Spirit2015 schrieb am 08.12.2013:Manchmal ist 1 Stunde oder gar nur 5 Minuten zu spät, nicht das schlechteste.
Meine Eltern sind einer Katastrophe entgangen:
1984 reisten meine Eltern einen Monat lang durch Indien, kreuz und quer mit der Bahn. In der Nacht zum 3. Dezember fuhren sie von Delhi nach Süden, eine der wenigen Stationen des Express-Nachtzuges sollte Bhopal sein, ein Umsteigebahnhof in Zentralindien. Sie freuten sich auf den Halt und die Händler, die mit Essen und Tee durch die Waggons gehen.
Aber als der Bahnhof schon angesagt worden war, verlangsamte der Zug die Fahrt nicht und hielt auch nicht, obwohl für die späte Stunde sehr, sehr viele Menschen am Bahngleis standen.
Erst am nächsten Tag sahen sie die Zeitungen. Und erst noch ein paar Tage später erfuhren sie, wer ihnen das Leben gerettet hatte: Die Bahnwärter hatten den Zügen signalisiert, nicht zu halten. Denn es strömten Tausende Menschen in den Bahnhof, um per Zug der Giftwolke zu entkommen, die aber genau Richtung Bahnhof zog. Die Bahner befürchteten, dass die Menschenmassen die Züge blockieren und am Weiterfahren hindern würden, und dann noch mehr Opfer zu beklagen wären.
Die Bahnwärter wurden wie die Flüchtlinge Opfer der Giftwolke.
Wäre die Bahn früher gekommen, bevor die Bahnwärter die Entscheidung trafen, hätte sie vielleicht noch gehalten.
Noch heute kriege ich eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke ...