Was ist mit Hilal E. geschehen?
27.02.2021 um 14:46
Offener Brief an Herrn Innensenator Andy Grote
Sehr geehrter Herr Grote,
wir schreiben Ihnen nun zum dritten Mal. Auf den ersten offenen Brief an Sie folgte eine sehr positive, sehr persönliche und wohlwollende Antwort, in der Sie uns Ihre ehrliche Unterstützung zusagten. Auf den zweiten Brief, den wir nicht öffentlich machten und in dem wir von uns festgestellte eklatante Ermittlungsfehler der damaligen Sonderkommission Morgenland beschrieben, erfolgte leider keine Antwort. Nun schreiben wir Ihnen wieder öffentlich, um erneut und wiederholt auf unsere Sorgen und Nöte aufmerksam zu machen und um Sie aufrichtig um
Ihre Hilfe zu bitten.
Außerdem müssen wir Sie erneut auf ganz erhebliche Missstände der damaligen und heutigen
„Ermittlungen“ aufmerksam machen. Und
wir melden Ihnen einen ganz großen Erfolg: einen neuen und bislang unbekannten Zeugen, der die Entführung Hilals vor 22 Jahren beobachtete.
Dennoch schreiben wir Ihnen auch in großer Traurigkeit, denn nicht etwa Ihr LKA 44 hat diesen Zeugen ermittelt - wir als Hilals Familie waren es selbst! Alleingelassen von Ihren Ermittlern.
Ganz alleingelassen.
Sie sind in den jetzigen Zeiten dieser schrecklichen Pandemie als Innensenator unserer Heimatstadt Hamburg sicherlich sehr gefordert. Diese Pandemie und ihre Auswirkungen gleichen vielen Menschen in unserer Stadt als eine Katastrophe.
In einer solchen scheinbar unendlichen Katastrophe befinden wir uns seit 22 Jahren.
Am Mittwoch, den 27.01.1999 wurde unsere zehnjährige Tochter, Schwester und liebevolle Freundin Hilal entführt. Ein bis heute unbekannter rothaariger Mann ergriff Hilal direkt vor unserer Haustür, auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums Spreestraße in Hamburg-Lurup. Er riss sie fort und begann damit den Mord an dem Wertvollsten, das eine Gesellschaft und eine liebende Familie überhaupt ihr eigen nennen kann: er begann den Mord an einem Kind.
Unsere damals zehnjährige Hilal guckte mit ihren großen dunklen und freudestrahlenden Augen auf eine liebevolle Kindheit, bereichert mit all den kindlichen Erwartungen an die Zukunft, mit Träumen und Plänen. Hilal sagte Ja zu ihrem wunderschönen Leben, sie trug ihr Glück mit sich und liebte ihre Familie, ihre Freunde, ihre Schule und ihre Klassenkameraden. Hilal lachte das Leben an - und das Leben erwiderte ihr Lachen. Wir konnten das sehen, wenn wir in Hilals verträumte, strahlenden Augen schauten.
Im Verlaufe des 27.01.1999 schaute unsere kleine Hilal nicht mehr das lachende Leben an. Sie schaute nur noch in die Augen ihres feigen Mörders, der sie vielleicht missbrauchte, dann brutal ermordete und irgendwo - so frei von jeglicher Würde - billig und so fürchterlich entmenschlicht verscharrte. Ein Feigling, der sich an einem kleinen Mädchen verging. Erbärmlich!�
Bis heute liegt unserer Hilal in diesem dreckigen Erdversteck. Sie ist damit das einzig in Hamburg verschwundene Kind. Und glauben Sie uns: Hilal möchte endlich nach Hause kommen. Wir hören sie. Hilal flüstert uns das nicht etwa zu. Sie schreit in jedem unserer Träume. Um Hilfe.
Die Polizei setzte 1999 eine Sonderkommission ein, die sich trotz (oder wegen?) einer kriminologisch-psychologischen Beratung sehr schnell darauf festlegte, dass Hilal durch einen Familienangehörigen entführt wurde. Ein Türke mit roten Haaren? Trotz der damals schnellen Aussage zweier Männer, die mögliche Entführung gesehen zu haben, konzentrierten sich Ihre Ermittler und die Psychologen nicht auf den durch den Zeugen beschriebenen Rothaarigen, sondern auf unsere schwarzhaarige Familie? Wir überlegen uns daher auch, ob unsere Nationalität damals eine Rolle spielte. Weil wir Türken sind, auch Hamburger, aber türkischer Nationalität? Gibt es da einen Zusammenhang? Muss der Täter deswegen aus der türkischen Familie kommen?
In den Hamburger Zeitungen standen damals, noch Wochen nach der Tat, Nachrichten, dass die Polizei Hilal in der Türkei vermutete. „Hilal lebt in der Türkei.“ Sie können sich sicherlich vorstellen, dass wir dann auch daran zerbrachen. An diesen Vorurteilen. Es war nicht nur die unendliche Sorge um unseren Hilal, um unser geliebtes Kind. Es waren die Blicke der Nachbarn, unserer türkischen und deutschen Mitmenschen hier in unserer Heimatstadt. Und es waren die Angehörigen in der Türkei, die uns verunsichert fragten, was denn nun wirklich passiert ist. Es waren qualvolle Zeiten! Auch nur der Gang zur Arbeit, zum Einkaufsmarkt - es wurde alles unerträglich.�
Dabei verstehen wir sogar, dass die Polizei alle Spuren verfolgen muss. Wenn die Ermittler der Soko Morgenland aber sogar laut aussprachen, dass Hilal noch leben würde, in der Türkei, dann hätten sie sich sicherer sein müssen! Denn: sie lagen ja falsch! Die „Familienspur“ erwies sich als falsch. Es stimmte nicht. Und ihre Ermittler hatten uns nicht nur unendliches Leid zugefügt - sie hatten so wertvolle Zeit verstreichen lassen.
Die nächsten Jahre wurden nicht besser. An das stille Zimmer von Hilal gewöhnten wir uns nicht. Wie denn auch! Wir zerbrachen, an jedem Tag mehr. In den Nächten standen wir weinend am Fenster. Dort, wo wir auch am Tage weinten. Wir hielten es nicht mehr aus und zogen fort. In eine andere Wohnung. In eine andere Nachbarschaft. Weg von diesem Ort, an dem unsere Hilal entführt worden war. Weg von diesem Ort, an dem ihr Mord begann.
Erst Anfang bis Mitte 2005 kam wieder Bewegung in die Ermittlungen. Ein Mann, rothaarig, hatte die Entführung und die Ermordung Hilals gestanden. Zum Ende des Jahres wurde es wieder still. Es dauerte wieder viele Jahre, bis 2018, als die Cold Cases-Einheit gegründet wurde. Der Chef der Einheit, Herr Steven Baack, besuchte uns zu hause und teilte uns mit, wie er die Ermittlungen fortan führen wolle. Wir fühlten uns auf einmal ernstgenommen, vielleicht sogar zum ersten Mal in all den Jahren der endlosen Verzweiflung. Am zweiten Advent 2017 traf sich Herr Baack mit Abbas, Hilals Bruder, und einem Mann vom Weissen Ring am EKZ Spreestraße. Herr Baack hatte die Idee, uns einen Ort der Trauer zu ermöglichen, denn wir haben ja kein Grab. Und er erzählte
uns, dass er nach weiteren Zeugen sucht. Immer noch! Herr Baack konnte und wollte sich nicht vorstellen, dass nur zwei Businsassen, die beiden schon bekannten Zeugen aus dem Jahr 1999, die mögliche Entführung Hilals auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums gesehen hatten. Mitten am Tag, einem Mittwoch. Die beiden Männer hatten sich damals sehr frühzeitig bei der Polizei gemeldet und berichtet, dass sie einen rothaarigen Mann dabei beobachtet hatten, wie er ein schwarzhaariges Mädchen ergriff und sich mit ihr stritt. An eine Entführung hatten die beiden natürlich nicht denken können - doch war sie es wohl.
Herr Baack schlug uns damals an diesem zweiten Advent vor, eine „dauerhafte Fahndungserinnerung“ an dem Ort anzubringen, an dem Hilal verschwand. Wir mochten die Idee. Wir mochten es, endlich in Maßnahmen der Polizei mit eingebunden zu werden. Und wir mochten die Idee, einen Ort für unsere Trauer zu haben und die vorbeigehenden Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass jeder kleine Hinweis entscheidend sein kann.
Nun meldete sich tatsächlich bei uns ein junger Mann, der vor Kurzem genau diese Fahndungstafel betrachtet hatte. Der Mann hatte lange nicht in Hamburg gelebt und wurde jetzt wieder auf unseren Fall aufmerksam. Er berichtete uns nun, dass er Hilals Entführung beobachtet hatte. Aus einem Bus heraus, indem sich nicht die beiden bereits bekannten Zeugen aufgehalten hatten. Eine Kreuzung, zwei verschiedene Busse, die gleiche Beobachtung! Seine Aussage haben wir mit unserer Rechtsanwältin aufgenommen und stellen Ihnen diese natürlich gerne zur Verfügung. Sie liegt diesem Schreiben bei. (Wenigstens abschreiben kann das bitte Ihr LKA 44- Chef.) Erste Angaben des Zeugen haben wir auch schon überprüft. So stimmen seine Angaben zum Beispiel mit dem Busfahrplan aus dem Jahre 1999 überein, den wir extra bei einem Fahrdienstleiter in einem alten Fahrplanbuch aus 1999 eingesehen haben! Insofern glauben wir, dass dieser Mann nicht nur die Wahrnehmungen der beiden anderen Zeugen bestätigt, er liefert auch eine Vielzahl an neuen Ermittlungsmöglichkeiten. Denn der Mann war nicht alleine. Er hatte nach der Schule einen Omnibus bestiegen, in dem noch andere Menschen waren. Er hörte eine Frau sogar sagen: „Oh, guck doch mal!“ Die Frau damals war ungefähr 40 Jahre alt und hatte lange, schwarze/gewellte Haare und wies bei dem Ausspruch auf die Situation mit dem Rothaarigen und dem schwarzhaarigen Mädchen hin. Es sah halt aus wie ein Streit. An eine Entführung dachte auch in diesem Bus niemand. Wie denn auch? Mitten am einem Mittwoch in Hamburg.
Sehr geehrter Herr Senator Grote,
wir übergeben Ihnen diese Befragung, da wir Ihrem LKA44-Chef nicht mehr trauen. Zu enttäuscht waren wir von der Soko Morgenland, zu enttäuscht sind wir von ihrem jetzt zuständigen LKA 44. Nachdem Herrn Baack nämlich Ende 2018 Vorwürfe zu einem anderen Ermittlungsverfahren wegen angeblicher Ermittlungsfehler oder dergleichen gemacht worden waren, war er als Chef der Cold Cases-Einheit abgesetzt worden. Herr Baack rief uns damals an und versicherte uns, niemals etwas Illegales getan zu haben. Außerdem sagte er uns zu, dass seine nachfolgenden Kollegen bei Cold Cases mit dem gleichen Engagement weiterarbeiten werden. Leider ist das Gegenteil der Fall. Wir fühlen uns nicht mehr ernstgenommen. Ein persönliches Treffen mussten wir mit dem LKA 44-Chef einfordern, dass dieser Mann uns zu hause besuchen würde, kam diesem wohl nie in seinen Kopf. Mittlerweile würden wir das nicht einmal mehr wollen! Als wir bei dem eingeforderten Treffen im Polizeistern auf entdeckte Ermittlungsfehler hinwiesen wollten, wies uns der neue Chef sehr bedrohlich darauf hin, dass wir doch „sehr vorsichtig sein“ müssten und dass wir uns „genau überlegen sollten“, was wir denn jetzt sagen wollten. Deswegen auch in diesem dritten Brief an Sie nur in aller Kürze:
Im Jahre 2005 bearbeitet der damalige Kommissar Steven Baack bei der Fachstelle für Sexualkriminalität einen Kindesentführer aus Lurup. Und er entdeckte, dass die Soko
Morgenland diesem Mann, Dirk A., für die Hilal-Tat ein Alibi bestätigte. Aus uns unbekannten Gründen konnte
Herr Baack das Alibi aber wohl sehr schnell als falsch nachweisen. Er begann dann ein Ermittlungsverfahren gegen Dirk A. und stellte extrem viele Punkte fest, die auch für uns ganz deutlich für den rothaarigen Dirk A. als Mörder unserer Hilal sprechen. Herr Baack schreibt in einem seiner Berichte auch von einem Foto, das die beiden bekannten Zeugen aus dem (ersten) Bus damals den Kripo-Beamten der Soko Morgenland übergeben haben sollen. Dieses Foto war uns völlig neu!!! Zum ersten Mal haben wir davon durch den Bericht von Baack aus dem Jahr 2005 gelesen. Warum wurde dieses Foto, das dem rothaarigen Täter sehr ähneln soll, nicht schon 1999 zur Fahndung eingesetzt?! Passte es etwa nicht zu der türkischen Familienspur? Hätte die Soko Morgenland bei frühzeitiger Veröffentlichung des Fotos unsere Hilal sogar noch r e t t e n können?
Das Foto ähnelt dem Verdächtigen Dirk A. sehr... dem Mann, der kurz nach der Entführung unserer Hilal hektisch sein Auto verkaufte... einen dunklen BMW.
Noch ein Beispiel: Baack muss 2005 seinen Fall Hilal/Dirk A. verlassen. Den Grund kennen wir nicht, aber er schreibt ab dem Sommer zumindest keine Berichte mehr. Eine andere Dienststelle übernimmt die weiteren Ermittlungen, das LKA 44. Die Kripo-Beamten legen eine neue Akte an. Und beginnen mit einem Anfangsbericht. Dieser Bericht führt sämtliche bisherigen Maßnahmen und Ermittlungen zu dem Verschwinden unserer Hilal auf - allerdings wird das Ermittlungsverfahren von Baack gegen Dirk A. nicht erwähnt. (!)
Dirk A. hatte kurz zuvor bei der Hamburger Mordkommission sogar den Mord an unserer Hilal gestanden (!). Und wird jetzt nicht einmal erwähnt!
Geschrieben hat diesen Eingangsbericht der nachträglich angelegten Akte übrigens die Kripo- Beamtin, die auch schon 2000 das Alibi des Dirk A. (falsch) überprüft hatte. Nur ein seltsamer Zufall? Und der Leiter des LKA Hamburg war im Jahre 2005 ausgerechnet der Mann, der 1999 die Soko Morgenland geleitet hatte.�
Welchen personellen Überschneidungen werden da noch ans Licht kommen, wenn Sie erstmal danach fragen...?
Sehr geehrter Herr Senator Grote,
wir fordern Aufklärung!
Richten Sie bitte einen Untersuchungsausschuss ein und befragen Sie allen voran Steven Baack. Wir möchten wissen, wie er im Jahre 2005 dieses Foto ermittelte, das dem Entführer vom Parkplatz so ähnlich sehen soll. Wir möchten wissen, wann dieses Foto welchen Polizisten durch wen übergeben wurde. Warum wurde dieses Foto 1999 nicht für Fahndungszwecke eingesetzt? Ausserdem möchten wir wissen, ob Herrn Baack Vorgaben zu seinen Ermittlungen 2005 oder bei den Cold Cases in den Jahren 2017/2018 gemacht wurden. Es ist so auffällig, dass er 2005 auf einmal nicht mehr an den Ermittlungen zu dem Verdächtigen Dirk A. beteiligt ist. Immerhin hatte er den Verdächtigen ja selbst ermittelt. Und kurz nachdem Herr Baack über seine dauerhafte Fahndungserinnerung am EKZ Spreestraße im Herbst 2018 einen neuen Hinweis zu einer Grabstelle im Volkspark erhielt und dort ganz große Suchmaßnahmen organisierte, wurde er wieder an weiteren Ermittlungen gehindert, weil er offensichtlich ohne wirklichen Grund versetzt wurde. Denn: das Hamburger Abendblatt , Bild und Mopo berichteteten bereits vor Monaten (!), dass Herr Baack von sämtlichen Vorwürfen freigesprochen wurde. Dennoch arbeitet er noch bei Ihnen in der Behörde für Inneres.
Wir haben den Verdacht, das dort etwas nicht stimmt und fordern Sie auf, das politisch legitimiert aufzuklären.
Sollten sich durch Ihre Aufklärungen Hinweise ergeben, dass Kripo-Beamte der Soko Morgenland oder des LKA 44 im Jahre 2005 Straftaten begangen haben könnten, werden wir als Hilals Familie Strafanzeigen erstatten. Aktuell bereiten wir die Erstattung von Strafanzeigen vor.
Sobald sich Hinweise darauf ergeben, dass den Kripo-Beamten der Soko Morgenland kurz nach Hilals Entführung ein Foto übergeben wurde, das dem Täter ähnlich sehen soll, und dieses Foto nicht in der Ermittlungsakte erwähnt wurde/das Foto nicht zu Fahndungszwecken eingesetzt wurde, werden wir außerdem zivilrechtliche Schritte einleiten! Hätte Hilal gerettet werden können? Hätten andere Kinder gerettet werden können? Denn zu Ihrer Erinnerung: wenn sich der Verdacht gegen Dirk A. erhärten sollte, wie zum Beispiel durch den neuen Zeugen, der sich bei uns meldete: dann hätte Dirk A. bereits damals an der Entführung von zwei Mädchen in Lurup gehindert werden können! Die beiden Mädchen in Hilals damaligem Alter hätten dann nicht im Auto ihres Peinigers um ihr junges Leben fürchten müssen.
Sehr geehrter Herr Senator Grote,
Sie verstehen nun vielleicht, warum wir so große Sorgen haben. Wir vermissen die Aufrichtigkeit der an unserem Fall arbeitenden Kripo-Beamten! Wir sorgen uns darum, dass hier damalige Versäumnisse vertuscht werden sollen. Anders können wir uns bestimmte Dinge nicht erklären. Und deswegen bitten wir Sie, die Ermittlungen zu Hilal unter Ihrer Verantwortung neu aufzurollen. Aber bitte nicht im LKA Hamburg. Zu mächtig scheinen uns diejenigen, die ein Interesse an einer Vertuschungen haben könnten. Wir bitten Sie vielmehr, Ihren Mitarbeiter Baack als Chef der neuen Ermittlungen zu bestimmen. Er war es, der uns als einziger (!) darüber aufklärte, dass wir als Angehörige das Recht auf Akteneinsicht haben. In all den Jahren zuvor war uns von den anderen immer abgeraten worden, die Akte selbst zu lesen. Und zwar nicht, weil es für uns so schrecklich wäre, sondern mit folgender Begründung: „Glaubt Ihr, Ihr könntet mehr sehen als Staatsanwälte und erfahrene Polizisten?“
Um die Frage hier einmal zu beantworten: „Ja, das glauben wir! Zumindest so lange, wie wir mögliche Hinweise auf Vertuschung und Verschleierung erkennen.“
Alleine die Akteneinsicht führte uns hierhin, wo wir heute sind:
Als Familie Hilal Ercan haben wir 22 Jahre nach der Entführung einen neuen Zeugen entdeckt und mit Hilfe unserer Rechtsanwältin Chaima Louati befragt. Ein Mann, der sich nach dieser langen Zeit bei uns gemeldet hat, weil er eine Fahndungstafel sah, die das Hamburger LKA 44 schon lange nicht mehr interessieren dürfte. Denn an Hilals 22. Jahrestag ihrer Entführung standen wir dort alleine. Von der Polizei war weit und breit nichts zu sehen. Das ist bitter!
Herr Innensenator, jetzt sind Sie dran. Bitte lassen Sie Hilal den Respekt zukommen, den Sie verdient. Und den wir als Familie verdienen. Untersuchen Sie unsere Vorwürfe und Fragen, richten Sie eine neue Untersuchung in ihrer eigenen Verantwortung ein. Wir werden, auch weil Hilal als Hamburgerin tiefe türkische Wurzeln hatte und türkische Staatsbürgerin war, mit der türkischen Generalkonsulin in Kontakt treten. Wir werden ihr berichten, dass wir fest davon überzeugt sind, dass Sie als Senator uns helfen werden. Bitte enttäuschen Sie uns nicht und helfen uns mit all ihren Mitteln. Und bitte informieren Sie uns über Ihre nächsten Schritte.
Mit hoffnungsvollen und freundlichen Grüßen
Hilals Bruder
Abbas Ercan für die Familie