@WastlBastl Wenn du mal eine Soziopathin kennenlernen möchtest - Voilá, ich bin eine. Folgt man der medizinischen Definition, dass es Soziopathen schwer fällt, Mitgefühl zu empfinden und sich in andere hineinzuversetzen, trifft dies auf mich zu.
Psychopathie ist ein Soziopath im übersteigerten Sinn, heißt, die Persönlichkeitsstörung ist in dem Fall schwerer.
In beiden Fällen sind solche Menschen nicht zwangsläufig kriminell, heißt, man ist nicht automatisch ein Serienmörder oder sonstiger schwer Krimineller, nur weil man sich im Umgang mit seiner Umwelt schwerer tut, als der so genannte Normale.
Doch was ist normal und was ist soziopathisch oder psychopathisch? Und ich lege Wert darauf, dass ich weder psychologisch gebildet bin, noch Interesse daran habe.
Normal ist das, was die meisten Menschen von sich glauben, zu sein. Die mögen Babies, empören sich über "das Unrecht", feiern ihren Geburtstag, das Weihnachtsfest im Kreis ihrer Familie und verstehen absolut nicht, wenn das "die anderen" nicht machen.
Ich bin in den Augen vieler Menschen nicht normal, werde wahrscheinlich sogar als soziopathisch angesehen: Ich denke wie ein Mann, obwohl weiblich, mag keine Babies, sehe "das Unrecht" sehr differenziert, feiere meinen Geburtstag nicht, hasse nichts mehr als Familienfeste und graue mich vor anderen Menschen. Aber - und das ist der große Unterschied, wenn die Normalen machen, was sie machen wollen, ist mir das Recht, ich werde niemals einen Normalen ob seines Normal seins scheel anschauen.
Ein Psychopath, der im Umgang mit anderen Menschen ernsthafte Probleme hat, der keine Gefühle empfinden kann und sich nicht in die Gefühlswelt anderer hineinversetzen kann, ist krank und bräuchte Hilfe. Aber er ist kein Verbrecher. Es gibt Soziopathen und sogar Psychopathen, die ein ganz gewöhnliches Leben führen, niemanden etwas zu Leide tun und nicht auffällig werden.
Bezeichnend ist, dass sofort, nachdem WastlBastl den Thread eröffnet und die Frage gestellt hat, ob außerhalb der USA das "Phänomen Soziopath/Psychopath" vorkommt, sofort eine Reihe von deutschen Serienmördern, mit dem Zusatz, das sind Psychopathen, genannt werden.
Ich mag nicht abstreiten, dass jeder von denen auch sozio- bzw. psychopathische Züge tragen/getragen haben. Ich kann mir aber vorstellen, dass hinter jedem von denen noch viel mehr steht. Dass man jede Persönlichkeit sehr viel vielschichtiger betrachten muss, um eine abschließende "Diagnose" stellen zu können.
Ich darf kurz den Blick auf die österreichischen "Stars" unter den Verbrechern lenken. Man nehme Jack Unterweger selig, der war vor allem ein Narzist. Man nehme Franz Fuchs selig, der war vor allem ein Einzelgänger mit einem nicht nachvollziehbaren Ausländerhass. Man nehme einen Max Gufler selig, der wegen einer als Kind erlittenen schweren Schädelverletzung als Erwachsener zu Gewaltausbrüchen neigte.
Bevor man jemanden den Stempel Soziopath oder noch schlimmer Psychopath aufdrückt, sollte man gründlich nachdenken.