@Dr.Thrax Ich kann den Ansatz nachvollziehen, dass man sich um Kommunikation mit der Familie bemühen muss.
Aber auch wenn die Mutter oder andere einen terrorisieren*, weil sie keinen anderen Weg sehen, ihre Liebe zu zeigen: Greznüberschreit7ungen muss man nicht zulassen. Man muss sich nicht immer wieder der Verletzung aussetzen. Man hat das Recht, sich zu schützen.
Leider funktioniert es nämlich nicht, wenn die Kommunikation einseitig gesucht wird. Es kommt durchaus vor, dass der Andere auf seinen Standpunkt beharrt und sich weiterhin übergriffig und verletzend verhält. Ich habe das in der eigenen Familie erlebt, mit meiner Schwester und Mutter.
Da hilft dann nur, Abstand zu gewinnen, um dem Anderen klar zu machen, dass es nur einen grundsätzlichen Neuanfang geben kann. Und auch, um sich selbst das klar zu machen.
Man braucht auch den Abstand über einige Zeit, um über die Verletzung hinwegzukommen. Bei mir hat es zwei Jahre gedauert, bis ich meine Schwester wiedertraf. Da wusste ich, dass ich ihr nicht mehr schutzlos ausgeliefert bin, sondern als eigenständige Person in meiner Seele von ihr nicht verletzt werden kann, wenn ich es nicht zulasse.
Man stelle sich vor, es handelte sich um den Freund, und nicht die Mutter. Würdest Du ihr dann auch raten, auf den Freund zuzugehen? Wohl kaum.
Ich halte es für falsch, Familienmitgliedern mehr Freiheiten einen zu verletzen einzuräumen, als anderen Menschen.
* Terror beginnt da, wo unausgesetzt Grenzen überschritten werden und Verletztheiten nicht wahrgenommen werden. Dabei ist es erstmal egal, ob es objektiv von aussen gesehen um ein Terrorisieren handelt. "Mach das nicht mit mir, Du tust mir weh" sollte in Familien verstanden werden, auch wenn man es nicht immer nachvollziehen kann.
Diese Mutter scheint sich gegenüber der Tochter zu verhalten, als hätte sie einen Anspruch auf deren Leben ... jedenfalls empfindet die Tochter das so. Die Mutter zeigt nicht Liebe (dann würde sie die Tochter mit all ihren Empfindlichkeiten respektieren), sondern Besitzanspruch.
Welche Probleme die Mutter dazu bringen, sich so zu verhalten, kann der Tochter momentan ziemlich egal sein. Wichtig ist erstmal, dass sie zu sich selbst zurückfindet. Dann ist immernoch Zeit genug, die gegenseitigen Positionen und Gefühlslagen zu erkunden.
Als einen psychologischen Rat würde ich Deine Posts an
@laura86 daher als einen Schuss in den Ofen bezeichnen. Sie steckt offensichtlich gerade in einer akuten Krise, und aus der wird ihr nicht heraushelfen, sich noch tiefer in die Situation zu begeben. Oder sich von anderer Seite noch zusätzliche Ermahnungen und Vorwürfe anzuhören.
Deine Fragen nach ihrer Religion werden ihr auch nicht helfen: bis es zum Konvertieren kam, hat es ja schon eine Vorgeschichte gegeben. Auch wenn sich darin eine Rebellion ausdrücken würde, wäre es doch nur ein Symptom der familiären Krise, an der alle Mitglieder beteiligt sind.
Ein Kind rebelliert nicht aus Jux und wendet sich ab. Es muss zuvor schon diverse Kommunikationsversuche von Seiten des Kindes gegeben haben, die nicht verstanden wurden.
@laura86 Du bist kein Kind mehr, sondern eine erwachsene Frau. Niemand kann Dir vorschreiben, wie Du leben sollst oder wieviel Du aushalten musst.
Versuche, Abstand zu gewinnen ... so viel wie möglich. Innerlich und äusserlich.
Es wird schwer, umzuziehen, aber vielleicht ist das doch noch einfacher, als es nicht zu tun. Es wird Dich viel mehr Kraft kosten, in der räumlichen Nähe inneren Abstand zu finden, als es Dich kosten wird, einen Neuanfang zu wagen. Auch wenn es finanziell schwierig wird.
Du wirst lernen, dass Deine Familie keinen Zugriff auf Dich hat, wenn Du das nicht möchtest. Du bist diejenige, die die Situation bestimmen kann - nicht Deine Mutter.
Es ist bestimmt sehr schwer ... man sehnt sich doch immer nach dem, was eine Mutter bedeutet (ich auch noch mit fast 50). Manchmal ist es aber notwendig, zu erkennen, dass die eigene Mutter diese Rolle nicht (mehr) erfüllen kann ... sie kann vielleicht nichtmal was dafür, aber das ist nicht Dein Problem.
Manchmal muss man sich seine eigene Familie basteln: Freunde, Lebenspartner, Arbeitskollegen. Menschen, die Dich nicht verletzen wollen. Was Du genau brauchst, wirst Du aber nur herausfinden, wenn Du Dich selbst wiederfindest.
Ich wünsche Dir alles Glück ...