42.000 Brutto-Jahresgehalt

Moin Moin,

ich hatte heute ein Vorstellungsgespräch und sitze jetzt mit gemischten Gefühlen zu Hause. Kurz ein paar Daten zu mir und dem Job:

Über mich:
- Mitte zwanzig
- Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann
- Zwei Jahre Berufserfahrung (direkt nach der Ausbildung)
- Frisch abgeschlossenes Studium der BWL
- Verhandlungssicheres Englisch
- Verhandlungssicheres Russisch

Firma:
- Mittelständler
- 12 Mitarbeiter
- Standorte in Bremen und Hamburg
- 15 Millionen Jahresumsatz
- Handel (Export)

Meine Aufgaben:
- Verkauf
- Einkauf
- Kundenakquise
- Hohe Reisebereitschaft (Asien/Deutschland/USA)

Naja das Gespräch verlief sehr gut, ich konnte Branchenkenntnis vorweisen und auch sonst war es ein sehr angenehmes Gespräch. Ich war sehr gut vorbereitet und habe viele Fragen gestellt, die durchaus positiv aufgenommen wurden.

Als es dann zu der Gehaltsvorstellung kam, hatte ich das Gefühl das es zu einem Knick kam. Ich nannte 42.000 € und schaute (es ist nur ein Gefühl) in ein sehr erstauntes Gesicht. Der Chef sagte mir das er Verhandlungen um das Gehalt, als respektlos gegenüber dem Bewerber empfindet und er deswegen nur registriert und sich im Laufe der Woche meldet.

Habe ich zu viel verlangt? Wie sehen das diejenigen unter euch die schon länger im Job sind?

Gruß

@Mr_R_2_L

Ich hab das mal gegoogelt. Reicht von 20.000 € im Jahr bis knapp 45.000 / Jahr. Zuviel verlangt ist das sicher nicht, kommt allerdings eben auch immer auf die Firma an.

Google doch einfach mal. Ich finde es auch recht hochgegriffen. Vor allem mit deiner Steuerklasse (jung, Anfänger, kein Kind, nicht verheiratet)

Mh..das sind fast 4.000 Brutto im Monat die du verlangst.

Finde ich für frisch nach dem Studium in einem Mittelständischen Unternehmen und nur 2 Jahren Berufserfahrung etwas viel.

Das Studium ist bei dem Job aber keine Voraussetzung, oder?
Ausserdem ist es auch wichtig, welche Art von Pordukten denn exportiert wird und wie intensiv der Kunde betreut werden muss.

@Mr_R_2_L

Mr_R_2_L schrieb:als respektlos gegenüber dem Bewerber empfindet und er deswegen nur registriert und sich im Laufe der Woche meldet.

Er empfindet deine Verhandlungen um das Gehalt als respektlos dir selbst gegenüber (du bist schließlich der Bewerber), oder wie soll man diesen Satz verstehen?

Mr_R_2_L schrieb:. Ich nannte 42.000 € und schaute (es ist nur ein Gefühl) in ein sehr erstauntes Gesicht.

Eine wichtige Frage wäre ob er nach Brutto oder Netto gefragt hat.

Wenn du als Netto 42.000€ gesagt hast ist es kein wunder das er fast vom Stuhl gefallen ist.

@Mr_R_2_L
Scheint ein komischer Kauz zu sein, der Chef.
Es dürfte nicht seine erste Gehaltsverhandlung gewesen sein und einen kurzer Hinweis wie "liegt im Rahmen" oder "gibt die Unternehmensstruktur nicht her" hätte er sich schon mal aus dem Kreuz leiern können.
So siehts aus als wollte er erst mal schauen ob er nicht jemanden finden kann, der die Arbeit für weniger Kohle verrichtet.
Nicht zu Hause sitzen und warten, weiter bewerben.

@Nerok

(jahres)Gehalt gibt man für gewöhnlich brutto an, die Firma kennt ja Deine Steuerklasse nicht.

@Mr_R_2_L

Aus meiner Sicht hast Du da nichts falsch gemacht. Vielleicht kann er das nicht zahlen und hat deswegen etwas enttäuscht geschaut.

Verkauf und Akquise sind allerdings meist mit Boni verknüpft. Da hat man dann ein Grundgehalt das nicht selten sehr stark aufgestockt wird, wenn die Ziele erreicht werden.

Wenn sie Interesse an Dir haben, dann melden sie sich mit Ihrem Angebot, da bin ich mir sicher.

Heide_witzka schrieb:So siehts aus als wollte er erst mal schauen ob er nicht jemanden finden kann, der die Arbeit für weniger Kohle verrichtet.

Kann gut sein... neben der Tatsache, dass Personaler nach jeden noch so kleinen Grund suchen einen eben nicht einzustellen wollen sie auch immer weniger in die Arbeiter investieren. In Betrieb meines Vaters zum Beispiel haben sie einen Azubi nur angenommen, weil der Lehrgehalt nicht von Unternehmen sondern von Arbeitsamt bezahlt wird.

Tja... so wie es aussieht musst du dich wohl oder übel weiterbewerben @Mr_R_2_L :/
Das Unternehmen kannst du eigentlich so gut wie vergessen.

NothingM schrieb:dass Personaler nach jeden noch so kleinen Grund suchen einen eben nicht einzustellen

Quatsch. Wenn ein 12-Mann Betrieb jemanden sucht, dann brauchen sie auch jemanden.

NothingM schrieb: In Betrieb meines Vaters zum Beispiel haben sie einen Azubi nur angenommen, weil der Lehrgehalt nicht von Unternehmen sondern von Arbeitsamt bezahlt wird.

Da kommt es halt darauf an, ob man die Arbeitskraft des Azubis braucht (oder brauchen wird) oder nicht. Im letzteren Fall nimmt man ihn halt, wenn jemand anderes den Lohn bezahlt.

Mr_R_2_L schrieb:Habe ich zu viel verlangt?

Die Reaktion kann so ziemlich alles bedeuten. Von, "ups, wir hätten auch 50.000 bezahlt" bis zu "was denkt der denn".
Letztlich kommt es auf die Branche an. Sowie auf die konkreten Arbeitsumstände (wie viel musst Du reisen, wie teuer sind die Produkte etc.). Und auch, wo in Deutschland das Unternehmen liegt. Ohne diese Infos kann man dazu gar nichts sagen.

42 TEUR sind für jemanden mit nur 2 Jahren Berufserfahrung und quasi frisch vom Studium nicht wenig. Aber auch nicht unbedingt unverschämt viel.

kleinundgrün schrieb:Quatsch. Wenn ein 12-Mann Betrieb jemanden sucht, dann brauchen sie auch jemanden.

Nicht immer... oft werden Anzeigen nur rausgegeben, entweder der Schein Willen ("Wir sind so ein gutes Unternehmen!") oder um dann nachher zum Schluss festzustellen, dass sie doch kein Geld für neue Arbeiter einstellen können/wollen.

kleinundgrün schrieb:Da kommt es halt darauf an, ob man die Arbeitskraft des Azubis braucht (oder brauchen wird) oder nicht. Im letzteren Fall nimmt man ihn halt, wenn jemand anderes den Lohn bezahlt.

Eher wollen. Der Betrieb meines Vaters konzentriert sich schon seit längeren Personalkosten einzusparen und stellen fast nur Hilfskräfte unterhalb des Mindestlohns. Teilweise werden auch die Kosten hochgeschrieben, um die Subventionen zu kassieren. (Hat mein Vater als Mitglied des Vorstandes erfahren) Mein Vater ist derzeit der Einzige, der dort zum vollen Gehalt arbeitet.

NothingM schrieb:Nicht immer... oft werden Anzeigen nur rausgegeben, entweder der Schein Willen

Aber doch eher nicht bei so einem kleinen Betrieb. Wo dann der Inhaber selbst im Zweifel noch die Bewerber interviewt.
Klar ist so was möglich, aber in der Konstellation arg unwahrscheinlich.

NothingM schrieb:und stellen fast nur Hilfskräfte unterhalb des Mindestlohns

Ein ziemlich riskantes Unterfangen für eine AG. Und sehr riskant für die Mitglieder des Vorstandes.

Schon mal viel Input von euch - danke dafür! Ich versuche mal alle aufkommenden Fragen kurz zu beantworten. Also das angegebene Gehalt ist natürlich Brutto und das macht dann genau 3.500 brutto monatlich. Das Unternehmen sitzt wie eingangs geschrieben in Bremen und Hamburg. Reisen, das wurde nachdrücklich betont muss ich sehr viel, jeder Kunde und Lieferant wird mindestes einmal im Jahr besucht.

@Zerox

Nein, er meinte halt, dass er es respektlos gegenüber dem Bewerber empfindet, wenn er verhandeln würde da der Bewerber sich bei seiner Gehaltsvorstellung ja was denkt und er sich ja für so viel Wert empfindet. Das hat meine Verhandlungsstrategie etwas konterkariert, da ich höher ansetzen wollte um dann Spielraum zu haben.

Das Unternehmen handelt mit Ersatzteilen für LKW, PKW, Landmaschinen und Industrieanlagen.

Falls ich Fragen übersehen habe, trage ich das nach, bin gerade etwas im Stress.


Danke nochmal.

Ach ja...war eine Initiativbewerbung...d.h. zu 99 % kein Mitbewerber.

@Mr_R_2_L

Mr_R_2_L schrieb:Nein, er meinte halt, dass er es respektlos gegenüber dem Bewerber empfindet, wenn er verhandeln würde da der Bewerber sich bei seiner Gehaltsvorstellung ja was denkt und er sich ja für so viel Wert empfindet.

Und das heißt dann im Umkehrschluss, dass jeder Bewerber, der über dem vom Arbeitgeber geplanten Gehalt liegt automatisch raus ist? Oder bekommt der wenigstens ein Vertragsangebot mit einem Gehaltsvorschlag und muss dann entscheiden ob er es an nimmt oder nicht?

Wenn du im Ausland ( Reisebereitschaft) selber in die Tasche greifen musst ist das geforderte Gehalt eigentlich in Ordnung.

Andersherum ist es vlt für ein Einstieg zu viel Verlangt. Liegt ganz an der Firma und deiner Nützlichkeit für die Firma im ersten Jahr. (Einarbeiten ect..)

Pauschal kann man als Fremder nicht wirklich nützliche Tipps geben.

Mr_R_2_L schrieb:Das Unternehmen sitzt wie eingangs geschrieben in Bremen und Hamburg.

Stimmt, überlesen.

Mr_R_2_L schrieb:Reisen, das wurde nachdrücklich betont muss ich sehr viel, jeder Kunde und Lieferant wird mindestes einmal im Jahr besucht.

Fährst du am Anfang mit jemandem mit? Wenn ja, wie lange?

Mr_R_2_L schrieb: da ich höher ansetzen wollte um dann Spielraum zu haben

Grundsätzlich eine richtige Strategie. Von einem zu niedrigen Einstiegsgehalt kommst Du kaum wieder weg. Solange der Gehaltswunsch nicht unverschämt wirkt, ist eigentlich alles OK.

Mr_R_2_L schrieb:Ach ja...war eine Initiativbewerbung...d.h. zu 99 % kein Mitbewerber.

Bei einem 12-Mann-Betrieb wäre das natürlich ein großer Zufall, dass sie gerade jetzt jemanden brauchen.

@slider

Genau das habe ich mir auch gedacht....
Scheinbar gibt es kein Gegenangebot.

@kleinundgrün

Ich soll unter die Fittiche vom Vertriebsleiter kommen und mit ihm reisen zu Beginn. Die Reisen erstrecken sich von ein paar Tagen bis drei Wochen.

@Mr_R_2_L

Ja, in so einem Betrieb war die Gehaltsvorstellung wohl zu hoch. Außerhalb von Tarifunternehmen sind Einstiegsgehälter von 35.000€ und darunter nicht selten. Allerdings kann es bei entsprechender Leistung dann auch schneller nach Oben gehen als in doch recht starren Tarifsystemen.