so.what schrieb: magst du bitte aus deiner Sicht mal etwas dazu sagen :)? Ich weiß, du hast dich viel damit beschäftigt und auch schon öfters sehr sachlich und interessant mit anderen Diskussionsteilnehmern drüber diskutiert.
In wie weit ist die Wissenschaft sich über die Ursachen für männliches und weibliches Verhalten einig? Was für neue Studien und Erkenntnisse gibt es? Wie denkst du als angehende Biologin über das Thema?
Nun gut, Verhaltensbiologie ist nicht ganz mein Metier, aber ich kann mich dennoch dazu äußern.
Erstmal vorweg: Von "Genderforschung" halte ich nichts! Der Grund ist einfach, dass bei der Gender-"Forschung" nicht objektiv geforscht wird - der Forscher hat seinen Standpunkt und das beeinflusst welche Fragen er/sie stellt und wie der Versuch aufgebaut wird.
Dann sind da auch noch die ganzen Metastudien, die 'n Dreck wert sind.
Was soll ich so erzählen. Es gibt Studien, die stützen, dass Testosteron zu einem sozialen Verhalten führt. Das Klischee war ja ein ganz anderes.
http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/253-2012 (Archiv-Version vom 26.01.2013)Tatsache ist, dass der menschliche Körper - vor allem die Psyche (das Gehirn) - sehr komplex funktionieren. Alles wechselwirkt miteinander, das ist eine - immer noch - unüberschaubare Flut an Funktionen, an denen geforscht wird. Auch unser Lebensstil und wie wir leben beeinflusst uns. Der Mensch ahmt nach und lernt, unser Denken, unser Verhalten, unsere Wünsche und Ideale entstehen auch aus den Erfahrungen, die wir machen.
Natürlich erleben Männer und Frauen des gleichen Kulturkreises ähnlichen Situationen und können auch ähnlich geprägt werden - so dass man eine gewisse Tendenz bei Frauen oder Männern beobachten könnte. Aber festzustellen, ob diese Tendenz nun angeboren sei oder erlernt sei, das ist meiner Meinung nach kaum nachweisbar, da Kinder von klein an geprägt und beeinflusst werden. In den ersten Lebensjahren saugt ein Kleinkind Informationen nur so auf.
So ertappe ich mich selber, wie ich das Verhalten meiner Eltern nachahme. Ich bin gehässig wie mein Vater und herrisch wie meine Mutter xD keine besonders gute Mischung - ich witzel schon manchmal, dass ich als Mann ein ziemliches Arschloch wäre. lol
Ich wehre mich aber dagegen als Durchschnittswert betrachtet zu werden und das sollten alle Männer genau so tun. Ich finde es schwachsinnig nach Unterschiedenen oder Ähnlichkeiten zwischen Geschlechtern zu suchen, statt die Ähnlichkeiten und Unterschiede beim Menschen zu untersuchen. Was macht einen Menschen aus, was bildet seine Persönlichkeit.
Ich kenne einige emotionale Männer, die das auch nicht verbergen! Da kommt es aber auch auf den individuellen Charakter und das soziale Umfeld an. Ist es offen dafür, dass Männer Emotionen zeigen, oder gilt das als "unmännlich". Ich kenne wiederum einige Frauen, die keine Emotionen zeigen, weil sie zu stolz sind, das sollte auch akzeptiert werden. Ich finde es ist einfach wichtig, dass man so angenommen wird wie man ist und dass man soweit vom "erwarteten richtigen Verhalten" befreit wird, dass man so sein kann wie man ist.
NATÜRLICH haben Männer Gefühle - doch jeder Mensch geht anders mit ihnen um! Manche zeigen nichts nach außen, andere hingegen zeigen manchmal zu viel xD aber mit dem Geschlecht hat das sicherlich weniger zu tun.
retiarius schrieb:Es gibt Frauen, da ist der "Mutterinstinkt" so ausgeprägt, dass sie eher nach Männern suchen, die Hilfe benötigen. Diese Frauen wollen gebraucht werden und suchen keinen Mann der sie beschützt.
Das würde ich weniger als "Mutterinstinkt" bezeichnen. Man weiß nie, was der Mensch vorher erlebt hat, es gibt Menschen die emotionale Probleme haben und andere von sich abhängig machen wollen, damit sie gebraucht werden. Sie haben Angst verlassen zu werden. Einen Partner extrem zu bemuttern empfinde ich nicht als gesund, eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist meiner Meinung nach gesünder für alle Beteiligten.
Der Mutterinstinkt ist ein böser Mythos, die Bindung zum Kind muss aufgebaut werden. Viele Frauen binden sich emotional bereits in der Schwangerschaft zum Kind, andere schaffen das erst danach. Es gibt etliche Frauen, die ein schlechtes Gewissen plagt, wenn sie nach der Geburt keinen "Mutterinstinkt" verspüren und total überfordert sind, das hält sie sogar davon ab sich Hilfe zu suchen, weil sie sich schämen! Sie sollten das doch alleine schaffen, sie wollten doch Mutter werden und trotzdem wächst ihnen alles über den Kopf - die Scham ist dann da.
Ich finde es sehr traurig und finde es schön, dass da mittlerweile auch offener drüber geredet wird.