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"Die Akte Astrologie"
Kontroverse
TV-Sendungen mit dem Astrologen Dr. Peter Niehenke
Gunter Sachs
(mit Brief von Januar 1998 an Redaktion ESOTERA):
Replik auf Dr. Peter Niehenkes Stellungnahme zum Buch "Die Akte Astrologie"
"So, wie die Ergebnisse von Gunter Sachs jetzt vorliegen, sind sie zwar statistisch interessant, aber astrologisch irrelevant. Sie sind weit davon entfernt, ein Beweis für die Astrologie zu sein - und ich persönlich bin auch überzeugt, daß auf der Grundlage dieser Daten nicht die geringste Chance für einen solchen Beweis besteht."
Dr. Peter Niehenke: "Spektakulärer Fehlgriff nach den Sternen". MERIDIAN 1/98
Vorweg: Einen "Beweis für die Astrologie" - Herr Dr. Niehenke - kann es nie geben, da die Astrologie seit Jahrtausenden bereits existiert - genau so wie beispielsweise die Stadt Damaskus.
Dr. Niehenke versteht es in der Tat, kräftig auszuteilen. Er unterstellt dem Autoren Gunter Sachs, seinem Institut, seinen Mitarbeitern sowie Statistikern der Universität München fundamentale Denkfehler, einen spektakulären Fehlgriff, Irrelevanz und Willkür.
Ein Schuß Polemik ist allemal zulässig in einer Buchkritik, aber wenigstens die Fakten müssen stimmen. Mit statistischem Fachwissen sind wir sicherlich besser bestückt als der Astrologe und Psychologe Niehenke!
Aus der Stellungnahme von Dr. Niehenke wird deutlich, daß er wesentliche Aussagen unseres Buches überhaupt nicht vestanden hat.
Er meint offenbar, wir hätten aufgrund der ungleichen Verteilung der Geburtenzahlen im Jahreszyklus angenommen, allein damit schon einen Einfluß der Sterne bewiesen zu haben. Niehenke "Fazit" gegen Ende seiner Ausführungen lautet:
"Gunter Sachs hat durch seine Studie nachgewiesen, daß die Verteilung der Geburten über das Jahr hinweg in den von ihm untersuchten Gruppen nicht gleichmäßig ist und von der statistisch zu erwartenden Verteilung signifikant abweicht."
Mit Verlaub: Dies ist blanker Unsinn. In diesen beiden Punkten gab es gar nichts nachzuweisen:
- Daß die Geburtenzahlen über die Jahreszeiten ungleich verteilt sind, ist ein Phänomen, das seit Jahrhunderten, wahrscheinlich seit Jahrtausenden bekannt ist und zu dessen Erklärung man nicht die Sterne bemühen muß.
- Eine "statistisch zu erwartende Verteilung" der Geburten im Jahr gibt es zwar - nur sie ist nicht relevant. Über die Randverteilungen geht die Tatsache mit ein, daß beispielsweise mehr Widder als Skorpione geboren werden. Die ungleichmäßige Geburtenverteilung gehört zu den vorgegebenen Daten unserer Untersuchung und nicht zu den Ergebnissen.
Es ist auch eine triviale Selbstverständlichkeit, daß diese ungleichmäßige Verteilung im Jahreszyklus in ähnlicher Form immer zu beobachten ist, gleichgültig ob man
- die 12 Tierkreiszeichen
- die 12 Kalendermonate
- Zeiträume vom 15. eines Monats bis zum 15. des nächsten Monats betrachtet.
Dr. Niehenke verwendet drei Seiten Text und zwei Grafiken darauf, einen Sachverhalt zu belegen, den überhaupt niemand bestreitet und der selbstverständlich in unseres statistischen Analysen eingearbeitet ist.
Die Sache ist schon etwas komplizierter: Wenn ich die streckenweise konfusen Ausführungen von Dr. Niehenke richtig verstehe, will er uns sinngemäß ankreiden:
"Sachs hat herausgefunden, daß beispielsweise Zwilling-Mann und Zwilling-Frau häufiger als erwartet zueinander finden. Aber er hat dabei nicht berücksichtigt, daß die Zwillinge unter den Sternzeichen besonders häufig vertreten sind. Daher ist es völlig klar, daß in der Kombination Zwilling/Zwilling besonders viele Eheschließungen stattfinden. Es ist ein Denkfehler, daraus abzuleiten, daß zwischen Zwilling-Mann und Zwilling-Frau eine besondere Anziehungskraft bestehe."
Mit diesem Einwand liegt Dr. Niehenke nun völlig daneben. Er begeht seinerseits einen beinahe unverzeihlichen Denkfehler.
Den Effekt der unterschiedlich starken Geburtenzahlen unter den zwölf Tierkreiszeichen haben wir mit unserer statistischen Methodik selbstverständlich ausgeschaltet.
Wir wollen es in einfachen Worten erläutern und ziehen hierfür das Kapitel über "Eheschließungen" heran (Seiten 66 bis 75 des Buches "Die Akte Astrologie").
Aus den 12 möglichen Sternzeichen des Bräutigams und den 12 Zeichen der Braut ergeben sich 144 Partner-Kombinationen. Da die "Frühlings-Zeichen" Widder - Stier - Zwillinge bei den Geburtenzahlen überdurchschnittlich stark besetzt sind, ist beispielsweise das Kombinations-Feld Zwilling-Mann/Zwilling-Frau in absoluten Zahlen überdurchschnittlich stark besetzt. Dies gilt sowohl für die Istwerte als auch rür die statistischen Erwartungswerte.
Umgekehrt sind Kombinationen von geburtenschwachen "Herbst-Zeichen" - also beispielsweise Skorpion-Mann heiratet Schütze-Frau - relativ schwach besetzt, sowohl bei den Istwerten wie auch bei den Erwartungswerten.
Wenn man aber nur den Quotienten bildet aus Istwert und Erwartungswert und nur noch die prozentuale Abweichung betrachtet, ist der Effekt der unterschiedlichen Geburtenstärke eliminiert.
Wenn diese Abweichung so hoch ist, daß sie mit dem Wirken des Zufalls nicht mehr erklärt werden kann, dann nennt der Statistiker sie "signifikant" oder gar "hoch signifikant". Und dann kann man die wissenschaftlich fundierte Aussage treffen, daß zwischen bestimmten Partner-Kombinationen eine besonders hohe oder eine besonders geringe Affinität besteht. Dies und nichts anderes ist die Kernaussage des Buches.
In einem Punkt seiner Kritik müssen wir Dr. Niehenke allerdings recht geben:
Wir haben in der Tat nur Sonnenzeichen untersucht und nicht die Aszendenten etc. Aber wir mußten uns eben mit dem Datenmaterial begnügen, das wir vorgefunden haben. Damit bleiben die Aszendenten der Eheschließungen im Dunkel.
Doch selbst wenn man Datenmaterial hätte, aus dem man auch den Aszendenten berechnen kann, stünde man als Statistiker vor einem anderen Problem. Es gäbe dann für jeden der beiden Partner 144 Sonnenzeichen-/Aszendent-Kombinationen. Man hätte dann eine riesige Tabelle mit 144 x 144 = 20.736 Feldern. Im Zeitalter moderner Großcomputer wäre auch dies rechnerisch ohne weiteres zu bewältigen.
Aber das Mißliche ist: Bei den rd. 360.000 Eheschließungen, über die uns Material zur Verfügung stand - eine bereits beachtlich lange Datenreihe - wäre dann das einzelne Feld im Durchschnitt nur mit 17 Fällen besetzt. Damit ist eine Einzelanalyse jedoch nicht möglich. Bei unserer Untersuchung, die sich auf die 144 Sonnenzeichen-Kombinationen beschränkte, hatten wir durchschnittlich 2.500 Fälle pro Feld. Damit ließ sich sehr gut arbeiten.
Herr Dr. Niehenke, was Sie in Ihrem Artikel geschrieben haben ist weder Buchkritik noch ein konstruktiver Beitrag für eine wissenschaftliche Diskussion. Ihre Ausführungen sind fragwürdig und mehr als bedenklich, da Sie den Laien, der über kein statistisches Wissen verfügt, in die Irre führen.
gez.
Gunter Sachs
H. W. Schwenk
Dr. Rita Künstler
Diplomstatistikerin
Doktor der Staatswissenschaften
http://astrologiezentrum.de/aktuelles/akte/akte4.html