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Plausibilität von Begehungsweisen

22 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Tötung, Motiv, Begehung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Plausibilität von Begehungsweisen

27.01.2013 um 13:12
Hallo,

die Idee für diesen Thread kam mir, als ich zufällig einen Artikel über den im April 2012 tot aufgefundenen Schauspieler M. Dorn las.

Rückblende:
Seit dem 10. März galt Michael Dorn vermisst (...) Die Leiche des 43-Jährigen wurde am Freitagnachmittag in der Havel unweit der Glienicker Brücke gefunden. Ein Polizeisprecher bestätigte gegenüber der "Berliner Morgenpost" den Tod des Schauspielers. Eine Obduktion des Leichnams soll nun Aufschluss über die genaue Todesursache geben. Weitere Einzelheiten konnte die Polizei bislang nicht nennen.
Michael Dorn wurde seit den Abendstunden des 10. März vermisst. In seiner Wohnung an der Oldenburger Straße in Moabit hinterließ er einen Abschiedsbrief. Gerüchten zufolge soll der Schauspieler private Probleme gehabt haben. Was er genau in dem Abschiedsbrief geschrieben hat, sagte die Polizei nicht. Fest steht, dass sein Handy am gleichen Abend in Potsdam geortet wurde. Seitdem war es ausgeschaltet.
Die Polizei hatte die Suche nach dem 43-Jährigen schon abgebrochen. Ende März war an der Brücke ein Seil entfernt worden, von dem die Polizei vermutet, dass Dorn es selbst dort angebracht hat. Außerdem hatte die Polizei das Auto des Berliners entdeckt.
Der Wagen wurde nahe der Glienicker Brücke an der Havel gefunden. Die Brücke verbindet den Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf mit Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam. Michael Dorn ist aus mehreren Filmen und Fernsehserien bekannt. Zuletzt spielte er eine Hauptrolle in der ARD-Reihe "Heiter bis tödlich".
http://www.welt.de/vermischtes/article106161257/GZSZ-Schauspieler-Michael-Dorn-ist-tot.html


Kürzlich fiel mir dann, wie gesagt, folgender Artikel in die Hände:

http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/gerhard-wisnewski/kirsten-heisig-schauspieler-aus-dem-umfeld-der-jugendrichterin-erhaengte-sich-mit-gefesselten-haend.html (Archiv-Version vom 05.02.2013)

Die darin enthaltenen, zusätzlichen Informationen zur Auffindesituation des Toten sind in keiner weiteren Quelle erwähnt und somit nicht recherchier- oder verifizierbar (!).
Sollten (!) die im Artikel aufgeführten Details der Strangmarke sowie des Seils um den Hals und die mit Kabelbinder auf dem Rücken gefesselten Hände zutreffen, dann stellt das einen recht ungewöhnlichen Suizid dar - aber auch einen "UNMÖGLICHEN"?


Mich interessieren Eure Vorstellungen zu möglichen Szenarien, die ein solches oder ähnlich gelagertes Vorgehen von Menschen plausibel bzw. plausibler machen.

Es geht mir - und das möchte ich an dieser Stelle betonen - definitv NICHT um eine verschwörungstheoretische Diskussion um den zitierten Fall und die im Artikel genannten Personen! Ich bin grundsätzlich kritisch eingestellt, wenn bestimmte Informationen lediglich aus EINER Quelle bezogen werden können und somit nicht näher recherchiert werden können.

Vielmehr erhoffe ich mir Diskussionen, Informationen und Theorien über mir bislang unbekannte Fälle, die euch vielleicht bekannt sind, in denen atypische S-Methoden/ Handlungsweisen eine Rolle spielten oder aber auch Mordfälle, die eine komplexe Begehungsweise aufwiesen, die zunächst auf Suizid deutete. Sowohl im Mord- wie Suizidfall interessiert mich dabei die theoretische Rekonstruktion möglicher Motive bestimmter Handlungen.


Viele Grüße

traces


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Plausibilität von Begehungsweisen

27.01.2013 um 15:10
Ich weiß nicht mehr, welcher Fall das war, aber hier war auch ein Fall diskutiert worden, wo ein Mann erschossen mit einem mit Steinen beschwerten Rucksack aus einem Gewässer gefischt wurde und es als Suizid bewertet wurde. Man geht davon aus, dass er sich erschoss und dann von einer Brücke stürzte, jedoch wurde die Tatwaffe nicht gefunden... Vielleicht fällt jemandem hier ein, welcher Fall das war. Ich persönlich fand es da auch kaum vorstellbar, dass jemand sich selbst erschießt und es dann schafft, gezielt von der Brücke ins Wasser zu fallen und dabei noch die Tatwaffe spurlos verschwinden zu lassen. Aber unmöglich wäre es nicht.


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Plausibilität von Begehungsweisen

27.01.2013 um 15:57
Als ich den Beitrag las, fiel mir sofort der Fall Kirsten Heisig ein, bevor ich gesehen habe, das es in dem 2. Link auch schon darum ging.
Ich kann mich da an eine Dokumentation erinnern, die mal in der ARD ausgestrahlt wurde, hier war die Rede davon, das man damals bei der Richterin Spuren von Psychopharmaka/Antidepressiva (überdosiert) gefunden hat. Ich könnte mir vorstellen, das eine psychische Erkrankung sowohl rationale wie irrationale Gedanken freisetzen kann, die möglicherweise den perfekten bzw. auch einen recht ungewöhnlichen Suizid zur Planung bringen. Die Idee oder Vorlage kann aus einen Film oder der Handlung eines Buches stammen, oder jemand will daurch auf sich aufmerksam machen.


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Plausibilität von Begehungsweisen

27.01.2013 um 16:11
@diegraefin
Ja, ich kann mich an den Fall erinnern und auch an deine Beiträge dort. Der Fall heißt: Ulrich Sattler, Der Tote aus der Elbe


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Plausibilität von Begehungsweisen

27.01.2013 um 16:12
Vielen Dank für eure Beiträge!

...der Fall von @diegraefin und auch der von M. Dorn - so es Suizide waren (davon gehe ich erstmal in Ermangelung anderer Infos aus), zeigen ja eigentlich ein recht komplexes, bedachtes Vorgehen. Es ist denkbar, dass Menschen unter medikamentösem Einfluss zu irrationalen Gedanken fähig sind, aber erstaunlich finde ich die Durchführungsweise, die ja darauf schließen lassen könnte, dass der Suizident im Vorhinein plante, den Suizid unter keinen Umständen zu überleben oder lebend gefunden zu werden. Also wie im o.g. Beispiel Erschießen und für den Fall, dass er dies überleben sollte, sicher zu ertrinken und auch unter Wasser zu bleiben, wozu die Steine im Rucksack gedient haben dürften. Für gewöhnlich würde ich davon ausgehen, mit einer Schusswaffe sehr wahrscheinlich meinem Leben ein Ende zu setzen, so dass ich nicht mehr wirklich einen Plan B für den Fall des Falles überlegen würde...Mich erstaunt da einfach, dass scheinbar an jede Eventualität gedacht wurde - auch das würde mir unter Medikamenteneinfluss wahrscheinlich schwer fallen... wie seht ihr das?

@Giselle-Sophie

Danke für die Information!!


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Plausibilität von Begehungsweisen

27.01.2013 um 16:22
...hab grad kurz den Sattler-Fall überflogen.... Sattler war wohl in ein Segeltuch gewickelt und mit Steinen beschwert... spricht ja eher gegen eine Suizidannahme... aber unmöglich scheints der K nicht...wow.

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/tot-in-der-elbe-hamburger-polizei-raetselt-ueber-tod-von-ulrich-sattler-a-848895.html


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Plausibilität von Begehungsweisen

27.01.2013 um 16:38
Du kannst hier auch den Fall Susi Greiner, der auch schon hier im Forum behandelt wurde, als Parallle sehen. Auch hier ging die Polizei von einem Suizid aus. Der Kleider lagen auf dem Berg verteilt, sie war nackt, das Notebook wude vorher gelöscht usw. Hier kann man das nachlesen, was da diskutiert wurde:

Rätselhafter Todesfall in Österreich: Susi Greiner


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27.01.2013 um 18:31
@Giselle-Sophie

Danke dir für dein gutes Erinnerungsvermögen, genau der war's! :)


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Plausibilität von Begehungsweisen

27.01.2013 um 18:53
@all , @diegraefin : da gab es auch mal einen Fall am Bodensee, ich glaube, den meinst Du.
Der Mann hatte zuerst seine Ehefrau mutmaßlich ermordet, dann in Österreich gelebt und sich anschließend irgendwo um/im Bodensee umgebracht. Dieser Fall liegt aber lange zurück, war sehr interessant zu lesen.

Mir fällt gerade der Name nicht ein, aber er sollte eigentlich hier im Forum auffindbar sein, ich schaue mal gerade nach.


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Plausibilität von Begehungsweisen

27.01.2013 um 19:44
Es gibt bestimmt einige Selbstmordfälle, die tatsächlich Morde waren(oder zumindest Totschlag)...

Und bei einigen sind halt auch Verscheörungstheorien im Spiel, siehe Kirsten Heisig, da wird man wohl nie 100%ig sagen können, was tatsächlich geschah.


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Plausibilität von Begehungsweisen

27.01.2013 um 22:47
@Arwen1976

...kann es sein, dass du diesen Fall meinst? : "Bodensee-Mord" von 1969


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Plausibilität von Begehungsweisen

29.07.2013 um 16:46
Hallo,

komisch, ich hatte auch erst den Heisig Fall betrachtet und dann die Parallelen zu dem Dorn Fall. Beide Male finde ich die dargestellte Suizid-Erklärung nicht plausibel.

So wie beide Fälle dargestellt werden, machen sie wenig Sinn, allerdings bleiben ja auch ganz viele Fragen offen - warum man hier allerdings die Ermittlungen zügig einstellte (kenn ich nur aus den Medienberichten so) müsste man sich näher mal mit befassen.

Definitiv sehr interessant und auch mysteriös.


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Plausibilität von Begehungsweisen

29.07.2013 um 17:09
Bei Kirstin Heisig kann ich niemals an einen Selbstmord denken.....!!


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Plausibilität von Begehungsweisen

29.07.2013 um 19:26
@bellady

Den Fall "Kirsten Heisig" möchte ich in diesem Thread nicht diskutieren. Siehe ET:
Es geht mir - und das möchte ich an dieser Stelle betonen - definitv NICHT um eine verschwörungstheoretische Diskussion um den zitierten Fall und die im Artikel genannten Personen!
Für den Fall Heisig existiert bereits ein Thread.


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Plausibilität von Begehungsweisen

29.07.2013 um 23:15
Es ist sicherlich schwierig, sich selbst Kabelbinder anzulegen, zumindest auf dem Rücken. Entweder hat jemand geholfen - aber ist es dann noch Suizid? Oder es war von Anfang an kein Suizid.


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Plausibilität von Begehungsweisen

29.07.2013 um 23:31
@Interested

...ich bin gerade dabei, zu recherchieren, inwieweit Fälle atypischen Erhängens dokumentiert sind, die vielleicht ähnlich gelagert sind. Ich weiß zumindest von Fällen, in denen sich der Suizident absichern wollte, falls der erste Versuch daneben geht. Könnte theoretisch zumindest auch hier eine Rolle spielen. Man müsste beim Fall Dorn wissen, wie die Kabelbinder konkret angelegt waren. Wisnewski ist recht umstritten, was objektive Berichterstattung angeht, daher verlasse ich mich auf seine Aussagen mal eher noch nicht...


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Plausibilität von Begehungsweisen

29.07.2013 um 23:33
Hmm...leider sagt mir keiner dieser Fälle etwas aber mein Gedanke dazu war das er vielleicht, wie bereits erwähnt eine/n Helfer/in hatte...es gibt ja viele Menschen welche Angehörigen oder sehr engen Freunde/Bekannte zu Suiziden verholfen haben. Interessant wäre auch zu wissen WIE die Hände auf dem Rücken 'verschnürrt' waren. Wenn eher nicht so fest & eng, könnte er entweder durch seine gebundenen Hände gestiegen sein nachdem er den Steick um den Hals legte oder die Hände anschließend durch die Öse welche sie hielt gestreckt haben?! Ist nicht die leichteste Variante aber u.U. durchaus möglich.


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Plausibilität von Begehungsweisen

30.07.2013 um 00:29
Zitat von InterestedInterested schrieb:Es ist sicherlich schwierig, sich selbst Kabelbinder anzulegen, zumindest auf dem Rücken.
Nein. Das geht, wenn man es vorbereitet, ziemlich problemlos. Einfach mal zusammen mit einer Vertrauensperson, die einen wieder losmacht, zu Hause probieren. Ist wirklich gar kein Problem.
Zitat von tracestraces schrieb am 27.01.2013:Sollten (!) die im Artikel aufgeführten Details der Strangmarke sowie des Seils um den Hals und die mit Kabelbinder auf dem Rücken gefesselten Hände zutreffen, dann stellt das einen recht ungewöhnlichen Suizid dar - aber auch einen "UNMÖGLICHEN"?
Das ist gar nicht so ungewöhnlich.
Viele Suizidenten bauen "Sicherungen" ein und rechnen damit, dass sie sich quasi in letzter Minute noch selbst retten oder sich schlicht umentscheiden. Bei einigen mag das pure Angst sein, den -oft lange geplanten- Schritt nicht gehen zu können, bei anderen resultiert das aus vorangegangenen Versuchen.

Aber gerade das Erhängen mit gefesselten Händen ist nicht gerade selten.
Zitat von tracestraces schrieb:.ich bin gerade dabei, zu recherchieren, inwieweit Fälle atypischen Erhängens dokumentiert sind, die vielleicht ähnlich gelagert sind.
Ach...die sind oft dokumentiert, weil sie deutlich häufiger sind, als das typische Erhängen.

Hier liegt außerdem wieder ein Begriffsdefinitionsfehler vor, weil Wisnewski, wie so oft, nicht versteht, was er schreibt:
Definiert ist nur das "typische Erhängen". Damit es "typisches Erhängen" ist müssen 3 Voraussetzungen gegeben sein:
- freihängender Körper
- symmetrische Strangmarke
- nackenmittiger Knoten
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/inst_rechts_verkehrsmed/pdfs/jur-ersticken.pdf

ALLES andere ist atypisches Erhängen. Allerdings haben die Hände damit nichts zu tun (sonst müssten die für typisches erhängen zwingend frei sein, was nicht gefordert ist).

Woran also haben die Ermittler das atypische Erhängen festgemacht?
Dorn hing nicht mehr, so dass wir nicht wissen, ob er frei hing, wenngleich das wahrscheinlich ist. Einen nicht in der Mitte des Nackens befindlicher Knoten könnte hundert andere Ursachen haben, also ist sehr wahrscheinlich, dass die Strangmarken, respektive die Unterblutungen, asymmetrisch waren.

Ist auch genau genommen logisch, da Dorn offenbar zuerst das Seil um den Hals gelegt hat und sich dann die Hände fesselte. Das macht man eher nicht, wenn dass Seil schon sehr straf sitzt. Bei dem anschließenden Sprung von einer Brücke, wäre es ein Zufall, wenn Dorns Körper sich so in Position befunden hätte, dass es symmetrische Strangmarken gibt.


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Plausibilität von Begehungsweisen

30.07.2013 um 00:35
@LivingElvis

Wow! Danke für deine fachlichen Ausführungen! Das leuchtet ein. Ich hoffe, du bleibst uns hier erhalten^^ :)


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Plausibilität von Begehungsweisen

30.07.2013 um 00:39
@traces
Immer gern.

Für Interessierte hier noch n Spiegel-Artikel aus dem Jahr 1980 (!), der sich mit dem Phänomen der hinter dem Rücken gefesselten Hände beim Tod durch Erhängen beschäftigt.

Ich bin zwar kein Freund des Spiegel, aber es zeigt, dass diese Art sich selbst zu töten weder selten noch neu ist.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14325734.html


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