raptor83 schrieb:Insgesamt finde ich den Lebensweg schon merkwürdig. Die Frage, die sich mir sofort gestellt hat, war: Wie kommt man denn von Polen/UdSSR nach Norditalien bzw. die Schweiz.
Ich finde das auch sehr merkwürdig.
Ich fasse mal die Angaben bei XY zusammen:
- aufgewachsen fernab des Meeres, vermutlich im Gebirge, vermutlich im südlichen Polen oder in der angrenzenden Ukraine
- in den ersten Lebensjahren hauptsächlich von Reis und Hirse ernährt
- umgezogen entweder innerhalb dieses Landes oder eher noch in die südliche Alpenregion
- die letzten Jahre in Südostasien verbracht, jetzt in Meeresnähe
- erst wenige Wochen vor ihrem Tod nach Deutschland gekommen
- sehr schlechte Zähne, viele Füllungen, Reparatur nicht nach westeuropäischem Standard
Da passt einiges nicht...
Von Reis und Hirse ernährt? In Polen??? Meiner Meinung nach Quatsch.
Ich habe die Vermutung, dass die Isotopenanalyse zwar vom Ergebnis her korrekt ist, dass man sie aber nicht einwandfrei einer bestimmten Region zuordnen kann. Es gibt bestimmt genügend Gegenden auf der Welt, von denen die Isotopendaten noch gar nicht so genau bekannt sind. Zu suchen ist also eine Gegend, die zwar dem Isotopenbefund von Südpolen
ähnelt, die aber in den Datenbanken gar nicht auftaucht, weil sie diesbezüglich noch nicht genau erfasst ist. Und in der man sich von Reis und Hirse ernährt...
Da die Frau zuletzt in Asien gelebt hat, liegt es nahe zu vermuten, dass sich die gesuchte Region ebenfalls in Asien befindet (würde auch zu Reis und Hirse passen). Sie ist also meiner Meinung nach gar nicht von Polen nach Italien und dann nach Südostasien gewandert, sondern sie war immer in Asien. Dort ist sie allerdings einige Male umgezogen (wahrscheinlich innerhalb ihres Heimatlandes). Das müsste ein Land sein, das sowohl Gebirge aufweist als auch eine Küste. Gibt es natürlich einige solcher Länder.
Und ein weiteres Argument dafür, dass sie nichts mit Europa zu tun hat: Niemand vermisst sie hier!
Und der Frau ging es nicht ganz schlecht. Ihre kariösen Zähnen zeigen, dass sie zeitlebens durchaus Zugang zu Süßigkeiten hatte. Schlechte Zähne kommen fast immer von Süßem (und natürlich zusätzlich von schlechter Pflege). Ein Archäologe hat mir mal gesagt, dass man bei mittelalterlichen Kinderleichen aus Lübeck Folgendes festgestellt hat: Die Mädchen hatten oft Mangelerscheinungen, die Jungs fast nie. Gab es also wenig zu essen, hat man eher die Jungs verpflegt. Nur in einem gesundheitlichen Aspekt waren die Mädchen im Vorteil: Ihre Zähne waren viel besser! Aber das lag anscheinend auch nur daran, dass man die Jungs mit Süßigkeiten verwöhnt hat, während die Mädchen nichts davon oder kaum etwas abbekommen haben.
Also: Wer sehr schlechte Zähne hat, hat kaum Not gelitten. Das dürfte auch für die tote Frau gegolten haben. Und auch wenn die Reperatur des ganzen Zahnelends nicht nach westeuropäischem Standard erfolgt ist, so SIND die Zähne doch zumindest repariert worden, und zwar von einem Zahnarzt. Die Frau hatte also durchaus Zugang zu medizinischer Versorgung, sie muss sogar häufiger bei einem Zahnarzt gewesen sein. Auch das spricht dafür, dass es ihr nicht GANZ schlecht ging in ihrem früheren Leben.
Welches südostasiatische Land könnte also in Frage kommen:
1. Hauptnahrungsmittel Reis und Hirse
2. Land sowohl mit Bergen als auch mit Meer
3. Nicht hoffungslos verarmt
4. Ähnliche Isotopenverhältnisse zu finden wie in Südpolen bzw. in den Südalpen
???