@cc Als eingefleischter Holmes-Fan, ohne jedoch einer der verschiedenen Fangemeinden anzugehören, finde ich das Thema interessant.
Die neue BBC-Serie hat ja großen Zuspruch gehabt und führte zu weiteren Experimenten, wie einer völlig verblödeten amerikanischen Variante mit asiatischem, weiblichem Watson.
Persönlich finde ich, daß sich Holmes nicht in unsere Zeit übertragen lässt. Obwohl die BBC-Serie unterhaltsam ist, geht ihr doch jegliche Glaubwürdigkeit ab.
Schon Doyle erkannte, daß mit dem ausgehenden viktorianischen Zeitalter Sherlock Holmes nicht mehr zeitgemäß war und ließ ihn "in Rente" gehen.
Die in meinen Augen beste "Verfilmung" war die Granada-Serie mit Jeremy Brett. Hier wurde auch Watson nicht als dümmlicher alter Zausel dargestellt.
Hier wird den Büchern kaum etwas hinzugefügt, die einzelnen Fälle werden detailliert nacherzählt und passen perfekt in den Zeitrahmen.
Das Klischee des dümmlichen Watson wurde ja in erster Linie durch die amerikanischen Filme der späten 30er und 40er Jahre ins Leben gerufen.
Auch diese Filme, obwohl ebenfalls sehr unterhaltsam, krankten daran, daß sie in die Jetztzeit versetzt wurden. Außerdem waren nur wenige Fälle den Büchern entnommen.
Der Wert dieser Filme liegt in der Atmosphäre und den ausgezeichneten Darstellern. Basil Rathbone war ein hervorragender Holmes (obwohl er Jeremy Brett in dieser Rolle das Wasser nicht reichen kann) und seine Widersacher wurden von den besten Charakterdarstellern ihrer Zeit verkörpert. Die Regisseure waren Größen des Horror-Genres, wie auch die Darsteller. Diese Atmosphäre zieht sich denn auch durch diese Filme und wurde von der englischen Hammer-Film-Schmiede wieder aufgegriffen und im mMn. besten Spielfilm umgesetzt: The Hound of the Baskervilles mit Peter Cushing und Christopher Lee.
Ich denke, daß Holmes nur funktionieren kann, wenn er in seinem angestammten Umfeld wirkt, dem viktorianischen Zeitalter, in dem Spurensicherung und Tatortrekonstruktion noch ein Buch mit sieben Siegeln war. Und nur, wenn die Filme es schaffen, diese Atmosphäre zu erzeugen und man bereit ist, sich in diese Zeit gedanklich zurückzuversetzen, entfalten sie ihre volle Wirkung.
Die Verfilmungen jüngster Zeit, die beiden Filme mit Robert Downey Jr., sind zwar gute Actionreißer, haben jedoch mit Holmes nicht viel gemein. Hier wurde einfach ein Action-Held erschaffen, der teilweise eher lächerlich wirkt, als beeindruckend.