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09.07.2016 um 00:04Neal Stephenson - Cryptonomicon
Überlanger Kultroman über Kryptologie im Zweiten Weltkrieg und in den 90er Jahrn mit noch dazu offenem Ende. Sechs Wochen habe ich gebraucht, um mich durch die etwa 1200 Seiten auf Englisch durchzuackern. Und? Es hat sich gelohnt. Der Roman ist nicht nur in der Liste der Top-10-Romane, die man vorgetäuscht haben muss, gelesen zu haben, die Lektüre selbst ist ein faszinierender Ritt.
Kern des sowohl im Zweiten Weltkrieg wie in den 90er Jahren spielenden Plots ist ein unterirdischer Gold-Cache im philippinischen Dschungel, der von den Japanern im Zweiten Weltkrieg mit aus China gestohlenen Goldbarren angelegt wurde. Damit sollten zwar Technologielieferungen aus Deutschland bezahlt werden, aber trotz Top-U-Boot-Technologie gelang das nicht.
Diesen Gold-Cache wollen in den 90er Jahren Top-Kryptographen nutzen, um auf der fiktiven Insel Kinakuta - von dem dort absolut regierenden Sultan gedeckt - einen Datenhafen aufbauen, indem Untersee-Kabel gelegt sowei Untersee-Router manipuliert werden, um den Datenstrom von Taiwan auf die Philippinen in Richtung der südlich von den Philippinen gelegenen Insel prioritär umzuleiten (Netzneutralität ist nicht ein soooo neues Stichwort).
Das Ziel ist doppelt (von den Protagonisten Randy und Avi verkörpert): mit dem Gold-Cache soll eine digitale, überstaatliche Währung gedeckt werden, welche globale Finanztransaktionen anziehen soll (Bitcoin anyone? Der Roman ist fast 20 Jahre alt!), andererseits soll er genutzt werden, um Kriege und Genozide wie im 20. Jahrhundert zu verhindern).
Die 1200 Seiten werden genutzt, um mit sehr viel Cliffhangern die Welt der Kryptologen sowohl im Zweiten Weltkrieg wie auch in den 90er Jahren sehr plastisch vor Augen zu führen, und Stephenson hat sehr viel recherchiert und phantasiereich das menschliche Dasein in Kriegs- wie Konzernwelten zum Leben erweckt. Zum Teil sehr brutal.
Sehr geschickt ist auch die Verbindung von realen Welten wie Personen geknüpft, ohne je in das seichte Sabbernde von geglätteten Dokufiktionen abzugleiten. Dass sich die (zum Teil realen, zum Teil fiktiven) Top-Mathematiker der Kriegsgegner gekannt haben und eine Art Verschlüsselungs-Entschlüsselungsspiel getrieben haben, hebt die Spannung.
Und nein - der Plot ist nicht zu Ende geführt, er bricht ab, als die 90er-Jahre-Crew am Gold-Cache angelangt ist. Nach 1200 Seiten ein Coitus interruptus, ohne dass je eine Fortsetzung gefolgt ist. Konsequent.
Es gibt nicht viele so lange Romane, die ich mit solcher Begeisterung gelesen habe (Der Zauberberg, Berlin Alexanderplatz waren darunter), Crpytonomicon ist in diese kleine, aber feine Reihe aufgenommen.
Wikipedia: Cryptonomicon
Wikipedia: Cryptonomicon
Der Autor dieses Cyberpunk-Klassikers:
Überlanger Kultroman über Kryptologie im Zweiten Weltkrieg und in den 90er Jahrn mit noch dazu offenem Ende. Sechs Wochen habe ich gebraucht, um mich durch die etwa 1200 Seiten auf Englisch durchzuackern. Und? Es hat sich gelohnt. Der Roman ist nicht nur in der Liste der Top-10-Romane, die man vorgetäuscht haben muss, gelesen zu haben, die Lektüre selbst ist ein faszinierender Ritt.
Kern des sowohl im Zweiten Weltkrieg wie in den 90er Jahren spielenden Plots ist ein unterirdischer Gold-Cache im philippinischen Dschungel, der von den Japanern im Zweiten Weltkrieg mit aus China gestohlenen Goldbarren angelegt wurde. Damit sollten zwar Technologielieferungen aus Deutschland bezahlt werden, aber trotz Top-U-Boot-Technologie gelang das nicht.
Diesen Gold-Cache wollen in den 90er Jahren Top-Kryptographen nutzen, um auf der fiktiven Insel Kinakuta - von dem dort absolut regierenden Sultan gedeckt - einen Datenhafen aufbauen, indem Untersee-Kabel gelegt sowei Untersee-Router manipuliert werden, um den Datenstrom von Taiwan auf die Philippinen in Richtung der südlich von den Philippinen gelegenen Insel prioritär umzuleiten (Netzneutralität ist nicht ein soooo neues Stichwort).
Das Ziel ist doppelt (von den Protagonisten Randy und Avi verkörpert): mit dem Gold-Cache soll eine digitale, überstaatliche Währung gedeckt werden, welche globale Finanztransaktionen anziehen soll (Bitcoin anyone? Der Roman ist fast 20 Jahre alt!), andererseits soll er genutzt werden, um Kriege und Genozide wie im 20. Jahrhundert zu verhindern).
Die 1200 Seiten werden genutzt, um mit sehr viel Cliffhangern die Welt der Kryptologen sowohl im Zweiten Weltkrieg wie auch in den 90er Jahren sehr plastisch vor Augen zu führen, und Stephenson hat sehr viel recherchiert und phantasiereich das menschliche Dasein in Kriegs- wie Konzernwelten zum Leben erweckt. Zum Teil sehr brutal.
Sehr geschickt ist auch die Verbindung von realen Welten wie Personen geknüpft, ohne je in das seichte Sabbernde von geglätteten Dokufiktionen abzugleiten. Dass sich die (zum Teil realen, zum Teil fiktiven) Top-Mathematiker der Kriegsgegner gekannt haben und eine Art Verschlüsselungs-Entschlüsselungsspiel getrieben haben, hebt die Spannung.
Und nein - der Plot ist nicht zu Ende geführt, er bricht ab, als die 90er-Jahre-Crew am Gold-Cache angelangt ist. Nach 1200 Seiten ein Coitus interruptus, ohne dass je eine Fortsetzung gefolgt ist. Konsequent.
Es gibt nicht viele so lange Romane, die ich mit solcher Begeisterung gelesen habe (Der Zauberberg, Berlin Alexanderplatz waren darunter), Crpytonomicon ist in diese kleine, aber feine Reihe aufgenommen.
Wikipedia: Cryptonomicon
Wikipedia: Cryptonomicon
Der Autor dieses Cyberpunk-Klassikers: