@stefan33Die angebliche Handyortung ist der Knackpunkt. Eine Fehlortung kann sich in räumlicher Hinsicht ergeben, wenn ein Signal bedingt durch die Topographie nicht in den nächstgelegenen tower einloggt sondern in einen weiter entfernten. Mit anderen Worten: das Handy befindet sich z.B. 1km von Tower 1 entfernt, die Sichtlinie wird aber z.B. durch einen Berg blockiert. Es loggt sich stattdessen in den 3km entfernten tower 2 ein.
Nun wird man bei einer Auswertung der Signale vermuten, dass es sich in unmittelbarer Nähe von tower 2 befunden hat.
So war das im Bünder Fall.
Im vorliegenden Gelände ist das auch möglich, allerdings dürften die Entfernungen relativ gering sein. Es ist z.B. recht unwahrscheinlich, dass das Handy in Tschechien ist und sich in Waldschlag einloggt.
Ganz anders sieht es aus mit der zeitlichen Verortung. Ein Logeintrag drei Tage nach dem Verschwinden kann m.M.n. nicht durch einen technischen Fehler passieren (also ein falsches Datum im Log auftauchen). Entweder wurde hier bei der Erhebung ein Fehler gemacht, also es hat jemand der Polizei ein falsches Datum mitgeteilt, oder das Handy hat sich tatsächlich erst an diesem Tag eingeloggt.
Wenn der Polizei hier nicht ein riesiger Irrtum unterlaufen ist, muss man sich damit abfinden, dass es hier ein sehr merkwürdiges Rätsel gibt, das, wie ich oben beschrieben hatte, von dem hier gerne bevorzugten Szenario des tschechischen Rotlichtviertels wegweist: wer hat das Telefon in 3km Nähe vom Wohnort des einen Vermissten, bzw. 5km vom Wohnort des anderen, zwei Tage später verwendet, ohne aber einen Anruf zu tätigen?
Der böse tschechische Zuhälter, der die beiden gemeuchelt hat, wird wohl kaum in deren Wohnortnähe mit deren Handy zwei Tage später herumspielen. Wer also dann?
Bisher gibt es auch keinen Hinweis darauf, dass die beiden wirklich in Tschechien waren. Insofern ist bei den hier gerne spekulierten Szenarien der Hinweis des Polizeibeamten auch ernst zu nehmen, wenn er meint, dass nicht bekannt ist, dass die beiden einen nennenswerten Geldbetrag mit sich führten.
Ich finde das Tschechien-Szenario an sich auch ganz interessant, aber es sind diese drei Dinge, die mich hier zögern lassen:
1) Das Handy wird in der Nähe der Heimatorte drei Tage nach dem Verschwinden geortet.
2) Es gab keine Hinweise darauf, dass die beiden in jener Nacht noch vorhatten, nach Tschechien zu fahren.
3) Sie werden relativ spät durch die Kamera "gesehen." Ihre Freunde hatten sie gegen Mitternacht verlassen. Um 2:30 werden sie durch die Kamera noch in Österreich gesehen. Was geschah in diesen knapp 3 Stunden? Mit wem haben sie noch kommuniziert? Wann haben sie ihr Haus verlassen?
Ein Unfall erscheint mir mit jedem Tag, an dem sich nicht gefunden werden, unwahrscheinlicher. Aber man sollte es sich nicht zu einfach machen und gleich annehmen, sie wurden im tschechischen Rotlichviertel gemeuchelt. Wir haben leider nicht die entsprechenden Informationen, aber ich denke, hier ist unbedingt eine genauere Untersuchung ihres Umfeldes notwendig.