Was fühlt ein Sterbender?

Es denkt und fühlt sicher nicht jeder das Gleiche. Kommt wohl drauf an, wie genau man stirbt etc. Ich denke, dass einige Menschen fühlen, dass es bald „soweit” ist.

@hexenlady
Nico hat wohl ein ganz anderes Verhältnis zum Tod als wir. Er identfiziert sich damit und wird weiser dadurch.
>Alles Liebe für Nico!! Hoffe, er hat keine Schmerzen.

Bei einigen Naturvölkern ziehen sich die Sterbenden auch zurück, also scheint man es doch zu merken, vielleicht haben aber wir, die sogenannten "zivilisierten" Menschen diesen Bezug zur Natur und Leben und Tod längst verloren.

@Thalassa
So wird es sein. Nur Materiell denken kanns ja auch nicht sein, zumal man nichts mitnehmen kann.

@hexenlady
Von mir zitiert, hoffe er hat keine Schmerzen.

Nicht gut formuliert. Nico ist krank, seine Lebensdauer ist begrenzt. Wäre noch tragischer, wenn er körperliche Schmerzen hätte. So habe ich es gemeint.

Ich war oft auf Intensivstationen und hab mit Ärzten gesprochen. Mir haben viele erzählt dass manche Sterbenden es auch steuern (gewisser Rahmen) wann sie sterben.

Mein Vater war tagelang im Koma, die Medikamente wurden morgens heruntergefahren. Den ganzen Tag über war Familie da.
Am Abend waren mein Bruder und ich alleine mit ihm, 20 Minuten später ist er verstorben. Der Arzt hat gemeint er wollte mit seinen Kindern alleine sein und hat gewartet. Wie auch immer, die Vorstellung dass er uns wahrgenommen hat fand ich sehr tröstend...

Ja, das stimmt. Sterbende können steuern, wann sie sterben. So habe ich es auch erlebt, ich bin Sterbebegleiterin. @cavalera

@mittwoch13

Kannst du aus deinen Erfahrungen mal mitteilen, was Sterbende so denken und fühlen? Und wie genau steuern sie denn, wann sie sterben?

mittwoch13 schrieb:Sterbende können steuern, wann sie sterben

An ein bewußtes steuern glaube ich nicht, im Sinne von - der Mensch hat die Macht dazu. Aber daß sterbende Menschen erst dann gehen, wenn sie noch bestimmte Dinge "erledigt" haben oder Angehörige, Freunde sahen... das hört man ja wirklich immer wieder. Kann aber genauso auch Zufall sein.

Nein, Nico hat keine Schmerzen aber er kann nur noch die Fingerspitzen bewegen. Sein Schicksal geht mir sehr nah und ich wünsche ihm dass sein Leid bald ein Ende hat.

Mein Schwiegervater hatte Alzheimer im Endstadium und er starrte nur noch die Decke an. Durch die vielen Medikamente bekam er einen Darminfarkt. Die Ärzte wares so gewissenhaft und haben eine Operation verweigert. Wir sind zu ihm in die Klinik und haben Abschied genommen. Mein Schwiegervater war ein toller Mensch, immer friedliebend und immer gerecht. Wir waren lange da und haben auch gebetet, ja wir sind katholisch und gläubig. Gestorben ist er aber erst als er mit der Schwiegermutter allein war. Er hat so lang gewartet bis alle weg waren. Trotz der Medikamente hat man ihm deutlich angemerkt dass er starke Schmerzen hatte. Mir hat es in der Seele weh getan ihn so leiden zu sehen.

Diese Erfahrung werden wir alle machen und wir werden sie wie alle abermilliarden Seelen vor uns nicht weitergeben können.

@hexenlady

Das kenne ich. Meine Tante ( allerdings schon etwas über 80 Jahre ) leidet auch seit Jahren unter Muskelschwund. Bei ihr ist es mittlerweile soweit dass sie weder Essen, Trinken, noch sich sonst in einer Form bewegen kann, sprich, sie liegt nur im Bett oder wird von der Pflegekraft in einen Rollstuhl gesetzt damit sie auch mal raus kommt. Seit einer Woche bekommt sie immer schlechter Luft, ich denke dass es nicht mehr lange hin ist bis sie stirbt.

Jedoch, in so jungen Jahren wie Nico es ist, zu wissen dass man bald stirbt, ich glaube ich würde durchdrehen. Würde glaube ich jeder, der damit nicht direkt selbst konfrontiert ist.

Satansdrache schrieb:Angenommen man stirbt eines natürlichen Todes:

Was denkt und fühlt man da?

Und woher weiß man, dass man jetzt sterben wird? Wie fühlt sich der Körper dabei an?

Schätze, es verhält sich ähnlich wie beim Einschlafen...

@Noumenon

Was fühlt man denn beim Einschlafen? Müdigkeit? Ruhe? Oder ist man aufgedreht oder so abgelenkt dass man nicht schlafen kann? Ist man so abgelenkt dass man nicht sterben kann?

Und wie fühlt sich der Körper denn im Normalzustand an? Gesund. Aber beim Sterben kann sich der Körper ja eigentlich nicht gesund anfühlen.

@Satansdrache
ich wurde sehr unruhig, innere Angst,sämtliche Kraft entwich und dann war alles schwarz und still.....

Also ich stelle mir das Sterben als Momente voller Vorfreude auf die "Erlösung" durch den Tod vor.
Es hängt wahrscheinlich auch davon ab, ob man Angst vor dem Tod hat oder bereits erkannt hat, dass jeder Mensch früher oder später sterben muss und dass der Tod nichts negatives ist.

Regenerate schrieb:dass sie Sterbenskrank waren etc.. Also ich weiss nicht ob ich das so gut finden würden, wenn ich wüsste oder fühle, gleich ist es soweit.

aha! Kannst du da mal irgendein Beispiel zu geben?
Ich erwarte von meinem Schlaf und Bett das ich auch früh wieder aufstehe, ganz normal halt.
gar nicht merken das man schwer krank ist ist meiner Meinung nach unmöglich!


hmm und das mit dem Steuern...schon komisch denn das wäre ja dann fast genauso wie das steuern beim aufwachen bzw. beim Einschlafen und bedingt das es danach doch irgendwie weiter geht…

Ich erlebe öfters, dass sie warten, bis jemand bestimmtes da wahr. In einem Fall war eine Frau schwer krank, ihre Tochter musste aber zwei Wochen auf Geschäftsreise und bat ihre Mutter, zu warten. Die Mutter wartete wirklich, die Tochter kam auf dem Rückweg gleich vorbei, in dieser Nacht starb dann die Frau.

Dann gab es eine Frau, die hatte einen behinderten Sohn, der war mongoloid. Er kam sie immer besuchen und obwohl es medizinisch kaum zu fassen war, lebte diese Frau einfach weiter. Sie starb in einer Sonntagnacht. Als wir im Heim anriefen, erfuhren wir, dass ihr Sohn nur wenige Stunden vor ihr gestorben war ( Herz, ist bei der Behinderung so eine Schwachstelle ). Scheinbar hat sie auf irgendeine Art erfahren, dass sie nun nicht mehr auf ihn warten muss. Manchmal ist es sonderbar, sie wußte ja offiziell nichts davon, das wußte da noch niemand.

Dann gab es eine andere Frau, die habe ich ein halbes Jahr betreut, sie lag nur noch im Bett und sprach auch nicht mehr. Sie hatte keine Kinder, nur einen Bruder und für den war sie bloß ein Kostenfaktor, sie standen sich auch nicht nahe. Als es ans Sterben ging bei ihr, war das kurz vor einem wichtigen Seminar bei mir. Ich sagte ihr, wenn sie wolle, dass ich bei ihr bin, dann müsse sie sich beeilen, sonst könnte wohl nur der Bruder da sein. ( Mehr Angehörige gab es nicht ), sie hat gelächelt.

Sie starb einen Tag, bevor ich wegfahren musste.

Gibt viele Beispiele dieser Art. Ich denke, man kann es wohl steuern. Manche werden auch "abgeholt", mir sagte eine - fitte, aber ältere - Frau, sie könne nicht mit mir spazieren gehen, ihre Mutter habe gesagt, sie komme vorbei um sie abzuholen. Klang für mich verwirrt, aber das kommt vor. Das war an einem Samstag. Sie starb am Montag an einer Hirnblutung, war also zu dem Zeitpunkt, wo sie es sagte, gar nicht akut krank. @Satansdrache

@mittwoch13
Hi. Sag mal bitte, wie wird man Sterbebegleitung? Das ist ehrenamtlich oder?

Also du kannst den Hospizhelfer machen, da gibt es eine Ausbildung, die arbeiten dann ehrenamtlich, soweit ich weiß. Ich arbeite als Beschäftigungstherapeutin im Bereich Demenz - und Sterbebegleitung und bin angestellt. Dazu braucht man aber auch eine Ausbildung. @cavalera