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Einfach verschwinden - eine junge Amerikanerin erzählt, warum

24 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Verschwinden, Spurlos, Abgehauen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Einfach verschwinden - eine junge Amerikanerin erzählt, warum

04.06.2016 um 02:42
In einigen der Kriminalfälle hier gibt es ja immer noch die Option, dass jemand vielleicht doch nicht Opfer einer Straftat geworden, sondern freiwillig verschwunden ist.

Deswegen finde ich diesen Bericht einer jungen amerikanischen Studentin, die ihr altes Leben ganz bewusst hinter sich ließ, sehr interessant. Nayla Kidd, so heißt die Frau, war zwar nur wenige Wochen weg, bevor die Polizei sie fand (was genau zu ihrer Entdeckung führte, wollten ihr die Beamten nicht sagen, wahrscheinlich, um keine Ermittlergeheimnisse zu verraten), aber ihre Erzählung macht doch sehr deutlich, was in jemandem vorgeht, der genug hat.

Kidd hatte eigentlich, von außen betrachtet, so etwas wie ein perfektes Leben. Ihre Mutter, eine Wissenschaftlerin, die in der Krebsforschung tätig ist, war zwar allein erziehend, kümmerte sich aber fürsorglich um das Mädchen. Kidd war zudem eine gute Schülerin, die außerdem sehr ehrgeizig war,

Nayla Kidd schaffte es schließlich, an der renommierten Columbia University einen Studienplatz zu ergattern. Und trotzdem verschwand sie im vorigen Monat aus freien Stücken spurlos

Daran, dass sich ihre Verwandten und Freunde um sie Sorgen machen könnten, dachte Kidd nicht wirklich, und sie schildert auch, dass es mit jedem Tag, der verging, für sie unmöglicher wurde, mit ihnen Kontakt aufzunehmen.

Statt dessen saß sie in dem Zimmer, dass sie extra angemietet hatte (dafür hatte sie eine längere Zeit Geld beiseite gelegt, ihr Verschwinden war also geplant) und überlegte, was sie lieber machen wollte als zu studieren.

Die Geschichte nahm, wie gesagt, ein gutes Ende. Eines Tages klopfte die Polizei bei ihr an. Und Kidd hat ihrer Mutter mittlerweile erklärt, dass sie nicht zurück auf die Uni gehen möchte. Während ihrer Auszeit wurde ihr klar, dass sie lieber kreativ tätig sein möchte, Musik machen, schreiben und ihr Geld mit modeln verdienen (was sie wohl schon zuvor getan hatte). Ihre Mutter unterstützt Kidds Pläne.

Nun ist es in den USA sicher sehr viel einfacher, unterzutauchen als es das hier ist. Aber die Schilderung von Überforderung, Vereinsamung an der großen, anonymen Uni, das Gefühl, sich vielleicht zu früh auf ein Leben festgelegt zu haben, das man gar nicht führen möchte, fand ich sehr nachvollziehbar.

Wie auch die Tatsache, dass es einer intelligenten, gebildeten Musterschülerin wie Kidd so vollkommen egal sein konnte, dass sich andere Menschen Sorgen um sie machten.

Beim Lesen wird man das Gefühl nicht los, dass sie den Punkt, an dem sie sich zurückgemeldet hätte, längst überschritten hatte und wie blockiert war und sich vermutlich von selber nie mehr gemeldet hätte.

Ich finde den Text deswegen so interessant, weil es kaum Schilderungen von Verschwundenen über ihre Motive gibt. Und weil er zeigt, dass auch eine Studentin mit verhältnismäßig wenig Geld den Schritt wagen kann - und dass ihre ganzen Planungen von ihrem Umfeld unbemerkt blieben, das nie und nimmer gedacht hätte, dass sie einfach abhauen könnte.

Hier ist der NYPost-Text:
http://nypost.com/2016/05/29/why-i-had-to-escape-my-ivy-league-life-and-disappear/


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Einfach verschwinden - eine junge Amerikanerin erzählt, warum

04.06.2016 um 07:06
@Noella
Da gibt es auch eine Geschichte von einem Max, von der ich im Moment jedoch nur noch einen Teil gefunden habe.
Jedoch könnte er NACH seiner Flucht am FH auf die spontane Idee gekommen sein, sich von D zu distanzieren. Ähnlich, wie es Max K. gemacht hat:
"In diesem Moment trifft Max eine Entscheidung, oder die Entscheidung trifft ihn, und die nächsten neun Jahre ist Max K. weg."
"Und wenn der Lastwagen damals auf dem Rastplatz nicht angehalten hätte? Max sagt, dann wäre er einfach zurück nach Hause gefahren."
Teilweise haben diese "Aussteiger" diese Aktion nicht mal geplant wie dieser Max. Ich versuche die ganze Geschichte zu finden, die er auch selbst erzählt hat.


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04.06.2016 um 09:48
http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/einfach-weg/685642

Das ist der Artikel.

Sehr gutes Thread-Thema !!


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04.06.2016 um 14:50
Zitat von NoellaNoella schrieb:Nun ist es in den USA sicher sehr viel einfacher, unterzutauchen als es das hier ist.
In Deutschland ist das sicherlich nicht allzu leicht. Dennoch gibt es immer wieder Fälle, in denen das jahrelang funktioniert. Auch dann, wenn ein massives öffentliches Interesse besteht, dass die Person aufgefunden wird. In Deutschland sollen Tausende offene Haftbefehle noch nicht vollstreckt worden sein. Oftmals weil der Aufenthaltsort der Kriminellen unbekannt ist. Man darf also davon ausgehen, dass ein Untertauchen eines unbescholtenen Bürgers noch einfacher gelingt.

Der deutsche Lars Mittank ist bekanntlich in Bulgarien verschwunden. Nun gilt für Bulgarien sicherlich, dass man Vermisstenfällen nur eine mäßige Priorität einräumt. Ich gehe bis heute davon aus, dass es sich dabei um einen freiwilligen Ausstieg handeln könnte.


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04.06.2016 um 15:21
Zitat von NoellaNoella schrieb:Daran, dass sich ihre Verwandten und Freunde um sie Sorgen machen könnten, dachte Kidd nicht wirklich, und sie schildert auch, dass es mit jedem Tag, der verging, für sie unmöglicher wurde, mit ihnen Kontakt aufzunehmen.
Ich denke, vielleicht ist es einem nicht unbedingt egal, sondern man verdrängt diese Gedanken und blendet es völlig aus, weil man sich selbst in diesem Moment einfach wichtiger ist oder man eben keinen anderen Ausweg sieht und sowas (sich sorgende Angehörige und Freunde) dann eben in Kauf nimmt. Genau dieses Thema hatte ich auch im Fall Lars Mittank schon öfter angesprochen, was leider von vielen immer abgetan wurde mit den Worten: Natürlich würde man sich melden, man weiß doch die Eltern machen sich Sorgen usw. Aber ich denke, irgendwann ist einfach der Punkt erreicht, wo es einem selber nicht mehr möglich erscheint, zuviel Angst, Scham, Gewissensbisse was man den anderen angetan hat... Auch die ganzen Suchaktionen, das ganze Geld was investiert wurde... Und dann soll man einfach anrufen und sagen Hallo, hier bin ich...? Und natürlich müsste man mit den ganzen Konsequenzen leben, sich rechtfertigen, ggf wird man in den Medien "zerrissen" und evtl. kämen später auch von nahestehenden Personen Fragen oder gar Vorwürfe in Richtung sich zu Tode sorgen und finanzieller Aufwand/Ruin.


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04.06.2016 um 15:49
@ancientalien

Das freiwillige Verschwinden von Nayla Kidd kommt mir wie eine Art Nervenzusammenbruch vor, sie war komplett überfordert und anstatt Weinkrämpfe zu bekommen hat sie sich der Situation durch Weglaufen entzogen.

Wenn man nicht mehr kann scheint einfach kein Platz mehr für die Gedanken an andere zu sein. Von Menschen, die Suizidversuche überlebt haben, ist ja auch bekannt, dass sie nicht daran gedacht haben, was sie ihren Liebsten damit antun. Das scheint dann so eine Art Tunnelblick zu sein, bei dem man nur noch auf das Ziel fixiert ist und nichts weiter wahrnimmt.
Bei Verschwundenen setzt dann ja anscheinend schnell Scham usw ein - kennt man ja sogar ein bisschen von sich selber, wenn man so etwas profanes getan hat wie zB vergessen, sich bei jemandem zu melden, irgendwann ist man wie gelähmt, weil man so spät dran ist und dann wird es mit jedem Tag unangenehmer, daran zu denken und deswegen schiebt man es weiter auf, was es dann noch unangenehmer macht. Bei Verschwundenen kommen dann sicher noch ganz andere Gefühle hinzu, wobei ich einen Punkt, den Du erwähntest, sehr interessant finde: Das Geld, das zum Beispiel in die Ausbildung eines jungen Menschen investiert wurde. Vielleicht verschwinden ja diejenigen, die hohen Erwartungsdruck haben, am häufigsten?


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04.06.2016 um 18:13
So ungewöhnlich ist das doch nicht.

Da gab es vor einigen Jahren eine Amerikanerin, die Mann und Kind im Stich liess und erst Jahre später gefunden wurde. Sich nicht mal meldete, als er unter Mordverdacht geriet.

Dann den Bankangestellten, der seine Familie und seine Verlobte sitzen liess und heute in Spanien lebt. Nie wieder in dem Sinne Kontakt aufnahm (aber ein Buch schrieb).

Die Informatikstudentin, die erste vor kurzem gefunden wurde, hier in Deutschland. Nach 30 Jahren.

Die niederländische Schülerin, die mit 16 von zu Hause abgehauen ist, um die man getrauert hat, da man vermeitlich ihre Leiche fand. Die sich mit 40 oder 50 wieder bei uhrer Familie gemeldet hat.




Also nicht so selten.


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04.06.2016 um 18:50
@Katinka1971
Hast Du zufällig Links zu den ersten beiden Fällen?


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04.06.2016 um 19:53
Hallo zusammen!
@Noella:
Für die überprivilegierte, egozentrische Person mit Luxusproblemchen habe ich null Verständnis! Kann nur hoffen, dass es in der Form nicht so viele Menschen gibt, die ihre Angehörigen, vielleicht über Jahre hinweg mit der Ungewißheit über ihren Verbleib zurücklassen.
Ein traugiges Beispiel emotinaler und sozialer Verantwortungslosigkeit, die dann noch in einem Artikel voller langweiliger Beschreibungen in wörtlicher Rede, die fast ausschließlich mit ICH anfangen, und noch nicht einmal bei der Beschreibung des Wiedersehens mit ihrer Mutter auf der Polizeistation, oder wenigstens in der letzten Passage, in der sie scheinbare Reflektion heuchelt, von ihrem übergroßen Ego Abstand nimmt.

Sie ist an der Uni plötzlich eine von vielen, fühlt sich nicht ausreichend wahrgenommen, vielleicht auch aus sozialen Defiziten heraus(?), und Schuld sind natürlich die anderen! Is klar!
Viele auf dieser Welt haben noch nicht mal einen Lehrer/Mentor, geschweige denn einen Zugang zu Bildung und sozialen "Streicheleinheiten"

"my mom showed up shortly after.
She looked tired, but to my surprise she was very calm. Without talking, we embraced each other tightly and she asked me, “How are you doing?”(...)"

Ich hätt dir eine geschallert, und dich umgehend zur Adoption freigegeben :D
Was sie aus dieser Nummer gelernt hat, ist lediglich folgendes:
"I realize now that I don’t need to prove anything to anyone else or myself. School isn’t for me, and I’m OK with that."
Wow!

Selten einen egozentrischeren, dekadenteren und unreflektierten Bericht über persönliche Selbstfindung gelesen oder gehört, dessen scheinbar gerechtfertigter Preis für sie das emotionale Martyrium ihrer Mutter, als einziger familieren Bezugsperson, und sonstigen Freunde war.
Und der organisatorische Aufwand, den die Polizei betreiben mußte, um sie zu finden und auszuschließen, dass ihr nichts geschehen war, während diese personell begrenzten Resourcen blockiert waren für die Suche nach Menschen, deren Not tatsächlich größer ist, die in jeder Sekunde wirklich Opfer von Gewalt, Verschleppung, Missbrauch und Mord werden.
Ganz zu schweigen davon, dass es ein Schlag ins Gesicht auch all derer ist, die ein unterpriviligiertes, einsames und gefährliches Leben führen, ohne auch nur einen einzigen Menschen zu haben, der sich für sie interessieren würde, worunter hunderttausende Kinder und Jugendliche fallen, gerade in den USA.

Meines Erachtens sollte dieser Person, ausser einem täglichen shit-storm (zumindest bis die eigentliche Lektion ihres adventure-trips gelernt hat) kein sozialer Kontakt zu irgendwem mehr gegönnt sein.
Einfach unglaublich, dass es auch noch Menschen gibt, die es für integer halten, ihren Weg und ihre Mittel der Wahl mit blauäugigem Verständnis zu kommentieren.
Ich mein nix gegen das Recht auf Selbstfindung, nervous break-down oder Selbstbestimmung, aber so??
Das läßt nicht nur ein gehöriges Maß an emotionaler Intelligenz vermissen, sondern auch Demut vor dem, was man hat, und sei es das bloße Leben!

Wird als moralischer Apell in der falschen Rubrik wahrscheinlich eh gelöscht, aber war mir ein Bedürfnis das mal an alle loszuwerden, die hier vielleicht mitlesen, während genau so ein persönlicher Hintergrund besteht.
gruß und viel Spaß mit dem ersten eigenen thread@Noella


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04.06.2016 um 20:10
@Noella
Ich habe dir mehrere Links eingestellt. Leider wurden sie gelöscht, weil es nur Links waren.

Der Mann heisst Fridolin Pfanner. Die Amerikanerin Brenda Heist.


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05.06.2016 um 04:41
@Katinka1971
Danke!

@migrantbird
Ich sehe das anders als Du, was uns beide sicher nicht überrascht.

Ich glaube nämlich nicht, dass der Gedanke daran, dass es anderen Menschen schlechter geht, für jemanden, der sich aktuell in einer für ihn unerträglichen Situation befindet, irgend etwas besser macht. Und das gilt sowohl für Leute, die nicht wissen, wo sie morgen etwas zu essen herbekommen sollen wie auch für solche, die in sozial gesicherten, privilegierten Verhältnissen leben. Natürlich ist es einfacher, wenn man ein Millionär ist, der an Depressionen, Burn Out, Angstzuständen leidet als wenn man der sprichwörtliche Straßenkehrer in Manila ist - aber leiden tun beide. Und nur weil jemand reich oder abgesichert ist, darf man ihm oder ihr doch nicht absprechen, sich beschissen zu fühlen.

Ich habe diesen Thread aufgemacht, weil mich das Thema wirklich interessiert, ohne dass ich persönlich davon betroffen bin. Denn ich kann für mich, denke ich, ausschließen, dass ich jemals spurlos verschwinden würde, dazu liebe ich meine Familie viel zu sehr. Andererseits glaube ich, dass diejenigen, die spurlos verschwanden und später über ihre Motive sprachen, nicht alle gnadenlose, privilegierte Egoisten sind oder waren, sondern Menschen, bei denen es irgendwie Klick gemacht hat und ein Schalter im Kopf falsch umgelegt wurde.

Mehr später, jetzt ist es schon zu spät.


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Einfach verschwinden - eine junge Amerikanerin erzählt, warum

05.06.2016 um 05:05
Ich habe ehrlich gesagt nicht alle Antworten durchgelesen, ist schon recht spaet hier. Seit einigen Jahren lebe ich in Houston, Texas. (7 Stunden Zeitunterschied. ich gehe also gleich schlafen, wenn ihr alle aufsteht)

Hier drueben ist es relativ einfach, einfach zu verschwinden. Es gibt kein Meldegesetz. Wenn man irgendeine Bescheinigung braucht oder irgendwas anderes offizielles, wie auch beim Umschreiben des Fuehrerscheins oder Eroeffnen eines Telefonvertrages, dann muss man normalerweise zwei Bescheinigungen, dass man wirklich hier wohnt, vorlegen wie z.B. Mietvertrag oder Stromrechnung. Ziemlich einfach zu faelschen.


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09.06.2016 um 06:26
@behind_eyes
Danke. Genau diesen Artikel meinte. Ich hielt es bis dahin nicht möglich, dass irgendwer zwar mit seinem Leben nicht mehr klar kommt, aber letztendlich so ganz ohne Vorbereitung, ja ohne Plan in einen LKW steigt und seinem bisherigen Leben somit den Rücken kehrt. Aber genau so wird es bei Freiwilligem Verschwinden sein. Man bleibt weg, man bekommt vielleicht noch mit, dass man gesucht wird und dann ist bereits die Hemmschwelle da, wieder zurückzukehren. Dass diese Personen allerdings nicht wenigstens der Familie ein Lebenszeichen geben, hält man kaum für möglich.

@Sisu
Aber wie man kürzlich an einer seit 31 Jahren vermissten Frau aus Deutschland gesehen hat, ist es selbst bei uns möglich, jahrelang unterzutauschen und dabei ein "relativ" normales Leben zu führen.


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09.06.2016 um 08:15
ich denke es gibt da auch verschiedene arten zu verschwinden und man kann nicht alle in einen topf schmeißen und sagen es sind egoisten,denn es gibt ja meist gründe für das verschwinden.(so oder so leiden darunter personen)
grob gesagt ,(ohne jetzt mal die schuldfrage zu analysieren)ist sicherlich eine belastung im vorfeld gewesen ,der ganze müll der einen entgegenströmt und das nicht mehr sehen von guten dingen,drängt einige sicherlich in die lage zu verschwinden .
auch wenn es vermutlich andere lösungen geben könnte sind diese lösungen aber langwierig und aufwendig ,so das nicht wirklich eine richtige lösung für diese person dabei herauskommen wird.
also verschwindet man ,ob kurz und spontan ,oder mit planung ,das liegt wohl an einem selbst und den umständen.
ob das nun richtig ist ,oder falsch, darüber würde ich nicht urteilen und das wird man vermutlich auch nie genau sagen können.

was mich aber interessieren würde ,ob es später einen unterschied gibt zum leben davor.
ob man im neuen leben wirklich eine änderung sieht ,ob man meint glücklicher zu sein.
oder gestaltet man das leben wieder genauso wie vorher,weil man ja seine eigenschaften schlecht ablegen kann .
oder war man vorher so eingeengt das man seine wahren eigenschaften nicht ausleben konnte ?
geht es den verschwundenen wirklich besser und wie sehr haben sie sehnsucht nach dem alten leben ,oder den personen ?


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Einfach verschwinden - eine junge Amerikanerin erzählt, warum

09.06.2016 um 08:28
Zitat von zweiterzweiter schrieb:oder war man vorher so eingeengt das man seine wahren eigenschaften nicht ausleben konnte ?
geht es den verschwundenen wirklich besser und wie sehr haben sie sehnsucht nach dem alten leben ,oder den personen ?
Das kommt mit Sicherheit wieder auf die Situation und den Menschen selbst an. Meine Nachbarin z.B. fühlt sich von ihrer Schwiegermutter so eingeengt, dass sie sagt, dass diese ihr jegliche Luft zum Atmen nimmt. Schwiegermutter ist Witwe, hat allerdings einen Lebenspartner, taucht aber 1 x wöchentlich grundsätzlich am Samstagnachmittag auf, um ihre Anweisungen für die nächste Woche zu erteilen. Der Mann meiner Nachbarin sieht das locker. Aber meine Nachbarin sagt oft, sie würde am liebsten ihre Koffer packen und weggehen, irgendwohin, wo nicht Schwiegermutter den ganzen Ablauf ihres Lebens bestimmt. Wenn sie am Samstag einfach mal zum Friseur geht, damit sie ihr aus dem Weg gehen kann, so heißt es dann gleich vorwurfsvoll: " Du bist vor mir abgehauen (was ja auch stimmt :) ). Ich habe dir doch nichts getan." Aber ich könnte mir vorstellen, dass sogar so eine banale Situtation einen Menschen dazubringen könnte, einfach mal die Koffer zu packen und irgendwo neu zu beginnen.
Ich denke, dass man Personen vom alten Leben sehr wohl vermisst, aber die Einengung einer einzigen Person in so einen Fall reichen könnte, das alles in Kauf zu nehmen.
Ähnlich stelle ich es mir bei Jugendlichen vor. Eltern erwarten oft viel zu viel von ihren Sprößlingen, erwarten oft das, was sie selbst nicht erreicht haben oder aber, dass die Kinder eben auch das erreichen müssen, was man selbst erreicht hat. Damit können Eltern so einen großen Druck auf ihre Kinder ausüben, dass diese einfach irgendwo ein neues Leben anfangen, das sie nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten. Die Eltern haben zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich bei Ihren Kindern schon so viel kaputt gemacht, dass diese kein Interesse mehr haben, sich bei diesen zu melden.


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09.06.2016 um 11:52
@Robin76
Ich liebe meine Familie, besonders meine Kinder, über alles. Trotzdem möchte ich manchmal einfach nur weg, ja, meine Koffer packen und einfach gehen.
Ich würde es nicht tun, aber ich könnte.....
Das Gefühl ist nachvollziehbar und auch diese BarrierE, sich "einfach " mal zu melden ist für mich nachvollziehbar.
Deswegen schließe ich ein freiwilliges Verschwinden nie aus, da bin ich ganz bei @x-aequitas und @ancientalien


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09.06.2016 um 17:45
@Robin76

Klingt vielleicht hart, aber deine Nachbarin sollte vielleicht einfach mal die Arschbacken zusammenkneifen und der Schwiegermutter nen Vortrag halten, bzw. ihren Mann mal die Wahrheit sagen. Diese Situation wäre für mich nicht nachvollziehbar da die Biege zu machen...


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09.06.2016 um 18:05
@migrantbird

Du sitzt ja ganz schön auf dem hohen Ross. Familie ist nicht immer pure Seligkeit, Familie kann auch die Hölle sein. Von daher finde ich es sehr anmaßend einem Menschen der aus freien Stücken verschwindet zu unterstellen er sei egozentrisch. Man hat nur selten einen Blick hinter die Kulissen und Menschen die einfach verschwinden, weil sie mit ihrem Leben nicht mehr zurechtkommen werden schon ihre Gründe haben.


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Einfach verschwinden - eine junge Amerikanerin erzählt, warum

09.06.2016 um 18:07
Ein Verschwinden als Auszeit könnte ich auch verstehen, manchmal braucht es einen Umgebungswechsel, um wieder klar zu sehen oder neue Impulse zu bekommen.

Aber um ganz zu verschwinden und vor allem die Kinder im Unklaren zu lassen, muss ja schon viel mehr vorgefallen sein als nur eine Selbstfindungskrise.

Ich habe aber das Gefühl, dass die meisten, die verschwinden, Leute sind, die nicht "Nein!" oder "Stop!" sagen konnten und dann innerlich explodieren. Die Schwiegermutter in deinem Beispiel, @Robin76, kann ja nicht wissen, wie belastend ihr Einmischen und ihre Besuche sind, wenn es ihr niemand sagt.


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10.06.2016 um 14:17
@Noella
Zitat von NoellaNoella schrieb am 05.06.2016:Ich glaube nämlich nicht, dass der Gedanke daran, dass es anderen Menschen schlechter geht, für jemanden, der sich aktuell in einer für ihn unerträglichen Situation befindet, irgend etwas besser macht.
Steht jedem frei seine Gefühle ernst(-er), als die anderer zu nehmen, sie zu bearbeiten und sie, mit oder ohne Hilfe anderer, zu lösen.
Ich denke aber auch, dass man sich in einer Gesellschaft eben auch an den Mitteln der Wahl als Mensch messen lassen muss.
Das Vermögen seine Probleme im Verhältnis zum Leid zu reflektieren, das man anderen mit dem Bewältigungsweg zufügt, ist eben diese feine Trennlinie zwischen gesundem Egoismus zu Egozentrik oder Egomanie.
Der Boden des sozial Vertretbaren stellt für die meisten "Normalos" eben doch den gangbaren Weg entlang einer moralischen Grenze dar, die ich persönlich wichtig finde.

Gibt zwar viele, die es für "moralisch" vertretbar halten, sich selbst das höchste Maß an Verständnis und absolute individuelle Handlungsfreiheit in Lebensführungsfragen zuzubilligen,
die Fälle persönlichen "Sodbrennens", das zu folgenschweren Entscheidungen gegen andere führt, feiern Hochkonjunktur. Und ganz sicher findet man an jeder Ecke jemand sogenannt "Toleranten" oder gar ne breite Masse an "Allesverstehern" für die absurdesten sozialen Ausfälle. okay.
Kritiker dieser Praxis und Denkweise allerdings z.B. als anmaßend und unempathisch zu betrachten, macht aber den Zynismus einiger deutlich, und verkennt, dass Moral zum bloßen Lippenbekenntnis verkommt, dem verbindliche und elementare soziale Grundlagen entzogen wurden, und statt dessen am Fließband subjektive Ansprüche an Bedürfnisbefriedigung produziert werden.

Um wieder näher an diesen Fall hier zu rücken:
Auch die Protagonistin hier lebt nun mal in nem sozialen Umfeld und nicht auf ner einsamen Insel. Sie hat immer von diesen Strukturen profitiert, die eine starke Mutter und ihr Umfeld ihr möglich gemacht haben. Sie hatte auch nie ein grundsätzliches Problem damit, wie sie klar geäußert hat. Scheinbar aber mit dem Thema Wertschätzung dieser Umstände und sozialer Verantwortung, da letztere ihr möglicherweise nie wirklich abverlangt wurde.
Auch wenn sie, als überdurschnittlich intelligentes Mädchen, sicher ein straffes Pensum absolviert hat, wollte sie das, wie sie sagt. Dann halt nicht mehr.
Alles kein Ding, aber darf man jetzt von so einer Erwachsenen nicht mal mehr ein Mindestmaß an Charakter verlangen, sich den nahestehenden Menschen anzuvertrauen, oder zumindest die Bereitschaft soweit von seinen Problemem/Denkweisen/Gefühlen Abstand zu nehmen, dass man die Konsequenzen seines Handelns auch für andere erkennt und abwägt?

Sie hätte lediglich sagen brauchen: "Das wars, ich kann nicht mehr!Es wird mir derzeit alles zu viel, zuviel Druck, zu hohe Erwartungen. Weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Ich seil mich mal ne zeitlang ab, um mich beruflich/emotional zu sortieren." und im Sinne der Bedürfnisse aller "Mom, wenn etwas wichtiges passiert, hier ist die Nummer meines Postfachs, oder die Nummer eines Feundes, bei dem ich mich sporadisch melden werde."
Schließlich hat sie ihre Nummer ja durchaus dem ein oder anderen Bekannten gegeben, antwortete nur nicht auf Kontaktversuche, was letztlich die Konsequenz hatte, sie in Gefahr (die NIE wirklich bestand!)zu vermuten, und mit nem riesigen Aufwand suchen zu lassen.
Und das alles, mit Verlaub, weil die Dame nen besseren "Furz" quer sitzen hatte, der sie eines gelehrt hat: 'Ich muss niemandem was beweisen und ich werde Künstlerin'
Tut mir leid, da vermiss ich irgendwie so nen bißchen die Einsicht in ihren Fehler und die Reue, anderen unnötig Sorgen bereitet zu haben.
Zitat von NoellaNoella schrieb am 05.06.2016:(...)wenn man ein Millionär ist, der an Depressionen, Burn Out, Angstzuständen leidet als wenn man der sprichwörtliche Straßenkehrer in Manila ist - aber leiden tun beide. Und nur weil jemand reich oder abgesichert ist, darf man ihm oder ihr doch nicht absprechen, sich beschissen zu fühlen.
Es geht hier nicht um Millionäre oder den, von dir angeführten, Straßenkehrer.
Es geht um Fragen nach Verhältnismaßigkeit im Bewußtsein eindeutig größeren menschlichen Leids, das einen zu solchen radikalen Entscheidungen treiben kann! Um Verhältnismäßigkeit im Umgang der persönlichen Sackgasse und allen um einen rum, denen man etwas bedeutet.

Ich will hier nicht auf die verallgemeinernde Abwertung jedes gesunden Egoismus hinaus, sondern gerade auf die Differenzierung diesen von rücksichtloser Überbewertung des persönlichen Dilemmas, das, endet es in so einer Aussteigergeschichte wie hier, einfach ..naja..ist wie es ist, aber weit weg von meinem Verständnis.

Ich spreche auf keinen Fall jemandem das Recht ab, sich schei**e zu fühlen, und bei der Bewältigung seine Probleme zeitweise eine gesunde Form des Egoismus an den Tag legen zu dürfen, wenn er erkennt dass er an einem, wie auch immer gearteten, Wendepunkt seines Lebens steht.
Aber ich relativiere Befindlichkeiten, und die, in diesem Fall eher narzisstische, Form ihrer Bewältigung, an echtem Leid/Traumata durch verschiedenste Formen der Gewalt oder Vernachlässigung, die so eine Entscheidung ggf. nötig machen können, weil die Opfer keine Entscheidungsfreiheit darüber haben, wie sie das eigene Leben erhalten oder verbessern können und dem Prozess hilflos ausgeliefert ist.
Entscheidend einfach dabei, die rationale, emotionale und existenzielle Ohnmacht der Opfer.
->Das meinte ich mit Luxusproblemchen der Protagonistin, die offensichtlich eher die Kicks und Möglichkeiten ihres Lebens neu mischen wollte, was sie auch ohne diese absolute Selbstzentriertheit hätte tun können, schien mir ihr Umfeld jetzt nicht gänzlich frei von Intellekt und Emotion, so wie sie es schilderte, dafür Verständnis aufzubringen, wäre es artikuliert worden.
Das mag hart, kalt und unempathisch klingen.. sei es drum. Ist es nicht.
Deine gewählte Eingangsstory ähnelt eher einem Reisebericht mit der Botschaft: 10 Tips in den Sack zu hauen, wenn dir alles auf den Selbigen geht , und ist eher von soziologischer oder psychologischer Warte interessant, denn von kriminalistischer. In beiden Betrachtungsansätzen sollte man sich allerdings falsches Sentiment bei der Beurteilung (auch ggü anderen Meinungen) eigentlich eher sparen.

In Krimi hat dieser thread m.M.n. zusätzlich die ungünstige Begleiterscheinung, die Brisanz offener Vermisstenfälle zu relativieren, hinter denen höchstwahrscheinlich ein Verbrechen steckt.


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