Glaubt ihr, dass jeder Mensch in der Lage ist, einen Mord zu begehen?

Halte die Frage für unbeantwortbar... und möchte auch nicht darüber nachdenken müssen...

Ich weiß, manche denken dann, warum erst überhaupt hier etwas dazu schreibt, aber meine Meinung dazu ist eben, dass ich die Frage persönlich für nicht-beantwortbar halte... das ist eben auch eine Meinung dazu.

Kein Schwein weiß doch, zu was er fähig ist, wenn die äußeren Umstände ihn bspw. zu extremen Handlungen zwingen...

Zum Beispiel Familie und Kinder verteidigen müssen? Okay... da könnte ich es mir vorstellen, auch zum äußersten zu greifen, um sie zu schützen... aber wer weiß das schon wirklich?

Es gibt genügend Familien, die sich nicht verteidigen konnten oder sogar wollten, als
sie von Bewaffneten angegriffen wurden (und noch werden in manchen Teilen der Welt).

Alles eine Frage der Gelegenheit und der staatlichen Rückendeckung. Man denke an all die mörderischen liebevollen Familienväter der Jahre 1933 ff.

Aber auch die Studien, die beweisen, das zahlreiche ausgebildet Soldaten im scharfen Gefecht dann doch nicht in der Lage sind abzudrücken.

@slider

das ist wieder eine ganz andere baustelle. sie drücken nicht ab, da sie keinen grund sehen, einen "unschuldigen" zu töten, nur weil es ihr land ihnen befiehlt!

@osttimor

Es passiert aber selbst dann, wenn dieser "Unschuldige" gerade dabei ist mich und meine Kameraden zu erschießen ... also eine ganz klare Notwehrsituation.

@slider

und warum gehen diejenigen dann in den krieg?
würde sich der gleiche mensch zuhause in zivil, lieber von jemanden töten lassen, als den angreifer in notwehr zu töten?

@osttimor

osttimor schrieb:und warum gehen diejenigen dann in den krieg?

Sie wissen ja im Allgemeinen vorher nicht, wie sie letztendlich reagieren.

Schonmal was von Amoklauf gehört ?
Man kann einen Menschen soo lange terrorisieren, nieder machen usw. Es kann sein, dass er, bevor er auf diese Idee gekommen ist, andere Wege versucht hat, aber sie nicht funktioniert haben und den Amoklauf dann halt als einzigen Ausweg weißt. Ist nicht grade dder beste Ausweg, aber was will man machen, wenn man nicht mehr weiter weiß? Und sie ddann auch noch als "krank" "gestört" usw zu bezeichnen, finde ich unter aller Sau. Das ist wie mit den Menschen, die sich ritzen, Depressionen haben usw. Die hält man ja auch für "dumm" und bestenfalls für jmd der nach Aufmerksamkeit sucht. Du weißt aber nicht, was er für Schmerzen erleidet ! Ich will "Amoklauf" jetzt nicht gut heißen aber so etwas gibt es auch.

Ich glaube schon, dass jeder in der Lage ist einen Mord zu begehen. Denn jeder hat einen Knack-Punkt oder einen sensiblen Punkt. Wird der provoziert, auf längere Sicht, oder einfach hieran gepackt, dann glaube ich schon dass jemand dem anderen die Kerzen auspusten kann.

Liegt in der Natur. Ein Hai sitzt Abends auch nicht in seinem Stübchen und denkt über seine Taten nach, er muss fressen, er muss töten, das Gleiche gibt es auch bei den Menschen, bei jedem. Nur weil wir in unserem entspannten Leben keine Gründe dazu sehen, heisst es nicht dass es sie nicht gibt.

Ich denke, dass jeder Mensch unter ganz bestimmten Umständen zum Mörder oder zumindest zum Totschläger werden kann...

grundsätzlich 'nein' , aber in ausnahmesituationen
wächst man vielleicht über sich hinaus... und kann es

mal abgesehen von den auftragsmördern, die ohne mit der wimper zu zucken
jemanden 'aus dem weg' räumen können..
dann gibt es noch welche, die emotional 'töten' können,
nur mit dem unterschied, dass man dann noch weiterlebt...
aber nicht wirklich

Von alleine? Nein! In Saw-ähnlichen Extremsituationen? Schon eher.

Eigentlich liegt es ja sogar in der Natur des Menschen zu morden. Allerdings nicht Gleichgesinnte, weil Überleben der eigenen Art, Evolution und so. Daher auch die große Hemmschwelle bei einigen Leuten.

Meist mordet man einfach weil man die Person hasst (z.B. Mobbing, ständige Beleidigung, was weiß ich), irgendwas von ihr braucht (Lebensversicherung), als Kurzschlussreaktion (Streit), aus Rache (Frau hat mit dem Boss geschlafen, oder: Mann hat sich eine neue geangelt), aus blinder Wut auch mal Fremde (Amoklauf) oder einfach weil man nicht anders handeln kann (Alkohol, Drogen).

Wer mit Sachen wie Hass, Eifersucht und all diesen negativen Gefühlen umgehen kann, wird wohl eher nicht wahllos jemanden umbringen. Soll ja jetzt nicht abwertend klingen, weil Mord schlecht ist, aber manche packen es halt einfach nicht; die natürliche Hemmschwelle ist zu groß.

Andere morden so leicht als würden sie warme Brötchen vom Bäcker kaufen, also alles eine Sache des Charakters und der allgemeinen Einstellung zum Wert eines Menschenlebens, oder auch ganz wichtig: wie verarbeite ich negative Gedanken und Gefühle?

Dann ist man entweder autoaggressiv und richtet die Enttäuschung gegen sich selber, oder lässt die anderen dafür büßen. Eines von beiden "Aggressionsmustern" ist in schweren Situationen meiner Meinung nach IMMER vertreten, denn früher oder später zweifelt man etwa bei Mobbing eher an sich selbst und denkt an Selbst- statt an Massenmord.

In Extremsituationen wie etwa "Einsame Insel - Wer als erst den anderen Inselbewohner tötet überlebt" wird es dann denke ich weniger bis gar keine Menschen mehr geben, die da noch lange überlegen, denn am Ende siegt immer der Wille zu Überleben.

Mir sind im Laufe meiner journalistischen Tätigkeit eine Menge Mörder über den Weg gelaufen - fast ausschliesslich welche, deren Taten nie gesühnt wurden. Angehörige von SS-Einsatzgruppen, die in der UdSSR Menschen wie am Fliessband umgebracht haben. Französische Fallschirmjäger, die in Algerien Zivilisten zu Tode gefoltert haben. Algerische Guerillas, die französische Zivilisten massakriert hatten. Mörder in Nordirland, in Nicaragua, im Libanon. Nicht wenige von ihnen waren stolz auf ihre Taten. An Reue kann ich mich bei diesen Begegnungen nicht erinnern. Im Kontakt mit solchen Menschen offenbart sich die Banalität des Bösen. Der Mörder als netter Nachbar, als freundlicher Kneipenwirt, als charmanter Gastgeber, als liebenswerter Opa.

Doors schrieb:Der Mörder als netter Nachbar, als freundlicher Kneipenwirt, als charmanter Gastgeber, als liebenswerter Opa

Ja, meistens haben Sie tatsächlich kein Schild auf der Stirn. Die Gruppe, die du ansprichst an die hatte ich gar nicht gedacht. aber das stimmt. Ich glaube, dass selbst der gutmütigste Mensch auf dieser Welt einen wunden Punkt besitzt, der wenn er nur ausreichend provoziert und genährt wird, irgendwann zum Ausraster führt und dann ist es schon passiert.

Es gibt kein Verbrechen, das ich mir unter bestimmten Voraussetzungen nicht selbst zutrauen würde.

Letztens erst wieder gehört den Spruch, von Goethe.
Stimme dem zu.

Ich kann nicht für jeden sprechen sondern nur für mich selbst und selbst da bin ich im Laufe meines Lebens immer wieder zwiegespalten gewesen, wenn ich mir die Frage selbst gestellt habe.
Von "auf garkeinen Fall" bis zu "wenn meine Kinder in Gefahr wären, bestimmt" war echt schon alles dabei und jetzt aktuell könnte ich es irgendwie garnicht garantiert beantworten.
Ich weiss aber zu 1000% das ich niemals in so eine Situation kommen möchte, wo ich ernsthaft darüber nachdenken müsste und entscheiden.

Gedanklich hatte ich den ein oder anderen schon an der Gurgel, aber auch nur kurz. In die Tat umsetzen würde ich es nicht. Notwehr ist für mich wieder ein anderes Thema.

Jedes Leben ist heilig, auch das eines Angreifers, Aggressors oder Mörders.
Natürlich erwischt man sich manches Mal mit dem Gedanken: Ach wärst du tot! Aber Gedanken sind frei und viele haben solche.
Einen Mord in die Tat umzusetzen, ist für mich undenkbar. Bei einem Angriff? Nun, hätte ich etwas Zeit, würde ich einem Angreifer nur dorthin schlagen, wo er ausser Gefecht gesetzt ist, aber nicht tot.

@Streuselchen
Das wäre aber kein Mord, sondern Selbstverteidigung