Da auf dem Mobiltelefon von Silvio S. Fotos weiterer Kinder gefunden wurde, hier nochmal ein Bericht (bezogen auf Schleswig-Holstein), wie die Polizei bei Funden von kinderpornogrphischem Material vorgeht. Interessant für die Ermittler wäre ja auch, ob sie davor schon auf Material gestoßen sind, für das Silvio S. verantwortlich ist:
Nach solchen Razzien sind sie mit einer Flut von Bildern und Videos konfrontiert. "Dieses Material wird in Schleswig-Holstein von spezialisierten Sachbearbeitern der Kripo ausgewertet", sagt Möller. "Sie suchen nach Details, die Rückschlüsse auf Personen, Tatzeit und Tatort geben können." Genutzt würden dazu kleinste Hinweise wie Bücher im Regal, ein zufälliger Blick aus dem Fenster oder die Mundart von Täter und Opfer.
Stammt das Material aus Deutschland, wird es dem Bundeskriminalamt zum Abgleich übermittelt. "Zeigt sich, dass eine noch unbekannte Serie von Taten vorliegt, folgen die zweite und dritte Stufe der Fahndung", so Möller. Zunächst erhielten bundesweit Kripo-Sachbearbeiter für Kinderpornografie die Bilder, danach würden sie im Intranet allen Polizeibeamten vorgelegt. "Hat das keinen Erfolg, kann künftig per richterlicher Anordnung die Schulfahnung eingeleitet werden."
Vielleicht gibt es also kinderpornographisches Material bislang unbekannter Herkunft, das eines der Kinder zeigt, oder man kann Silvio S. anhand von Details aus seiner Wohnung mit anderem Material in Verbindung bringen.
Es geht im Bericht weiter mit dem etwas komplizierten Prozedere der Schulfahndung via Intranet:
Beim Datenschutz hat das Bildungsministerium zudem höchste Ansprüche umgesetzt. Sprecher Thomas Schunck: "Die Bilder werden am IQSH, unserem Aus- und Fortbildungsinstitut für Lehrer ins Computernetzwerk der Schulen eingespeist und sind so verschlüsselt, dass sie nur an landeseigenen Rechnern und nur vom Schulleiter mit einem Passwort geöffnet werden können." Es sei unmöglich, die Bilder auszudrucken oder weiterzuleiten. Nur gemeinsam mit dem Schulleiter dürfen Lehrer die Bilder ansehen.
http://www.shz.de/schleswig-holstein/panorama/lehrer-sollen-opfer-in-kinderpornos-identifizieren-id242016.htmlIn Berlin z.B. gibt es kein Intranet an Schulen, deshalb muss das per "Lichtbildmappe" geschehen:
Kurz vor den Herbstferien erhielten alle 800 allgemeinbildenden Schulen in Berlin Besuch von einem Polizisten der örtlichen Dienststelle. Der Polizist händigte dem Schulleiter eine Lichtbildmappe aus, darin sind auf mehreren Seiten zwei Kinder zu sehen, die beim sexuellen Missbrauch beziehungsweise beim Posieren gefilmt wurden.
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/bka-ermittelt-mit-lehrern-wegen-kinderpornografie-neue-fahndungsmethode-fuehrt-zu-erster-festnahme,10809148,28902898.html (Archiv-Version vom 23.12.2014)Ich weiß nicht ob die Schulfahndung auch auf Kindergärten und Kindertagesstätten ausgeweitet werden kann. Vermutlich sind die auch nicht so vernetzt wie Schulen in einigen Bundesländern, so dass die Polizei da direkt hinfahren müsste. Vermutlich wird die Identifikation der Kinder länger dauern.