer beheben als zu dem Zeitpunkt, an dem man drauf aufmerksam hätte werden können. Zumal manche Krankheiten mit den Jahren potenziell auch eher schlimmer werden.
Ich habe mir Handgelenk und Steißbein angebrochen und wurde noch nicht mal geröntgt. Ich hatte früher exzessives Nasenbluten und dufte mir die verursachende Ader nicht veröden lassen. Stattdessen bekam ich die berühmten Zuckerkügelchen, die mein Vater angeblich von einem Sanitäter in seinem Betrieb in die Hand gedrückt bekommen hat, als er mein Problem dort ansprach.
Das alles war sehr belastend - und ist es heutzutage im Umgang mit meiner Mutter noch immer. Wie gesagt, ich gebe ihr keine Schuld an der Sache. Die gebe ich meinem Vater aber auch nicht. der war krank, der war verblendet. ich kriege aber nach wie vor jedes Mal die Krise, wenn sie eine meiner gesundheitlichen Einschränkungen anspricht, die ich damals schon hatte und mir zu einem Besuch beim Arzt rät. Sie meinte letztens sogar, dass ich mir mein Handgelenk, dass dadurch, dass es wohl nicht richtig zusammen gewachsen ist, manchmal weh tut, doch einfach noch mal brechen lassen könnte (!). da kann ich noch so viel Verständnis für sie aufbringen, solche Äußerungen bringen mich auf die Palme und führen zwangsläufig zum Streit. Da knalle ich ihr trotz allem an den Kopf, dass sie zum Arzt mit mir schon als z.B. 10 jährige hätte gehen können. Dann müsste ich heute seltener hin. Dann hätte sich z.B. aus meiner simplen Hausstauballergie kein Asthma entwickelt. Als Kind würde ich keinesfalls sagen "Sie haben es ja gut gemeint" oder "Sie konnten nicht anders". Ich bin da schnell ziemlich emotional.
Und wie gesagt,. das hat nichts damit zu tun, ob meine Eltern nun gut oder schlecht sind/waren. Aber irgendwo hat hier schon mal jemand geschrieben: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Zumal mein Vater mir seine "Wer zum Arzt geht ist ein Schwächling"-Einstellung so sehr eingeimpft hat, dass ich, obwohl ich sehr gut weiß, dass es die richtige Entscheidung ist, manchmal noch immer Hemmungen habe, einen Arzt aufzusuchen, wenn ich krank bin und deutlich mehr als einen Schnupfen habe.