Finde ich persönlich ein sehr faszinierendes Thema, da ich selbst in meinem Leben sogar „etliche“ Male so „quasi“ vor dem eigenen Tod stand und in der Tat etwas sehr erstaunliches „passierte“, das ich, wie auch jafrael bereits erwähnte, das Leben lang nie vergessen werde und die „Bilder“, Empfindungen, jeder Zeit absolut präsent und abrufbar sind.
Meiner Meinung nach sind solche Erfahrungen von sehr substanzieller Essenz des Existierens schlechthin und würde wahrscheinlich nicht „schaden“, wenn Menschen sich dessen auch bewusst werden könnten. Ich bitte Euch, nach meinen „intimen“ sehr persönlichen Beschreibungen der Geschehnisse, nicht mit psychoanalytischen Antworten, die etwas „krankhaftes“ darin erkennen wollen, zu reagieren. Danke.
Ich selbst begreife mich als sehr bewussten Menschen, der seine Umwelt und sich selbst sehr ernst nimmt in dem Sinne, dass ich stets versuche das was IST anzunehmen, es so zu belassen wie es eben IST (..das was IST, kann man eh nicht mehr rückgängig machen..), ohne es in ein vorgestelltes Ideal pressen zu wollen, damit es einem vermeintlich „besser“ gehen könnte…
Beim erkennen was einfach IST, sollte einem bewusst sein, dass man aufgrund dessen sich auch adäquat verhalten kann und den grösstmöglichen „Nutzen“ für eine gesunde Entwicklung, daraus entnehmen kann.
Die erste bewusste Erfahrung mit dem eigenen vermeintlich bevorstehenden Tod erfuhr ich, als ich noch ein Junge war von ca. 10 Jahren. Mein damaliger Nachbar und auch gleichzeitig bester Freund, lud mich zu einem Badetag an der Sense ein, - das ist normalerweise ein kleines „Flüsschen“, welches aus dem Gebiet des Gantrisch (Berge) entspringt und durch das Berner Oberland, Freiburgerland fliesst- da wo wir auch hin gingen an diesem Tag. Die Sense fliesst durch eine 15km lange Schlucht, die bei Wildwasserfahrern beliebt ist.
Unseren Platz suchten wir also in der Nähe unter der „Schwarzwasserbrücke“, breiteten unsere Badetücher aus und machten eine Feuerstelle, indem wir vorher Holz sammelten und Steine formierten. Der Vater meines Freundes kümmerte sich um das Feuer und die Grilladen, während mein Freund und ich natürlich schon im Wasser waren und spielten…
Während wir also nun im Wasser waren und uns unheimlich amüsierten, bemerkten wir, dass der Spiegel des Wasser plötzlich zu steigen begann. Dies passierte in einem sehr rasanten Tempo! Plötzlich begannen auch Leute zu schreien an und riefen: „Aus dem Wassser! Kommt aus dem Wasser, sofort!“ Mein Freund schaute mich an (diesen Blick werde ich
nie vergessen..), während dem ich staunend im Wasser stand und beobachtete, wie der Wasserspiegel meine Beine hoch wanderte; „Komm mach einen Hecht wie ich, wir müssen raus!“ Ich schaute ihm nach, wie er einen tollen, kraftvollen „Hecht“ machte und das Ufer erreichte und dadurch an Land gelangte. Ich versuchte es ihm gleich zu tun, doch aus dem unscheinbaren Flüsschen war mittlerweile ein reissender Strom mit braunen Wasser geworden, ich schaffte es nicht mehr.
Die Flut hat mich also mitgerissen und schleuderte mich hin und her. Das erstaunliche ist jetzt, dass ich keinerlei Panik oder Angst verspürte, im Gegenteil, ich konnte absolut klar denken und weiss noch heute was ich damals gedacht habe. Während der Fluss mich also mitgerissen hatte, das Wasser braun, versuchte ich mich zu stabilisieren, so dass ich den Kopf über Wasser halten konnte. Ich sah nach hinten und entdeckte etliche Baumstämme und sonstige Materialien, die vom Fluss auch mitgerissen wurden, ich dachte mir, dass ich aufpassen müsste, damit mich so ein Baumstamm nicht mit seiner Wucht mich am Kopfe treffen, ich dabei bewusstlos werden würde und deshalb die Kontrolle verlieren und schlussendlich ertrinken würde. Das wollte ich nicht unbedingt…
Mir wurde bewusst, dass ich wahrscheinlich der Einzige war, der vom Fluss mitgerissen wurde. An den Ufern sah ich wie viele Menschen rannten und verzweifelt schrieen, weinten und in Panik oder einer Art Hysterie geraten waren. (Sie sahen einen braunen Fluss, der ein Kind mitgerissen hatte…) Sie versuchten an den beiden Seiten des Ufers, auf meiner Höhe zu bleiben, sie fuchtelten mit den Händen und schrieen wie wild. Während dem ich nun diese Szenerie beobachtete, es noch heute genau vor den Augen habe, fragte ich mich selbst, warum denn keiner rein springen und versuchen würde, mich zu retten?
Mir wurde klar, dass sich keiner trauen würde, weil es für sie zu gefährlich sei, ja Lebensgefährlich sogar. Weiter überlegte ich mir, dass all die Leute, die auf meiner Höhe an den Ufern rannten und mit den Händen schreiend fuchtelten, mich wahrscheinlich am Rechen viel weiter unten, der das Wasser filtert, finden würden, aber eben tot. Ertrunken, erschlagen und zugeschüttet von den Baumstämmen…
Und jetzt passierte es,
ich akzeptierte es ganz einfach, dass ich sterben werde. Das Eigenartige war, dass ich eine Art Ruhe verspürte, die eigentlich sehr klar sich ausbreitete, dies obwohl mein Körper von den Wassermassen geschüttelt wurde und das Geschrei der Leute auf beiden Seiten, an den Ufern… Mein Selbst war ruhig und meine Gedanken waren klar, die Hektik und der Lärm des tosenden Wassers, das Geschrei der aufgebrachten Menschen, alles war wie gedämpft, gefiltert im Hintergrund, so dass meine Gedanken, mein Bewusstsein klar und im Vordergrund standen. Ich war somit voll und ganz bei mir und irgendwie im Ganzen, die Zeit existierte nicht mehr, es war nur noch der Moment und der war ewig!
In diesem Moment erblickte ich einen Zweig von einem grossen Baum, (ach, wie ich die Bäume liebe und sie verehre!) der vor mir ins Wasser hing und geschüttelt wurde vom Wasser. Ich packte diesen Zweig, wie „automatisch“, als ob mich irgendetwas (der Baum..?) dazu veranlasste und meine Bewegungen führte. „Entschlossen“ packte ich diesen Zweig und zog mich an ihm, kletterte an ihm an Land.
Als ich an Land war, blieb ich einfach auf dem Boden liegen und war still, die Leute standen um mich und schauten mich nur mit fassungslosen Blicken und Tränen in den Augen an, jene waren verwundert und freuten sich irgendwie, manche verschränkten die Hände vor dem Gesicht und weinten, manche gingen hin und her, sie liessen mich liegen für eine Weile, was ich mir Innerlich auch wünschte, es tat „gut“, ich fühlte mich eigentlich sehr wohl, geborgen und eben im Moment.
Ende „gut“ alles „gut“. Nach diesem eindrücklichen Erlebnis/Ereignis gingen wir alsbald dann nach Hause und wir haben nicht so sehr mehr darüber gesprochen. Auch meinen Eltern gegenüber, sie hätten sich nur unnötig Sorgen gemacht und hätten mir verboten mit meinem Freund weiterhin zusammen zu sein und in Zukunft mit dem Vater meines Freundes noch etwas zu unternehmen…
In meinem bisherigen Leben habe ich noch weitere Erlebnisse, die jedes für sich genommen, absolut spannend und interessante Begebenheiten sind, die für mich mittlerweile als eine „selbstverständliche“ Realität und Teil meines Lebens empfinde und mit einem gesunden Verständnis vereinbaren kann. Ich sage nur so viel; das Leben und der Tod, ist viel viel mehr, als es manche zu glauben mögen. Mir ist auch bewusst, dass es Menschen gibt, die Angst vor dem Tod haben, diese Empfindung ist mir bis heute fremd geblieben.
Bei allen mir persönlich erlebten und erfahrenen „Todessituationen“, war immer die gleiche Essenz, die alle Erlebnisse gemeinsam haben;
- Mein Selbst war ruhig.
- Ich verspürte keine Angst.
- Ich konnte absolut klar denken, klarer habe ich es bisher noch nie erfahren
- ich habe losgelassen
- … und ich habe meinen bevorstehenden Tod akzeptieren und annehmen können!
- Das Gefühl nicht an die Zeit „gebunden“ zu sein, zeitlos, der Moment
Sobald ich das getan habe (..den eigenen Tod annehmen..), war ich wie
zufrieden, konnte die Ereignisse wie beobachten, jedes Detail war klar ersichtlich, auch wenn es zeitweilen in unserer Zeitmessung um Millisekunden gehandelt hatte und von da an wurde ich wie verschont vor dem physischen Tod, es sollte noch nicht sein, dass ich jetzt sterbe. Ich war auch nie wirklich verlassen, da war eben diese „Energie“, sie liess mich zufrieden sein, als ob ich wie wirklich „daheim“ wäre und alles, schon seine Ordnung hat.
Dies ist eine Todes- Lebenserfahrung von einem Menschen in seinen jungen Jahren seines Lebens, der dies erlebt hat, mehr nicht.
Ja
@buddel, die Relationen Menschchen zum Universum, sind immer wieder sehr „befruchtend“ und zeigt einem schön, wie die Dinge nun mal liegen…
Ich weiss, dass ich nichts weiss (sokrates)