Unterschleichach - Tod einer Elfjährigen in der Silvesternacht

@Cosmo69

Davon spreche ich auch nicht. Was den konkreten Fall angeht, stimme ich zu. Juristisch macht er auch gar nicht sonderlich grosse Probleme.

Ich spreche eher von der allgemeinen gesellschaftlichen Tendenz, dass wir es mehr und mehr mit in gewissem Sinne gescheiterten Existenzen zu tun bekommen. Ich sehe das in meiner beruflichen Praxis in den letzten Jahren immer häufiger. Und das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, mit dem sich die Gesellschaft noch nicht beschäftigt hat.

Noch scheint es nicht dringend, noch ist so ein Fall scheinbar eine Ausnahme. Aber ich wage zu behaupten wir werden das in den nächsten 20 Jahren noch viel öfter sehen, und dann ist es ein Problem.

@Rick_Blaine

Ich denke, es geht nicht darum, wie sich der einzelne in der Gesellschaft entwickelt, sondern darum wie die Gesellschaft und letztendlich der Einzelne Scheitern definiert.
Früher war es ok, den Hauptschulabschluss zu machen und eine anständige Lehre war gesellschaftlich angesehen. Heutzutage ist man damit auf einem denkbar schlechten sozioökonomischen Status. Und das, obwohl sich diese Menschen den A* aufreißen.

Hier in dem Fall sehe ich allerdings weniger ein gesellschaftliches Problem, sondern ein ganz individuelles. Die Leistungsorientierung scheint sich in der Familie und in der Erziehung abzuzeichnen. Das ist eine der Grundvoraussetzungen um sowohl die holprige berufliche Laufbahn, sowie das Scheitern der Ehe als gescheiterte Existenz zu bewerten. Während Menschen mit einer gesünderen Sozialisation solche Dinge einfacher kompensieren können. Ich beurteile das so, dass sich sein Lebensweg mit einer toleranteren Gesellschaft nicht unbedingt besser entwickelt hätte. Das Problem sehe ich in einer Mischung aus der familiären Konstellation und einer Persönlichkeit mit relativ geringem Selbstwert, sowie, und das muss ja zwingend sein, die Unfähigkeit in bestimmten Situationen seine Impulse zu kontrollieren. Ich unterstelle ihm auch eine sehr hohe unterschwellige Aggression. Menschen, die so sozialisiert werden, stehen meines Erachtens immer an der Schwelle zur Kriminalität, unabhängig davon ob die Frau nun geht oder irgend was anderes schief läuft. Irgend ein Auslöser findet sich immer.

Letztendlich ist der Verlust der Ehe eventuell gar nicht so sehr Schutzbehauptung, wie es nach außen wirkt, sondern tatsächlich die vordergründige Ursache. Kriminell war er aber schon vorher.

@Wolters
Stimme Dir hier ganz zu.

Ich sehe immer öfter, dass Menschen, die es mit Müh und Not schaffen, im gesellschaftlichen main stream mitzuschwimmen bei der kleinsten Störung dieses Stromes komplett den Halt verlieren mit immer öfter desaströsen Folgen. Das erscheint mir in den letzten 20 Jahren erheblich zugenommen zu haben.

Aber die Diskussion wird nun vermutlich ein wenig zu allgemein. In diesem Fall hat der Artikel der Zeit eine recht gute Grundlage geboten, sich den Täter und seine Beweggründe einmal anzuschauen.

Ich sehe das weniger kulturpessimistisch als ihr. Verkrachte Existenzen, die sich für ihr Schicksal an der Menschnheit rächen, gab es doch schon immer. Der Anstreicher und viele seiner Anhänger waren doch das beste Beispiel dafürf.

Ich seh nicht, wo man aus meinem Text Kulturpessimismus raus lesen kann.

Wolters schrieb:Hier in dem Fall sehe ich allerdings weniger ein gesellschaftliches Problem, sondern ein ganz individuelles.

Der Kerl wurde zur Perfektion angehalten, war nie gut genug und hat auf den letzten Metern doch versagt, als seine Ehe in die Binsen ging. Das, was hier vorliegt, ist das altbekannte Familiendrama.

Ging es denn hier irgendwie Juristisch weiter in dem Fall seit dem ??

Die nötigen Gutachten lassen wohl noch auf sich warten:

Auf Anfrage teilte Oberstaatsanwalt Christopher Rosenbusch von der Staatsanwaltschaft in Bamberg mit, dass noch im Juni der Eingang eines ballistischen und eines psychiatrischen Gutachtens erwartet werde. Danach werde Ende Juni oder Anfang Juli Anklage erhoben werden können.

Quelle: infranken.de

@Astrastephan21

Hier findest du den kompletten Artikel zu vorgenanntem Zitat: http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Kraftfahrer-Strafvollzugsanstalten-Janina-Tod-und-Trauer;art769,9253474

Die Staatsanwaltschaft Bamberg hat Anklage wegen Mordes erhoben.

Gegen den 53-Jährigen, der in der Neujahrsnacht in Unterfranken eine Schülerin erschoss, hat die Staatsanwaltschaft Bamberg jetzt Anklage wegen Mordes erhoben. Dass das elf Jahre alte Mädchen sterben würde, habe der Mann zumindest billigend in Kauf genommen, teilte die Behörde am Freitag mit.

http://www.sueddeutsche.de/bayern/oberfranken-elfjaehrige-erschossen-staatsanwaltschaft-erhebt-anklage-wegen-mordes-1.3090172

heute hat der Prozess begonnen

http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/bamberg-prozess-um-silvester-mord-an-elfjaehriger-in-unterschleichach-beginnt-aid-1.6448196

http://www.bild.de/regional/muenchen/bamberg/prozess-bamberg-janina-49202330.bild.html

Ein Urteil könnte am 22. Dezember fallen, es sind zunächst fünf Verhandlungstage angesetzt.

Pilcher schrieb:ist zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden

Ich gehöre nicht zu denjenigen, die immer die Gerichte kritisieren oder zu drakonischen Strafen aufrufen - aber meines Erachtens viel zu wenig für so eine abscheuliche Tat. "Möglicherweise leichte bis mittelschwere Depressionen" sehe ich kaum als strafmildernd.

Ich hätte auch eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes erwartet, kann das Strafmaß aber ein Stück weit nachvollziehen. In verschiedenen Berichten hieß es, der Verurteilte sei chronisch krank, könne deswegen manchmal nächtelang nicht schlafen. Das ist ein Faktor, der massiv an der psychischen Belastbarkeit zehrt und wahrscheinlich zu dieser Tat beigetragen hat. Bei klaren Sinnen hätte der Täter diese Tat nie begangen. Die Tat kann man leider nicht ungeschehen machen, aber je länger ich darüber nachdenke, komme ich zum Schluss, dass dieses Urteil angemessen ist.


RIP, Janina.

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/unterschleichach-fall-janina-zwoelfeinhalb-jahre-haft-fuer-silvester-mord-a-1127188.html

Im Zweifel für den Angeklagten

Der Richter folgte dem Gutachten eines Psychiaters, der nicht ausschloss, dass der Schütze zum Tatzeitpunkt erheblich in seiner Steuerungsfähigkeit eingeschränkt war. Dadurch verschiebt sich der Strafrahmen. Bei einem Mordurteil folgt dann nicht lebenslange Haft, sondern eine Gefängnisstrafe zwischen 3 und 15 Jahren. Das Gericht sei dem Grundsatz "im Zweifel für den Angeklagten" gefolgt, sagte Richter Schmidt.

In einem der kurzen Fernsehberichte zum Urteil wurde die Mutter zitiert, dass es ihr egal sei, zu welcher Strafe der Täter verteilt würde, sie hätte Lebenslänglich.

Mr.Stielz schrieb: In verschiedenen Berichten hieß es, der Verurteilte sei chronisch krank, könne deswegen manchmal nächtelang nicht schlafen. Das ist ein Faktor, der massiv an der psychischen Belastbarkeit zehrt und wahrscheinlich zu dieser Tat beigetragen hat. Bei klaren Sinnen hätte der Täter diese Tat nie begangen.

Er ist in ärztlicher Behandlung. Er bekommt Medikamente. Ich nehme an, sein Anwalt hat medizinische Gründe zur Entlastung angeführt?
Wenn es so um ihn steht, warum hat er seine Waffen dann nicht abgegeben? Oder zumindest woanders deponiert, so dass er sie erst wieder benutzen kann, wenn er psychisch wiederhergestellt ist?

Sich an Silvester über Lärm aufregen. Dieser Mann lebt in einem Paralleluniversum.

frauZimt schrieb:Dieser Mann lebt in einem Paralleluniversum.

Damit befindet er sich heutzutage leider in guter Gesellschaft. Sozusagen ein Spiegelbild der Gesellschaft, jedenfalls gewisser Teile davon.

Warum dauerte eigentlich dieser Prozess so kurz, während andere Prozesse erheblich länger dauern? Der Prozess rund um Anneli z. B. hatte ca. 15 Verhandlungstage und dauerte von Ende Mai bis Anfang September. Nach was richtet sich das? Klar, es gibt Mammut-Prozesse mit vielen Zeugen und Wendungen, es gibt kürzere Prozesse mit eindeutigerer Sachlage, aber hier bei Anneli-Marie und Janina sehe ich gar nicht so krasse Unterschiede. Bei beiden war der Mörder gleich gefasst, bei beiden waren die Eltern Nebenkläger, Verhandlungsfähigkeit des Täters K. war bei Anneli fraglich, bei Janinas Mörder war es die Schuldfähigkeit... Warum war denn der Prozess hier so rasch geklärt?

Marchie schrieb:Warum dauerte eigentlich dieser Prozess so kurz, während andere Prozesse erheblich länger dauern? Der Prozess rund um Anneli z. B. hatte ca. 15 Verhandlungstage und dauerte von Ende Mai bis Anfang September.

Zwei Täter, nicht einer.
Ganz anderer Fall, viel komplexer - Entführung-Erpressung - Mord - oder doch kein Mord?
Gutachten...Der Staatsanwalt hatte glaube ich Sicherheitsverwahrung beantragt

@frauZimt

Hm, ja, das stimmt, dafür war das Motiv bei Anneli klar (Geldgier), während hier das Motiv eventuell komplexer bzw. zumindest nicht ganz klar ist/war...

@Marchie
Ich denke, dass ein Prozess bei zwei Tatbeteiligten schon mal länger dauert, weil der Umfang der Beteiligung ermittelt werden muss.
Aber warum beschäftigt dich diese Frage so?