Nala-Nyna
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Der ungelöste Mord an Ryoma Sakamoto (1867)
27.07.2018 um 13:31Vorwort:
Auf meiner Japanreise stieß ich auf den ungelösten Mord an SAKAMOTO Ryoma (in Japan nennt man den Nachnamen zuerst und schreibt ihn groß).
Der Fall ist zwar schon lange her, jedoch, wie ich finde, durchaus diskussionswürdig.
Ich werde diesen Eingangspost zur besseren Übersicht gliedern, und zwar in einen kurzen Abriss des (historischen) Settings, das Opfer, den Tathergang und zuletzt die offenen Fragen
Die Quellenlage ist etwas schwierig, da ich vieles vor Ort im Museum recherchiert habe, ich werde die jeweiligen Museen benennen.
1) Das (historische) Setting - stark vereinfacht
Um 1600 begann in Japan die sogenannt Edo-Periode, in der das Land geschlossen wurde. Ausländern (bis auf Niederländern mit Sondergenehmigung) war die Einreise verboten, die Einfuhr von ausländischen Waren (durch Niederländer) war stark reglementiert. Dies führte dazu, dass zum einen die "westliche Welt" sich stark weiter entwickelte, insbesondere in Sachen Technik, zum anderen dazu, dass das Feudalsystem immer willkürlicher regierte.
1853 landete Perry mit seiner Flotte vor Japan, um die Öffnung des Landes zu erzwingen (siehe Wikipedia: Matthew Calbraith Perry)
Man stand nun quasi vor der Wahl, dieser Forderung nachzukommen und dabei in Verhandlungen gut weg zu kommen, ODER zu kämpfen. Dies war aber wegen der starken "Rückständigkeit" des Landes hochriskant. Dazu kam, dass grade die jüngere Generation auch die Chancen eines Landesöffnung sah: Austausch mit anderen Völkern und technischer, sowie kultureller Fortschritt für das Land.
Zu diesen Personen gehörte auch unser Opfer, Ryoma Sakamoto.
2) Das Opfer
a) Lebensgeschichte
Ryoma Sakamoto wurde 1836 geboren. Er stammt aus Tosa/Kochi. Seine Familie war durch Handel reich geworden und hatte sich damit in den unteren Samurairang eingekauft. Dabei hatten sie den höchsten zu kaufenden Rang genommen (goshi-Rang).
Ryoma war sehr sennibel, weinte viel, wurde in der Schule gemobbt, wurde dadurch Bettnässer und dann der Schule verwiesen. Die quellen sind sind sich hier uneins: Wikipedia nennt, er habe, als er wieder gemobbt wurde, im Unterricht das Schwert gezogen (Wikipedia: Sakamoto Ryōma); andere Quellen nennen seine schlechten schulischen Leistungen (siehe hierzu z.B. das Ryozen History Museum Kyoto)
Seine Schwester unterrichtete ihn daheim weiter. Er absolvierte erfolgreich eine Schwertkämpferausbildung und besuchte mit 18 Jahren eine Weiterbildung, die er als ausgezeichneter Schwertkämpfer abschloss.
Eine Szene in seiner Jugend ließ ihn kritisch aus das japanisch Feudalsystem blicken: Samurai eines Daimyo (Feudalherrscher) töteten seine Freunde weil diese zu schmutzig waren. Als er sich mit dem Schwert auf den Daimyo stürzen wollte, wurde er nur knapp verschont und nur ins Gefängnis geworfen. Dieser Vorfall prägte seine kritische Sicht auf das politusche System.
1862 verließ Ryoma unerlaubterweise seine Provinz und seinen Clan und wurde so zu einem Ronin, einem Samurai ohne Herrn - also irgendwo zwischen arbeitslos und Freelancer, nur, dass er auch noch als flüchtig bekannt war.
Katsu Kaishu, einem Flottenbevollmächtigten und treuen Anhänger des Shoguns, welchen Ryoma sehr verehrte, verdankte er seine Begnadigung. Ryoma selber begann sich für die Marine zu interessieren.
Trotz seiner Bewunderung für Katsu Kaishu beschloss Ryoma jedoch, das Shogunat zu stürzen. Hierfür versuchte er Allianzen zu schaffen, zum Besipiel zwischen verschiedenen Daimyaten (quasi Fürstentümern). Er schreib seiner Schwester, er "wolle Japan reinwaschen/aufräumen" und die "niederträchtigen Beamten in Edo (heute Tokyo) niedermachen".
1866 kam es zu einem ersten Attentat, dem sogenannten Teradaya-Vorfall:
Er befand sich mit einem anderen Samurai im Gasthaus Teradaya im 1. OG, als sich vor dem Haus Polizisten formierten. Manche Quellen sprechen von hundert Poliziste. Das Haus ist jedoch so winzig, dass es mit 10 schon überlaufen gewesen wäre.
Im EG badete die junge Angestellte O-Ryo, als sie die Formation belauschte. So gut wie nackt raste sie die Treppe hinauf und warnte Ryoma, sodass er die Gelegenheit hatte, seine Pistole vom Typ Smith&Wessen zu ziehen, sein Freund zückte einen Speer und so gelang es den dreien, die Polizisten in Schach zu halten und nur leicht verletzt zu fliehen. Ryoma heiratete dann auch noch O-Ryo, mit der er schon ein Jahr zusammen war.
Am 10.12.1867 wurde er in Kyoto, im Haus eines Sojasaucenhändlers, ermordert. (Siehe dazu die Fallbeschreibung)
b) Aussehen und Charakter des Opfers
Ryoma galt als für seine Zeit sehr groß, unterschiedliche Quellen haben unterschiedliche Größenangaben, die durchschnittliche und häufigste sind 172 cm bei einem Gewicht von 80 kg. (Quelle: "Ryoma no Kyoto" Japan 2010, auf japanisch, leider)
Er galt besonders als Kind als sehr sensibel, sogar ängstlich. ( Wikipedia: Sakamoto Ryōma) Später wurde er als laut beschrieben, ein Pragmatiker, der Anweisungen gab, ohne diese groß zu erläutern und eine teilweise ziemlich direkte Sprache hatte. So meinte er, wer seine Meinung nicht teile, sei ein sturer Hund den er schon zähmen werde. Seine Freunde bezeichneten ihn als liebenswert und gesellig, einen Mann, der seiner Zeit zu weit voraus war. Er galt als serh intelligent. Oe Taku nannte ihn ein "wildes Biest" (http://koei.wikia.com/wiki/Ry%C5%8Dma_Sakamoto unter "Historic Informations)
Man kann also sagen, dass wir hier einen Mann haben, der nach außen eine ziemlich große Klappe hat, jedoch einen butterweichen Kern und insgesamt seinen Wilen durchsetzt, mit Freunden aber durchaus lustig ist. Wir behalten bitte seine Größe und sein Gewicht, das bei einem Samurai Muskelmasse gewesen sein durfte, im Kopf. Ich konnte in Japan selber eine Rüstung anprobieren, diese wigen 25 kg und wenn man in sowas laufen oder gar kämpfen will, muss man schte Muckis haben.
3) Der Tathergang
Der Fall ereignete sich im Haus eines Sojasaucenhändlers in Kyoto, genauer gesagt in einer Hauptstraße parallel zum Fluss, der Kawaramachi. Heute befindet sich hier ein Laufband-Sushi-Laden.
Am 10.12.1867 litt Ryoma unter einer starken Erkältung, als er sich zusammen mit Shintaro im 1. EG aufhielt. Zuvor hatte er eine Portion Shamo-Hühnchen verzehrt.
Einem von mir im Ryozen-Museum Diorama nach, sah das Haus so aus: Es stand mit der Schmalseite zu Straße, unten war die Ladentür. Vorne befanden sich die (Brau?)Kessel und der Verkaufsraum, im Hinterzimmer befanden sich der Händler nebst Frau. Rechts führte eine Stiege in den 1. Stock, der zugleich das Dachgeschoss war. Dort im hintersten Zimmer von der Straße aus, befanden sich die beiden Opfer.
Im EG befand sich Ryomas Leibwächter Tokichi, ein ehemaliger Sumoringer. Gegen 20 Uhr hörten die beiden Opfer einen Schrei. Ryoma vermutete, dass der Ringer mit einem Freund raufe und rief ihm zu, ruhig zu sein. Die Attentäter jedoch hatten sich als Vorsprecher bezeichnet und Tokichi hatte sich umgedreht um nachzufragen, ob Ryoma um diese Uhrzeit noch Besuch empfange. Als er dies tat, wurde er von hinten mit dem Schwert erschlagen.
Die Attentäter (im Diorama waren es sieben, http://koei.wikia.com/wiki/Ry%C5%8Dma_Sakamoto spricht von 10) stürmten nun das Haus, dem Museum nach bedohte einer den Ladenbesitzer mit Frau im Hinterzimmer, andere sicherten die Türen und Aufgänge und, je nach Quelle, ein bis drei stürmten das obere hintere Zimmer.
Als diese auf dem Weg hinauf waren hörte Ryoma sie schon, den Angreifern jedoch gelang es die beiden Männer zu überwältigen. Ryoma wurde mit dem Katana auf den Kopf geschlagen. Die Männer flohen, als sie bemerkten, dass sie die beiden tödlich verwundet hatten. Ryoma starb rasch. Shintaro versuchte noch Hilfe zu holen, wurde jedoch bewusstlos und starb bald darauf.
4) Offene Fragen/Aservate
Der Fall scheint auf den ersten Blick klar zu sein - politische Gegner hatten ihn zum Schweigen gebracht, kein Fall für Allmy, Klappe zu. So einfach ist es jedoch nicht!
a) Aservate
Wir haben folgende Aservate, ein Fest für jeden Forensiker, wenn ihr mich fragt:
- Die angebliche Tatwaffe nebst Verbindung zum Besitzer (Ryozen Museum Kyoto)
- Die Blutspur des Opfers auf einem Wandschirm (National Museum Kyoto), mit etwas Glück auch noch mit Fremd-DNA
- Kleidung des Opfers (National Museum)
- Eine Flasche Sauce vom Tatort (Ryozen Museum)
- Die Waffe des Opfers (DNA?)
Was wir leider nicht mehr haben ist ein Skelett, da in Japan eingeäschert wird.
Tatverdächtig gelten
- Kondo Isami, der für den Mord hingerichtet wurde (Wikipedia)
- Katsura Hayanosuke, dessen Waffe als angebliche Tatwaffe am Tatort vorgefunden wurde (Ryozen Museum)
- Shinsengumi, die den Tosaclan noch nie mochten
- Miura Yasushi, hegte auch Groll
- Takamori und Kiyokado, Groll gegen Ryoma (koei.wikia)
- die Miwawaragumi, die es gewesen sein wollten.
Außerdem spricht man von möglichen Feinden im Freundeskreis, die bemängelten, er habe es jedem recht machen wollen und sich heimlich gegen ihn gewandt hatten. (Quelle vergessen)
b) offene Fragen
- Ein Mann von 172 cm, also deutlich größer als der damalige Durchschnitt, ein ausgezeichneter (!) Schwertkämpfer, dazu bewaffnet mit einer Smith&Wesson, WISSEND, dass da Mörder die Treppe rauf kommen, wird mit einem Schlag niedergestreckt? Da stellt man sich doch mit der Knarre hin und schießt auf das, was durch die Tür kommt. Wie war es möglich, diesem Mann so leicht zu töten? Kann die Erkältung dafür verantwortlich gemacht werden?
- Die "Tatwaffe" hatte nur eine Länge von 53,7 cm, ein Wakasashi. Wie kann es sein, damit einen Mann mit Katana und Pistole zu besiegen?? (Das Ding sieht ein wenig aus wie einer der Langdolche von Legolas, damit ihr euch das vorstellen könnt)
- In der Tatwaffe befinden sich Scharten vom Kampf. Ich zählte 14 kleine und 3-4 große Riefen. Es muss also einen erbitterten Kampf gegebene haben. Als tötlich wird eine Szene beschrieben, in der Ryoma auf dem Boden kniet, das Katana quer vor sich hält (blockt) und der andere auf die Klinge drischt.
- Verletzungen des Täters? Wenn die Waffe die Schäden von dem Kampf hatte, hat der Täter garantiert etwas abbekommen. Gab es offensichtlich verletzte Verdächtige? Wäre eine moderne DNS Untersuchung der angeblichen Tatwaffe und der Blutspuren auf dem Wandschirm möglich/sinnvoll? Ich weiß selber, dass der Mörder auch tot ist, nur eben, um den Fall endlich abzuschließen.
@all:
Also, was meint ihr:
Wer war es? Vielleicht sogar jemand aus den eigenen Reihen? Wer hinterlässt so viele Spuren? Wenn Shintaro noch den Hergang schildern konnte, warum nannte er nicht den Mörder? Wie war es möglich, diese Bulldogge von Mann so zu überwältigen?
Über einen Gedankenaustausch würde ich mich freuen.
Quellen:
Ausstellung im Ryozen History Museum Kyoto
Ausstellung im Kyoto National Museum
Tatort in der Kawaramachi, Kyoto
Grab auf dem Higashi Yama, Kyoto
Sakamoto Ryoma no Kyoto (RK No. 001), Japan 2010
Wikipedia: Sakamoto Ryōma
http://koei.wikia.com/wiki/Ry%C5%8Dma_Sakamoto
https://www.nippon.com/en/views/b07203/
.... sowie Gespräche mit Ortskundigen und Einheimischen
Auf meiner Japanreise stieß ich auf den ungelösten Mord an SAKAMOTO Ryoma (in Japan nennt man den Nachnamen zuerst und schreibt ihn groß).
Der Fall ist zwar schon lange her, jedoch, wie ich finde, durchaus diskussionswürdig.
Ich werde diesen Eingangspost zur besseren Übersicht gliedern, und zwar in einen kurzen Abriss des (historischen) Settings, das Opfer, den Tathergang und zuletzt die offenen Fragen
Die Quellenlage ist etwas schwierig, da ich vieles vor Ort im Museum recherchiert habe, ich werde die jeweiligen Museen benennen.
1) Das (historische) Setting - stark vereinfacht
Um 1600 begann in Japan die sogenannt Edo-Periode, in der das Land geschlossen wurde. Ausländern (bis auf Niederländern mit Sondergenehmigung) war die Einreise verboten, die Einfuhr von ausländischen Waren (durch Niederländer) war stark reglementiert. Dies führte dazu, dass zum einen die "westliche Welt" sich stark weiter entwickelte, insbesondere in Sachen Technik, zum anderen dazu, dass das Feudalsystem immer willkürlicher regierte.
1853 landete Perry mit seiner Flotte vor Japan, um die Öffnung des Landes zu erzwingen (siehe Wikipedia: Matthew Calbraith Perry)
Man stand nun quasi vor der Wahl, dieser Forderung nachzukommen und dabei in Verhandlungen gut weg zu kommen, ODER zu kämpfen. Dies war aber wegen der starken "Rückständigkeit" des Landes hochriskant. Dazu kam, dass grade die jüngere Generation auch die Chancen eines Landesöffnung sah: Austausch mit anderen Völkern und technischer, sowie kultureller Fortschritt für das Land.
Zu diesen Personen gehörte auch unser Opfer, Ryoma Sakamoto.
2) Das Opfer
a) Lebensgeschichte
Ryoma Sakamoto wurde 1836 geboren. Er stammt aus Tosa/Kochi. Seine Familie war durch Handel reich geworden und hatte sich damit in den unteren Samurairang eingekauft. Dabei hatten sie den höchsten zu kaufenden Rang genommen (goshi-Rang).
Ryoma war sehr sennibel, weinte viel, wurde in der Schule gemobbt, wurde dadurch Bettnässer und dann der Schule verwiesen. Die quellen sind sind sich hier uneins: Wikipedia nennt, er habe, als er wieder gemobbt wurde, im Unterricht das Schwert gezogen (Wikipedia: Sakamoto Ryōma); andere Quellen nennen seine schlechten schulischen Leistungen (siehe hierzu z.B. das Ryozen History Museum Kyoto)
Seine Schwester unterrichtete ihn daheim weiter. Er absolvierte erfolgreich eine Schwertkämpferausbildung und besuchte mit 18 Jahren eine Weiterbildung, die er als ausgezeichneter Schwertkämpfer abschloss.
Eine Szene in seiner Jugend ließ ihn kritisch aus das japanisch Feudalsystem blicken: Samurai eines Daimyo (Feudalherrscher) töteten seine Freunde weil diese zu schmutzig waren. Als er sich mit dem Schwert auf den Daimyo stürzen wollte, wurde er nur knapp verschont und nur ins Gefängnis geworfen. Dieser Vorfall prägte seine kritische Sicht auf das politusche System.
1862 verließ Ryoma unerlaubterweise seine Provinz und seinen Clan und wurde so zu einem Ronin, einem Samurai ohne Herrn - also irgendwo zwischen arbeitslos und Freelancer, nur, dass er auch noch als flüchtig bekannt war.
Katsu Kaishu, einem Flottenbevollmächtigten und treuen Anhänger des Shoguns, welchen Ryoma sehr verehrte, verdankte er seine Begnadigung. Ryoma selber begann sich für die Marine zu interessieren.
Trotz seiner Bewunderung für Katsu Kaishu beschloss Ryoma jedoch, das Shogunat zu stürzen. Hierfür versuchte er Allianzen zu schaffen, zum Besipiel zwischen verschiedenen Daimyaten (quasi Fürstentümern). Er schreib seiner Schwester, er "wolle Japan reinwaschen/aufräumen" und die "niederträchtigen Beamten in Edo (heute Tokyo) niedermachen".
1866 kam es zu einem ersten Attentat, dem sogenannten Teradaya-Vorfall:
Er befand sich mit einem anderen Samurai im Gasthaus Teradaya im 1. OG, als sich vor dem Haus Polizisten formierten. Manche Quellen sprechen von hundert Poliziste. Das Haus ist jedoch so winzig, dass es mit 10 schon überlaufen gewesen wäre.
Im EG badete die junge Angestellte O-Ryo, als sie die Formation belauschte. So gut wie nackt raste sie die Treppe hinauf und warnte Ryoma, sodass er die Gelegenheit hatte, seine Pistole vom Typ Smith&Wessen zu ziehen, sein Freund zückte einen Speer und so gelang es den dreien, die Polizisten in Schach zu halten und nur leicht verletzt zu fliehen. Ryoma heiratete dann auch noch O-Ryo, mit der er schon ein Jahr zusammen war.
Am 10.12.1867 wurde er in Kyoto, im Haus eines Sojasaucenhändlers, ermordert. (Siehe dazu die Fallbeschreibung)
b) Aussehen und Charakter des Opfers
Ryoma galt als für seine Zeit sehr groß, unterschiedliche Quellen haben unterschiedliche Größenangaben, die durchschnittliche und häufigste sind 172 cm bei einem Gewicht von 80 kg. (Quelle: "Ryoma no Kyoto" Japan 2010, auf japanisch, leider)
Er galt besonders als Kind als sehr sensibel, sogar ängstlich. ( Wikipedia: Sakamoto Ryōma) Später wurde er als laut beschrieben, ein Pragmatiker, der Anweisungen gab, ohne diese groß zu erläutern und eine teilweise ziemlich direkte Sprache hatte. So meinte er, wer seine Meinung nicht teile, sei ein sturer Hund den er schon zähmen werde. Seine Freunde bezeichneten ihn als liebenswert und gesellig, einen Mann, der seiner Zeit zu weit voraus war. Er galt als serh intelligent. Oe Taku nannte ihn ein "wildes Biest" (http://koei.wikia.com/wiki/Ry%C5%8Dma_Sakamoto unter "Historic Informations)
Man kann also sagen, dass wir hier einen Mann haben, der nach außen eine ziemlich große Klappe hat, jedoch einen butterweichen Kern und insgesamt seinen Wilen durchsetzt, mit Freunden aber durchaus lustig ist. Wir behalten bitte seine Größe und sein Gewicht, das bei einem Samurai Muskelmasse gewesen sein durfte, im Kopf. Ich konnte in Japan selber eine Rüstung anprobieren, diese wigen 25 kg und wenn man in sowas laufen oder gar kämpfen will, muss man schte Muckis haben.
3) Der Tathergang
Der Fall ereignete sich im Haus eines Sojasaucenhändlers in Kyoto, genauer gesagt in einer Hauptstraße parallel zum Fluss, der Kawaramachi. Heute befindet sich hier ein Laufband-Sushi-Laden.
Am 10.12.1867 litt Ryoma unter einer starken Erkältung, als er sich zusammen mit Shintaro im 1. EG aufhielt. Zuvor hatte er eine Portion Shamo-Hühnchen verzehrt.
Einem von mir im Ryozen-Museum Diorama nach, sah das Haus so aus: Es stand mit der Schmalseite zu Straße, unten war die Ladentür. Vorne befanden sich die (Brau?)Kessel und der Verkaufsraum, im Hinterzimmer befanden sich der Händler nebst Frau. Rechts führte eine Stiege in den 1. Stock, der zugleich das Dachgeschoss war. Dort im hintersten Zimmer von der Straße aus, befanden sich die beiden Opfer.
Im EG befand sich Ryomas Leibwächter Tokichi, ein ehemaliger Sumoringer. Gegen 20 Uhr hörten die beiden Opfer einen Schrei. Ryoma vermutete, dass der Ringer mit einem Freund raufe und rief ihm zu, ruhig zu sein. Die Attentäter jedoch hatten sich als Vorsprecher bezeichnet und Tokichi hatte sich umgedreht um nachzufragen, ob Ryoma um diese Uhrzeit noch Besuch empfange. Als er dies tat, wurde er von hinten mit dem Schwert erschlagen.
Die Attentäter (im Diorama waren es sieben, http://koei.wikia.com/wiki/Ry%C5%8Dma_Sakamoto spricht von 10) stürmten nun das Haus, dem Museum nach bedohte einer den Ladenbesitzer mit Frau im Hinterzimmer, andere sicherten die Türen und Aufgänge und, je nach Quelle, ein bis drei stürmten das obere hintere Zimmer.
Als diese auf dem Weg hinauf waren hörte Ryoma sie schon, den Angreifern jedoch gelang es die beiden Männer zu überwältigen. Ryoma wurde mit dem Katana auf den Kopf geschlagen. Die Männer flohen, als sie bemerkten, dass sie die beiden tödlich verwundet hatten. Ryoma starb rasch. Shintaro versuchte noch Hilfe zu holen, wurde jedoch bewusstlos und starb bald darauf.
4) Offene Fragen/Aservate
Der Fall scheint auf den ersten Blick klar zu sein - politische Gegner hatten ihn zum Schweigen gebracht, kein Fall für Allmy, Klappe zu. So einfach ist es jedoch nicht!
a) Aservate
Wir haben folgende Aservate, ein Fest für jeden Forensiker, wenn ihr mich fragt:
- Die angebliche Tatwaffe nebst Verbindung zum Besitzer (Ryozen Museum Kyoto)
- Die Blutspur des Opfers auf einem Wandschirm (National Museum Kyoto), mit etwas Glück auch noch mit Fremd-DNA
- Kleidung des Opfers (National Museum)
- Eine Flasche Sauce vom Tatort (Ryozen Museum)
- Die Waffe des Opfers (DNA?)
Was wir leider nicht mehr haben ist ein Skelett, da in Japan eingeäschert wird.
Tatverdächtig gelten
- Kondo Isami, der für den Mord hingerichtet wurde (Wikipedia)
- Katsura Hayanosuke, dessen Waffe als angebliche Tatwaffe am Tatort vorgefunden wurde (Ryozen Museum)
- Shinsengumi, die den Tosaclan noch nie mochten
- Miura Yasushi, hegte auch Groll
- Takamori und Kiyokado, Groll gegen Ryoma (koei.wikia)
- die Miwawaragumi, die es gewesen sein wollten.
Außerdem spricht man von möglichen Feinden im Freundeskreis, die bemängelten, er habe es jedem recht machen wollen und sich heimlich gegen ihn gewandt hatten. (Quelle vergessen)
b) offene Fragen
- Ein Mann von 172 cm, also deutlich größer als der damalige Durchschnitt, ein ausgezeichneter (!) Schwertkämpfer, dazu bewaffnet mit einer Smith&Wesson, WISSEND, dass da Mörder die Treppe rauf kommen, wird mit einem Schlag niedergestreckt? Da stellt man sich doch mit der Knarre hin und schießt auf das, was durch die Tür kommt. Wie war es möglich, diesem Mann so leicht zu töten? Kann die Erkältung dafür verantwortlich gemacht werden?
- Die "Tatwaffe" hatte nur eine Länge von 53,7 cm, ein Wakasashi. Wie kann es sein, damit einen Mann mit Katana und Pistole zu besiegen?? (Das Ding sieht ein wenig aus wie einer der Langdolche von Legolas, damit ihr euch das vorstellen könnt)
- In der Tatwaffe befinden sich Scharten vom Kampf. Ich zählte 14 kleine und 3-4 große Riefen. Es muss also einen erbitterten Kampf gegebene haben. Als tötlich wird eine Szene beschrieben, in der Ryoma auf dem Boden kniet, das Katana quer vor sich hält (blockt) und der andere auf die Klinge drischt.
- Verletzungen des Täters? Wenn die Waffe die Schäden von dem Kampf hatte, hat der Täter garantiert etwas abbekommen. Gab es offensichtlich verletzte Verdächtige? Wäre eine moderne DNS Untersuchung der angeblichen Tatwaffe und der Blutspuren auf dem Wandschirm möglich/sinnvoll? Ich weiß selber, dass der Mörder auch tot ist, nur eben, um den Fall endlich abzuschließen.
@all:
Also, was meint ihr:
Wer war es? Vielleicht sogar jemand aus den eigenen Reihen? Wer hinterlässt so viele Spuren? Wenn Shintaro noch den Hergang schildern konnte, warum nannte er nicht den Mörder? Wie war es möglich, diese Bulldogge von Mann so zu überwältigen?
Über einen Gedankenaustausch würde ich mich freuen.
Quellen:
Ausstellung im Ryozen History Museum Kyoto
Ausstellung im Kyoto National Museum
Tatort in der Kawaramachi, Kyoto
Grab auf dem Higashi Yama, Kyoto
Sakamoto Ryoma no Kyoto (RK No. 001), Japan 2010
Wikipedia: Sakamoto Ryōma
http://koei.wikia.com/wiki/Ry%C5%8Dma_Sakamoto
https://www.nippon.com/en/views/b07203/
.... sowie Gespräche mit Ortskundigen und Einheimischen