Literatur
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Literaturkritiker gestorben

30 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Frankfurt, 93 Jahre, Literaturkritiker ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Literaturkritiker gestorben

07.01.2017 um 17:49
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Der Literaturkritiker soll Werbung für Bücher betreiben?

Erst in zweiter Linie, bzw. als Nebeneffekt.
In der Hauptsache hat er ein literarisches Werk einzuordnen
Ja, es ist eine Aufgabe die ich im Zuständigkeitsbereich des Literaturkritikers angesiedelt sehe. Für Literatur an sich zu werben. Bücher zum Gesprächsthema zu machen. Lust und Neugierde aufs Lesen zu wecken. Das soll nicht heißen, dass es nicht gleichermaßen auch der Fachkunde und vor allem der Lesearbeit des Kritikers obliegt, seinem Publikum durch seine Auswahl zugleich eine Orientierungshilfe bei den Neuerscheinungen zu liefern.

Danke für Deine Links übrigens, @Groucho. Volltext befragt die verschiedenen Kritiker ja gerade zu denjenigen Aspekten, über die wir uns hier unterhalten. Ist sehr interessant zu sehen, dass über die Frage nach der "Aufgabe des Kritikers" auch in Fachkreisen lebhaft diskutiert wird.
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Mit welcher Selbstherrlichkeit da Geschmacksurteile gefällt wurden und Bücher und Autoren "vernichtet" wurden, ging irgendwann auf keine Kuhhaut mehr.
Das hatte mit seriöser Kritik nichts mehr zu tun, war (natürlich nicht bei den Gästen aber sehr wohl bei MRR) nur noch größenwahnsinniges Geschmacksurteil.
Ach ich weiß nicht. Welche Autoren und Bücher wurden denn durch Ranicki vernichtet? Du schreibst es doch selbst - ein Ranicki-Verriss endete meist ebenso als Kassenschlager. Es wurden allerlei Autorengefühle strapaziert, das mag schon sein. Aber harte Kritik traf doch in der Regel eben jene Autoren, die in der Königsklasse schreiben. An die Meister eines Faches werden nun einmal höhere (ja, manchmal unerreichbar hohe) Erwartungen gestellt. An einen G. Grass werden eben andere Maßstäbe angelegt, denn an einen noch unbekannten Autor. Und letzterer konnte bei Ranicki zumeist nur gewinnen. Ist beim Fußball und in sämtlichen Lebensbereichen so, dass mit der Liga auch die Ansprüche steigen und man sich allerlei gerechtfertigtem und ungerechtfertigtem Gegenwind ausgesetzt sieht.

Insgesamt möchte ich aber nochmals unterstreichen, dass meine harsche Kritik bezüglich der blutleeren Kritiker sich in erster Linie doch auf denjenigen Bereich der Literaturkritik bezog, welcher sich eben an ein breites Publikum, insbesondere das Fernsehpublikum wendet. Der SWR hat durchaus einige Formate für Literatur geschaffen.. was ja an sich zu begrüßen ist. Aber wenn ich mir diese Sendungen ansehe, dann kann ich eben nur zu einem vernichtenden Urteil kommen.

Hier die jüngste (und noch nicht einmal schlechteste) Sendung als Exempel:

Youtube: Das Lesenswert-Quartett vom 15.12.2016
Das Lesenswert-Quartett vom 15.12.2016
Externer Inhalt
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.


Über Marcel Reich Ranicki konnte man immer streiten und das war auch gut so. Aber der Umstand, dass er und seine Arbeit inzwischen längst nur noch verwaltet und verwertet werden (das ZDF hat sich ja auch wieder ein Reload-Version des "Literarischen Quartetts" ins Programm geschrieben), ist einfach kein gutes Zeichen. Um Nichtleser hinter dem Ofen hervorzulocken bedürfte es innovativer und frischer Ideen. Und auch charismatischer Persönlichkeiten.

Übrigens: Die Uni Innsbruck unterhält mit dem IZA ein ganz fabelhaftes Archiv für Literaturkritik und Literaturvermittlung. Die Datenbank ist größtenteils offen. Falls jemand mal eine bestimmte Kritik sucht, dürfte er hier an der richtigen Adresse sein:

https://www.uibk.ac.at/iza/recherche/

Auch die durch das Institut herausgegebene Jahresstatistik ist lesenswert:

https://www.uibk.ac.at/iza/literaturkritik-in-zahlen/pdf/2015_statistik.pdf


1x zitiertmelden

Literaturkritiker gestorben

08.01.2017 um 10:57
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb:Ja, es ist eine Aufgabe die ich im Zuständigkeitsbereich des Literaturkritikers angesiedelt sehe. Für Literatur an sich zu werben.
Hmm, ich fürchte damit ist der Literaturkritiker heillos überfordert.
Das muss im Elternhaus oder in der Schule passieren.
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb:Bücher zum Gesprächsthema zu machen.
Bestimmte Bücher, ja.
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb:Lust und Neugierde aufs Lesen zu wecken.
Auf ein bestimmtes Buch, ja. Allgemein, nein.
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb:Ach ich weiß nicht. Welche Autoren und Bücher wurden denn durch Ranicki vernichtet?
Das hier bspw. war schon eine ziemliche Sauerei
http://www.begleitschreiben.net/wp-content/uploads/2012/04/grassranicki.jpg
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb:Du schreibst es doch selbst - ein Ranicki-Verriss endete meist ebenso als Kassenschlager.
So an diesem Punkt halten wir mal kurz inne.

Ein Kritiker verdammt ein Buch und erklärt dem Publikum, dass es (das Buch) sau schlecht ist.
Die Leute kaufen daraufhin wie blöd das Buch.

Nach meinem Verständnis läuft da was ganz enorm schief. :D
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb: Aber harte Kritik traf doch in der Regel eben jene Autoren, die in der Königsklasse schreiben. An die Meister eines Faches werden nun einmal höhere (ja, manchmal unerreichbar hohe) Erwartungen gestellt. An einen G. Grass werden eben andere Maßstäbe angelegt, denn an einen noch unbekannten Autor.
Und genau das ist falsch.
Da werden zwei Romane beurteilt, mit dem einen wird härter ins Gericht gegangen, weil der Autor mehr Renommee hat?

Auch hier läuft dann meinem Verständnis nach etwas grundsätzlich falsch.
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb:Hier die jüngste (und noch nicht einmal schlechteste) Sendung als Exempel:
Habe mal stichpunktartig reingeschaut und fand das ganz ansprechend.
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb:Um Nichtleser hinter dem Ofen hervorzulocken bedürfte es innovativer und frischer Ideen. Und auch charismatischer Persönlichkeiten.
Ich glaube nicht, dass man erwachsene Nichtleser durch charismatische Literaturkritiker zu Lesern macht.

Sehr wohl kann ein geschickter und leidenschaftlicher Leser, andere begeistern und anstecken.

Mir ging das an der Uni öfter so.
Ich hatte mich für ein Kleist Seminar entschieden und in den Semesterferien die Lektüre begonnen und fand es öde und grauenhaft langweilig.
Nach der ersten Vorlesung, also nach nur 90 Minuten, war ich Feuer und Flamme für Kleist.
Geschafft hat das dieser Herr
Wikipedia: Heinrich Detering

Ein großartiger Dozent, der es mit seiner Leidenschaft und Begeisterung für die Literatur geschafft hat, auch die meisten seiner Studenten zu begeistern.

Ganz leise, ohne Krawall und die persönlichen Tiefschläge eines MRR


1x zitiertmelden

Literaturkritiker gestorben

08.01.2017 um 11:32
RR war kein Literaturkritiker, sondern ein Rezensent. Er legte keine objektiven oder objektivierten Kriterien an, sondern urteilte nach seinem persönlichen Geschmack.

Daraus machte er auch keinen Hehl:
Frage: Was zeichnet die aufgenommenen Erzählungen aus?
Antwort RR: Daß sie mir gefallen, daß sie mich beeindrucken, daß sie mich entzücken.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/reich-ranickis-kanon-wer-soll-das-alles-lesen-und-warum-1132831.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Dazu kommt noch, dass seine Rezensionsform derjenigen eines Marktschreiers am Fischmarkt entsprach.

Mit dieser polternden Art habe ich mich nie angefreundet gehabt.


1x zitiertmelden

Literaturkritiker gestorben

08.01.2017 um 17:18
@Groucho

Der Deutschunterricht ist sicherlich derjenige Raum, in dem jedes Kind (wenn nicht zuvor durch die Familie) zwangsweise mit Literatur und der Auseinandersetzung damit in Kontakt kommt. Und das ist auch gut so. Die meisten Deutschlehrer leisten einen großartigen Job, wenngleich dies kein einfacher ist. Der freien Unterrichtsgestaltung sind ja durch den proppenvollen Lehrplan enge Grenzen gesetzt. Eine befreundete Deutschlehrerin klagt häufig darüber, dass durch die Dichte des Plans und des Umstandes, dass sehr viel Übung im Bereich der Rechtschreibung und Grammatik erforderlich ist, kaum Zeit für die Einführung von Lektüren jenseits des Lehrplanes sei. Über die Lehrplan-Lektüren lässt sich durchaus streiten. Bis vor kurzem (und größtenteils auch noch jetzt) finden sich auf dem Plan eigentlich kaum jungengerechte Lektüren. Na ja, aber das führt jetzt ohnehin zu weit..

Mich hat Ranicki als Kind jedenfalls geprägt. Zwar hatte ich als Kind ohnehin schon immer gerne gelesen, aber das Quartett hat meine Neugierde auf Literatur jenseits der gebräuchlichen Kinder- und Jugendliteratur wie Hanni und Nanni geweckt. Auch erweckten die Quartettsmitglieder in mir ein Verständnis dafür, dass auch schöngeistige Kunst etwas sehr Ernstaftes und Bedeutungsvolles sei. Für jemand der aus einem technisch-naturwissenschaftlich orientierten Elternhaus stammt, in welchem Musik, Sport und Lesen zwar gefördert worden waren, zugleich aber immer auch deren nachrangiger Stellenwert gegenüber den Naturwissenschaften verdeutlicht blieb, war das eine völlig neue und eben auch prägende Erfahrung.

Die öffentlichen Auseinandersetzungen zwischen G. Grass und M. Reich Ranicki (ausgelöst durch eben einen Verriss) sind ja legendär. Ganz ehrlich: Da bekommen sich zwei große Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in die Haare und die Zeitungen schreiben darüber. Ich habe in den vergangenen Jahren peinlichere und unwürdigere öffentliche Schlammschlachten verfolgen müssen, als dass zwei alte Männer sich über einer Buchkritik in verletzten Eitelkeiten ergehen. "Vernichtet" wurde Grass der ja (wie ebenso Ranicki) gerne einmal beleidigt reagierte, beileibe nicht.
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Habe mal stichpunktartig reingeschaut und fand das ganz ansprechend.
Ja? Also mich spricht die Sendung gar nicht an. Ich bin einfach ein Freund frischer Ideen und Innovationen. Und zwar in jeder Hinsicht. Mal im Ernst: Was verleiht dem "Werther" seine Bedeutung? Was hebt den Werther - überspitzt formuliert - von den Werken einer Rosamunde Pilcher ab? Es ist die Neuheit eines solch gefühlsbetonten und emotionalen Buches zu seiner Entstehungszeit. Verbessere mich gerne, wenn Du das anders siehst.
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Ein Kritiker verdammt ein Buch und erklärt dem Publikum, dass es (das Buch) sau schlecht ist.
Die Leute kaufen daraufhin wie blöd das Buch.

Nach meinem Verständnis läuft da was ganz enorm schief. :D
Dem stimme ich natürlich zu. Ich wollte diesen paradoxen Effekt wahrlich nicht idealisieren. ;D
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Sehr wohl kann ein geschickter und leidenschaftlicher Leser, andere begeistern und anstecken.
Das stimmt. Sowas passiert dann zumeist im Privaten oder auf Internetplattformen wie Youtube. Aber zumeist tauschen sich auch dort nur Leser mit Lesern aus. Eine Verbreiterung des Lesepublikums (die ich begrüßen würde) lässt sich hier vermutlich nicht bewirken. Wobei ich mich da gerne eines Besseren belehren lasse.

Ah, wie ich lese bist Du vom Fach. Da wundern mich Deine Vorbehalte gegenüber M. Reich Ranicki nun auch nicht. Sein Wirken wird in Germanisten-Kreisen doch weithin sehr negativ bewertet.


1x zitiertmelden

Literaturkritiker gestorben

08.01.2017 um 17:36
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb:Der Deutschunterricht ist sicherlich derjenige Raum, in dem jedes Kind (wenn nicht zuvor durch die Familie) zwangsweise mit Literatur und der Auseinandersetzung damit in Kontakt kommt.
Ich habe zwar selbst den Deutschunterricht erwähnt, glaube aber dennoch, dass nur die wenigsten dadurch zu Lesern werden.
Oft hört man eher von einem diametralen Effekt.

Mein Eindruck ist, dass sich im Elternhaus entscheidet, ob ein Mensch ein Leser wird oder nicht.
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb:n welchem Musik, Sport und Lesen zwar gefördert worden waren, zugleich aber immer auch deren nachrangiger Stellenwert gegenüber den Naturwissenschaften verdeutlicht blieb, war das eine völlig neue und eben auch prägende Erfahrung.
:D
Oh ja die Einstellung kenne ich. Ich bin in einem anderen Forum Moderator und ein Kollege dort ist Naturwissenschaftler und hat für Geisteswissenschaften nur Verachtung übrig.
Nennt es ausnahmslos "Geisterwissenschaften"
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb:Ja? Also mich spricht die Sendung gar nicht an. Ich bin einfach ein Freund frischer Ideen und Innovationen.
Umso erstaunlicher ist deine anhaltende Begeisterung für MRR.
Entschuldige bitte, wenn ich das jetzt ein wenig überspitzt formuliere, aber der hatte von moderner Literatur doch gar keine Ahnung. :D
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb: Was hebt den Werther - überspitzt formuliert - von den Werken einer Rosamunde Pilcher ab?
Ich danke dir für diese böse Frage. :D
"Er legte ihr seine Hand auf den Arm und sagte 'Klopstock'"

Für mich gehört der Werther auch zu den großen Kitschromanen.

ABER: So wenig Ahnung MRR von moderner Literatur hatte, so wenig Ahnung habe ich von klassischer Literatur. ;-)


1x zitiertmelden

Literaturkritiker gestorben

08.01.2017 um 17:44
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:RR war kein Literaturkritiker, sondern ein Rezensent. Er legte keine objektiven oder objektivierten Kriterien an, sondern urteilte nach seinem persönlichen Geschmack.
Mhh. Dass Ranicki seinen Geschmack in seine Empfehlungen einfließen hat lassen steht außer Frage. Dennoch entbehrten seine Urteile zumeist ja nicht einer entsprechenden Begründung, wodurch diese für sein Publikum am Ende immer nachvollziehbar blieben.

Da stehen wir im Grunde wieder bei der Ausgangsfrage nach der Aufgabe der Literaturkritik. Soll eine Buchkritik anhand objektiver, formaler, literaturwissenschaftlicher Kriterien erfolgen? Oder sollen Geschmacksurteile im Vordergrund stehen?

Ich finde durchaus, dass nicht jedes handwerklich gut gemachte Buch lesenswert ist. Umgekehrt ist das Lesen schlecht gemachter Bücher (auch wenn sie einen unterhaltsamen Gegenstand zum Thema haben) zumeist auch keine Freude. Von einem Kritiker würde ich mir also erhoffen, dass er aus dem Bestand derjenigen Bücher, welche zumindest den formalen Grundanforderungen an Literatur gerecht werden, eine durch seinen trefflichen Geschmack geleitete Auswahl trifft.


melden

Literaturkritiker gestorben

08.01.2017 um 21:48
Zitat von GrouchoGroucho schrieb::D
Oh ja die Einstellung kenne ich. Ich bin in einem anderen Forum Moderator und ein Kollege dort ist Naturwissenschaftler und hat für Geisteswissenschaften nur Verachtung übrig.
Nennt es ausnahmslos "Geisterwissenschaften"
"Geisterwissenschaft" ist aber echt gut! :D

Hier eine kurze Unterhaltung die wirklich stattgefunden hat:

Nichte zu ihrem Onkel: Ich habe mich entschieden, ab Herbst Germanistik zu studieren.
Onkel: Ich versteh das nicht.
Nichte: Was ist daran schwer zu verstehen?
Onkel: Du warst doch immer so gut in Deutsch.

:palm:
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Umso erstaunlicher ist deine anhaltende Begeisterung für MRR.
Entschuldige bitte, wenn ich das jetzt ein wenig überspitzt formuliere, aber der hatte von moderner Literatur doch gar keine Ahnung. :D
@Groucho

Ich bewundere einfach mit welch einer Hingabe und Liebe er sich seinem Beruf bis ins hohe Alter unermüdlich gewidmet hat. Er stand für Dinge ein. Und ich glaube, dass er sehr viele Menschen (wie auch mich) inspiriert hat und seinem Fach einen Dienst erwiesen hat, indem er immer wieder Wege gefunden hat, Menschen jenseits des "Bildungsbürgertums" (verzeih mir den nicht mehr angemessenen Begriff) für Literatur zu interessieren.
Es gibt viele Dinge die man an Reich Ranicki nicht mögen kann; für die man ihn schelten kann. Für mich werden diese aber am Ende durch positive Eigenschaften überstrahlt. Ich lese nur sehr wenige Bücher mehr als nur einmal. Seine Biografie habe ich dreimal gelesen. Dieses Zeitdokument hat mich ungemein ergriffen. Das Buch hat im Grunde schon aufgrund des angehängten Personenregisters (in welchem kaum eine wichtiger Namen der dt. Literaturszene fehlt) fast lexikalen Charakter.
Ach.. Du siehst. Ich mochte ihn einfach. Auch wenn ich damit meistens alleine stehe.
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Für mich gehört der Werther auch zu den großen Kitschromanen.

ABER: So wenig Ahnung MRR von moderner Literatur hatte, so wenig Ahnung habe ich von klassischer Literatur. ;-)
Na ja, dieses Bekenntnis von Dir ist für einen Germanisten dann sicher ebenso unerhört, wie öffentlich Marcel Reich Ranicki zu preisen. :D

Das glaube ich Dir nicht, dass Du keine Ahnung von klassischer Literatur hast. Zumindest wirst Du mehr davon verstehen als die meisten Leute.


1x zitiertmelden

Literaturkritiker gestorben

08.01.2017 um 21:54
Zitat von DornröschenDornröschen schrieb:Das glaube ich Dir nicht, dass Du keine Ahnung von klassischer Literatur hast.
Naja, das war sicher die falsche Formulierung.
Den ein oder anderen Namen und das ein oder andere Werk habe ich gehört und gelesen, aber ich kann damit nichts anfangen.

Emotional kann ich mit klassischer Literatur nichts anfangen, sie gibt mir absolut nichts.
(Hölderlins Lyrik mal ausgenommen)


1x zitiertmelden

Literaturkritiker gestorben

11.01.2017 um 00:40
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Emotional kann ich mit klassischer Literatur nichts anfangen, sie gibt mir absolut nichts.
(Hölderlins Lyrik mal ausgenommen)
Es kann wohl nicht schaden, wenn es auch Menschen gibt, die sich an zeitgenössischer Literatur erfreuen. Oder soll man denn immer nur in der Vergangenheit leben?


melden

Literaturkritiker gestorben

15.01.2017 um 20:12
@Dornröschen
Wieso Vergangenheit? Alle echte Kunst ist gleichzeitig....


1x zitiertmelden

Literaturkritiker gestorben

15.01.2017 um 20:30
Zitat von Saxnot555Saxnot555 schrieb:Alle echte Kunst ist gleichzeitig....
Der Spruch ist auf so vielen Ebenen Unsinn, dass man sowas nicht mal in einem Glückskeks...


melden

Literaturkritiker gestorben

15.01.2017 um 21:53
@Saxnot555

Jaaaa, dem Grunde nach ist Deinem Einwand schon zuzustimmen. So manches gute Buch - und ist es noch so alt - verliert oft nicht an seiner Aktualität.

Das wollte ich auch nicht in Abrede stellen, sondern mich vielmehr auf die nun einmal so genannte "Gegenwartsliteratur" beziehen. (bei @Groucho war das wohl auch richtig angekommen)


melden