@FF Wir haben in der Schule in der 10. Klasse "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" gelesen und den Film gesehen. Natürlich waren Buch und Film erstmal schockierend. Die Folge war aber, dass mehrere Mitschüler das erste mal Interesse für Drogen zeigten. Sie empfanden wohl ihr normales, drogenfreies, problemfreies Leben als zu unspektakulär ... zu wenig Action.
So sind halt unterschiedliche Wirkungen.
Zwei Leute sehen oder lesen das gleiche und der eine sagt:,,Oh mein Gott, wie schrecklich, ich werde niemals...", der andere aber:,,Geil, klingt abgefahren, muss ich mal ausprobieren...".
Da kann man nichts gegen machen, diese möglichen, unterschiedlichen Wirkungen gibt es immer, bei allen möglichen Dingen.
Es gibt auch Leute, die Dokumentationen über den Holocaust sehen und trotzdem Neonazis werden.
Der Film suggeriert, dass mit jeder Tierhaltung und jedem Fleischessen solche Zustände einhergehen. Isst man dann trotzdem Fleisch und nutzt Tierprodukte, weil man nicht die Stärke hat, von heute auf morgen den kompletten Lebenswandel umzustellen, dann setzt eine Trotzreaktion ein: "Ich kann´s halt nicht ändern".
Massenzuchtbetriebe, Mastbetriebe und dergleichen haben gewöhnlich auch mehr oder minder immer miese Bedingungen für die Tiere.
Warum? Weil sie nur dazu da sind, möglichst viel Fleisch zu produzieren und Profit zu machen.
Sie sind nicht dazu da, Tiere gesund und geachtet aufzuziehen und ihnen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen. Es sind ,,Fleischfabriken" und sie sind oftmals nur dann rentabel, wenn die Kosten möglichst niedrig sind. Möglichst niedrige Kosten werden unter anderem dadurch geschaffen, dass man mehr Tiere auf kleinerem Grund hält, dafür sorgt, dass sie sich nicht gegenseitig verletzen, zum Beispiel weil sie ihrer Natur entsprechend in der Gruppe Rangkämpfe vornehmen würde. Billiges Futter, schnelle Aufzucht und Mästung, auch das sorgt für geringere Kosten und mehr Gewinn, ebenso ist es billiger und einträglicher, 1000 Tiere in der Stunde zu schlachten, als 100 Tiere, die richtig angefasst, betäubt und platziert werden müssen.
Worin sich die Fabriken unterscheiden, ist der Grad, wie schlecht die Haltung und der Umgang mit den Tieren ist.
Aber ,,gut" und ,,artgerecht" ist kein Mastbetrieb und keine Massentierzuchtanlage.
Zum weiteren:
Niemand hat gesagt, dass man von heute auf morgen komplett jeglichen Fleischkonsum einstellen soll.
Würde aber vielleicht schon reichen, wenn man sich die täglichen paar Euros für billigen Fleischkonsum spart und sich stattdessen am Samstag oder Sonntag etwas hochwertigeres Fleisch gönnt.
3€x6 Tage -> 18€, dafür kannst du dir schon ein Steak kaufen, das ganz okay ist. Oder einen Fisch, der nicht aus einer Zuchtfarm kommt.
5€x6 Tage -> 30€, damit erhöhen sich deine Möglichkeiten nochmal.
Pro Person.
Aber aus irgendeinem Grund scheinen viele Leute ja zu glauben, sie sterben, wenn`s nicht täglich diverse (nach Möglichkeit billige) Fleischgerichte gibt
:DEs ist doch fast gruselig, für welche Winzbeträge im Supermarkt mittlerweile verschiedenste Fleischsorten vertrieben werden - gesund kann das Zeug jedenfalls nicht sein.
FF schrieb:Ändern könnte man was, wenn die Konsumenten sich persönlich mehr für die Haltungs- und Schlachtungsbedingungen interessieren würden. Wenn sie z.B. sich mehr für Projekte wie den Hof begeistern könnten, der die Schweine im Internet zeigt - und wenn sie bereit wären, mehr Geld zu bezahlen und weniger Fleisch zu essen.
Ja und das ist eben so ein springender Punkt:
Die meisten Verbraucher machen lieber Augen und Ohren zu, singen in Gedanken ,,lalalalala, was ich nicht weiss, macht mich nicht heiß" und konsumieren lieber ihre billigen Fleischprodukte ,,weil`s eben schmeckt" und ,,weil man ja was essen muss".
Sie blenden aus, dass es eigentlich keine ,,Top-Qualität" für 1,50€ geben kann, sie wollen trotzdem das Zeug haben.
Heute ist doch eine ,,Geiz ist geil"-Mentalität im Trend, bei der man alles mögliche haben will, aber möglichst wenig dafür bezahlen möchte.
Viele Leute wollen ihr morgendliches Wurstbrot, zum Mittagessen Kasseler und zum Abend Weisswürste, zwischendurch mal hier ein Stück Salami und dort ein Würstchen und später geht`s dann nochmal schnell zu McDonalds.
Aber sie wollen nicht wissen, wo ihre Schinkenscheibe auf dem Wurstbrot, der Kasseler Nacken, die Weisswürste, die Salami, das Würstchen und die Fleischeinlage auf dem Burger herkommen.
Das verdrängen sie, eben nach dem Motto:,,Ich will das und wenn ich nicht drüber nachdenke und nicht bescheid weiss, woher das Essen kommt, dann muss ich mir auch keine Vorwürfe machen, dass wegen mir Tiere leiden müssen."
Tiere leiden lassen gilt nämlich wiederum heute in Deutschland als unanständig, nicht umsonst schmücken sich viele mit dem Spruch:,,Ich könnte ja keiner Fliege was zu Leide tun...".
Das ist scheinheilig.
Wer Billigfleischprodukte kauft und konsumiert, der hängt über mehrere Ecken auch mit drin, weil er die Fleischfabriken durch seine Nachfrage und seinen Konsum rechtfertigt.
Das muss man den Leuten irgendwo auch mal begreiflich machen, sonst ändert sich das nie.
Und dies geht mit unter nur knallhart, weil man die Menschen sonst nicht erreicht.
Da würde man dann eher den Effekt erzielen, dass behauptet wird, so schlimm könne das ja gar nicht sein und außerdem schmeckt es doch, man solle einem nicht alles mies machen, irgendwas müsse man ja essen und man habe ja halt nicht so viel Geld...
Oder es werden eben dumme Witze gerissen.
Ich würde eher wetten: Wenn sie ein Lehrer vor die Klasse stellt und erzählt, dass Tiere auch unter widrigen Bedingungen gehalten und wie tote Ware behandelt werden, das die Kinder dann weniger davon angesprochen sind, als vom Film und wohl der Klassenclown oder der Coole dann ruft:,,Wow, jetzt hab ich aber erstmal Hunger auf Döner!"
Manchmal muss man den Leuten eben reinen Wein einschenken.