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Mord in Zimmer 1046 - der seltsame Fall des "Roland T. Owen"
24.08.2019 um 20:07Ich würde gerne auf einen mysteriösen Kriminalfall aufmerksam machen, über den ich in diesem Forum bisher nichts gelesen habe:
Es handelt sich um den Mord an "Roland T. Owen" im Zimmer 1046 des President Hotels in Kansas City, Missouri.
Im Folgenden übersetze ich die berichteten Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Fall und stütze mich dabei auf die Informationen, die mehrere Seiten übereinstimmend berichten.
(Hier die links zu den Seiten: http://mentalfloss.com/article/545298/love-forever-louise-mystery-room-no-1046,https://www.historicmysteries.com/roland-t-wen-murder-room-1046/ , https://the-line-up.com/roland-t-owen , https://www.buzzfeed.com/ryanbergara/the-ogletree-murder-is-one-of-the-creepiest-unsolved-cases)
Direkte Zitate von Zeugen habe ich in die Übersetzung aufgenommen. Es existiert außerdem eine frei im Internet abzurufende englische Abhandlung über den Kriminalfall, auf die ich in einem späteren Post gerne eingehen möchte.
Die Vorkommnisse im Zimmer 1046 - der 02. und 03. Januar 1935
Am Mittwoch, 2. Januar 1935 checkte ein gut gekleideter junger Mann um 13.20 Uhr ins "President Hotel" in Kasnsas City, Missouri ein. Er unterzeichnete mit dem Namen Roland T. Owen und gab an, aus Los Angeles zu stammen. Owen fragte nach einem "interior room" (ein Zimmer ohne Fenster zur Straße) in einem der oberen Stockwerke und er erhielt das Zimmer 1046 im 10. Stock des Hotels. Owen bedankte sich und beschwerte sich noch über die zu hohen Preise eines benachbarten Hotels. Er war ein wenig korpulent (in anderen Berichten: stämmig) , hatte ein sogenanntes "Blumenkohlohr", wie man es von Boxern oder Wrestlern kennt und auf der linken Seite seines Kopfes war deutlich eine lange, weißliche und horizontal verlaufende Narbe zu erkennen und dunkles Haar. Das Personal schätzte ihn auf 20 - 35 Jahre. Er hatte kein Gepäck bei sich. Unter seinen mitgeführten Gegenständen waren lediglich ein Kamm sowie eine Zahnbürste (manche Berichte verzeichnen noch eine Zahnpasta und eine Bürste).
Gegen 16 Uhr betrat das Zimmermädchen Mary Soptic das Zimmer 1046. Das Zimmer war verdunkelt, die Vorhänge komplett zugezogen und lediglich eine kleine Nachttischlampe warf einen Lichtkegel in das Zimmer. So dunkel sollte es auch für die nächsten drei Tage im Zimmer bleiben. Owen saß in einer Ecke des Zimmers und wirkte auf das Zimmermädchen sichtlich nervös. Er erlaubte ihr, das Zimmer zu reinigen, während er sich im Raum befand. Der Polizei erzählte sie später, dass sie den Eindruck hatte, er wäre besorgt oder hätte vor etwas Angst. Kurz nachdem Mary Soptic zu reinigen begonnen hatte, brach Owen auf und bat sie, das Zimmer unverschlossen zu lassen, da er einen Freund zu Besuch erwartete. Als sie gegen 16 Uhr zurück kehrte, um frische Handtücher zu bringen, lag Owen auf seinem Bett. Er war komplett bekleidet. Auf seinem Nachttisch lag ein Zettel auf dem stand: "Don, I will be back in fifteen minutes. Wait" (Don, ich bin in 15 Minuten wieder zurück. Warte.)
Am Donnerstag, 3. Januar, kam das Zimmermädchen um 10.30 Uhr wieder zum Saubermachen. Die Tür zu Zimmer 1046 war von außen verschlossen, weshalb Mary vermutete, dass Owen ausgegangen war. Sie benutzte also ihren Generalschlüssel, um das Zimmer zu öffnen. Entgegen ihrer Erwartung befand sich Owen im Zimmer. Er war allein. Und er saß im Dunkeln. Mary Soptic begann damit ,das Zimmer zu reinigen, als das Telefon klingelte. Sie hörte Owen sagen: "No, Don. I don't want to eat. I am not hungry. I just had breakfast. No I am not hungry." (Nein, Don. Ich möchte nichts essen. Ich bin nicht hungrig. Ich habe gerade gefrühstückt. Nein, ich bin nicht hungrig.).
Zu diesem Zeitpunkt kamen dem Zimmermädchen die Vorkommnisse in Zimmer 1046 und das Verhalten des Gastes bereits sonderbar vor. Doch es war in ihrem Arbeitsalltag nicht selten, dass vereinzelte Gäste ein merkwürdiges Verhalten an den Tag legten.
Als sie um 16 Uhr wieder frische Handtücher aufs Zimmer brachte und an die Tür klopfte, hörte sie zwei Männer im Zimmer miteinander sprechen. Einer der beiden Männer - der nach Marys Aussage nicht wie Owen klang - antwortete in einer harschen Stimme, dass sie keine Handtücher brauchen würden. Dies erschien ihr seltsam, da sie erst am Morgen alle Handtücher zum waschen mitgenommen hatte.
Am 3. Januar wurde Owen vermutlich auch außerhalb des Hotels von einigen Zeugen gesehen:
Gegen 23 Uhr fiel Robert Lane ein junger Mann auf, der die 13th Street entlang lief (etwa 1 bis 1,5 Meilen vom Hotel entfernt). Da der Mann lediglich mit einer Hose und einem Unterhemd bekleidet war, obwohl es bitterkalt war, bot Robert Lane ihm an, ihn mitzunehmen. Ihm fiel ein tiefer Kratzer am Arm des Mannes auf und die Art, wie er seine beiden Hände am Körper hielt, erweckte für ihn den Eindruck, dass er so eine größere, noch blutende Wunde verdecken wollte. Robert Lange fragte ihn nach seinen Verletzungen, woraufhin er nur murmelte "I'll kill [explizites Schimpfwort das in den Zeitungsberichten geschwärzt wurde] tomorrow" (Ich töte [Schimpfwort] morgen) und bat, bei einem Taxi stand entlassen zu werden, was Robert Lane auch tat.
Andere Zeugen berichten davon, Owen am frühen Abend in Begleitung zweier Frauen in mehreren Bars auf der 12th Street gesehen zu haben. Zu diesem Zeitpunkt trug er auch noch einen Mantel.
Die Vorkommnisse in Zimmer 1046 - der 4. Januar 1935
In den frühen Morgenstunden des 4. Januars, hörte die Bewohnerin von Zimmer 1048 einen lauten Streit aus Zimmer 1046. Sie konnte Männer- als auch Frauenstimmen hören (einige Berichte beschreiben es als "two couples arguing" - also zwei Paare die sich streiten).
Gegen 7 Uhr bemerkte der Telefonist, dass das Telefon in Zimmer 1046 seit einer Weile von der Gabel genommen wurde, ohne ein Telefonat zu führen. Er schickte den Pagen nach oben, um nachzusehen. An der Tür hing ein "Bitte nicht stören" - Schild. Als der Page an die Tür klopfte, bat ihn eine tiefe Stimme einzutreten - doch die Tür war verschlossen. Er teilte dies dem Mann im inneren mit, der die Information jedoch ignorierte und sagte: "Turn on the lights" (Mach das Licht an). Der Page klopfte noch für mehrere Minuten an die Tür, erhielt jedoch keine Reaktion. Bevor er ging rief er dem Mann durch die Tür zu, er solle doch das Telefon wieder auf die Gabel legen.
Um 8.30 Uhr war das Telefon immer noch ausgehängt, weshalb ein weiterer Page, Harold Pike, erneut das Zimmer aufsuchte. Als er auf sein Klopfen keine Antwort erhielt, nutze er seinen Generalschlüssel um das Zimmer zu betreten. Er schaltete das Licht im Zimmer nicht an und bemerkte Owen, der nackt auf seinem Bett lag. Ebenso fiel ihm auf, dass das Bettlaken mit dunklen Flecken beschmutzt war. Da er dachte, dass Owen betrunken sei und seinen Rausch ausschlief, legte der Page das Telefon auf und verließ das Zimmer.
Etwa um 10.30 Uhr bemerkte der Telefonist wieder, dass das Telefon ausgehängt wurde und niemand telefonierte, weshalb erneut ein anderer Page das Zimmer 1046 aufsuchte:
"When I entered the room this man was within two feet of the door on his knees and elbows - holding his head in his hands. I noticed blood on his head" (Als ich den Raum betrat befand sich der Mann etwa einen halben Meter von der Tür entfernt auf seinen Knien und Ellbogen und hielt sich den Kopf, an dem ich Blut bemerkte).
Er schaltete das Licht an, hängte das Telefon wieder auf die Gabel und sah sich um: "I saw blood on the walls on the bed and in the bathroom" (Ich sah Blut auf den Wänden, auf dem Bett und im Badezimmer). Zu Tode erschrocken rannte er nach unten und berichtete dem Manager, was er gesehen hatte.
Die Polizei traf schnell am Tatort ein. Owen war um seinen Hals, seine Knöchel und seine Handgelenke gefesselt worden. Sein Schädel war gebrochen, da ihm mehrere starke Schläge auf die rechte Seite versetzt wurden. Außerdem wurde wiederholt auf seine Brust eingestochen. Einer dieser Stiche perforierte ihm die Lunge.
Erstaunlicherweise war Owen war zu diesem Zeitpunkt noch am Leben und ansprechbar.
Einer der Ermittler fragte ihn, wer mit ihm im Zimmer gewesen sei. Er antwortete: "Nobody". (Niemand). Auch wollte der Ermittler wissen, wie er sich diese Verletzungen zugezogen hatte. Owen antwortete: "I fell against the bathtub". (Ich bin gegen die Badewanne gefallen). Auf die Frage des Ermittlers, ob er sich selbst umbringen wollte, antwortete Owen mit "No".
Kurz darauf fiel Owen ins Koma. Er starb am frühen Morgen des 5. Januars im Krankenhaus. Die Ärzte stellten fest, dass ihm die Verletzungen etwa 6-7 Stunden vor seiner Entdeckung zugefügt worden waren. Beim Eintreffen des zweiten Pagen, der Owen fälschlicherweise für betrunken hielt, hätte man die Verletzungen noch so gut behandeln können, dass Owen überlebt hätte. Das Aushängen des Telefons seien den Versuchen Owens geschuldet, nach Hilfe zu rufen.
Die Ermittlungen
Der Täter hatte sämtliche Kleidung von Owen, sowie die Badausstattung des Hotels (Seifen, Shampoos) mitgenommen. Die Ermittler fanden lediglich das Etikett einer Krawatte, eine Haarnadel, eine Zigarette, eine Sicherheitsnadel und eine kleine ungeöffnete Flasche, die verdünnte Schwefelsäure enthielt. Im Wachbecken befand sich ein zerbrochenes Wasserglas. Die einzigen fremden Fingerabdrücke die gefunden wurden, befanden sich auf dem Telefonhörer. Die Polizei vermutet, dass die Fingerabdrücke zu einer Frau gehören.
Charles Blocher, der den Aufzug des Hotels bediente, war in der Nacht des Mordes eine Frau aufgefallen, die in dem 10. Stock wollte, um dort jemanden zu besuchen. Sie hatte dunkles Haar, schlank, etwa 1,67m und trug einen schwarzen "Hudson Seal" Mantel bzw. das Imitat eines solchen. Sie sagte, sie wolle einen Mann in Zimmer 1026 besuchen, könne diesen aber nicht finden. Die gleiche Frau wurde im Hotel noch mit einem weiteren Mann gesehen, der nicht Owen war.
Ein weiteres Rätsel für die Ermittler stellte "Robert T. Owen" selbst dar. Obwohl sich viele Menschen fanden, die das Opfer kannten, so taten sie dies unter völlig verschiedenen Namen. Es stellte sich heraus, dass er vor dem "President Hotel" in mehr als einem weiteren Hotel eingecheckt hatte. Das Personal des benachbarten "Muehlebach Hotel" kannte ihn als "Eugene K. Scott" aus Los Angeles, der für eine Nacht bei ihnen zu Gast war und ebenso einen "interior room" buchte. Im "St. Regis Hotel" stieg er unter dem Namen "Duncan Ogletree" ab und teilte sich sein Zimmer mit einem weiteren Mann namens Donald Kelso.
Außerdem wollte Owen als Wrestler bei einigen Kämpfen unter dem Namen Cecil Werner aus Omaha antreten.
Polizei und Medien suchten nach Familienangehörigen von "Owen" um die Identität des Opfers eindeutig bestimmten zu können, doch niemand meldete sich. Auch "Don" und die Frau, die ihre Fingerabdrücke im Zimmer 1046 hinterließ, konnten nicht identifiziert werden.
Die Beerdigung
Im März 1935 sollte die immer noch unbekannte Leiche von "Owen" in einer anonymen Beerdigung auf einem Armenfriedhof ihre letzte Ruhe finden. Diese Information wurde von Seiten der Polizei an die Öffentlichkeit weiter gegeben. Kurz vor der Beerdigung rief ein unbekannter Mann im Bestattungsinstitut an und teilte mit, dass die Kosten für Owens Beerdigung übernommen werden würden und man für ihn eine anständige Beerdigung auf dem Kansas City Memorial Park Cemetery möchte. Der Mann erzählte auch, Owen hätte eine Frau sitzen gelassen, die der Anrufer kannte und dass sich die drei in dem Hotel getroffen hätten, um die Angelegenheit zu regeln. "Cheaters usually get what's coming to them" (Betrüger bekommen für gewöhnlich das, was sie verdienen), sagte er bevor er auflegte.
Die 25$ für die Beerdigung wurden eingewickelt in Zeitungspapier an das Bestattungsinstitut geschickt. Ein Blumenladen erhielt außerdem 5$ für 13 American Beauty Rosen, die auf das Grab gelegt werden sollten und eine Karte auf der stand: "Love forever - Louise". (manche Quellen berichten, dass im Zusammenhang mit dem Blumenauftrag auch die Worte "I did this bzw. I do this for my sister" gefallen sind).
Außer der ermittelnden Polizeibeamten nahm niemand anderes an der Beerdigung teil.
Zur Zeit der Beerdigung (eine genaue Zeitangabe kann nicht gefunden werden) erhielt die Lokalzeitung einen Anruf einer anonymen Frau die, sich über die fälschliche Berichterstattung der Zeitung aufregte. Owen würde nicht, wie von der Zeitung berichtet, in einem Armengrab beerdigt werden, sondern erhielte eine anständige Beerdigung. ("You have a story in your paper that is wrong ... Roland Owen will not be buried in a pauper's grave. Arrangements have been made for his funderal"). Als der Journalist wissen wollte, was Owen im Hotel geschehen sei, antwortete sie: " He got into a jam." (Er hat sich in Schwierigkeiten gebracht) und legte auf.
Artemus Ogletree
Im Herbst 1936 zeigte eine Freundin Ruby Ogletree in Birmingham, Alabama eine Ausgabe von "The American Weekly" von Mai 1935, in der über die mysteriöse Geschichte von Zimmer 1046 berichtet wurde. Der Artikel zeigte Großaufnahmen des Opfers im Profil, auf denen die Narbe deutlich auszumachen war.
Ruby erkannte ihren 17-jäährigen Sohn Artemus Ogletree sofort. Sie erklärte der Polizei, dass er sich als kleines Kind stark verbrannt hatte und er davon die Narbe davon trug. Ruby überließ der Polizei handgeschriebene Briefe, die sie von Artemus erhalten hatte, sowie Familienfotos. Die Polizei konnte Owen's Identität als Artemus Ogletree so eindeutig bestätigen.
Doch immer noch blieb es mysteriös: Noch bevor Ruby Ogletree 1936 vom Tod ihres Sohnes Artemus erfahren sollte, wunderte sie sich im Frühling 1935 über einen Brief ihres Sohnes, der mit einer Schreibmaschine geschrieben wurde. Bisher hatte Ruby nur handgeschriebene Briefe ihres Sohnes erhalten, ihres Wissens nach hatte er noch nie im Leben eine Schreibmaschine genutzt und kannte sich auch mit der Technik nicht aus. Auch der Ton der Briefe kam ihr sonderbar vor, der Stil und der Slang entsprach nicht der Ausdrucksweise ihres Sohnes. Es folgten bald weitere Briefe, alle maschinell erstellt. In einem stand, Artemus sei in Chicago auf eines business school. In einem anderen schrieb er, er würde von New York nach Europa fahren. Im August 1935 rief ein Mann namens Jordan bei Ruby an und stellte sich als ein Freund ihres Sohnes vor. Er behauptete Artemus habe ihm das Leben gerettet und sei nun mit einer wohlhabenden Frau verheiratet. Beide würden in Kairo, Ägypten leben. Er erklärte auch, dass Artemus nur noch getippte Briefe versende könne, da er seinen Daumen bei einem Kampf verloren habe. Da ihr diese Gesichte sehr merkwürdig vorkam, gab Ruby sowohl bei der Polizei, dem FBI und dem amerikanischen Konsulat in Ägypten eine Vermisstenanzeige für ihren Sohn auf - doch niemand konnte Artemus lokalisieren.
Donald Kelso
1937 wurde ein Mann namens Joseph Ogden verhaftet, der seinen echten Namen nicht nennen wollte, weil er seinen Zimmerkameraden ermordet hatte. Joseph Ogden trat auch oft als Donald Kelso auf und sein Aussehen ähnelte der Beschreibung von Donald Kelso, der sich mit Ogletree ein Zimmer im St. Regis geteilt hatte. Diese Verbindung wurde jedoch nicht weiter untersucht.
Diskussionsansätze und offene Fragen
Interessant ist für mich der Umstand, dass das Telefon während der mehrstündigen Folter ausgehängt wurde. Einige Zeitungen vermuten, dass O. um Hilfe rufen wollte, jedoch zu schwach war. Dagegen spricht für mich, dass er den Ermittlern gegenüber keine Aussage machen wollte und versuchte, die Geschehnisse zu relativieren. Wenn also nicht O. das Telefon ausgehängt hat, bleibt nur der Täter. Der einzige plausible Grund für ihn wäre, dass er nicht durch Telefonanrufe gestört werden wollte. Von wem vermutete er aber, dass er O. anrufen würde? Louise? Wenn er nicht gestört werden wollte, warum bot er dem ersten Pagen an, einzutreten? Er hätte auch einfach ein kurzes Gespräch mit ihm durch die Tür führen können. Befand sich der Täter zum Zeitpunkt des zweiten Pagenauftritts gar noch im Hotelzimmer? Die Tür war nach wie vor verschlossen.
Welche Rolle spielte Louise? Und welche Rolle spielte Don? Wollte Don sich an O. rächen, weil er seine Schwester Louise betrogen hatte, wie es der anrufer beim Bestattungsinstitut andeutete? Was hat es mit dem sonderbaren Verhalten von O. im Hotel auf sich? Weshalb bestand er auf einen "interior room"? Weshalb sollte das Zimmer abgedunkelt bleiben? Welchen Grund hatte der Täter, sämtliche Kleidung von O. bzw. Seife und Shampoo auf dem Zimmer zu entfernen? Wer sperrte O. am 3. Januar in seinem Zimmer ein? Warum ließ O. sich einsperren und fragte nicht telefonisch im Hotel nach Hilfe? Weshalb ließ sich O. immer unter anderen Namen nieder? Und weshalb verwendet er dabei trotzdem manchmal auch seinen echten Nachnamen?
Ich hoffe sehr, dass einige von euch den Fall genauso interessant finden, wie ich und wir über die offenen Fragen - und all das, was euch noch einfällt - gemeinsam diskutieren können. :)
Es handelt sich um den Mord an "Roland T. Owen" im Zimmer 1046 des President Hotels in Kansas City, Missouri.
Im Folgenden übersetze ich die berichteten Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Fall und stütze mich dabei auf die Informationen, die mehrere Seiten übereinstimmend berichten.
(Hier die links zu den Seiten: http://mentalfloss.com/article/545298/love-forever-louise-mystery-room-no-1046,
Direkte Zitate von Zeugen habe ich in die Übersetzung aufgenommen. Es existiert außerdem eine frei im Internet abzurufende englische Abhandlung über den Kriminalfall, auf die ich in einem späteren Post gerne eingehen möchte.
Die Vorkommnisse im Zimmer 1046 - der 02. und 03. Januar 1935
Am Mittwoch, 2. Januar 1935 checkte ein gut gekleideter junger Mann um 13.20 Uhr ins "President Hotel" in Kasnsas City, Missouri ein. Er unterzeichnete mit dem Namen Roland T. Owen und gab an, aus Los Angeles zu stammen. Owen fragte nach einem "interior room" (ein Zimmer ohne Fenster zur Straße) in einem der oberen Stockwerke und er erhielt das Zimmer 1046 im 10. Stock des Hotels. Owen bedankte sich und beschwerte sich noch über die zu hohen Preise eines benachbarten Hotels. Er war ein wenig korpulent (in anderen Berichten: stämmig) , hatte ein sogenanntes "Blumenkohlohr", wie man es von Boxern oder Wrestlern kennt und auf der linken Seite seines Kopfes war deutlich eine lange, weißliche und horizontal verlaufende Narbe zu erkennen und dunkles Haar. Das Personal schätzte ihn auf 20 - 35 Jahre. Er hatte kein Gepäck bei sich. Unter seinen mitgeführten Gegenständen waren lediglich ein Kamm sowie eine Zahnbürste (manche Berichte verzeichnen noch eine Zahnpasta und eine Bürste).
Gegen 16 Uhr betrat das Zimmermädchen Mary Soptic das Zimmer 1046. Das Zimmer war verdunkelt, die Vorhänge komplett zugezogen und lediglich eine kleine Nachttischlampe warf einen Lichtkegel in das Zimmer. So dunkel sollte es auch für die nächsten drei Tage im Zimmer bleiben. Owen saß in einer Ecke des Zimmers und wirkte auf das Zimmermädchen sichtlich nervös. Er erlaubte ihr, das Zimmer zu reinigen, während er sich im Raum befand. Der Polizei erzählte sie später, dass sie den Eindruck hatte, er wäre besorgt oder hätte vor etwas Angst. Kurz nachdem Mary Soptic zu reinigen begonnen hatte, brach Owen auf und bat sie, das Zimmer unverschlossen zu lassen, da er einen Freund zu Besuch erwartete. Als sie gegen 16 Uhr zurück kehrte, um frische Handtücher zu bringen, lag Owen auf seinem Bett. Er war komplett bekleidet. Auf seinem Nachttisch lag ein Zettel auf dem stand: "Don, I will be back in fifteen minutes. Wait" (Don, ich bin in 15 Minuten wieder zurück. Warte.)
Am Donnerstag, 3. Januar, kam das Zimmermädchen um 10.30 Uhr wieder zum Saubermachen. Die Tür zu Zimmer 1046 war von außen verschlossen, weshalb Mary vermutete, dass Owen ausgegangen war. Sie benutzte also ihren Generalschlüssel, um das Zimmer zu öffnen. Entgegen ihrer Erwartung befand sich Owen im Zimmer. Er war allein. Und er saß im Dunkeln. Mary Soptic begann damit ,das Zimmer zu reinigen, als das Telefon klingelte. Sie hörte Owen sagen: "No, Don. I don't want to eat. I am not hungry. I just had breakfast. No I am not hungry." (Nein, Don. Ich möchte nichts essen. Ich bin nicht hungrig. Ich habe gerade gefrühstückt. Nein, ich bin nicht hungrig.).
Zu diesem Zeitpunkt kamen dem Zimmermädchen die Vorkommnisse in Zimmer 1046 und das Verhalten des Gastes bereits sonderbar vor. Doch es war in ihrem Arbeitsalltag nicht selten, dass vereinzelte Gäste ein merkwürdiges Verhalten an den Tag legten.
Als sie um 16 Uhr wieder frische Handtücher aufs Zimmer brachte und an die Tür klopfte, hörte sie zwei Männer im Zimmer miteinander sprechen. Einer der beiden Männer - der nach Marys Aussage nicht wie Owen klang - antwortete in einer harschen Stimme, dass sie keine Handtücher brauchen würden. Dies erschien ihr seltsam, da sie erst am Morgen alle Handtücher zum waschen mitgenommen hatte.
Am 3. Januar wurde Owen vermutlich auch außerhalb des Hotels von einigen Zeugen gesehen:
Gegen 23 Uhr fiel Robert Lane ein junger Mann auf, der die 13th Street entlang lief (etwa 1 bis 1,5 Meilen vom Hotel entfernt). Da der Mann lediglich mit einer Hose und einem Unterhemd bekleidet war, obwohl es bitterkalt war, bot Robert Lane ihm an, ihn mitzunehmen. Ihm fiel ein tiefer Kratzer am Arm des Mannes auf und die Art, wie er seine beiden Hände am Körper hielt, erweckte für ihn den Eindruck, dass er so eine größere, noch blutende Wunde verdecken wollte. Robert Lange fragte ihn nach seinen Verletzungen, woraufhin er nur murmelte "I'll kill [explizites Schimpfwort das in den Zeitungsberichten geschwärzt wurde] tomorrow" (Ich töte [Schimpfwort] morgen) und bat, bei einem Taxi stand entlassen zu werden, was Robert Lane auch tat.
Andere Zeugen berichten davon, Owen am frühen Abend in Begleitung zweier Frauen in mehreren Bars auf der 12th Street gesehen zu haben. Zu diesem Zeitpunkt trug er auch noch einen Mantel.
Die Vorkommnisse in Zimmer 1046 - der 4. Januar 1935
In den frühen Morgenstunden des 4. Januars, hörte die Bewohnerin von Zimmer 1048 einen lauten Streit aus Zimmer 1046. Sie konnte Männer- als auch Frauenstimmen hören (einige Berichte beschreiben es als "two couples arguing" - also zwei Paare die sich streiten).
Gegen 7 Uhr bemerkte der Telefonist, dass das Telefon in Zimmer 1046 seit einer Weile von der Gabel genommen wurde, ohne ein Telefonat zu führen. Er schickte den Pagen nach oben, um nachzusehen. An der Tür hing ein "Bitte nicht stören" - Schild. Als der Page an die Tür klopfte, bat ihn eine tiefe Stimme einzutreten - doch die Tür war verschlossen. Er teilte dies dem Mann im inneren mit, der die Information jedoch ignorierte und sagte: "Turn on the lights" (Mach das Licht an). Der Page klopfte noch für mehrere Minuten an die Tür, erhielt jedoch keine Reaktion. Bevor er ging rief er dem Mann durch die Tür zu, er solle doch das Telefon wieder auf die Gabel legen.
Um 8.30 Uhr war das Telefon immer noch ausgehängt, weshalb ein weiterer Page, Harold Pike, erneut das Zimmer aufsuchte. Als er auf sein Klopfen keine Antwort erhielt, nutze er seinen Generalschlüssel um das Zimmer zu betreten. Er schaltete das Licht im Zimmer nicht an und bemerkte Owen, der nackt auf seinem Bett lag. Ebenso fiel ihm auf, dass das Bettlaken mit dunklen Flecken beschmutzt war. Da er dachte, dass Owen betrunken sei und seinen Rausch ausschlief, legte der Page das Telefon auf und verließ das Zimmer.
Etwa um 10.30 Uhr bemerkte der Telefonist wieder, dass das Telefon ausgehängt wurde und niemand telefonierte, weshalb erneut ein anderer Page das Zimmer 1046 aufsuchte:
"When I entered the room this man was within two feet of the door on his knees and elbows - holding his head in his hands. I noticed blood on his head" (Als ich den Raum betrat befand sich der Mann etwa einen halben Meter von der Tür entfernt auf seinen Knien und Ellbogen und hielt sich den Kopf, an dem ich Blut bemerkte).
Er schaltete das Licht an, hängte das Telefon wieder auf die Gabel und sah sich um: "I saw blood on the walls on the bed and in the bathroom" (Ich sah Blut auf den Wänden, auf dem Bett und im Badezimmer). Zu Tode erschrocken rannte er nach unten und berichtete dem Manager, was er gesehen hatte.
Die Polizei traf schnell am Tatort ein. Owen war um seinen Hals, seine Knöchel und seine Handgelenke gefesselt worden. Sein Schädel war gebrochen, da ihm mehrere starke Schläge auf die rechte Seite versetzt wurden. Außerdem wurde wiederholt auf seine Brust eingestochen. Einer dieser Stiche perforierte ihm die Lunge.
Erstaunlicherweise war Owen war zu diesem Zeitpunkt noch am Leben und ansprechbar.
Einer der Ermittler fragte ihn, wer mit ihm im Zimmer gewesen sei. Er antwortete: "Nobody". (Niemand). Auch wollte der Ermittler wissen, wie er sich diese Verletzungen zugezogen hatte. Owen antwortete: "I fell against the bathtub". (Ich bin gegen die Badewanne gefallen). Auf die Frage des Ermittlers, ob er sich selbst umbringen wollte, antwortete Owen mit "No".
Kurz darauf fiel Owen ins Koma. Er starb am frühen Morgen des 5. Januars im Krankenhaus. Die Ärzte stellten fest, dass ihm die Verletzungen etwa 6-7 Stunden vor seiner Entdeckung zugefügt worden waren. Beim Eintreffen des zweiten Pagen, der Owen fälschlicherweise für betrunken hielt, hätte man die Verletzungen noch so gut behandeln können, dass Owen überlebt hätte. Das Aushängen des Telefons seien den Versuchen Owens geschuldet, nach Hilfe zu rufen.
Die Ermittlungen
Der Täter hatte sämtliche Kleidung von Owen, sowie die Badausstattung des Hotels (Seifen, Shampoos) mitgenommen. Die Ermittler fanden lediglich das Etikett einer Krawatte, eine Haarnadel, eine Zigarette, eine Sicherheitsnadel und eine kleine ungeöffnete Flasche, die verdünnte Schwefelsäure enthielt. Im Wachbecken befand sich ein zerbrochenes Wasserglas. Die einzigen fremden Fingerabdrücke die gefunden wurden, befanden sich auf dem Telefonhörer. Die Polizei vermutet, dass die Fingerabdrücke zu einer Frau gehören.
Charles Blocher, der den Aufzug des Hotels bediente, war in der Nacht des Mordes eine Frau aufgefallen, die in dem 10. Stock wollte, um dort jemanden zu besuchen. Sie hatte dunkles Haar, schlank, etwa 1,67m und trug einen schwarzen "Hudson Seal" Mantel bzw. das Imitat eines solchen. Sie sagte, sie wolle einen Mann in Zimmer 1026 besuchen, könne diesen aber nicht finden. Die gleiche Frau wurde im Hotel noch mit einem weiteren Mann gesehen, der nicht Owen war.
Ein weiteres Rätsel für die Ermittler stellte "Robert T. Owen" selbst dar. Obwohl sich viele Menschen fanden, die das Opfer kannten, so taten sie dies unter völlig verschiedenen Namen. Es stellte sich heraus, dass er vor dem "President Hotel" in mehr als einem weiteren Hotel eingecheckt hatte. Das Personal des benachbarten "Muehlebach Hotel" kannte ihn als "Eugene K. Scott" aus Los Angeles, der für eine Nacht bei ihnen zu Gast war und ebenso einen "interior room" buchte. Im "St. Regis Hotel" stieg er unter dem Namen "Duncan Ogletree" ab und teilte sich sein Zimmer mit einem weiteren Mann namens Donald Kelso.
Außerdem wollte Owen als Wrestler bei einigen Kämpfen unter dem Namen Cecil Werner aus Omaha antreten.
Polizei und Medien suchten nach Familienangehörigen von "Owen" um die Identität des Opfers eindeutig bestimmten zu können, doch niemand meldete sich. Auch "Don" und die Frau, die ihre Fingerabdrücke im Zimmer 1046 hinterließ, konnten nicht identifiziert werden.
Die Beerdigung
Im März 1935 sollte die immer noch unbekannte Leiche von "Owen" in einer anonymen Beerdigung auf einem Armenfriedhof ihre letzte Ruhe finden. Diese Information wurde von Seiten der Polizei an die Öffentlichkeit weiter gegeben. Kurz vor der Beerdigung rief ein unbekannter Mann im Bestattungsinstitut an und teilte mit, dass die Kosten für Owens Beerdigung übernommen werden würden und man für ihn eine anständige Beerdigung auf dem Kansas City Memorial Park Cemetery möchte. Der Mann erzählte auch, Owen hätte eine Frau sitzen gelassen, die der Anrufer kannte und dass sich die drei in dem Hotel getroffen hätten, um die Angelegenheit zu regeln. "Cheaters usually get what's coming to them" (Betrüger bekommen für gewöhnlich das, was sie verdienen), sagte er bevor er auflegte.
Die 25$ für die Beerdigung wurden eingewickelt in Zeitungspapier an das Bestattungsinstitut geschickt. Ein Blumenladen erhielt außerdem 5$ für 13 American Beauty Rosen, die auf das Grab gelegt werden sollten und eine Karte auf der stand: "Love forever - Louise". (manche Quellen berichten, dass im Zusammenhang mit dem Blumenauftrag auch die Worte "I did this bzw. I do this for my sister" gefallen sind).
Außer der ermittelnden Polizeibeamten nahm niemand anderes an der Beerdigung teil.
Zur Zeit der Beerdigung (eine genaue Zeitangabe kann nicht gefunden werden) erhielt die Lokalzeitung einen Anruf einer anonymen Frau die, sich über die fälschliche Berichterstattung der Zeitung aufregte. Owen würde nicht, wie von der Zeitung berichtet, in einem Armengrab beerdigt werden, sondern erhielte eine anständige Beerdigung. ("You have a story in your paper that is wrong ... Roland Owen will not be buried in a pauper's grave. Arrangements have been made for his funderal"). Als der Journalist wissen wollte, was Owen im Hotel geschehen sei, antwortete sie: " He got into a jam." (Er hat sich in Schwierigkeiten gebracht) und legte auf.
Artemus Ogletree
Im Herbst 1936 zeigte eine Freundin Ruby Ogletree in Birmingham, Alabama eine Ausgabe von "The American Weekly" von Mai 1935, in der über die mysteriöse Geschichte von Zimmer 1046 berichtet wurde. Der Artikel zeigte Großaufnahmen des Opfers im Profil, auf denen die Narbe deutlich auszumachen war.
Ruby erkannte ihren 17-jäährigen Sohn Artemus Ogletree sofort. Sie erklärte der Polizei, dass er sich als kleines Kind stark verbrannt hatte und er davon die Narbe davon trug. Ruby überließ der Polizei handgeschriebene Briefe, die sie von Artemus erhalten hatte, sowie Familienfotos. Die Polizei konnte Owen's Identität als Artemus Ogletree so eindeutig bestätigen.
Doch immer noch blieb es mysteriös: Noch bevor Ruby Ogletree 1936 vom Tod ihres Sohnes Artemus erfahren sollte, wunderte sie sich im Frühling 1935 über einen Brief ihres Sohnes, der mit einer Schreibmaschine geschrieben wurde. Bisher hatte Ruby nur handgeschriebene Briefe ihres Sohnes erhalten, ihres Wissens nach hatte er noch nie im Leben eine Schreibmaschine genutzt und kannte sich auch mit der Technik nicht aus. Auch der Ton der Briefe kam ihr sonderbar vor, der Stil und der Slang entsprach nicht der Ausdrucksweise ihres Sohnes. Es folgten bald weitere Briefe, alle maschinell erstellt. In einem stand, Artemus sei in Chicago auf eines business school. In einem anderen schrieb er, er würde von New York nach Europa fahren. Im August 1935 rief ein Mann namens Jordan bei Ruby an und stellte sich als ein Freund ihres Sohnes vor. Er behauptete Artemus habe ihm das Leben gerettet und sei nun mit einer wohlhabenden Frau verheiratet. Beide würden in Kairo, Ägypten leben. Er erklärte auch, dass Artemus nur noch getippte Briefe versende könne, da er seinen Daumen bei einem Kampf verloren habe. Da ihr diese Gesichte sehr merkwürdig vorkam, gab Ruby sowohl bei der Polizei, dem FBI und dem amerikanischen Konsulat in Ägypten eine Vermisstenanzeige für ihren Sohn auf - doch niemand konnte Artemus lokalisieren.
Donald Kelso
1937 wurde ein Mann namens Joseph Ogden verhaftet, der seinen echten Namen nicht nennen wollte, weil er seinen Zimmerkameraden ermordet hatte. Joseph Ogden trat auch oft als Donald Kelso auf und sein Aussehen ähnelte der Beschreibung von Donald Kelso, der sich mit Ogletree ein Zimmer im St. Regis geteilt hatte. Diese Verbindung wurde jedoch nicht weiter untersucht.
Diskussionsansätze und offene Fragen
Interessant ist für mich der Umstand, dass das Telefon während der mehrstündigen Folter ausgehängt wurde. Einige Zeitungen vermuten, dass O. um Hilfe rufen wollte, jedoch zu schwach war. Dagegen spricht für mich, dass er den Ermittlern gegenüber keine Aussage machen wollte und versuchte, die Geschehnisse zu relativieren. Wenn also nicht O. das Telefon ausgehängt hat, bleibt nur der Täter. Der einzige plausible Grund für ihn wäre, dass er nicht durch Telefonanrufe gestört werden wollte. Von wem vermutete er aber, dass er O. anrufen würde? Louise? Wenn er nicht gestört werden wollte, warum bot er dem ersten Pagen an, einzutreten? Er hätte auch einfach ein kurzes Gespräch mit ihm durch die Tür führen können. Befand sich der Täter zum Zeitpunkt des zweiten Pagenauftritts gar noch im Hotelzimmer? Die Tür war nach wie vor verschlossen.
Welche Rolle spielte Louise? Und welche Rolle spielte Don? Wollte Don sich an O. rächen, weil er seine Schwester Louise betrogen hatte, wie es der anrufer beim Bestattungsinstitut andeutete? Was hat es mit dem sonderbaren Verhalten von O. im Hotel auf sich? Weshalb bestand er auf einen "interior room"? Weshalb sollte das Zimmer abgedunkelt bleiben? Welchen Grund hatte der Täter, sämtliche Kleidung von O. bzw. Seife und Shampoo auf dem Zimmer zu entfernen? Wer sperrte O. am 3. Januar in seinem Zimmer ein? Warum ließ O. sich einsperren und fragte nicht telefonisch im Hotel nach Hilfe? Weshalb ließ sich O. immer unter anderen Namen nieder? Und weshalb verwendet er dabei trotzdem manchmal auch seinen echten Nachnamen?
Ich hoffe sehr, dass einige von euch den Fall genauso interessant finden, wie ich und wir über die offenen Fragen - und all das, was euch noch einfällt - gemeinsam diskutieren können. :)