Anschlag auf BVB-Mannschaftsbus

Svenco schrieb:Welcher Terrorist wär schon so blöd und würde seinen Reisepass am Tatort vergessen. Ist aber auch passiert.

Das hat Signal Wirkung...die Leute wollen erkannt werden.
Märtyrertum und so ein Mist...und um zu Zeigen wie lange sie schon hier waren.

@Svenco

Das mit den "vergessenen" Reisepässen ist keine Dummheit, sondern ausdrückliche Vorgabe des IS und steht so im Handbuch. Das dient dazu, damit die Tat dem Täter zugeordnet werden kann, der dann wiederum später durch ein Märtyrervideo dem IS zugeordnet werden kann. Laut Handbuch wäre ein Zettel mit den Worten "Ich bin ein Soldat des IS" ebenfalls akzeptabel, aber nur falls man noch weitere Taten  plant.

@BigPapaSmurf

Eben, das meinte ich. Hätte man ihn aus Deutschland angerufen, hätte der Verfassungsschutz nicht lauschen dürfen.

@VanDusen
Oh das wusste ich nicht. Dennoch kenne ich ehemalige Dealer die ganz offen am Telefon gesprochen haben. Hat natürlich nicht lange gedauert bis die weg waren.

UUnd auch codewörter würden nur etwas bringen wenn diese häufig gewechselt würden. Der "schlaue" Attentäter würde nur unter 4 Augen kommunizieren.

@VanDusen
Wieso nicht? In Deutschland kann ein Richter auch das abhören anordnen 

Es ist im §§ 100a und 100b der  StPO geregelt


https://dejure.org/gesetze/StPO/100a.html
https://dejure.org/gesetze/StPO/100b.html

Svenco schrieb:UUnd auch codewörter würden nur etwas bringen wenn diese häufig gewechselt würden. Der "schlaue" Attentäter würde nur unter 4 Augen kommunizieren.

Natürlich bringt das nichts, sobald erst einmal einer in der Leitung sitzt. So weit reicht es bei Polizei und Nachrichtendiensten schon noch, um zu bemerken, dass Codewörter verwendet werden (es gibt inzwischen sogar Software, die das automatisch an selten im natürlichen Sprachgebrauch vorkommenden Kombinationen von Begriffen bzw. Satzfügungen erkennt). Von dort ist es nur ein kurzer Weg, deren Bedeutung zu erraten. Dennoch würde nur ein vollkommen debiler IS-Terrorist im Klartext von "Sprengsätzen" reden.

@BigPapaSmurf

Die betreffenden StPO-Paragraphen sind mir bekannt. Für das Abhören und Auswerten ist dann aber die Polizei zuständig, nicht das BfV. Dass das BfV den Anruf abgefangen haben soll, bedeutet dass (mindestens) einer der Teilnehmer im Ausland gesessen haben muss, laut G10-Gesetz. Und dann stellt sich eben deine Frage, ob sich der Iraker den Sprengsatz per Post schicken lassen wollte.

@VanDusen
Ich glaube nicht das hier Staatsschutz im Sinne von  BfV gemeint ist sondern allgemein von Behörden gesprochen wird da ja verschiedene erwähnt werden

Es werden ja mehrere im Text genannt es soll sie eher zusammen fassen

@VanDusen
Aber was lässt dich daran zweifeln dass es ein debiler IS Terroristen gewesen sein könnte. Gibt ja auch haufenweise debile "normale"  Menschen. 

@BigPapaSmurf 

Ich muss mich korrigieren: Der BND darf mehr oder minder flächendeckend mithören, jedoch nur sofern einer der Teilnehmer im Ausland sitzt. Das BfV ist nicht an diese Beschränkung gebunden, sofern konkrete Verdachtsmomente für einschlägige Straftaten, wie etwa Unterstützung einer terroristischen Vereinigung, vorliegen. My bad. Das hieße dann, die müssen den Iraker schon vorher im Visier gehabt haben.

@VanDusen
Und dass macht die Sache doch interessant. Warum weiß man anscheinend schon so viel über die späteren Attentätern mitwisser, nimmt diese aber dann erst fest bzw. durchsucht Wohnungen wenn der Anschlag schon geschehen ist. 

Wahrscheinlich wird wie wild alles mögliche aufgezeichnet und gesammelt,aber es scheitert an der Auswertung der Daten. 

@VanDusen
Im Text werden ja auch Ausländische Nachrichten Dienste erwähnt...Vielleicht haben Sie ja einen Tipp bekommen und dann wurden von verschiedenen Behörden Informationen gesammelt 

Der BND sammelt ja auch nur Infos und gibt sie weiter da sie sofern es sich um Deutsches Staatsgebiet handelt ja keine polizeilichen Exekutivbefugnisse haben

Denke die Informationen wurden wie im Artikel beschrieben gesammelt und dann an die Staatsanwaltschaft übergeben

Meine Vermutung....

Svenco schrieb:Wahrscheinlich wird wie wild alles mögliche aufgezeichnet und gesammelt,aber es scheitert an der Auswertung der Daten. 

Konkret scheitert es wohl an der Anzahl der zur Verfügung stehenden Dolmetscher für die verschiedenen Sprachen. Irakisches Arabisch dürfte ganz gut abgedeckt sein, weil nicht so selten, aber bei irgendwelchen exotischen Dialekten wird es ganz schwierig.

@VanDusen
Falls es wirklich daran scheitert, ist dass einfach nur peinlich.

@Svenco: was heißt hier peinlich? wieviele staatlich geprüfte Übersetzer für Paschtu, Urdu, Dari usw. usf. wird es wohl geben? Und die wollen vielleicht auch nicht alle für den BND arbeiten?

Oder soll man einfach irgendwen einstellen, der zwar kaum Deutsch, aber dafür die andere Sprache kann? Womöglich selber islamistisch unterwegs in Wirklichkeit - wer kann das überprüfen, was der da übersetzt? Das ist super-aufwendig und teuer alles, und es gibt mittlerweile hunderte von Gefährdern in der BRD und Tausende von Islamisten in Europa.

Um das alles zu übersetzen, was da anfällt, bräuchte man eine ganze Armada von Übersetzern...

Ich finde es daher nicht peinlich, sondern im Gegenteil sehr repsektabel, daß die westlichen Geheimdienste überhaupt irgendwas rauskriegen aus den Fluten von arabisch- bzw sonstwas-sprachlicher Kommunikation irgendwelcher religiöser Irrer, die sie abhören.

Svenco schrieb:Falls es wirklich daran scheitert, ist dass einfach nur peinlich

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es das ist, denn ich kenne die Problematik von befreundeten Strafverteidigern. Selbst bei Fällen der absoluten Schwerkriminalität wird mit dem Verfahrensbeginn oft bis kurz vor Beginn der Verjährung gewartet, weil die Dolmetscher monatelange Wartelisten haben. Selbst bei weit verbreiteten Sprachen wie dem Arabischen ist es ferner so, dass die TV zumeist regionalen oder lokalen Slang sprechen. Ein Wort, das in dem einem Dorf "Vater" bedeutet, kann drei Dörfer weiter auch "Onkel" oder allgemein "Respektsperson" bedeuten. Falls der Dolmetscher aus dem falschen Dorf kommt, kann es deshalb durchaus zu sinnentstellenden Fehlübersetzungen kommen.

Ferner gibt es diese ganzen Bauerndialekte. Allein im Kurdischen gibt es meines Wissens sechs Dialekte, die so verschieden sind, dass sie teilweise als eigenständige Sprachen gelten. Das sind dann weltweit vielleicht insgesamt 60.000 Leute, die einen dieser Dialekte sprechen. Aus dieser kleinen Gruppe einen in Deutschland ansässigen Dolmetscher zu finden, der auch noch zuverlässig genug ist, ist schwierig.

@Procrastonon

Procrastonon schrieb:Ich finde es daher nicht peinlich, sondern im Gegenteil sehr repsektabel, daß die westlichen Geheimdienste überhaupt irgendwas rauskriegen aus den Fluten von arabisch- bzw sonstwas-sprachlicher Kommunikation irgendwelcher religiöser Irrer, die sie abhören.

Das finde ich allerdings auch!

@Procrastonon
@puntanorte
@VanDusen
Ich zweifle ja nicht an dass da nicht an jeder Ecke ein geeigneter Dolmetscher sitzt. Aber da es ja um die innere Sicherheit geht, sollte das schon machbar sein.

Dann muss man halt die Geldkarte ausspielen. Wenn man will, stellt es keine Problem dar ausreichend Dolmetscher zu finden. Da bin ich mir sicher. Und wenn man selbst anfängt deutschsprachler dahingehend auszubilden.

Wenn's allerdings wirklich so einfach ist, einer staatlichen Überwachung aus dem Weg zu gehen, dann wundert mich dass überhaupt jemand überführt wird.

VanDusen schrieb:sondern ausdrückliche Vorgabe des IS und steht so im Handbuch.

ernsthaft?!
..Ein Handbuch?

@Lemniskate
@VanDusen
Hab da eben auch mal kurz recherchiert und bis auf das hier nicht viel gefunden:

Auch Christoph Sydow, beim "Spiegel" Spezialist für Terrorismus-Themen, hatte keine Antwort: "Mir ist nicht bekannt, dass die IS-Propaganda Terroristen dazu auffordert, ihre Ausweise am Tatort zu hinterlassen",

http://www.morgenpost.de/vermischtes/article209054253/Wieso-liess-Terrorist-vom-Weihnachtsmarkt-Ausweis-im-Lkw.html

Svenco schrieb:Dann muss man halt die Geldkarte ausspielen. Wenn man will, stellt es keine Problem dar ausreichend Dolmetscher zu finden. Da bin ich mir sicher. Und wenn man selbst anfängt deutschsprachler dahingehend auszubilden.

Die Geldkarte wird schon gespielt, bei der Softwareentwicklung. Per Software kann man schon ganz gut Metadaten analysieren (wer wie mit wem kommuniziert, und was im Umfeld dieser Kommunikationen geschieht, ob es z. B. regelmäßig einen Anschlag gibt, nachdem ein bestimmter "Sheikh" offline geht). Die inhaltliche Analyse hinkt noch hinterher, aber macht rasante Fortschritte, wie jeder weiß, der schon einmal ein sprachgesteuertes Handy benutzt hat. Angesichts dieser raschen Fortschritte wäre es vergeblich, auf die Ausbildung menschlicher  Dolmetscher zu setzen: Bis die nach allermindestens sechs Jahren fertig ausgebildet sind, ist die Software längst gut genug, zumindest fürs "Grobe". Einzelne Schlagwörter kann sie natürlich jetzt schon erkennen, und ein Schlagwort wie "Sprengsatz" ist eine hundertprozentige Garantie dafür, dass der betreffenden Nachricht maximale Aufmerksamkeit zukommt.

@Lemniskate 
Klar haben die interne Schulungsmaterialien für alles mögliche. Die sind aber nicht im Internet zugänglich. Einer breiteren terroristischen oder möchtegern-terroristischen Leserschaft stehen dagegen die Propagandamagazine von AQ und IS zur Verfügung, in denen haarklein geschildert wird, wie man als "Lone Wolf" Anschläge im Westen verüben soll, u. a. auch, wie man sich identifizieren soll. An diese "Rezepte" halten sie sich auch sehr eng. Die Idee mit den Lkw-Anschlägen kam z. B. vor ein paar Monaten im IS-Magazin Rumiyah. Prompt fing die gegenwärtige Serie an.

VanDusen schrieb:Einer breiteren terroristischen oder möchtegern-terroristischen Leserschaft stehen dagegen die Propagandamagazine von AQ und IS zur Verfügung, in denen haarklein geschildert wird, wie man als "Lone Wolf" Anschläge im Westen verüben soll

und Die hast Du jetzt gelesen oder wie?!