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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

18 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Gift, Vergiftung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 14:16
Ich möchte einen Fall vorstellen, den ich sehr interessant finde, aber für den es überraschenderweise noch keinen Thread gibt, obwohl es meiner Meinung nach viel Diskussionsgrundlage gibt und nicht abschließend geklärt werden konnte, was passiert ist.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-15985974.html

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.der-mordfall-anna-b-ungeloestes-raetsel.0d080e49-844d-457c-a1b4-e71f223ace50.html

Das sind 2 sehr ausführliche Links, die ziemlich übereinstimmen. Ich fasse aber kurz zusammen.


Anna war fast 8 Jahre alt, Einzelkind und lebte mit Ihren Eltern zusammen. Obwohl die Familie wohlhabend ist (Vater hat guten Job und von den Apotheker-Eltern geerbt), lebt die Familie bodenständig und bescheiden. Die verheiratete, aber kinderlose Schwester des Bruders ist die Patentante von Anna, die beiden haben ein enges Verhältnis.

Am Abend des 20. Januar 1993 gehen die Eltern aus, die Patentante bleibt bei Anna. Sie hat ihr Pistazieneis mitgebracht. Beide essen davon, Anna bekommt aber zusätzlich Schokosoße drüber. Später kommen die Eltern zurück, das Kind ist schon im Bett. Die Tante und die Eltern essen Pizza und trinken Wein. Anna klagt über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall und bekommt Hausmittel-Medikamente dagegen. Es wird über Nacht aber immer schlimmer, so wird sie am Morgen ins Krankenhaus gebracht. Leider können die Ärzte sie nicht mehr retten, sie stirbt am Vormittag. Es wird eine Vergiftung durch Arsen festgestellt.

Die Ermittlungen ergeben, dass das Gift am späten Abend verabreicht wurde, das heißt mit dem Eis oder in den Medikamenten. Somit sind die Eltern und die Tante die einzigen Verdächtigen. Die Tante wird in einem ersten Prozess zu lebenslänglich verurteilt, in einem weiteren Verfahren freigesprochen. Wer es wirklich war, kann bis heute nicht geklärt werden. Bei allen 3 Verdächtigen, wobei die Tante die Hauptverdächte ist, ist kein überzeugendes Motiv festzustellen.

Ich habe eine kurze Liste zum besseren Überblick angefertigt:

TANTE:
Indizien:
• macht die Spülmaschine an (mit den Eisschälchen), obwohl erst halb voll
• erwähnt die Spülmaschine direkt nach der Nachricht über den Tod
• unbeteiligten Verhalten (geht trotzdem zum Tierarzt, flapsige Art auf Beerdigung,...)
• Spiegel Artikel: Auch beide Eltern der Tante und Bruder starben kurz hintereinander urplötzlich während einem Besuch der Tante
• Anna war schon einmal schlecht bei Besuch der Tante: gescheiterter Mordversuch?
• hat Zugang zu Arsen

Mögliche Motive:
• Neid, weil selbst kinderlos?


MUTTER/VATER:
• Wirft alle Lebensmittel aus dem Haus weg

Mögliche Motive:
• Ihre Krankheit Multiple Sklerose wurde durch Schwangerschaft ausgelöst
• Er/Sie/Beide wollten lieber ohne Kind leben

Das, was ich unter "Mögliche Motive" aufgeführt habe, finde ich selbst sehr dünn. Kaum als Motiv zu bezeichnen.


Es war auch mal noch ein Produkterpresser im Gespräch, halte ich aber für unwahrscheinlich. Der Erpresserbrief ging bei Dr. Oetker ein, also wäre das Eis betroffen. Davon hat aber auch die Tante gegessen. Also kann es das nicht sein. Bleibt die Schokosoße und die Medikamente. Da aber sonst bei niemandem irgendwo Vergiftungen gemeldet wurden, hätte nur diese eine Flasche/Dose/... vergiftet sein können. Eher unwahrscheinlich. Außerdem steht im Spiegel Artikel, dass das nicht das übliche Vorgehen von Produkterpressern ist. Normal drohen die nur, wollen an Geld ran, keine Leute schaden. Alles in allem halte ich das für unwahrscheinlich, wobei ich mich natürlich auch irgendwo von den gelesenen Artikeln beeinflussen lasse.

Ich finde seeehr interessant, dass die Großeltern auch beide sehr plötzlich und ungeklärt verstorben sind, als die Tante zu Besuch war. Ich verstehe nicht ganz, warum das nur in einem Artikel erwähnt wird. Finde das elementar wichtig.


So das reicht fürs erste! Bin gespannt, was ihr so dazu meint....


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 14:57
Vielen Dank für den Thread. Ich erinnere mich noch gut an den Fall, wohne ganz in der Nähe. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde die Patentante im zweiten Prozess deshalb freigesprochen, weil man ihr durch die fast vollständige Beseitigung der Spuren (Spülmaschine etc.) nichts nachweisen konnte und deshalb im Zweifel für den Angeklagten entschieden wurde.
Müsste ich aber nochmals genau recherchieren, ist ja schon eine Weile her.


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 15:00
@FräuleinTong

Also mir ist so, als ob es hier bereits ein Thema dazu gab. Finde den Fall auch sehr interessant.


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 15:13
@FräuleinTong

Danke für das Erstellen dieses Threads und Deine ausführlichen Erläuterungen! Ich meine mich dunkel daran zu erinnern, irgendwann schon mal von dem Fall gehört zu haben, aber jetzt wo ich mich nochmal eingelesen habe, bin ich vor allem schockiert, dass so etwas wirklich passiert ist - ich finde das so unheimlich und schrecklich, dass es wie die Handlung eines Psychothrillers klingt. Das arme kleine Mädchen! Für mich steht traurigerweise fast sicher fest, dass jemand aus ihrer Familie, jemand den sie geliebt und dem sie vertraut hat, Schuld an ihrem Tod ist. Eine evtl. Erpressung eines Lebensmittelkonzerns schließe ich nahezu aus.


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 15:15
Was ich auch interessant finde ist die Dosis.
Laut dem Spiegel Artikel hätte sie gereicht, um 20 Kinder umzubringen. Würde die Tante, die ja Pharmazie studiert hat, nicht eher eine passendere Dosis wählen?

Ein weiterer Zusammenhang der mir nicht ganz schlüssig ist - MS durch Schwangerschaft ausgelöst? Nach meinem aktuellen Wissensstand ist noch nicht geklärt, woher MS kommt oder wie es ausgelöst wird.


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 15:18
Zitat von equillyequilly schrieb:Würde die Tante, die ja Pharmazie studiert hat, nicht eher eine passendere Dosis wählen?
Das denke ich nicht! Zum einen wollte sie auf Nummer sicher gehen, zum anderen wollte sie vielleicht genau so eine Frage von der Polizei bzw. Staatsanwaltschaft höre...


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 15:20
@equilly

An dieser Aussage bezüglich MS habe ich auch meine Zweifel, habe noch nie davon gehört, dass MS durch eine Schwangerschaft ausgelöst werden kann. Vielleicht ist die Krankheit zu dem Zeitpunkt ausgebrochen oder entdeckt worden.


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 15:27
Möglicherweise war Annas Tod wirklich ein schrecklicher Unfall. Das macht sie auch nicht wieder lebendig, fände ich aber zumindest ein wenig tröstlicher als die Vorstellung, dass sie vorsätzlich getötet wurde. Aber welche Art Unfall?

Dass jemand von den Erwachsenen einen der anderen töten wollte wäre für mich immer noch nachvollziehbarer als der vollkommen sinnlose Mord an einem kleinen Mädchen, wobei ich auch im anderen Fall kaum Motive sehe, zumindest nicht anhand von dem, was wir wissen.

Kann es sein, dass jemand irgend eine der Speisen oder Medikamente im Vorfeld vergiftet und angenommen hat, jemand anderer als Anna würde sie zu sich nehmen? Oder hat derjenige sogar geplant, sie irgendwann selbst zu nehmen? Alles etwas weit hergeholt, ich weiß, aber ich weiß überhaupt nicht recht, was ich von dem Fall halten soll.....


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 15:31
Zitat von SuinxSuinx schrieb:Also mir ist so, als ob es hier bereits ein Thema dazu gab. Finde den Fall auch sehr interessant.
Hier kann ich weiterhelfen, dass Thema wurde im Thread "Welcher Kriminalfall beschäftigt euch besonders?" von @frauZimt vorgestellt auf S.14.
Einen eigenen Thread zum Fall gibt es also noch nicht.
Interessant finde ich den Fall allemal.


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 15:46
@cat888

Also Motive würden mir viele einfallen -man darf sie aber nicht aussprechen...

@Lionel.twain

Stimmt, hast Recht. :)


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 15:50
Zitat von Kari67Kari67 schrieb: Wenn ich mich richtig erinnere, wurde die Patentante im zweiten Prozess deshalb freigesprochen, weil man ihr durch die fast vollständige Beseitigung der Spuren (Spülmaschine etc.) nichts nachweisen konnte und deshalb im Zweifel für den Angeklagten entschieden wurde
in dubio pro reo ist eigentlich nur in der ersten instanz anzuwenden, in der zweiten instanz müssen schon erhebliche zweifel am schuldspruch aufkommen!


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 15:59
@Suinx
stimmt, guter Gedanke.

Was mich zum weiteren Gedanken führt, dass eine studierte Pharmazeutin und ein ebenfalls intelligent erscheinendes Ehepaar mit Apothekenvorgeschichte sich eigentlich schon denken sollten, dass dieses Gift bei einer Obduktion festgestellt werden kann. Und auch, dass natürlich mit einer solchen Vorgeschichte der Verdacht schnell auf die Drei fällt.

Das Verhalten der Mutter, dass sie die Tochter nicht zur Obduktion freigeben lassen wollte würde dazu passen... Jedoch kann dieses Verhalten meiner Meinung nach auch sehr gut zu einer Mutter passen, die nicht möchte dass ihr totes Kind noch "zerstückelt" wird.
Zitat von cat888cat888 schrieb:Kann es sein, dass jemand irgend eine der Speisen oder Medikamente im Vorfeld vergiftet und angenommen hat, jemand anderer als Anna würde sie zu sich nehmen? Oder hat derjenige sogar geplant, sie irgendwann selbst zu nehmen? Alles etwas weit hergeholt, ich weiß, aber ich weiß überhaupt nicht recht, was ich von dem Fall halten soll.....
Das ist eine Gedankenrichtung, die ich auch gerade verfolge. Ich kann aber noch nichts konkretes fassen, keine Idee in welchem Zusammenhang das passen würde


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 16:08
@equilly

Ich gebe Dir komplett recht, was die Sache mit dem Herankommen an das Arsen angeht! Sowohl der Tante als auch den Eltern müsste klar gewesen sein, dass es ein Leichtes sein würde, ihnen nachzuweisen dass sie das Gift beschaffen können, was eher für einen anderen Täter sprechen könnte. Allerdings könnte der oder die Schuldige darauf spekuliert haben, dass die Vergiftung nicht als solche erkannt wird, weil beim Tod eines Kindes nicht gleich an Mord gedacht wird. Das ist aber eher abwegig bzw. riskant für den Täter. Aber ich finde den Hinweis äußerst interessant, das könnte evtl. sogar für einen Täter von außen sprechen. Es wäre ja möglich, dass das Gift schon Tage vorher irgendwo hineingemischt wurde.

Meines Erachtens nach ist der schlußendliche Freispruch der Tante gerechtfertigt. Trotz Indizien gab es keinen eindeutigen Beweis für ihre Täterschaft.


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 16:35
Was ist eigentlich aus den Eltern geworden? Hätte ein Lügendetektor vielleicht mehr Licht ins Geschehen gebracht?


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 16:39
Zitat von SuinxSuinx schrieb:Was ist eigentlich aus den Eltern geworden? Hätte ein Lügendetektor vielleicht mehr Licht ins Geschehen gebracht?
naja das mit dem lügendetektor ist halt auch so eine sache!


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 16:44
Im Spiegel-Artikel steht, dass weggezogen sind und sich wohl vor der Öffentlichkeit mehr oder weniger versteckt haben. Könnte sein, dass sie zwischenzeitlich sogar verstorben sind, zumindest die Mutter, da sie ja krank war und es in dem Artikel auch hieß, dass sich ihr Zustand weiter verschlechtert hatte.

Soweit ich weiß werden in Deutschland keine Lügendetektoren benutzt. Das ist grundsätzlich wahrscheinlich auch gut so, denn auch die bringen keine absolute Sicherheit.

Vielleicht hätte es auch gereicht, die Eltern in dem selben Maße zu vernehmen wie die Tante....ich vermute, dass die Eltern bei weitem nicht so eingehend verhört wurden, da sich wohl auch Ermittler schwer damit tun, Eltern den Mord an ihrem Kind zu unterstellen. Ich denke auch nicht, dass die Eltern mal pschiatrisch begutachtet wurden wie die Tante, sie waren ja maximal verdächtig, sind aber nie angeklagt worden. Vielleicht hätte das mehr Licht ins Dunkel gebracht.


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 16:48
Zitat von osttimorosttimor schrieb:naja das mit dem lügendetektor ist halt auch so eine sache!
Meinst du juristisch? Ich glaube mich zu erinnern, dass Lügendetektoren in Deutschland icht zugelassen seien...Man hätte aber auf eine freiwilloge Teilnahme pochen können, nicht?

Denn die Artikel lesen sich für mich so: Einer von den 3 ist es gewesen, wir können das aber keinem der 3 nachweisen. Irgendwie eine Kapitulation des Staates...


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Arsenmord an der 7-jährigen Anna B. 1993

17.10.2017 um 16:52
Problematischer Thread. Wo ist die Diskussionsgrundlage? Wie kann man hier diskutieren ohne die allgemeinen und die Krimiregeln zu verletzen? Sieht schlecht aus. Entweder wird die Tante weiterhin verdächtigt oder die Eltern. Da aber erstere freigesprochen wurde und die Eltern nie angeklagt, geht das so hier nicht. Deshalb ist erstmal zu.


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