Familienaufstellung: Eure Erfahrungen?
12.06.2015 um 00:17
Warum ist es so schwierig, sich auf die Fragestellung einzulassen?
Bert Hellinger ist - zu Recht - umstritten.
Es gibt - wie angeführt - aber die auch die durchaus seriöse systemische Aufstellung.
Warum immer wieder dieses gespamme
Für jemanden, der eine Aufstellung - in welcher Form auch immer - noch nicht gemacht hat, ist es schlicht nicht nachvollziehbar, was dort passiert/ möglich ist.
In welcher Form auch immer - ob mit Stellvertretern, Figuren oder durch Platzwechsel des Betroffenen in einer geführten Situation - ist es eine wirksame Methode.
Wie bei allen Therapieformen ist selbstverständlich ein verantwortungsvoller und gut ausgebildeter Therapeut erforderlich, der in der Lage ist den Betroffenen sinnvoll zu unterstützen und ggf. aufzufangen.
Ja, es gibt Scharlatane. Der Begriff "Familenaufsteller" ö. ä. ist nicht geschützt. Jede Hausfrau, die ein aufregendes Aufstellungswochende erlebt hat kann losziehen und künftig Aufstellungen für Freunde und Interessierte abhalten.
Aber: Die Aufstellungsarbeit ist eben auch eine anerkannte und wirksame therapeutische Arbeitsweise.
Daher kann sie in der Zusammenarbeit mit einem fähigen und ausgebildeten Therapeuten gute Erfolge erzielen.
Ich bin überzeugt von dieser Methode, mir hat sie geholfen.
Zu der Darstellung "ich stand da wie ein Schaf..." kann ich nur sagen, dass ich auch nicht wusste was von mir erwartet wurde, ich keine Ahnung hatte, was ich tun oder sagen sollte. Entgegen Deiner Erfahrung, dass die anderen Teilnehmer eingeweiht gewesen sein sollen und jeder informiert war, was er zu tun hatte, habe ich bei meiner ersten Stellvertretung die Erfahrung gemacht, dass ich nicht wusste worum es geht (und auch die anderen Stellvertreter nicht), es aber eine Reaktion gab.
Zur Erläuterung: Ich wollte nicht zu dieser Aufstellung. Ich war damals in einer Krise, meine Cousine empfahl mir, doch einmal eine Aufstellung zu probieren. Nach langem hin und her erklärte ich mich bereit an einem Aufstellungswochenende teilzunehmen, stellte aber klar, dass ich nicht vor hatte mich in irgendeiner Form zu beteiligen. Ich wollte mir nur ein Bild davon machen, wie sowas abläuft.
Jeder, der schon mal an Aufstellungen teilgenommen hat wird jetzt still in sich hineinschmunzeln.
Der Ablauf des Therapeuten bei dem ich war: Anreise Freitag, am Nachmittag eine Kennenlernrunde, jeder nennt seinen Namen, Details zu seiner Person oder dem Grund seiner Teilnahme nur wenn und in dem Umfang der ihm behagt. Es wird eine Erklärung vom Therapeuten zu seiner Person, Ausbildung und Werdegang gegeben sowie zu den Grundlagen der systemischen Arbeit.
Es wird aus der Gruppe heraus entschieden, wer beginnen möchte. Es folgt ein Gespräch vor der Gruppe zwischen Therapeut und Teilnehmer (worum geht es, was ist das Anliegen).
Der Therapeut bei dem ich war legt Wert darauf, dass keine Einzelheiten genannt werden um eine Beeinflussung der Gruppe zu vermeiden. Es bleibt also allgemein bei "ich habe da einen Konflikt mit meinem Vater/ meiner Mutter; die Beziehung zu meiner Schwester/ meinem Bruder ist so schwierig, etc"
Der Therapeut hat bereits Kenntnis von der Familiensituation, da jeder Teilnehmer vor Beginn des Seminars einen ausführlichen Fragebogen zur Familie ausgefüllt hat.
Sobald dem Teilnehmer und dem Therapeuten klar ist, um welches Thema es gehen soll, werden die Stellvertreter ausgewählt. In der Regel wählt der Aufstellende die Stellvertreter selbst, wenn er möchte, wählt der Therapeut die ersten Stellvertreter aus.
Die Stellvertreter werden nach dem Gefühl des Aufstellenden platziert. An dieser vom Aufstellenden gewählten Position fühlen sie sich erst einmal ein, werden dann vom Therapeuten nach ihrem Befinden, ihren Eindrücken an dieser Position befragt.
Nach meiner Erfahrung äußern die Stellvertreter dann Empfindungen/ typische Floskeln, die der Aufstellende von den Personen kennt, für den die Stellvertreter stehen. Eine simple Erklärung, wie die, dass die Stellvertreter eingeweiht waren, habe ich nie feststellen könne. Es war jeweils eine zusammengewürfelte Truppe, die sich erstmals bei diesem Aufstellungswochenende gesehen hat, es gab keine Vorab-Info o. ä.
Wenn durch die Stellverteter das sozusagen bekannte Bild des Aufstellenden da steht beginnt der eigentliche Prozess, die eigentliche Therapiearbeit. Der Therpeut verändert in der Aufstellung die bisherige Situation, gewährt damit dem Aufstellenden einen Blick darauf, wie es anders sein könnte, lässt die Stellvertreter zu der veränderten Situation Rückmeldung geben.
Wenn ich jetzt mal außen vor lasse, was nur begreiflich ist für jemanden der sowas erlebt hat, ist der therapeutische Effekt für mich offensichtlich: Die bestehende Situation wird dargestellt, es werden nachvollziehbare Veränderungen vorgenommen und die sich daraus ergebende neue Situation betrachtet.
Für den Aufstellenden bedeutet das, ihm wird die aktuelle Situation veranschaulich und ein oder mehrere mögliche Lösungswege aufgezeigt. Es wird der Blick geöffnet für Möglichkeiten. Es wird ein Weg für Veränderungen aufgezeigt.
Alleine der veränderte Blick auf eine Person und deren (vermutete) Motivation kann so viel neuen Spielraum verschaffen, kann die Einschätzung völlig verändern.
Letztlich ist auch die Aufstellungsarbeit - wenn seriös betrieben! - nicht anders als jegliche andere Therapieformen.
Lass jemanden eine eindrückliche Erfahrung aus der Gesprächstherapie oder der kognitiven Verhaltenstherapie schildern und es werden sich Kritiker finden, die diese Erfahrung als unmöglich zerlegen.