Schöner Thread. Ich hoffe, der EP entschließt sich dennoch, hier zu bleiben, den Kampf gegen die Trolle aufzunehmen, die sich hier wie die Maden im Speck eingenistet haben.
Das Problem ist die Anonymität: da konstruiert sich so ein selbst-überzeugter Halodrian gern mal ein Gegenüber zurecht, dass sich schier alles erzählen lässt. Die Naivität ist dem (Ein-)Gebildeten sein Todfeind, also geht ihm die Hutkrempe hoch.
Dazu kommt noch, dass dies ein deutsches Forum ist und die Leute mit der unfraglich vererbten Schuld und Verantwortung ihrer bitterbösen Nazi-Vorväter klarkommen müssen. So bürgert sich die Lossagung von ängstlichen Unterstellungen ansich schnell als Mantra ein, es ja nie mit jemanden böse zu meinen und mental vollkommen anders gebaut zu sein als die skrupellos-pedantischen Vorväter. Ausser natürlich mit jenen, denen man mal einfach pauschal unterstellt, dass sie es immer böse meinen, wenn sie sich ihre eigenen Reime auf allbekannte Halbwahrheiten machen. So wird 911 zur Gretchenfrage, wessen Geistes Kind derjenige welche ist.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Reputation, der digitale Ruf, das "Image" - bei jedermann unendlich eitel beschönt und erlogen. Will man den Papa mimen, an den man sich immer halten kann (der immer Recht hat), so ist grundlegende unnachgibige Skepsis eine Zierde. Dass Skepsis gegenüber Skepsis aber mit das Bescheuertste auf Erden ist, wird gekonnt wegetikettiert. So wie alles schmerzlich wegetikettiert wird, die Stilllegung jeder Sorge so oft runtergebeten, bis man es selber glaubt.
Ist bei 911 geschehen und geschieht bei allen anderen Themen auch. Alles Mumpitz abseits der Tagesordnung.
Es ist das alte Leid des Höhlengleichnisses: der Sehende, der zu seinen gefesselten Kameraden zurückkehrt und berichtet, wird totgeprügelt.
Wer weiß, wie viele User in der Vergangenheit mit ihren Mutmaßungen schon den Nagel auf den Kopf trafen und dafür ein Gewitter an ungläubigen Beleidigungen ernteten.
Mir wurde kürzlich lang und breit erklärt, dass ein Forum nun mal ein Ort des Streites ist und diese abreagierenden Stellvertreter-Tobsuchtsanfälle ganz normal sind.
In meiner Welt bedeutet Streit das Scheitern einer Diskussion und schon eine Diskussion ist eine Unterhaltung, die zu ernst getrieben wird. Bei Meinungsverschiedenheiten ist das "gleiche Augenhöhe" essenziell. Alles andere ist unreifes Gehate, das zu nichts führt.
Aber ich verstehe, dass andere diesbezüglich vollkommen anders (v)erzogen sein können.
Im Streit gibt es Waffen und manch User ist ein wahrer Krieger. Allmy scheint das sogar zu befürworten und fördern mit seinen Clashes.
Unterm Strich sind aber alle diese Waffen plump und unfair. Was mir beinah in jeder "Diskussion" begegnet ist, ist die Überspitzung des nebensächlichsten Details und pauschale Verdrehung des Standpunkts des Gegenübers. Es wird übertrieben, verurteilt, gefordert, provoziert und angestachelt, als wolle man im Gegenüber unbedingt was Böses sehen. Und wenn man es schließlich schafft, ihn mit Pisaken und kleinen Spitzen aus der Reserve zu locken, zur Weißglut zu bringen oder ihm einfach nur den Tag zu versauen, dann hält man es fest, zelebriert es mit den Gleichgesinnten und ködert die Rookies auf seine Seite damit.
Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, diese ekelhaften Diskutanten sind alles Aliens, so widerwärtig sie sich manchmal geben. Vollkommen verkommen. Würd auch voll in das Klischee der heimlichen Invasion und Umerziehung passen, der Menschheit das Gedankenspiel auszutreiben bzw. zu dirigieren.
Ich vergleich diese mobbenden Schurken gerne mit Nazis, auch wenn denen das auf den Sack geht. Ich nenn ja keine User beim Namen. Wird jeder selbst wissen, wann er die Grenze überschreitet. Ihr verbrüdertes Verhalten und ihr gegenseitiges Lob über ihren unflätigen Spott und Niedermache spricht Bände.
Allmy hat sich einwickeln lassen von unnötiger Militanz. Aber das Phänomen lässt sich im ganzen Netz beobachten: es ist wie ein Cyber-Krieg und es gibt sogar diesbezügliche Kriegshetze von Seiten des Boulevard- und vor allem Wissenschafts-Journalismus. Neutrale, nüchterne Artikel über das Phänomen "Skepsis vs. Mythos" im Netz gibt es selten. Abseits psychologischer und philosophischer Artikel ist da nicht wirklich viel zu finden. Das meiste ist verurteilend und beleidigend. Und läd ein, die Masche mitzumachen: sich als "skeptisch" zu profilieren indem man "believer" runtermacht. Ein Glaubenskrieg, der allzu schmerzlich an die Hugenottenvertreibungen erinnert.
http://www.deutschlandfunk.de/shitstorms-trolle-als-hacker-unserer-gefuehle.807.de.html?dram:article_id=277898