Wer ist für euch ein Held?
02.06.2008 um 08:35
Wüstenfuchs als Wegbereiter des Holocaust
Von Jan Friedmann
Selbst seinen Gegnern galt Feldmarschall Rommel als Inbegriff des Gentleman-Kriegers, sein Afrika-Feldzug als vergleichsweise harmloser Ritt eines Haudegens durch den heißen Wüstensand. Eine Fernsehdokumentation korrigiert das strahlende Bild.
Wäre dem Vorzeigekämpfer Erwin Rommel mit seinen Truppen der Durchmarsch durch Nordafrika geglückt, so die These des zweiteiligen ZDF-Films*, hätte er die Juden ausgerechnet dort der Vernichtung anheim gegeben, wohin viele vor dem Terror geflohen waren: in Palästina, auf dem Gebiet des späteren Staates Israel.
Pläne, den Holocaust auf den Nahen Osten auszudehnen, waren in der deutschen Führung weit gediehen, wie zwei Stuttgarter Historiker unlängst herausfanden**. Dabei gingen die NS-Oberen und arabische Nationalisten, die die jüdischen Einwanderer zurück ins Meer treiben wollten, eine unheilvolle Allianz ein – eine mörderische Variante deutsch-arabischer Freundschaft, die auf gemeinsamen Judenhass gründete.
Die Juden des Orients zitterten vor den Siegen Rommels. Dieser nahm nach Eroberung der britischen Festung Tobruk in Libyen im Juni 1942 den Suez-Kanal ins Visier, auf dem Weg nach Palästina und zu den Ölfeldern des Mittleren Ostens. "Wer das Judentum bekämpft, kann immer mit den Sympathien der arabischen Bevölkerung rechnen", hieß es in einem Informationsheft, mit dem der Generalstab des deutschen Heeres die eigenen Soldaten auf die Eroberung Palästinas vorbereitete.
Der Massenmörder Hitler wurde in weiten Teilen der arabischen Welt gefeiert, Zeitungen verglichen ihn sogar mit dem Propheten. Fast ebenso populär wie der Führer selbst war dessen Lieblingssoldat, "Heil Rommel" ein geläufiger Gruß in der arabischen Welt.
Von den Deutschen versprachen sich viele Araber die Befreiung vom Joch der Fremdbestimmung durch die alten Kolonialmächte England und Frankreich – Hitler hatte vorgemacht, wie man die Fesseln des Versailler Vertrags abschüttelt. Schon nach dem Sieg der Deutschen über Frankreich im Jahr 1940 waren Schmählieder gegen Franzosen und Briten durch die Straßen von Damaskus geschallt: "Nie mehr Monsieur, nie mehr Mister, im Himmel Allah, auf Erden Hitler."
Die "Vernichtung des im arabischen Raum lebenden Judentums" sei sein Ziel, versicherte Adolf Hitler dem Großmufti von Jerusalem, Muhammed Amin al-Husseini bei einem Treffen im November 1941. Eigentlich hegte der Führer rassistische Vorbehalte gegen Araber. Er verweigerte deshalb dem obersten islamischen Rechtsgelehrten Palästinas den Handschlag und schlug empört den Vorschlag des Dolmetschers aus, den Besucher mit Gesten der Gastfreundschaft nach arabischem Vorbild zu gewinnen: Er lasse nicht zu, "dass überhaupt jemand im Hauptquartier Kaffee" trinke, wütete der Koffein-Feind Hitler.
Doch ideologisch zeigte sich das Regime flexibler: Der Mufti, ein späterer Förderer von Palästinenserführer Yassir Arafat, wurde von den Deutschen mit einem Budget von 75.000 Reichsmark pro Monat ausgestattet, um vom Berliner Exil aus den Dschihad in seiner Heimat zu steuern.
Die SS nahm sogar muslimische Freiwillige auf, denen Heinrich Himmler persönlich zugestand, dass sie auf Schweinefleisch und Alkohol verzichten dürften. Die Muslime des Balkans schlug Himmler kurzerhand den "rassisch wertvollen" Völkern Europas zu. In Sachsen wurde ein eigenes "Imamen-Institut" eingerichtet.
Doch das deutsch-arabische Bündnis erschöpfte sich nicht in Skurrilitäten. Die Luftwaffe bombardierte mehrfach jüdische Siedlungen; auch am damaligen Irak-Krieg nahmen deutsche Soldaten teil – auf Seiten der Freischärler gegen die Briten.
Im Rücken des Afrikakorps plante ab Juli 1942 ein Sonderkommando den Massenmord an den Juden. Angeführt wurde es von SS-Obersturmbannführer Walther Rauff. Der erfahrene Vernichtungsexperte hatte die mobilen Gaswagen mit erfunden, die beim Ostfeldzug zum Einsatz kamen.
Rauff und sein Gefolge waren ermächtigt, "in eigener Verantwortung gegenüber der Zivilbevölkerung Exekutivmaßnahmen zu treffen", im Nazi-Jargon die Direktive zu Mord, Raub und Versklavung. Mit dem wortgleichen Brandbefehl waren die Häscher in der Sowjetunion losgezogen.
Den Juden in Zion blieb dieses Schicksal erspart: Im Oktober 1942 gelang es den Alliierten schließlich, den deutschen Vormarsch bei der ägyptischen Bahnstation El Alamein zu stoppen. Der militärische Mythos Rommel war damit entzaubert. Der Wüstenfuchs musste seine geschlagene Armee nach Tunesien evakuieren, zurück an den Startpunkt des Afrika-Feldzuges. Dort hielt das geschlagene Korps auf Befehl Hitlers noch bis zum Mai 1943 einen Brückenkopf.
In Tunesien errichtete das Einsatzkommando ein System von Arbeitslagern. Über 2500 tunesische Juden starben in sechs Monaten deutscher Herrschaft, auch die Wehrmacht beteiligte sich an Exekutionen.
Rauffs Schergen erbeuteten Silber, Juwelen und sakrale Gegenstände, allein der jüdischen Gemeinde auf der Insel Djerba wurden 43 Kilogramm Gold abgepresst. Die SS schaffte das Beutegut außer Landes und versenkte die wertvolle Fracht im Meer, um sie zu verstecken, vermutlich vor der Küste Korsikas. Dort zieht der unentdeckte "Rommel-Schatz" seither Generationen von Schatzsuchern an.
Dass Rommels Name nicht direkt mit noch größeren Verbrechen verbunden ist, dafür sorgte allein das Scheitern seiner Offensiv-Strategie. Rommel wurde nach Italien und später nach Frankreich beordert, wo er Kontakte zu den Hitler-Attentätern des 20. Juli mit dem Leben bezahlte.
Der saubere Krieg in Nordafrika sei "eine Legende", betont Filmautor Jörg Müllner, auch wenn Rommel selbst kein Rassenfanatiker gewesen sei: "Er ebnete mit seinen Siegen den Weg für die Vernichtungsmaschinerie." Der ehrgeizige Militär habe nur den eigenen Kriegsruhm im Sinn gehabt, an die Folgen seines Feldzugs habe er keinen Gedanken verschwendet.
--------------------------------------------------------------------------------
* Rommels Krieg, Rommels Schatz, von Jörg Müllner und Jean-Christoph Caron, am 22. und 29. Mai im ZDF.
** Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers: "Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina". WBG, Darmstadt; 288 Seiten; 49,90 Euro.
Und Monty taugte wenigstens noch zum Namensgeber einer Comedy-Truppe. Sonst waren seine Soldaten mit dem eitlen Fatzke eigentlich eher weniger zufrieden. Schon gar nicht in Sizilien.
Unter dem Kommando von Dwight D. Eisenhower führte er zusammen mit George S. Patton, der die 7. US-Armee befehligte, die Eroberung Siziliens. Das Geltungsbedürfnis beider Kommandeure führte zu einem gefährlichen Wettlauf mit vielen unnötigen Toten.
Nach der Landung in Italien wurde er nach England zurückgerufen und zum Feldmarschall befördert. Er diente dann im Planungsstab für die Operation Overlord, die Invasion in der Normandie.
Bei der Landung war Montgomery Befehlshaber der 21. britischen Heeresgruppe, danach bekam er das Kommando über die gesamten Bodentruppen. Teilweise wurde kritisiert, dass seine Pläne einfallslos und starr seien, so begann er meist erst eine Schlacht, wenn die eigene Überlegenheit schon erdrückend und so der Ausgang des Gefechts von vornherein klar war. Wenn er mit überlegenen Kräften angreifen konnte, machte sich die sorgfältige, auf geringe Verluste ausgerichtete Planung positiv bemerkbar. Weniger Glück hatte er mit Kommandounternehmen wie der Operation Market Garden, bei der die 1. Britische Luftlandedivision mehrere Brücken sichern sollte. Die Planung war etwas zu optimistisch, so dass es am Ende „eine Brücke zuviel“ war. Dieses Fiasko führte zur Niederlage bei Arnheim. Weiterhin gab er nach der Ardennenoffensive eine Pressekonferenz, bei der er den Sieg verkündete, was zu Differenzen mit den Amerikanern führte, die der Ansicht waren, er hätte seine Kräfte zu lange zurückgehalten.