Noella
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2013
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Einfach verschwinden - eine junge Amerikanerin erzählt, warum
04.06.2016 um 02:42In einigen der Kriminalfälle hier gibt es ja immer noch die Option, dass jemand vielleicht doch nicht Opfer einer Straftat geworden, sondern freiwillig verschwunden ist.
Deswegen finde ich diesen Bericht einer jungen amerikanischen Studentin, die ihr altes Leben ganz bewusst hinter sich ließ, sehr interessant. Nayla Kidd, so heißt die Frau, war zwar nur wenige Wochen weg, bevor die Polizei sie fand (was genau zu ihrer Entdeckung führte, wollten ihr die Beamten nicht sagen, wahrscheinlich, um keine Ermittlergeheimnisse zu verraten), aber ihre Erzählung macht doch sehr deutlich, was in jemandem vorgeht, der genug hat.
Kidd hatte eigentlich, von außen betrachtet, so etwas wie ein perfektes Leben. Ihre Mutter, eine Wissenschaftlerin, die in der Krebsforschung tätig ist, war zwar allein erziehend, kümmerte sich aber fürsorglich um das Mädchen. Kidd war zudem eine gute Schülerin, die außerdem sehr ehrgeizig war,
Nayla Kidd schaffte es schließlich, an der renommierten Columbia University einen Studienplatz zu ergattern. Und trotzdem verschwand sie im vorigen Monat aus freien Stücken spurlos
Daran, dass sich ihre Verwandten und Freunde um sie Sorgen machen könnten, dachte Kidd nicht wirklich, und sie schildert auch, dass es mit jedem Tag, der verging, für sie unmöglicher wurde, mit ihnen Kontakt aufzunehmen.
Statt dessen saß sie in dem Zimmer, dass sie extra angemietet hatte (dafür hatte sie eine längere Zeit Geld beiseite gelegt, ihr Verschwinden war also geplant) und überlegte, was sie lieber machen wollte als zu studieren.
Die Geschichte nahm, wie gesagt, ein gutes Ende. Eines Tages klopfte die Polizei bei ihr an. Und Kidd hat ihrer Mutter mittlerweile erklärt, dass sie nicht zurück auf die Uni gehen möchte. Während ihrer Auszeit wurde ihr klar, dass sie lieber kreativ tätig sein möchte, Musik machen, schreiben und ihr Geld mit modeln verdienen (was sie wohl schon zuvor getan hatte). Ihre Mutter unterstützt Kidds Pläne.
Nun ist es in den USA sicher sehr viel einfacher, unterzutauchen als es das hier ist. Aber die Schilderung von Überforderung, Vereinsamung an der großen, anonymen Uni, das Gefühl, sich vielleicht zu früh auf ein Leben festgelegt zu haben, das man gar nicht führen möchte, fand ich sehr nachvollziehbar.
Wie auch die Tatsache, dass es einer intelligenten, gebildeten Musterschülerin wie Kidd so vollkommen egal sein konnte, dass sich andere Menschen Sorgen um sie machten.
Beim Lesen wird man das Gefühl nicht los, dass sie den Punkt, an dem sie sich zurückgemeldet hätte, längst überschritten hatte und wie blockiert war und sich vermutlich von selber nie mehr gemeldet hätte.
Ich finde den Text deswegen so interessant, weil es kaum Schilderungen von Verschwundenen über ihre Motive gibt. Und weil er zeigt, dass auch eine Studentin mit verhältnismäßig wenig Geld den Schritt wagen kann - und dass ihre ganzen Planungen von ihrem Umfeld unbemerkt blieben, das nie und nimmer gedacht hätte, dass sie einfach abhauen könnte.
Hier ist der NYPost-Text:
http://nypost.com/2016/05/29/why-i-had-to-escape-my-ivy-league-life-and-disappear/
Deswegen finde ich diesen Bericht einer jungen amerikanischen Studentin, die ihr altes Leben ganz bewusst hinter sich ließ, sehr interessant. Nayla Kidd, so heißt die Frau, war zwar nur wenige Wochen weg, bevor die Polizei sie fand (was genau zu ihrer Entdeckung führte, wollten ihr die Beamten nicht sagen, wahrscheinlich, um keine Ermittlergeheimnisse zu verraten), aber ihre Erzählung macht doch sehr deutlich, was in jemandem vorgeht, der genug hat.
Kidd hatte eigentlich, von außen betrachtet, so etwas wie ein perfektes Leben. Ihre Mutter, eine Wissenschaftlerin, die in der Krebsforschung tätig ist, war zwar allein erziehend, kümmerte sich aber fürsorglich um das Mädchen. Kidd war zudem eine gute Schülerin, die außerdem sehr ehrgeizig war,
Nayla Kidd schaffte es schließlich, an der renommierten Columbia University einen Studienplatz zu ergattern. Und trotzdem verschwand sie im vorigen Monat aus freien Stücken spurlos
Daran, dass sich ihre Verwandten und Freunde um sie Sorgen machen könnten, dachte Kidd nicht wirklich, und sie schildert auch, dass es mit jedem Tag, der verging, für sie unmöglicher wurde, mit ihnen Kontakt aufzunehmen.
Statt dessen saß sie in dem Zimmer, dass sie extra angemietet hatte (dafür hatte sie eine längere Zeit Geld beiseite gelegt, ihr Verschwinden war also geplant) und überlegte, was sie lieber machen wollte als zu studieren.
Die Geschichte nahm, wie gesagt, ein gutes Ende. Eines Tages klopfte die Polizei bei ihr an. Und Kidd hat ihrer Mutter mittlerweile erklärt, dass sie nicht zurück auf die Uni gehen möchte. Während ihrer Auszeit wurde ihr klar, dass sie lieber kreativ tätig sein möchte, Musik machen, schreiben und ihr Geld mit modeln verdienen (was sie wohl schon zuvor getan hatte). Ihre Mutter unterstützt Kidds Pläne.
Nun ist es in den USA sicher sehr viel einfacher, unterzutauchen als es das hier ist. Aber die Schilderung von Überforderung, Vereinsamung an der großen, anonymen Uni, das Gefühl, sich vielleicht zu früh auf ein Leben festgelegt zu haben, das man gar nicht führen möchte, fand ich sehr nachvollziehbar.
Wie auch die Tatsache, dass es einer intelligenten, gebildeten Musterschülerin wie Kidd so vollkommen egal sein konnte, dass sich andere Menschen Sorgen um sie machten.
Beim Lesen wird man das Gefühl nicht los, dass sie den Punkt, an dem sie sich zurückgemeldet hätte, längst überschritten hatte und wie blockiert war und sich vermutlich von selber nie mehr gemeldet hätte.
Ich finde den Text deswegen so interessant, weil es kaum Schilderungen von Verschwundenen über ihre Motive gibt. Und weil er zeigt, dass auch eine Studentin mit verhältnismäßig wenig Geld den Schritt wagen kann - und dass ihre ganzen Planungen von ihrem Umfeld unbemerkt blieben, das nie und nimmer gedacht hätte, dass sie einfach abhauen könnte.
Hier ist der NYPost-Text:
http://nypost.com/2016/05/29/why-i-had-to-escape-my-ivy-league-life-and-disappear/