Angst
13.03.2005 um 02:40
Wenn der Tod alles auslöscht, alle Erinnerungen, alles angehäufte Wissen,
wenn nach dem Tod/mit dem Tod keine Seele ist, so sind wir auf physikalischer Ebene nur Zerfallsprodukte, entstanden, um wieder in andere Bestandteile zu zergehen. In diesen Bestandteilen, die alle Teil des Universums sind, leben wir dann weiter, doch von Bewußtsein und Erinnerung ist nichts übrig, es sei denn,
die Atome, aus denen wir sind, haben einen eigenen Erinnerungsspeicher, von dem wir noch nichts wissen, und auch dann ist von unserer Persönlichkeit wohl
nichts gespeichert, außer vielleicht eine Art positiver oder negativer Energie,
die wiederum für die Nachwelt von Belang sein könnte. Diese Gratwanderung zwischen Physik und Metaphysik ist bei dem Thema Tod unausweichlich,
die Gedankenwelt eines Menschen ist zu seinen Lebzeiten zerstörbar, und zwar unwiderruflich, so wie es auch erst durch den Tod eintreten kann.
Der Glaube an die Seele ist vielleicht auch nur ein Glaube aus Angst vor dieser
eventuellen und unwiderruflichen Endgültigkeit.
Die Natur zeigt uns auf, daß der Tod einem sinnvollen Kreislauf dienen kann,
unser Tod, der Menschen Tod jedoch, erscheint uns sinnlos, so wir denn einen
Sinn dafür "er"-finden möchten.
Vielleicht ist es so, daß wir alle biologische Wunderwerke sind, doch ist so gesehen alles erkannte und beschriebene Sein ein Wunder.
Über dieses Wunder hinaus verlangt es uns noch nach ewiger Glückseligkeit,
ewigem Leben,
der Biologe erklärt sich diese Wünsche, diese Gefühlswelt leicht als Zusammenspiel von Hormonen und Neuronen,
der Chemiker spielt ihm gerne den Ball zu, der Physiker jedoch spielt ein falsches Spiel, muß er sich doch entscheiden, zwischen der ihm bekannten Physik, und eventuell stagnieren, oder sich dem öffnen, was ihm als Mensch auch als Ahnung innewohnt, daß wir alle mehr sind, als das , wofür die Naturwissenschften uns erklären, daß wir nicht einfach leben, weil die Bedingungen hierfür optimal sind. Die Frage nach unserer Herkunft stellt sich
in Zeiten, in denen ein einziger Schädelfund als Beweis schon ausreichen kann,
um die Welt glauben zu machen, es hätte Abertausende von dieser Spezies gegeben, und es wird phantasievoll ausgemalt, wie diese gelebt hätte, etc.
Auf Spekulationen und Halbwissen beruht die gesamte uns bekannte Wissenschaft, Halbwissen deshalb, weil sie unvollkommen ist, und mit der Zeit
durch Fehler lernt, das Einzige was den Fortschritt aufhalten kann, ist das
endültige unflexible Denken.
Mag sein, daß alle für sich in der einen oder anderen Hypothese Recht behalten haben, doch dies ist kein Grund, sich vor allen Möglichkeiten zu verschließen,
in der Zusammenarbeit aller wissenschaftlicher Richtungen liegt höchstwahrscheinlich das ultimative Wissen, zumindest jedoch erhöht dies die Trefferquote der wilden Spekulationen in den wichtigsten Fragen der Menschheit.
Die Angst vor dem Ungwissen und der hieraus resultierende Wissenstrieb
können der Schlüssel zu den noch vielen offenen Fragen sein, doch sollten in allererster Linie die Berührungsängste zwischen den Fragenden erheblich reduziert werden.
Bleibt zu hoffen, daß die Wissenschaft der Zukunft eine sehr viel flexiblere sein wird, als die, die uns bekannt war und ist.
Vielleicht kommen wir dann dem Mysterium des Todes ein Stück weit näher,
und weiter weg von der Angst vor ihm.
q.
"Es ist erstaunlich, wie sich der Mensch sich so ganz der Täuschung hingeben kann, daß das Schöne auch das Gute sei." L.N.Tolstoj