Woher kommt der Ausländerhass?

Den "Hass" in anderen Ländern würde ich viel eher "ungebildetheit" (das fehlen von Bildung) nennen. Zu Deutschland würde das fehlen von Bildung jedoch nicht passen...

Angeregt von einer privaten mail:

Ja, leben und leben lassen ...glaubt mir immer keiner, dass ich die nettesten Nachbarn in Kreuzberg hatte, wo es über einen Häuserblock eine Art Dorf gab, in dem sich alle kannten und die Sozialstrukturen noch funktioniert haben. Da wurde man als allein stehende Frau beschützt (trotz Männerbesuch ab und an, der durchaus auch registriert wurde ;) ), nie blöd angemacht (außer von einem langhaarigen, deutschen Hippie), man half sich gegenseitig, ...

Jetzt sind dort statt der Teestuben und Gemüseläden lauter Bars und Asia-Restaurants, um die Ecke floriert der Drogenmarkt, die Mieten explodieren.
Klar steigt die Kriminalität ... aber nicht wegen der alteingesessenen Immigranten.

Die Bezirke verschlafen es, irgendwas zu regeln, und wundern sich dann, wenn die Strukturen zerstört werden und sich niemand mehr für irgendwas zuständig fühlt.

Normalerweise saßen auf dem Oranienplatz die Mütter mit den Kinderwagen, hatten Obst und Tee dabei, und als wir für unseren Hinterhof-Garten kleine Pflastersteine aus dem Brunnen und den Büschen sammelten (Überbleibsel der 1.Mai-Demos), haben alle mitgeholfen. Sie konnten zwar zu Teil kaum Deutsch, aber das Wort "Nachbarschaftsinitiative". Oder vielleicht klang es auch nur wichtig genug? Jedenfalls wurde bei der Gelegenheit auch gleich noch eine Menge Müll eingesammelt. :)

Dann wurde der Platz besetzt - wie lange? Und wie lange dauerte es, bis wenigstens Dixie-Klos aufgestellt wurden ... da fand man erstmal alles andere als Steine in den Gebüschen.

Jetzt ist die Drogenszene in dem Park drei Blocks weiter und den umliegenden Straßen, auch mit harten und synthetischen Drogen, und man findet in den Gebüschen, Hauseingängen und Sandkästen eher Spritzen.
Es hat drei Jahre gedauert, dass die Polizei jetzt mal im Görlitzer Park und den umliegenden Straßen Razzien durchführt!
Seit zwei Jahren leben Flüchtlinge in einer ehemaligen Schule, in Räumen die dafür ungeeignet sind, die eigentlich für Nachbarschaftsprojekte umgebaut werden sollten, nun aber ein Flüchtlingsheim werden soll, wofür die Flüchtlinge aber erstmal ausziehen müssen ...
Und der Bezirk ist unter anderem deshalb pleite bis zur Hauhaltssperre, weil er Unterhalt und Security für das Gebäude finanzieren musste. Für Menschen, die ihre Asylanträge in anderen Bundesländern oder Italien laufen haben.
Andere Projekte für die Anwohner gehen derweil leer aus.

Und inzwischen müssen die Gemüseläden, Teestuben und Imbisse wegen radikaler Mieterhöhungen weichen. Plötzlich ist Kreuzberg/Neukölln hip, private Investoren wollen Rendite.
Am Wochenende drängeln sich die Party-People und Kunden der Dealer um den Görlitzer Bahnhof.

Wie sollen sich bei solcher Planlosigkeit soziale Strukturen halten?

Und dann wird natürlich messerscharf geschlossen, dass "die Ausländer" das Problem sind.
Dabei werden die doch gerade durch Mieterhöhungen verdrängt, und leiden genauso unter der Kriminalität und dem Drogenmarkt ...

Nur so ein paar Gedanken.

Ich halte die zentrale Unterbringung, das Zusammenpferchen von Flüchtlingen in Lagern, für eine politisch gewollte Massnahme. Sinnvoller und humaner wäre es, Flüchtlinge dezentral in leer stehenden Wohnungen "ganz normaler" Quartiere unterzubringen. Das vermeidet Ghettobildung, Abschottung, Diskriminierung - fördert Kennenlernen und Nachbarschaftskontakte.

Das Flüchtlingsthema wird leider noch große Wellen schlagen..

Doors schrieb:fördert Kennenlernen und Nachbarschaftskontakte.

Die meisten Leute interessieren sich einen feuchten Dreck für ihre Nachbarn. Warum sollte das, wenn Ausländer einziehen, plötzlich anders werden?

Schlechte Erfahrung mit Immigranten?

Teilweise kann ich den Ausländerhass auch verstehen. Nicht, weil ich irgendwelche Assis nach ihrer Herkunft bewerte, sondern weil sich Welche nicht die Mühe machen, sich wenigstens aufs Minimum zu integrieren.
Und weil Heute/Gestern im Chat das Thema Integration gewesen ist, ich nur mit Idioten zutun hatte, kann ich meinen Senf ja auf diese Frikadelle schmieren. :Y: :D

Zu einer guten Integration braucht man zwei Seiten. Die Seite, die von Woanders kommt und die Seite, die das Hier repräsentieren.
Viele verstehen wohl einfach nicht, dass es zu einer Integration nicht genügt, wenn man die Landessprache beherrscht.
Man muss auch die Kultur akzeptieren, in der man lebt und einsehen, dass man seine Kultur nicht mehr zu 100% ausleben kann.
Genauso wenig sollten Hier-Menschen nicht mit verschränkten Armen erwarten, dass nur Woanders-Menschen was mit Integration zutun haben. Es bringt einen feuchten Furz, wenn man den "fremden" Menschen nicht entgegenkommt.
Und dazu gehört sicher nicht, wenn man als Erzieher die türkische Sprache (weil es im Chat vorkam) zu lernen, nur damit die Kinder es leichter haben. Im Gegenteil. Wenn man den Kindern nicht beibringt, die deutsche (Landessprache) Sprache zu sprechen und ihnen mit ihrer Muttersprache entgegenkommt, ist es viel kontraproduktiver, als wenn man ihnen auf "üblichen" Wege die Landessprache beibringt.

Und so ein riesiges Drama ist es auch nicht, wenn die Kinder ungedeutscht in den Kindergarten kommen. Meine Geschwister und ich sind damals auch ohne ein deutsches Wort in den Kindergarten gekommen und können uns mittlerweile genauso gut artikulieren, wie die "deutschen" Kinder auch.

Außerdem wäre kein perfektes deutsch kein Argument für eine Integration. Hört euch mal zu, euren Eltern und euren Mitmenschen. Wer von euch kann sich in deutscher Sprache hervorragend artikulieren? :P:

So, es sprach der König von Allmy..yeah. :king:

Pika haftet weder für Fehler, noch für schwangere Töchter. :Y:

@KillingTime

Auf dem Land und in Kleinstädten ist der Nachbarschaftskontakt nach meinen Erfahrungen ein durchaus enger.

Es gibt Ausländerhass überall, nicht nur in Deutschland.

Warum? Ich denke, es ist die Angst vor dem Unbekannten, dem Anderssein anderer Menschen, oder pure Unwissenheit, manchmal vielleicht auch ungünstigerweise negative Erfahrungen die dann auf Alle projiziert werden.

Integration ist ein ZWEISEITIGER Prozess! Beide Seiten müssen aufeinander zukommen!

sehe ich auch so. Manchmal besteht bei einigen Leuten kein Interesse an sowas.

Doors schrieb am 24.11.2014:Ich halte die zentrale Unterbringung, das Zusammenpferchen von Flüchtlingen in Lagern, für eine politisch gewollte Massnahme.

Mit welcher Absicht? Glaubst du, es handelt sich dabei um Kontrollier- und Beschützbarkeit? Es kann sich aber auch um die Nutzbarmachung alter Ruinen handeln.
Die zentrale Haltung bildet allerdings einen ständigen Unruheherd. Ich weiß nicht, ob du darauf abzielst.

Deine Vermutung interessiert mich.

@Doors

Doors schrieb:Auf dem Land und in Kleinstädten ist der Nachbarschaftskontakt nach meinen Erfahrungen ein durchaus enger.

Ja aber da muss man erstmal reinwachsen.
Ich wohne ja selbst extrem ländlich und deswegen weiss ich wie skeptisch die "Ureinwohner" allem neuen gegenüber sind.
Ist man aber erstmal akzeptiert sinds in der Tat die besten Nachbarn der Welt.

In der Stadt sind die Menschen zwar aufgeschlossener und eine Kontaktaufnahme geht schneller , allerdings ist dort auch die Gleichgültigkeit grösser.
Das ist zumindest meine Erfahrung.

Medien.

@niurick

Zentrale Unterbringung erleichtert natürlich die Kontrolle, aber auch den Schutz vor Übergriffen. Werden die Flüchtlinge irgendwo am Arsch der Welt untergebracht, dann muss das mit dem Schutz aber nicht zwingend funktionieren, wie die Brand- und Mordanschläge aus den 1990ern lehrten. Natürlich ist es auch billiger, leerstehende Kasernen in der Walachei zu nutzen, als Wohnungen in Städten anzumieten.

Grundsätzlich läuft aber die konzentrierte Lagerung von Flüchtlingen dem Integrationsgedanken zuwider. Dafür bieten Zeltunterkünfte oder 8-Bett-Zimmerchen natürlich wenig Anreiz, dafür auf der Flucht sein Leben zu riskieren. "Lager" haben in Deutschland immer eine abschrekende Wirkung, ähnlich wie seinerzeit die Gewaltexzesse in den 1990ern. Die schreckten Flüchtlinge ab (Hey, verbrennen lassen kann ich mich auch zu Hause!) und lieferten gleichzeitig Schützenhilfe für die Aushöhlung des Asylrechts. Wie sagte seinerzeit ein CDU-Parlamentarier sinngemäss: Das Problem bei "Ausländerfeindlichkeit" sind die Ausländer. Gäbe es keine Ausländer, gäbe es auch keine Brandanschläge. Dieser kruden Logik ist nicht hinzuzufügen, höchstens: Ohne Juden kein Auschwitz.

@Doors

Danke für die umfangreiche Antwort. Neben den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekten interessiere ich mich vor allem für den politischen, den du erwähnt hast:

Doors schrieb:und lieferten gleichzeitig Schützenhilfe für die Aushöhlung des Asylrechts.

Erinnerst du dich an bestimmte Veränderungen? In der Vergangenheit habe ich die (pardon) Lager-Tradition für eine Frage der Zweckmäßigkeit gehalten. Als ein in der DDR Geborener war ich selbst Bewohner/ Opfer dieser Lagerhaltung.

Geht es jetzt hier um den allgemeinen Ausländerhass oder speziell um bestimmte Gruppen von Ausländer wie Asylanten, Türken, Moslems, Südländer? Für mich ist das ein Unterschied.

@niurick

Hier eine Zusammenfassung der Geschichte des Asylrechts in der BRD incl. der Verschärfungen von 1993, nach den zahlreichen Pogromen:

http://www.kub-berlin.org/index.php/ru/fachinformationen/36-geschichte-der-asyl-und-fluechtlingspolitik-der-bundesrepublik-deutschland

Doofheit ;)

@aseria23
so cool :)

Daher kommt der Ausländerhass :

https://www.facebook.com/nrwaktuelltv?fref=nf

@Cypress01
Vom NRW? Halte ich für eine gewagte these...

@interrobang
Wie vom NRW?
Auch als Österreicher, solltest du wissen, dass NRW ( Nordrhein-Westfalen ) ein deutsches Bundesland ist. ;)
Oder wie hast du das jetzt gemeint?