@valfar Jau, da gab was, was ordentlich in den Knochen sass, ist schon etwa 2 Jahre her.
Ich bin abends (ca. 20:00 Uhr, war schon Dämmerung) mit Fahrrad zum Garten gefahren, kurz vor dem Garten verläuft die Strecke abseits, seitlich kleines Wäldchen und Gebüsche.
Ich bin abgebogen und etwa 50m Meter stand einer fast unter der Laterne und fragte mich ob ich die Polizei rufen könnte.
Ich hielt an und frage: "Die Polizei? Warum?"
Der streckte seine Hände nach unten und sagte: "Ich blute"
Die Hände waren blutig und am Hals klaffte eine blutende Schnittwunde. Der Typ sackte dann langsam nach unten und lag einfach da.
Ich sofort Notruf abgesetzt und die Polizei meinte, ich sollte an der Hauptstrasse an der Wegabzweigung warten, damit sie uns finden.
Ich also zu der Hauptsrasse, dann wieder zurück zum Verletzten, kurz mit ihm gesprochen, der hat mehr oder weniger röchelnd geantwortet und dann wurde er bewusstlos.
Ich immer wieder zu der Hauptstrasse und dann zum Verletzten ... dann dämmerte es mir, mir wurde langsam klar, dass evtl. ein Überfall stattfand und dass der/die Täter dann sich in der Nähe sein könnten, bin also nicht mehr weit auf dem Radweg gelaufen, nur von weitem immer wieder zum OPfer hingeschaut.
Etwa in 5 Minuten waren Polizei und Rettungswagen da, die Zeit schien mir wie eine Ewigkeit.
Nach Rettungsmassnahmen und Not-OP hat der Opfer überlebt.
Die Aufname des Tatortes dauerte, der Weg wurde gesperrt, 2 Polizeihunde anwesend gewesen, Kleidungsstücke des Opfers wurden gebracht, die Hunde am Suchen gewesen, Protokolle, ...
Jau, dann noch die Zeitungsheinis und Reporter erschienen und die sind in so einer Situation wirklich nicht willkommen, die haben nur genervt.
Am Folgetag wurde ich von der Polizei angerufen und wurde gefragt, ob sie meine Kontaktdaten an dem Opfer weitergeben dürften, er würde sich gerne bei mir bedanken.
Ich verneinte die Frage.
Der Polizist am Telefon meinte noch, das Opfer kann sich nicht erinnern was passiert ist, der wurde aber schon vor 2 Tage überfallen und dies wäre auch polizeilich aufgenommen gewesen, es ist also davon auszugehen, dass man zum 2.-mal das Opfer umbringen wollte.
Es wurde angenommen, dass der/die Täter mich gesehen haben und mir wurde empfohlen vorsichtig zu sein (was das auch immer hiess und ja, ja, einfach gesagt), meine Aufenthaltszeiten draussen unregelmässig zu gestalten und meine Wege permanent zu ändern.
Die Verletzung des Opfers hat mir nichts ausgemacht, ich war bei der DRK-Bereitschaft gewesen und habe Sani-Ausbildung ....
... aber der Gedanke, dass ich vom Täter gesehen wurde und evtl. der auf mich irgendwo lauert, das war wochenlang belastend, ich schlief kaum, beim kleinsten Geräusch zuckte ich zusammen und wenn ich draussen unterwegs war, dann war ich sozusagen permanent drauf vorbereitet sofort zu zuschlagen, wenn es drauf ankommt.
Mittlereweile hat es sich normalisiert, die Blutreste auf dem Gehwegsteinen waren nach einigen Wochen vom Regen abgewaschen .... ich laufe oder fahre mit dem Rad am Tatort relativ entspannt durch und doch manchmal mit einem mulmigen Gefühl, besonders wenn es dunkel ist und einer mir entgegen kommt.
Wenn mich jemand im Garten besucht und wenn der auf dem Weg wieder zurück muss, dann begleite ich ihm ohne auf die Nase zu binden warum - ich fühle mich einfach wohler, wenn ich mitlaufe.