Es steht doch außer Frage, dass Ruja Ignatova sehr intelligent gewesen ist und da muss man gar nicht debattieren, welche Doktortitel sie nun hatte oder auch nicht. Das ist doch gar nicht Bestandteil der Anklage.
In der Vergangenheit habe ich mich selber intensiv mit Multi-Level-Marketing (MLM) auseinandergesetzt und dazu ist bereits im Jahr 2008 ein interessantes Buch von Claudia Groß mit dem Titel "Multi-Level-Marketing Identität und Ideologie im Network-Marketing" entstanden. Ruja Ignatova hat MLM nicht erfunden und das ist nicht verboten, auch wenn man das sehr kritisch sehen kann. Ich sehe MLM als Multi-Level-Manipulation. Das ist also kein Punkt der Anklage. Ihr wird vorgeworfen, dass OneCoin als Kryptowährung anders funktioniert als Bitcoin und die Blockchain privat ist und daher zum Missbrauch der Geldwäsche wunderbar geeignet sein soll, was Ignatova bestritt. Um da jetzt als Außenstehender einen Einblick zu bekommen, ob das wahr ist, ist gar nicht so einfach. Fakt ist aber schon, dass man über die Blockchain von OneCoin Überweisungen an einen bulgarischen Drogenhändler nachvollziehen konnte, der in Dubai lebt. Man kann also nur die Quellen heranziehen, die offiziell verfügbar sind.
1. In den Veranstaltungen zu OneCoin, in denen Ruja Ignatova aufgetreten ist, kann man exakt dieselben Symbole (wie Kleidung), (Hypnose-) Techniken (wie Trance, Musik etc.) und Manipulationen (Versprechungen von Reichtum) erkennen wie bei den anderen herkömmlichen Veranstaltungen. OneCoin wurde 2014 ins Leben gerufen. MLM gab es da schon lange.
2. War Ruja Ignatova der Boss? Sie hatte das natürlich geglaubt und gab aber zu, dass sie Greenwood als Verkäufer brauchte, da sie dafür nicht geeignet sei, weil sie ein Zahlenmensch ist. Greenwood war schon im MLM tätig. Somit gab sie natürlich einen Teil der Kontrolle ab, was die Vermarktung anging. Sie hatte in Athen, wo sie zuletzt gesichtet wurde, noch nicht einmal ihre Bodyguards unter Kontrolle, die von jemand Unbekannten nach Bulgarien abgezogen wurden. Da hat sie noch mit Frank Schneider darüber gesprochen.
3. Was war das Ende? Ruja Ignatova wusste, dass das FBI ihr auf der Schliche war und Telefonate wurden von ihr abgehört besonders zu ihrem Liebhaber Gilbert Armenta. Darin sagte sie, dass sie nichts zu befürchten habe und ihre Anwälte das erledigen, da sie nichts falsch gemacht hat und das bezieht sich natürlich auf die Erfindung von OneCoin. Sie befürchtete aber, dass jemand (Russen) das haben will, was sie will und diese das innerhalb von 24 Stunden umsetzen können, dass sie darüber sehr traurig ist und man nur noch über Krypto-Telefone telefonieren kann, keine E-Mails mehr schreiben kann und von Angesicht zu Angesicht nur noch reden kann. Kurze Zeit später verschwand sie!
Das kriminelle Netzwerk ist international und die Nation spielt aus meiner Sicht dabei keine Rolle. Fakt ist, dass Ignatova zum Schluss Angst um ihr Leben hatte und von Kriminellen observiert wurde.
Quellen:
https://www.bbc.co.uk/sounds/play/p07npk7p (Podcast BBC "The Missing Kryptoqueen")
https://www.linkedin.com/pulse/whole-interview-forbes-dr-ruja-ignatova-vesna-jane%C5%BEi%C4%87 (Interview in Forbes of Ruja Ignatova)