Erziehung - streng oder tolerant?
01.12.2013 um 11:02Hallo ihr!
In letzter Zeit denke ich oft darüber nach, welcher Erziehungsziel einem Kind mehr schadet oder nützt. Mir fällt z. B. auf, dass meine Schwester und ihr Mann ihre kleine Tochter (jetzt 6), die übers Wochenende zu mir kommt, nicht wirklich gut erziehen. Die Kleine tanzt ihnen ganz schön auf der Nase rum, sie erhält keine klaren Erziehungsstrukturen, sodass sie total unausgeglichen ist und immer bis an die Grenzen anläuft. Und dann regen sich ihre Eltern auf und das Kind guckt perplex aus der Wäsche und versteht die Welt nimmer.
Wenn die Kleine bei mir anrückt, ist sie erstmal total aufgedreht, fasst alles an, springt wie wild herum und fordert ständig Geschenke. Ich hole sie dann da etwas runter, damit sie ruhiger wird, weise auf das Spielzeug, das schon da ist, hin, denn ich will die Unsitte ihrer Eltern, ihr ständig Neues zu kaufen, sodass die Kleine nicht lange mit demselben Spielzeug spielt, nicht unterstützen und versuche, ihr einen vertieften Zugang zum Spielen zu vermitteln, die eigene Kreativität, der ideelle Wert eines schönen Spielzeugs, mit dem man nicht nur 1-mal, sondern immer wieder gern spielt, wo wir auch zusammen spielen.
Auch sonst versuche ich ihr klare Regeln durchzugehen, wo sie sich unterordnen muss, d. h. sie darf nicht einfach alles ungefragt anfassen und beanspruchen, aber ich bleibe immer ruhig und erkläre ihr auch meine Gründe für diese Regeln, sodass sie dann sehr bald sehr verständig wird und sich schon fast erleichtert fallenlässt in meine Führung mit dem Bewusstsein, endlich zu wissen, wo´s langgeht. Wir lachen sehr viel und sie freut sich auch durch die ganze Woche auf das Wochenende mit mir. Sie geht auch sehr gern in den Kindergarten und mag diese klaren Strukturen. Ich habe wirklich das Gefühl, dass sie durch das Chaos bei sich zuhause total überfordert ist und auch deswegen dort so unausgeglichen wirkt. Sie begehrt dort auch viel mehr auf und will sich dann sogar bei der Kindergartenlehrerin darüber beschweren.
Bei ihrem älteren Bruder lief das ganz ähnlich. Er ist fast erwachsen und hat mächtig Mühe, sich anzupassen. Er kam deswegen auch ins Jugendheim. Einerseits dieses unvernünftige Verwöhnprogramm und dann die Wut der Eltern, wenn die Kinder keine Regeln beachten, welche aber auch nicht vorgängig klar festgelegt wurden, ist eine sehr schlechte Kombi.
Ich tendiere zwar auch zur Weichheit und möchte eben auch geliebt werden von den Kindern, aber ich weiß einfach, dass meine Weichheit ihnen schadet und es eigentlich sehr egoistisch von mir wäre, nur um im Moment keinen Ärger der Kinder zu provozieren, das Kind derart zu verwöhnen und lebensuntauglich zu machen.
Obwohl ich immer eher der Leitwolf war, habe ich glaub ich meinen anderen Neffen, der bei mir aufwuchs, schon zu sehr überbehütet und war bei ihm teilweise doch auch zu wenig streng, weshalb er später Mühe hatte, sich in der Schule und in der Lehre und überhaupt gesellschaftlich zu unterordnen. Ich wollte einfach keinen Konflikt mit ihm, nun ist er selbst auch nicht konfliktfähig. Damit habe ich ihm einen Bärendienst erwiesen, worüber ich mir heute immer noch Selbstvorwürfe mache. Ich versuche, sachte etwas nachzujustieren, aber er ist das gar nicht gewöhnt, wenn ich mal etwas Kritisches sage. Seine Kumpels sind da viel resistenter und dadurch lebenstauglicher, weil ihre Eltern sie konfliktfähig machten, auch wenn sie im Moment dann von ihren Kindern zum Teufel gejagt wurden. Trotzdem werden sie jetzt umso mehr respektiert. Sie haben die Liebe ihrer Kinder nicht verloren. Sie haben es besser als ich gemacht.
Ich hatte mehrere Brüder, die drogensüchtig wurden. Ich dachte lange, einzig der Jähzorn meines Vaters wäre schuld gewesen. Doch war er gleichzeitig zu weich, er wurde wütend, gab aber keine klaren Strukturen, die meinen Brüdern Halt gegeben hätten. Sie hätten mehr Erziehung gebraucht, dafür keine Wut. Sie hätten einfach auch nicht so sehr sich selbst überlassen werden sollen, ihren eigenen Impulsen. Aktive Erziehung wäre wichtig gewesen, aktive Erziehung PLUS Zuwendung, damit die Kinder die Strukturen als sinnvoll und haltgebend erlebt hätten. So erhielten sie keinerlei Sinn für soziale Strukturen und Vereinbarungen. Ich hatte immer das Gefühl, dass unsere Eltern eigentlich sehr nett waren und diese schlimmen Folgen bei meinen Brüder nicht wirklich logisch waren. Meine Eltern waren eigentlich verhältnismäßig tolerant. Sie waren zu weich und gleichzeitig gaben sie zu wenig Zuwendung. Sie ließen alles geschehen, dieses Chaos, ein riesiges impulsives Knäuel ohne Ausrichtung, Desorientiertheit, ohne Sinn. Kein Wunder, dass meine Brüder dem Leben keinen Sinn geben konnten und in harte Drogen flüchteten.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
In letzter Zeit denke ich oft darüber nach, welcher Erziehungsziel einem Kind mehr schadet oder nützt. Mir fällt z. B. auf, dass meine Schwester und ihr Mann ihre kleine Tochter (jetzt 6), die übers Wochenende zu mir kommt, nicht wirklich gut erziehen. Die Kleine tanzt ihnen ganz schön auf der Nase rum, sie erhält keine klaren Erziehungsstrukturen, sodass sie total unausgeglichen ist und immer bis an die Grenzen anläuft. Und dann regen sich ihre Eltern auf und das Kind guckt perplex aus der Wäsche und versteht die Welt nimmer.
Wenn die Kleine bei mir anrückt, ist sie erstmal total aufgedreht, fasst alles an, springt wie wild herum und fordert ständig Geschenke. Ich hole sie dann da etwas runter, damit sie ruhiger wird, weise auf das Spielzeug, das schon da ist, hin, denn ich will die Unsitte ihrer Eltern, ihr ständig Neues zu kaufen, sodass die Kleine nicht lange mit demselben Spielzeug spielt, nicht unterstützen und versuche, ihr einen vertieften Zugang zum Spielen zu vermitteln, die eigene Kreativität, der ideelle Wert eines schönen Spielzeugs, mit dem man nicht nur 1-mal, sondern immer wieder gern spielt, wo wir auch zusammen spielen.
Auch sonst versuche ich ihr klare Regeln durchzugehen, wo sie sich unterordnen muss, d. h. sie darf nicht einfach alles ungefragt anfassen und beanspruchen, aber ich bleibe immer ruhig und erkläre ihr auch meine Gründe für diese Regeln, sodass sie dann sehr bald sehr verständig wird und sich schon fast erleichtert fallenlässt in meine Führung mit dem Bewusstsein, endlich zu wissen, wo´s langgeht. Wir lachen sehr viel und sie freut sich auch durch die ganze Woche auf das Wochenende mit mir. Sie geht auch sehr gern in den Kindergarten und mag diese klaren Strukturen. Ich habe wirklich das Gefühl, dass sie durch das Chaos bei sich zuhause total überfordert ist und auch deswegen dort so unausgeglichen wirkt. Sie begehrt dort auch viel mehr auf und will sich dann sogar bei der Kindergartenlehrerin darüber beschweren.
Bei ihrem älteren Bruder lief das ganz ähnlich. Er ist fast erwachsen und hat mächtig Mühe, sich anzupassen. Er kam deswegen auch ins Jugendheim. Einerseits dieses unvernünftige Verwöhnprogramm und dann die Wut der Eltern, wenn die Kinder keine Regeln beachten, welche aber auch nicht vorgängig klar festgelegt wurden, ist eine sehr schlechte Kombi.
Ich tendiere zwar auch zur Weichheit und möchte eben auch geliebt werden von den Kindern, aber ich weiß einfach, dass meine Weichheit ihnen schadet und es eigentlich sehr egoistisch von mir wäre, nur um im Moment keinen Ärger der Kinder zu provozieren, das Kind derart zu verwöhnen und lebensuntauglich zu machen.
Obwohl ich immer eher der Leitwolf war, habe ich glaub ich meinen anderen Neffen, der bei mir aufwuchs, schon zu sehr überbehütet und war bei ihm teilweise doch auch zu wenig streng, weshalb er später Mühe hatte, sich in der Schule und in der Lehre und überhaupt gesellschaftlich zu unterordnen. Ich wollte einfach keinen Konflikt mit ihm, nun ist er selbst auch nicht konfliktfähig. Damit habe ich ihm einen Bärendienst erwiesen, worüber ich mir heute immer noch Selbstvorwürfe mache. Ich versuche, sachte etwas nachzujustieren, aber er ist das gar nicht gewöhnt, wenn ich mal etwas Kritisches sage. Seine Kumpels sind da viel resistenter und dadurch lebenstauglicher, weil ihre Eltern sie konfliktfähig machten, auch wenn sie im Moment dann von ihren Kindern zum Teufel gejagt wurden. Trotzdem werden sie jetzt umso mehr respektiert. Sie haben die Liebe ihrer Kinder nicht verloren. Sie haben es besser als ich gemacht.
Ich hatte mehrere Brüder, die drogensüchtig wurden. Ich dachte lange, einzig der Jähzorn meines Vaters wäre schuld gewesen. Doch war er gleichzeitig zu weich, er wurde wütend, gab aber keine klaren Strukturen, die meinen Brüdern Halt gegeben hätten. Sie hätten mehr Erziehung gebraucht, dafür keine Wut. Sie hätten einfach auch nicht so sehr sich selbst überlassen werden sollen, ihren eigenen Impulsen. Aktive Erziehung wäre wichtig gewesen, aktive Erziehung PLUS Zuwendung, damit die Kinder die Strukturen als sinnvoll und haltgebend erlebt hätten. So erhielten sie keinerlei Sinn für soziale Strukturen und Vereinbarungen. Ich hatte immer das Gefühl, dass unsere Eltern eigentlich sehr nett waren und diese schlimmen Folgen bei meinen Brüder nicht wirklich logisch waren. Meine Eltern waren eigentlich verhältnismäßig tolerant. Sie waren zu weich und gleichzeitig gaben sie zu wenig Zuwendung. Sie ließen alles geschehen, dieses Chaos, ein riesiges impulsives Knäuel ohne Ausrichtung, Desorientiertheit, ohne Sinn. Kein Wunder, dass meine Brüder dem Leben keinen Sinn geben konnten und in harte Drogen flüchteten.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?