Doors schrieb:wer immer meint, es gäbe "typische Charaktereigenschaften" in bestimmten Landstrichen, der muss sich die Frage gefallen lassen, nach wie vielen Jahren man die wohl erwirbt.
Werde ich geizig, wenn ich in Schwaben lebe? Wortkarg, wenn ich in Friesland lebe? Kreischig, wenn ich in Köln lebe? Sind alle Schwaben geizig, alle Friesen wortkarg, alle Kölner kreischig?
Man kann es natürlich nicht genau in Jahren ausdrücken. Man wächst rein und kann das annehmen, was um einen herum üblich ist, oder eben nicht, ohne dadurch seine Identität aufzugeben, denn jeder lebt die Eigenarten ja anders.
Es sind natürlich nicht alle so, aber es gibt eine Tendenz dahin, oder denkst du, das sind nur Redensarten, die sich jemand au den Rippen geschnitten hat?
Heide_witzka schrieb:Identifizieren kann man sich ja wohl meist nur mit Teilaspekten bzw. Bruchstücken.
Richtig.
Heide_witzka schrieb:Da einen gewissen Nationalstolz abzuleiten und die negativen Aspekte auszublenden ist in meinen Augen inkonsequent.
Wer tut das? Ich nicht.
Aber menschlich ist es doch, das Negative auszublenden und sich nicht gerade damit zu brüsten, selbst oder auch gerade dann, wenn man an dem Negativen nicht beteiligt war.
In jeder Nationalität gibt es dunkle Stellen, und dennoch gibt es die Verbundenheit oder auch den Stolz auf die Heimat. Das ist kein deutsches Phänomen, sondern ein menschliches.
Heide_witzka schrieb:Warum seh ich nie den Holocaust oder den Völkermord an den Herero bei den aufgezählten identitätsstiftenden Begebenheiten oder hör von den Nationalstolzen etwas darüber.
Warum sollte man sich mit so etwas identifizieren? Wäre das nicht sogar strafbar?