@Smilon Hallo.
Eine große Abneigung gegen eine Religion ist ja noch nichts so schlimmes. Richtiger Hass wird aber durchaus problematisch, Hass ist auch für einen persönlich nicht gut.
Wichtig ist, dass du differenzierst.
,,Islam" ist erstmal einfach eine Religion. Man muss wissen: ,,DEN Islam" an sich gibt es aber nicht.
Es gibt den Koran, den Glauben an Allah und Mohammed als dessen Propheten und die Ablehnung von Schweinefleisch.
Darüber hinaus hören die Gemeinsamkeiten schon meistens auf in der muslimischen Gemeinde.
Obwohl ich dir das jetzt nicht alles haarklein aufdröseln will: Der Falafel-Verkäufer bei dir in der Fußgängerzone, der ursprünglich aus Palästina kommt, seit 20 Jahren in Deutschland lebt, Frau und Kinder hat, sich nie was zu schulden kommen lies und trotzdem Muslim ist, ist nicht zu vergleichen mit dem fanatischen IS-Kämpfer.
Die sind zwar beide Muslime, nennen sich so, aber haben grundverschiedene Vorstellungen davon, was muslimisch ist.
In der heutigen Zeit hat der Islam als Religion aber aus folgenden Gründen ein ganz gravierendes Problem, sowohl in Hinsicht auf sein Image, als auch konkret in der Frage, wie er als Religion zu verstehen ist, das hängt eng miteinander zusammen.
Weil der Islam in keinster Weise eine einheitliche Lehre hat, aber sich alle möglichen Leute Muslime nennen, sind sich auch viele so genannte Muslime nicht sicher, was Islam ist.
Sie sagen:,,Ich bin Muslim, so, wie ich glaube, ist der wahre Islam".
Das heisst logischerweise, dass andere, die sich auch Muslime nennen, aber andere Ansichten haben, für sie keine, zumindest keine richtigen, Muslime sind.
Und das wiederum bedeutet oft, dass man sich nicht weiter um deren Handlungen kümmert.
Warum auch - die sind ja nicht, wie es der ,,richtige Islam" gebietet.
Diese Distanz gibt es interessanterweise nicht, wenn man Kritik am Islam äußert, dann fühlen sich auch diejenigen angegriffen, die vorher von sich meinten:,,Das geht mich doch nichts an, was diese Typen von IS machen, das sind keine richtigen Muslime."
Das zweite Problem ist eine immer wieder auftretende Neigung bei Gruppen und Einzelpersonen des Islams, die nicht nur ihre Interpretation dieser Religion als richtig ansehen, sondern daraus auch ableiten, dass ihre Interpretation unter allen Umständen und mit Gewalt durchgesetzt werden muss.
Ungläubige und fehlgeleitete Muslime müssen bekehrt oder vernichtet werden.
Das führt dazu, dass der IS mordend durch die Lande zieht, das führte zu zahlreichen Anschlägen muslimischer Extremisten in der ganzen Welt.
Beides zusammen führt zu einem heute eher negativen Bild des Islams in der (westlichen) Welt:
Da sind die lauten, wütenden, gewalttätigen Muslime, die massenhaft Unschuldige töten und lautstark betonen, dass sie alle ,,Feinde des Islams" vernichten wollen.
Da sind die ,,anderen Muslime", die sich oftmals nur damit begnügen, zu sagen:,,Was die Terroristen machen, ist kein Islam (und wer das nicht begreift, ist ein blöder XY)".
Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, wenn man aktuell eine größere oder geringere Abneigung gegen Islam entwickelt.
Meiner Ansicht nach müssen die vernünftigen, anständigen Muslime aktiv die Deutungshoheit darüber zurückgewinnen, was wirklich Teil ihrer Religion ist und was nicht, sie dürfen das Feld nicht mehr den lauten Extremisten überlassen. Sei es aus Desinteresse, aus Bequemlichkeit, aus versteckter Sympathie oder aus Furcht darüber, dass sie eventuell auch Ziel der Extremisten werden könnten.
Ausgesprochen wichtig ist es aber in jedem Fall für dich, dass du dich nicht von Hass leiten lässt!
Das hilft niemandem, am wenigsten dir selbst.
Differenziere, dass dein normaler, muslimischer Freund nicht gleich dem IS-Kämpfer ist, den du aus dem Fernsehen kennst.
Und der türkische Mann und die türkische Frau mit Kopftuch nichts mit den Taliban zu tun haben.