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War ja kürzlich ein Bericht im TV
Mumie der Nofretete identifiziert?
Die Wissenschaftlerin Joann Fletcher glaubt, den Leichnam der berühmten Nofretete identifiziert zu haben. Die Mumie mit der Bezeichnung Nr. 61072, die 1898 im Grab 35 im Tal der Könige gefunden wurde, soll der Büste im Berliner Museum sehr ähnlich sehen.
Fletcher untersuchte drei Mumien aus einer Kammer des Grabes 35 und stellte folgendes bei einer der Mumien fest:
1. Sie hat einen eleganten "Schwanenhals", der auch bei der Büste der Nofretete gut zu sehen ist.
2. Als Fletcher letztes Jahr die Kammer erneut öffnete, fand sie darin eine Perücke, die von Frauen aus der Herrschaft Echnatons getragen wurde. Der Schädel der Mumie war rasiert. Darauf konnte also eine Perücke oder eine Krone, wie sie Nofretete trug, getragen werden.
3. Der Schädel der Mumie hatte Druckstellen eines goldenen Stirnbandes, wie ihn die Königin trug.
4. Das rechte Ohr fehlte, während im linken zwei Löcher für Ohrringe eingestochen waren. Doppelte Ohrringe trugen nur wenige königliche Frauen.
5. Im Februar fand man unter einem "Berg von Leinenstoff" einen angewinkelten Arm der Mumie, der im Stil der ägyptischen Pharaonen gebogen wurde. Nofretete wird von vielen als Mitregentin Echnatons gesehen, evtl. sogar als Nachfolgerin.
6. Das Gesicht der Mumie ist durch Schläge entstellt worden, was Fletcher als Rache für die Abschaffung der Götter sieht.
In der Fachwelt wird die Argumentation sehr skeptisch gesehen. Im Tagesspiegel vom 11.06. nennt die Berliner Ägyptologin Alexandra von Lieven die Haupteinwände
zu 1.:
Ähnlichkeit ist kein Kriterium. Erwachsene Menschen können sich sehr ähnlich sehen, bleiben aber dennoch verschiedene Personen.
zu 2.:
Die angeblich im Grab gefundene Perücke belegt gar nichts. Eine DNA-Analyse der Haare könnte mit nichts verglichen werden da keine DNA von Nofretete existiert.
zu 4.:
Das doppelte Ohrenpiercing belegt nur, dass es sich bei der Mumie um ein Mitglied der königlichen Familie gehandelt hat, was ohnehin klar war.
zu 6.:
Grabräuber könnten der Mumie die Zähne ausgeschlagen haben
Außerdem war die mumifizierte Person anatomischen Untersuchungen zufolge nicht älter als 25 Jahre alt. Nofretete hatte 6 Kinder und war zu ihren Todeszeitpunkt wahrscheinlich viel älter. In einem anderen Artikel wird von Zahi Hawass, der übrigens nicht davon überzeugt ist, dass es sich bei der Mumie um die der Nofretete handelt, behauptet, die Mumie sei 50 Jahre alt, also viel zu alt für die der Nofretete (eigentlich hatte ich vorher auch immer gedacht, dass die Mumie ungefähr 50 Jahre alt wäre)
Die Mumien im Grab 35 waren nicht immer an dieser Stelle. Sie wurden höchstwahrscheinlich erst viel später dorthin umgebettet. Warum sollte die Frau eines geächteten Pharao, dessen Andenken nach seinem Tod zerstört wurde, erneut feierlich bestattet werden?
Die Forschungsergebnisse Joann Fletchers werden vom US-Sender Discovery Channel ausgestrahlt. Auch dort sind kritische Stimmen zu hören wie die einer Kollegin Fletchers an der Universität Cambridge. Susan James untersuchte ebenfalls die drei Mumien und sieht in den Ergebnissen keine Anhaltspunkte dafür, dass es sich bei der Mumie um Nofretete handeln könnte. "Bislang können wir nur annehmen, dass es sich bei der Mumie um eine junge Frau aus der 18. Dynastie handelt, die womöglich zur königlichen Familie gehörte"
Seltsam, dass Dr. Susan James vor ziemlich genau zwei Jahren wegen der gleichen Geschichte schon mal in den Schlagzeilen war. Dort sprach sie ebenfalls von einer sehr starken Ähnlichkeit zwischen der Mumie und der Büste der Nofretete. Den Artikel könnt ihr unter
http://www.selket.de/news0506.htm (Archiv-Version vom 26.04.2005) nachlesen. Es ist auch noch der Artikel aus der Sonntagszeitung vorhanden, der zum Vergleich das Bild der Büste neben das Bild der Mumie gestellt hat:
http://www.sonntagszeitung.ch/sz/szFeinRubrik.html?ArtId=107613&ausgabeid=1542&rubrikid=109Quelle:
Tagesspiegel (1+2)
n-tv
Zusatz vom 20.08.03:
Dr. Zahi Hawass, Leiter der ägyptischen Altertümerverwaltung, kritisierte Joann Fletcher. Er bezeichnete die neuen Erkenntnisse Fletchers als "reine Lügen". Hawass sagte der Middle East News Agency (MENA), dass die Mumie, die Fletcher mit ihren Team gefunden hat, die eines Mannes war. So soll es laut Hawass zumindest der Aufseher Fletchers gesagt haben.
Die Perücke, die Fletcher angeblich neben der Mumie gefunden hat soll nicht existieren, "weil diejenigen, die mit Fletcher zu diesem Zeitpunkt zusammengearbeitet haben, abstreiten so ein Objekt gefunden zu haben".
Die Mumie, bei der Dr. Fletcher behauptete, dass es die einer 25-jährigen Frau wäre, stellte sich als mumifizierter Körper einer Frau zwischen 16 und 20 Jahren heraus. "Dies ist, was der Kopf der Expedition sagte.", so Hawass, "Daher kann es nicht die Mumie der Nofretete sein, weil sie mit mindestens 30 Jahren verstorben ist."
(Anm.: Mal ist die Mumie die eines Mannes und dann wieder eine weibliche Mumie zwischen 16 und 20 Jahren? (vielleicht meint Hawass eine andere Mumie?) Vor ein paar Wochen hat Hawass noch gesagt, dass die Frau mit mindestens 50 Jahren verstorben sein musste (siehe oben)
Die Ohrlöcher seien auch kein Beweis für eine weibliche Mumie. Auch Männer trugen zu dieser Zeit Ohrringe.
Weil Fletcher den Ethikkodex der SCA gebrochen hat, hat die Altertümerverwaltung beschlossen, die britische Expedition zu suspendieren.
Quelle:
The Egyptian State Information Service