LadyWhiteRose schrieb am 23.11.2023:Ich vermute mal, dass mit dieser Theorie gemeint ist , dass wir nicht Willenlos unserer UrUrUropa sind und seine Persönlichkeit übernehmen.
Ich vermute mal, dass es eine Erklärung ist warum manche Menschen es empfinden, als hätte er schon mal gelebt/etwas erlebt oder an einen Ort wo er noch nicht war, ein Gefühl der Vertrautheit hatte.
Natürlich haben wir unsere eigene Persönlichkeit, nur diese Erinnerungegsfetzten könnten mit der Theorie eine Erklärung sein, statt ne Wiedergeburt.
Die Epigenetik an sich ist keine wissenschaftliche Theorie in dem Sinne, sondern ein Teilgebiet der Biologie, welche sich mit dem zellulären Einfluss auf unsere Genaktivität beschäftigt. Die Konstellation unserer DNA-Sequenz an sich bleibt von epigenetischen Effekten aber unberührt.
Heute weiß man, daß epigenetische Informationen tatsächlich auch über Generationen hinweg weitergegeben werden können, die sich durch prägende Lebensereignisse sowie auch durch den geführten Lebensstil unserer Eltern, Großeltern usw. bereits während der frühen Embryonalentwicklung als epigenetische Modifikationen in bestimmten Regionen unserer DNA markierend niederlassen. Hierdurch können via Proteinbindung bestimmte Gene ein- oder auch ausgeschaltet werden, was freilich auch Einfluss auf nachfolgende Generation hat.
Allerdings geht es hierbei weniger um das Vererben konkreter einzelener Erinnerungen unserer Vorfahren, die dann sowas wie Déjà-vus bei ihren Nachkommen auslösen, wenn sie etwa durch das Betrachten eines bestimmten Ortes oder das Hören eines bestimmten Liedes getriggert werden, mit dem Oma oder Opa in ihrem Leben mal zu tun hatten. Sondern viel mehr geht es um auffällige Korrelationen, die sich etwa zwischen der Ernährung von Großvätern und einem erhöhten Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei deren Enkeln zeigten. Dies ist besonders im Hinblick auch auf die Erforschung weiterer Krankheiten wie Krebs, Sucht- oder Autoimmunerkrankungen sowie darauf basierend für das Aufbauen neuer Therapiemöglichkeiten interessant.
Wie auch im Link auf der letzten Seite bereits erwähnt, weiß man heute zudem, daß sich Kindheitstrauma von Eltern, die z B. Missbrauch erfahren mussten, deren Kinder andere neurologische Verbindungen zwischen den drei beteiligten Hirnarealen, die an der Gefühlsregulierung beteiligt sind, aufweisen als etwa Kinder, deren Eltern in ihrer Vergangenheit Vernachlässung erlebten. Welche Folgen das für die Kinder letztlich hat, ist aber bislang noch nicht sicher. Vermutet wird u.a. daß diese Kinder evtl. eine stärkere Resilienz gegenüber emotionaler Vernachlässigung aber gleichzeitig auch ein erhöhtes Angstrisiko aufweisen könnten.
Wenn also bei epigenetischen Effekten von "vererbten Erinnerungen" die Rede ist, dann geht es z.B. um den Einfluss neuronaler Signaturen auf die epigenetische Prägung nachfolgender Generationen usw. Doch so oder so. In den nächsten Jahren dürfte es in dem Forschungsfeld noch sehr interessant werden.