@McMurdo McMurdo schrieb:Keine Frage aber aus dieser Perspektive kann man die Diskussion ja nun hier mal schlecht führen, da wir ja eben nicht dort leben.
Klar kann man sich an dieser Diskussion beteiligen, wegen der Ereignisse von heute nacht ist die aktuell doch recht lebendig.
Am ehesten eignen sich vielleicht dafür die Kommentarbereiche der jeweilige US-Medien.
In den ganzen letzten Wochen wurde
sehr intensiv diskutiert, wg. der neuen Protokolle, der Frage der verwendeten Medikamente, woher die kommen usw.
Ich beteilige mich doch selbst hin und wieder (wie heute) an diesen Diskussionen - aber hauptsächlich dort, wo es auch drauf ankommt (das hier ist ja keine Diskussion).
Ich würde sogar sagen, dass die Antis seit einiger Zeit ziemlichen Aufwind haben. Was man mit der "Todesspritze" von Seite der Befürworter erreicht glaubte (eine saubere, "humane" Hinrichtung) verliert doch immer mehr an Überzeugungskraft. Eines der etwas paradoxen (wenn nicht sogar perversen) Details des pro und contra ist:
Die Antis brauchen geradezu solche "botched executions" wie die von heute nacht...
Die teilweise sehr unemotionale und abgeklärte Haltung vieler Antis,
die absolut nötig ist um ernstgenommen zu werden, kommt vielleicht dem Publikum hier sehr seltsam vor.
Ich nehm mal als Beispiel
http://executionwatch.orgDa laufen Sendungen von Gegnern der Todesstrafe zu Exekutionen in Texas, quasi live. Hör mal in ein paar Beispiele rein, dann bekommst Du ein Gefühl für den Unterschied in der Herangehensweise bei der Debatte in den USA, bzw. Texas.
Die Frage ob einzelne Staaten in den USA hinrichten oder nicht, wird nur dort entschieden. Letztlich von der Bevölkerung der betroffenen Staaten. Wir können da mitdiskutieren (das macht auch Sinn), wir haben Argumente - aber die Entscheidung haben wir nicht.
Natürlich gilt das nur in den USA, mit deren offenen Diskussionskultur, den Medien usw.
Die bzgl. Todesstrafe viel übleren Staaten wie Iran oder China sind ja auch bei uns kaum im Fokus - wenn nicht gerade eine Steinigung droht oä.
Schau mal wie die Chinesen in ihrer Gesellschaft mit dem Thema umgehen:
https://www.youtube.com/watch?v=0wvSSRWjjUsViele Fälle in den USA werden diskutiert, debattiert, bekommen ein Gesicht - vom Urteil bis zur Hinrichtung, wirklich (s.o.) bis zum letzten Atemzug des Deliquenten.
Von anderen Ländern kennen wir nicht mal die genauen Zahlen...
McMurdo schrieb:Was sind denn dort so die Hauptargumente FÜR die Todesstrafe?
Für und Wider, ein Einstieg
http://deathpenalty.procon.org/view.resource.php?resourceID=002000Da führt natürlich fast jeder einzelne Satz zu einer Debatte, wenn man so will.
Letztlich kannst Du die Diskussion drüben verfolgen, dann siehst Du nach einer Zeit so ziemlich jedes Argument.
McMurdo schrieb:Das einzige Problem was Befürworter und Gegner damit hätten, wäre wahrscheinlich das der Strafvollzug dann vollends unbezahlbar wäre.
Nicht der Vollzug an sich, wohl aber die Verfahren. Da gehts nicht (nur) um Geld sondern um Ressourcen. Wenn man jedes LWOP-Verfahren anginge wie ein DP-Verfahren hätten die Gerichte kaum noch was anderes zu tun, die Rechtssicherheit würde leiden und (vielleicht) Unschuldige um einiges länger in U-Haft bleiben bis sie zu ihrem Prozess/Urteil/Freispruch kommen.
So eine Debatte ernsthaft zu führen kann auch unangenehme Konsequenzen haben - nämlich dass die vorhandenen Rechtswege der DPler weiter beschnitten werden anstatt die der LWOPler erweitert. Die Gefahr besteht.
Den Befürwortern dauert das nämlich viel zu lange bis ein Verurteilter hingerichtet wird, und bei dem Thema finden sie auch (in den Staaten mit Todesstrafe) Unterstützung. Sonst hätte man in Florida den "Timely Justice Act" kaum durchgebracht.
Abgesehen davon haben die Antis zunächst einmal ein Ziel: Die Abschaffung der Todesstrafe.
Das ist das Wichtigste, darauf konzentriert man sich, hier gehts um akut bedrohte Menschenleben.
Noch eine zusätzliche Debatte über die LWOPler zu eröffnen bringt keinen Vorteil.
Ist das eine erreicht, dann kann man sich über das andere kümmern...