@Tanith22Okay - ich relativiere den Begriff "Held" ... denn das ist er sicher nicht für mich. Liegt aber an der Definition des "Helden", nicht an dem, was du umgangssprachlich damit eigentlich meinst
:)Falco war ein Unikat. Ein unglaublich gestörtes, muss man dazu sagen ... aber ebenso geniales. Was meist Hand in Hand geht. Ich hatte das Glück, ein paar Off-Dokus sehen zu können, also solche, die nicht Mainstream waren oder sind, und da wird die Person nochmal ganz anders beleuchtet und ein Mensch wie ich, der sich dort hineinversetzen und eine gewisse, latente Bewunderung empfinden kann, für die offensichtliche wie auch latente und in Kauf genommene Selbstzerstörung, die es mit sich bringt, wenn man sein eigenes ICH konsequenzlos und vor allem kompromisslos selbst verwirklichen will oder - vielmehr - muss ... kann da einfach nur Bewunderung für empfinden. Eine tragische Bewunderung, zugegeben, aber dennoch Bewunderung. Wir Deutschen haben ein Wort dafür, das es tatsächlich nur in der deutschen Sprache gibt, und das ist: Weltschmerz.
Falco war so tragisch wie exzentrisch wie genial und ein Produkt seiner selbst. Eine wandelnde Ambivalenz und das perfekte Beispiel dafür, was Erfolg mit einem anstellt, wenn man immer schon wusste, dass man ihn verdient. Nein. Braucht. Nein. Beides. Nein. Ja.
Verstehst du? ;-)
Künstler denken anders. Immer. Die wenigsten können das leben und die, die Erfolg haben und zur Ikone stilisiert werden, zu Lebzeiten, die verkraften das oft nicht, denn insgeheim ist der Größenwahn nur Angst vor der Belanglosigkeit des eigenen Ichs.
Falco hat Dinge erreicht, die damals umöglich schienen, bspw. deutschsprachige Musik in die US-Charts zu bringen. Das gebietet Anerkennung. Ist er in das gleiche Medienloch gefallen wie viele vor ihm? Ja. Hat er aufgegeben? Nein. Hat es ihm was gebracht? Ansichtssache. Ich denke nicht. Aber er musste weitermachen, weil das war seine Natur.
Am Ende hat ihn seine Natur umgebracht. Das ist schade, aber vermutlich (meiner Meinung nach) gewollt gewesen. In dem Track: "Out of the Dark" heißt es: "Muss ich erst sterben, um zu leben?"
Der Titel wurde kurz vor seinem Tod aufgenommen und kurz danach veröffentlicht. Hinterfragt wurde der Text kaum. Ich denke, Falco hat hier das einzige getan, das er in seinem tragische Größenwahn für möglich und sinnvoll hielt, nämlich sich unsterblich zu machen.
Ich sage nicht, dass das erstrebenswert ist. Aber es erfordert gleichermaßen Verzweiflung wie Courage. Er steht damit auf einer Stufe für mich mit einem Edgar Allen Poe ... einem Kafka ... sogar einem Goethe.
Deswegen die Relativierung: er ist kein Held für mich, aber ich bewundere, dass er sich selbst so gnadenlos durchgezogen hat. Das bewundere ich. Vielleicht, weil ich insgeheim ähnlich ticke, aber diesen Mut nicht habe.