Prozessauftakt Mirco
29.07.2011 um 18:14Hallo,hier noch ein Bericht vom heutigen Verhandlungstag.
Eine Aussage von erheblicher Bedeutung
Bisher gingen die Ermittler davon aus, dass der zehnjährige Mirco ein "Zufallsopfer" war. Doch neue Zeugenaussagen deuten nun darauf hin, dass der mutmaßliche Täter doch gezielt gehandelt hat - was erhebliche Auswirkungen auf das Strafmaß haben könnte.
Hat Olaf H., mutmaßlicher Mörder des zehnjährigen Mirco, möglicherweise doch „mit Handlungsabsicht“ nach einem Kind Ausschau gehalten? Bisher gingen die Ermittler der Polizei davon aus, dass der Junge ein „absolutes Zufallsopfer“ war.
Eine Verkäuferin aus Mircos Heimatort Grefrath sagt am Freitag, dem dritten Verhandlungstag im Prozess vor dem Krefelder Landgericht allerdings aus, sie habe am Abend des 3. September vorigen Jahres schon gegen 19.30 Uhr an der Stelle, an der Mirco gekidnappt wurde, ein Fahrzeug beobachtet, bei dem es sich vermutlich um den silbergrauen Passat Kombi des Angeklagten gehandelt hat.
Der Vorsitzende Richter Herbert Lucazk macht mehrfach deutlich, dass die Kammer dieser Aussage erhebliche Bedeutung beimisst. Sollte dem früheren Telekom-Mitarbeiter nachgewiesen werden können, dass er nicht, wie bislang behauptet, „völlig ziellos in der Gegend herumgefahren ist“, könnte dies als Merkmal für eine „besonders schwere Schuld“ gewertet werden. Es sei ein „weit verbreiteter Irrglaube“, so Lucazk ans Publikum gewandt, dass „lebenslang 15 Jahre bedeutet.“
Manchmal geht es an diesem Tag im Saal 167 zu wie in einem Jura-Seminar für Erstsemester. Die Kammer ist sich bewusst, dass sie unter erheblichem öffentlichen Druck steht, weswegen der Vorsitzende hin und wieder Erläuterungen einstreut, die bei den Zuhörern Verständnis für ihr Vorgehen wecken soll. Er spürt, dass das beharrliche Schweigen von Olaf H. im Publikum auf Missfallen stößt. Auch dass er sich hinter seinem Anwalt wegduckt, passt manchen Zuschauern nicht, die ihrem Ärger auf dem Flur Luft machen. Sich nicht zu äußern, sei das „gute Recht des Angeklagten, das wir zu respektieren haben“, sagt Lucazk. Gleichzeitgig mahnt er den Angeklagten auffallend oft, die Chance zu ergreifen, dem Gericht noch etwas zu sagen. „Mit dem bruchstückhaften Geständnis in den Vernehmungen der Polizei können wir uns nicht begnügen“, so der Richter.
Ein als Zeuge geladener Ermittler der „Soko Mirco“ schildert, dass Olaf H. bei den Verhören völlig distanziert gewirkt habe. Als „merkwürdig bizarr“ hat er die Szene in Erinnerung, als der 45-Jährige beschrieb, wie er den Jungen mit einer blauen Plastikschnur erdrosselt habe. H. habe gesagt, er habe die Enden zusammengezogen „wie beim Päckchenpacken“. Seine Schilderungen, berichtet der Kriminalhauptkommissar, „hat Herr H. uns förmlich diktiert.“ Dabei habe er Wert auf eine bestimmte Wortwahl gelegt und auch immer wieder korrigiert.“ Als der Polizist aussagt, der Angeklagte habe sich beim Ortstermin am Fundort von Mircos Skelett „völlig emotionslos“ verhalten, bemängelt H.s Verteidiger diese Wertung. „Sie wissen genau, es gab bei ihm auch Zusammenbrüche, wo er gezittert und geweint hat“, sagt er.
Bei allen Widersprüchen war Olaf H. stets bei der Version geblieben, dass es ihm bei den sexuellen Übergriffen auf den Jungen darum gegangen sei, Macht und Kontrolle auszuüben und die Oberhand zu gewinnen. Mirco musste sterben, weil H. panische Angst hatte, dass der Junge ihn verraten würde. Mord zur Vertuschung einer anderen Straftat
http://www.fr-online.de/panorama/eine-aussage-von-erheblicher-bedeutung/-/1472782/8727070/-/
Eine Aussage von erheblicher Bedeutung
Bisher gingen die Ermittler davon aus, dass der zehnjährige Mirco ein "Zufallsopfer" war. Doch neue Zeugenaussagen deuten nun darauf hin, dass der mutmaßliche Täter doch gezielt gehandelt hat - was erhebliche Auswirkungen auf das Strafmaß haben könnte.
Hat Olaf H., mutmaßlicher Mörder des zehnjährigen Mirco, möglicherweise doch „mit Handlungsabsicht“ nach einem Kind Ausschau gehalten? Bisher gingen die Ermittler der Polizei davon aus, dass der Junge ein „absolutes Zufallsopfer“ war.
Eine Verkäuferin aus Mircos Heimatort Grefrath sagt am Freitag, dem dritten Verhandlungstag im Prozess vor dem Krefelder Landgericht allerdings aus, sie habe am Abend des 3. September vorigen Jahres schon gegen 19.30 Uhr an der Stelle, an der Mirco gekidnappt wurde, ein Fahrzeug beobachtet, bei dem es sich vermutlich um den silbergrauen Passat Kombi des Angeklagten gehandelt hat.
Der Vorsitzende Richter Herbert Lucazk macht mehrfach deutlich, dass die Kammer dieser Aussage erhebliche Bedeutung beimisst. Sollte dem früheren Telekom-Mitarbeiter nachgewiesen werden können, dass er nicht, wie bislang behauptet, „völlig ziellos in der Gegend herumgefahren ist“, könnte dies als Merkmal für eine „besonders schwere Schuld“ gewertet werden. Es sei ein „weit verbreiteter Irrglaube“, so Lucazk ans Publikum gewandt, dass „lebenslang 15 Jahre bedeutet.“
Manchmal geht es an diesem Tag im Saal 167 zu wie in einem Jura-Seminar für Erstsemester. Die Kammer ist sich bewusst, dass sie unter erheblichem öffentlichen Druck steht, weswegen der Vorsitzende hin und wieder Erläuterungen einstreut, die bei den Zuhörern Verständnis für ihr Vorgehen wecken soll. Er spürt, dass das beharrliche Schweigen von Olaf H. im Publikum auf Missfallen stößt. Auch dass er sich hinter seinem Anwalt wegduckt, passt manchen Zuschauern nicht, die ihrem Ärger auf dem Flur Luft machen. Sich nicht zu äußern, sei das „gute Recht des Angeklagten, das wir zu respektieren haben“, sagt Lucazk. Gleichzeitgig mahnt er den Angeklagten auffallend oft, die Chance zu ergreifen, dem Gericht noch etwas zu sagen. „Mit dem bruchstückhaften Geständnis in den Vernehmungen der Polizei können wir uns nicht begnügen“, so der Richter.
Ein als Zeuge geladener Ermittler der „Soko Mirco“ schildert, dass Olaf H. bei den Verhören völlig distanziert gewirkt habe. Als „merkwürdig bizarr“ hat er die Szene in Erinnerung, als der 45-Jährige beschrieb, wie er den Jungen mit einer blauen Plastikschnur erdrosselt habe. H. habe gesagt, er habe die Enden zusammengezogen „wie beim Päckchenpacken“. Seine Schilderungen, berichtet der Kriminalhauptkommissar, „hat Herr H. uns förmlich diktiert.“ Dabei habe er Wert auf eine bestimmte Wortwahl gelegt und auch immer wieder korrigiert.“ Als der Polizist aussagt, der Angeklagte habe sich beim Ortstermin am Fundort von Mircos Skelett „völlig emotionslos“ verhalten, bemängelt H.s Verteidiger diese Wertung. „Sie wissen genau, es gab bei ihm auch Zusammenbrüche, wo er gezittert und geweint hat“, sagt er.
Bei allen Widersprüchen war Olaf H. stets bei der Version geblieben, dass es ihm bei den sexuellen Übergriffen auf den Jungen darum gegangen sei, Macht und Kontrolle auszuüben und die Oberhand zu gewinnen. Mirco musste sterben, weil H. panische Angst hatte, dass der Junge ihn verraten würde. Mord zur Vertuschung einer anderen Straftat