Ich sah neulich einen Bericht über Zwangsarbeit in ostdeutschen Gefängnissen.
Thematisiert wurde vor allem, dass viele westdeutsche Firmen lukrative Geschäfte mit der DDR machten und so direkt von der billigen Zwangsarbeit profitierten.
Zum Ende der Sendung (etwa ab Minute 37 ) wird die brisante Forderung erhoben, dass die Nutznießer dieser Zwangsarbeit, also westdeutsche Firmen wie ALDI, IKEA, Hertie, Karstadt, Salamander, Quelle, Neckermann, Otto, BASF, Bayer und viele andere mehr, die Zwangsarbeiter aus dem Osten für ihre Arbeit entschädigen sollten (z.B. für erlittene Gesundheitsschäden)
http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Geschichte-im-Ersten-Ausgebeutet-f%C3%BCr-de/Das-Erste/Video?documentId=31069682&bcastId=799280 (Archiv-Version vom 15.10.2015)Für mich ist das aus zweierlei Gründen diskussionswürdig:
*die vorgestellten Gefangenen waren politische Gefangen des DDR Unrechtsstaates.
Insofern sehe ich den Rechtsnachfolger des Staates DDR in der Verantwortung, nicht die Firmen.
*Wenn man die Entschädigung für die ehemaligen Gefangenen bejaht, wie geht man mit der systemimmanente Ausbeutung und dem ständigen Transfer von Arm nach Reich im globalen Stil um??
Den Wohlstand der Menschen in Westeuropa (Nordamerika) nähren heute statt billiger Knastarbeiter aus Ostdeutschland Millionen Menschen weltweit, z.B. die Menschen in der Textilindustrie in Bangladesh, die Blumeerzeugerinnen in Kenia, unzählige aus dem Heer der 250 Millionen Wanderarbeiter in China, Kaffeebauern in Mexico, Kinder auf den Baumwollfeldern, die heimatlosgewordenen Menschen im Amazonasregenwald (bzw wo früher Regenwald war)
Der Reigen derer, die wir heute und jetzt für unseren Wohlstand ausbeuten, ließe sich fast endlos fortsetzen.