Aussagen im Satanisten-Prozess
Riesenandrang vor den Verhandlungen. Angeblich wird sogar für Sitzplätze bezahlt. Im Publikum und auf den Fluren tummeln sich die seltsamsten Gestalten, Satanisten, Laienprediger und Neonazis treffen sich im Bochumer Landgericht. Beim ersten Verhandlungstag zeigt Daniel Ruda seine zu Krallen gefeilten Fingernägel, dann erscheint er mit einer frischen Narbe im Mundwinkel. Nichts scheint zufällig. Alles für die Show.
Auch Manuela steht dem geborenen Selbstdarsteller in nichts nach. Sie überrascht an jedem Prozesstag mit neuem Outfit und Styling. Mal erscheint sie mit umgekehrtem Kreuz auf dem Schädel, dann mit Sonnenbrille und tätowiertem Fadenkreuz auf der anderen Seite des Kopfes. Auf ihrer Schulter ein tätowierter schwarzer Drachen. Der Mordprozess als Maskerade. Seit dem zweiten Verhandlungstag tritt Manuela mit dunkler Sonnenbrille auf, ihr Anwalt erklärt dazu folgendes:
"Sie erzählte mir, dass sie in den letzten Monaten ausschliesslich nachts gelebt hätte, tagsüber geschlafen und das Tageslicht nicht ertragen könnte. Am ersten Verhandlungstag hätte sie deshalb schon Kopfschmerzen gehabt, weil der Saal nicht abgedunkelt gewesen sei. Die Aussage, die ja wichtig für sie ist, wäre mit Anspannung verbunden und stelle auch eine geistige Leistung dar, und die könnte sie nicht erbringen, wenn es hell sei. Deshalb trägt sie eine Sonnenbrille, damit das Licht sie nicht stört und sie auch weniger die Menschen sieht, denn alle Menschen, auch die im Gerichtssaal, die pissen sie alle an."
Hass und Verachtung bringen Manuela und Daniel den Richtern und Zuschauern entgegen. Vor der Verhandlung flüstern sie sich zu: "Zeigen wir´s den Bastarden!" Manuela beantwortet im Gerichtssaal nur Fragen ihres Anwaltes. Zur Begründung sagt die Angeklagte: "Die Menschen im Saal widern mich an!" Im Gericht erzählt Manuela zur Mordnacht:
"Wir haben uns den Hacki ausgesucht, weil der immer so lustig war. Und wir dachten, es wäre gut, Satan einen Hofnarren mitzubringen...."
"Mein Mann hat zugeschlagen, dann glühte ein Messer auf der Fensterbank. Eine Stimme sagte: "Setz einen Herzstich!". Da habe ich zugestochen."
Der Anwalt:
"Sie hat ein umfassendes Schuldeingeständnis abgegeben. Sie hat aber ausgesagt, dass das Ganze kein Mord ist. Sie hätte ja zum einen auf Befehl Satans gehandelt, zum andern hätte man "das Opfer ja nur von seiner dreckigen menschlichen Hülle befreit" und ihm letztendlich nur einen Gefallen getan. Das Ganze war zum besten des Opfers, er schwebt jetzt hier irgendwo rum. Sie ist der Meinung, er sei sogar im Gerichtssaal. Für sie ist das Ganze eine Opfergabe, die strafrechtlich nicht geahndet werden dürfte."
Daniel Ruda lässt von seinem Anwalt eine schriftliche Stellungnahme vorlesen, da er sich weigert, in Anwesenheit eines Pfarrers auszusagen. Darin heisst es:
"Ich bin der Todesbote Satans. Ich habe schon früh davon geträumt, Menschen die Köpfe abzubeissen...... Satan ist in mich eingefahren, hat die Tat durch mich begangen. Ich kann nichts bereuen, was ich nicht getan habe. Es wäre eine Beleidigung Satans, wenn ich für ihn Reue empfinden müsste... Über den ganzen irdischen Kram lache ich mich noch in 500 Jahren kaputt."
Zur Tat sagt er ganz klar:
"Ich bin kein Mörder. Diese Tat kann man mir nicht zur Last legen, denn ich habe nur Gutes getan. Immerhin geht es dem Opfer jetzt gut. Das Opfer sitzt jetzt an der Seite Satans, ist wahrscheinlich hier im Saal, ist irgendwo existent."
Er sei lediglich das Werkzeug Satans. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit gibt Daniel zu Protokoll:
"Wenn ich mit einem Auto einen Menschen überfahre, und der Kopf klebt am Kühler, dann wird ja auch nicht das Auto angeklagt."
Auf die Frage nach Mitleid antwortet Daniel Ruda den Journalisten im Gerichtssaal:
"Die Eltern vom Hacki drüben... ich war amüsiert, das sie mit ´nem Pfarrer hier anrücken. Das ist das einzige. Ansonsten.. Ich kenn die Eltern nicht und wenn der irgendwie bei einem Flugzeugunglück oder sowas umgekommen wäre, hätten die auch geheult oder? Die haben doch ihren Glauben ans ewige Leben, von daher.. ich hab nichts getan was soll ich da bereuen?"
Auf Fragen nach Mitgefühl und Reue reagiert er genervt:
"Ham Sie ein Messer, dann schneid ich mir die Hand ab, dann zeig ich ihnen, wieviel Gefühl ich hab."
Am dritten Prozesstag sagt auch Manuela´s beste Freundin Sylvia unter Tränen im Zeugenstand aus und belastete Daniel Ruda schwer. Über Manuelas Psyche sagt sie später:
"Man merkte die Veränderung irgendwie in ihr. So kurz vor der Hochzeit. Schnittwunden im Gesicht. Sie wurde halt anders, sie war nicht mehr der liebe Mensch, den man kannte. Sie war sehr aggressiv, kam jeden Tag mit Arme zerschnitten, das Gesicht zerschnitten, immer wenn sie den Daniel gesehen hat.
Ich wusste, dass geht nicht gut. Ich hatte ein ganz blödes Gefühl. Mir ging´s richtig schlecht damit, dass sie heiraten wollte. Den Typ hab ich ein, zweimal nur kurz gesehen, ich hab das Gefühl gehabt, das ist ihr Untergang.
Meiner Ansicht nach weiss sie schon, was sie getan hat, aber sie verdrängt es sehr. Sie fühlt manchmal, so hab ich das Gefühl, zwei Welten in sich drin. Die eine liebe Manuela und die eine zornige, die Satanistin halt."
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