@Xyrnsystr Xyrnsystr schrieb:Man braucht nicht wirklich Buchdruck um an mehr Wissen zu kommen. Man kann in jeder Stadt, in jedem Dorf Schrifttafeln aufstellen die alles wichtige Wissen und Know-How aufschreiben.
Ich denke es war ein Scherzargument von dir.
Die Bedeutung des Buchdrucks
Einleitung der medienrevolution:
Die Erfindung der Normierung der Sprache,
die Erfindung der Literalität,
die erste mediale Massenproduktion
Der Buchdruck ermöglichte die exakte Reproduktion von Wissen in einem zuvor nie gekannten Ausmaß; während Bücher zuvor manuell in Skriptorien kopiert wurden, wurde der menschliche Faktor ersetzbar; auch Transkriptionsfehler bei der Abschrift wurden vermeidbar.
Die Autorschaft bekam Bedeutung; es wurde wichtig, wer etwas gesagt bzw. geschrieben hatte, was und wie er präzise formuliert hatte und wann dies zu datieren war; dies ermöglichte das Adressieren und Referenzieren von Urhebern; es entstand die Regel: "Ein Autor, ein Werk (Titel), ein Informationsbündel" (Giesecke 1989: 325). Zuvor hatte der Autor eine vergleichsweise geringe Bedeutung gehabt, die Abschrift eines Werkes von Aristoteles in Paris musste nicht identisch mit der in Bologna sein (vgl. Giesecke 1989: 325); teilweise war es gar nicht möglich, ein Werk einem bestimmten Autor zuzuordnen – dies war auch nicht von Bedeutung gewesen.
Bücher wurden normiert und standardisiert, indem sich die Kennzeichnung durch Seitenzahlen, Inhaltsverzeichnisse, Register sowie Titelblätter durchsetzte.
Das Lesen veränderte sich; während Bücher zuvor laut vorgelesen wurden, entwickelte sich der Vorgang des Lesens zum heutigen Stilllesen.
Eine allgemeine Alphabetisierung begann und leitete eine Bildungsrevolution ein.
Das Denken veränderte sich in Anpassung an die Schriftform; der visuelle Anteil an gedruckten Büchern wurde zurückgedrängt durch den Text; Argumentationen wurden streng kausal, was ein Kennzeichen der Wissenschaften sind.
Die Ausdifferenzierung der Wissenschaften wurde beschleunigt und die wissenschaftliche Methodik setzte sich gegen das mittelalterliche Denken in Bildern und Metaphern durch.
Wissen wurde allgemein zugänglicher, da gedruckte Bücher preiswerter als die handschriftlich kopierten waren, da es mehr Exemplare eines Buches gab und Schriften zu zirkulieren begannen. Nach- und Raubdrucke beschleunigten die Verbreitung weiter
Latein als Universal- und Wissenschaftssprache wurde abgelöst durch Nationalsprachen, die zunächst jedoch noch dialektisch waren.
Die Zunahme an verfügbarem Wissen beförderte den Meinungsstreit und die gesellschaftliche Willensbildung.
Aus der zunehmenden geographischen Verbreitung von Druckwerken entwickelte sich die Notwendigkeit der Normierung und Standardisierung der Sprache; Dialekte werden im Druck verdrängt, die Herausbildung von Nationalsprachen beginnt, dies wiederum ermöglicht und fördert die Entstehung von Nationalstaaten.
Alles in allem, war die Erfindung von Gutenberg ein Meilenstein für die Entwicklung der moderen Menschheit und ist garnicht hoch genug zu bewerten.