Mal so als Mitleser, weil irgendwie muss das auch mal raus - das ist zwar angeregt durch diese wiederholte mails an die Polizei hinsichtlich dieses alten Missbrauchsfalles des BKA:
Die Berliner und Brandenbruger Behörden haben gerade, jetzt, aktuell, einen Doppelmord an zwei Kindern zu bearbeiten. Keinen mehr als zehn Jahre zurückliegenden Missbrauch. Sondern zwei Morde. An Kindern. Aktuelle.
Das bedeutet natürlich ua. die Vergangenheit des Täters soweit es geht und systematisch zu untersuchen, selbstverständlich auch seine mögliche Täterschaft in anderen, einschlägigen Fällen zu überprüfen. Das ist Routine, und auch wenn das manchmal nur schwer vorstellbar ist: Beamte, die das gelernt haben, Jahre an Erfahrung haben (dadurch auch etwas weniger ... emotionsgesteuert ... arbeiten) und
weitaus mehr an Daten, Akten und Fakten als irgend jemand hier haben da die etwas besseren Möglichkeiten und Fähigkeiten...
Dazu gehören sicher Fälle, die so breit gar nicht an die Öffentlichkeit gegangen sind wie dieser sehr prominente Kinderporno/missbrauchs-Fall. Die Polizei hat da gerade eine Menge zu tun - und sie setzt da (wie auf den PKs doch sehr deutlich geworden ist, aber in den anschliessenden "Besprechungen" hier etwas untergeht)
"Prioritäten".
Zu diesem Zeitpunkt ist eine mögliche Täterschaft des S. für einen mehr als zehn Jahre zurtück liegenden (evtl. verjährten...) Fall von Missbrauch ganz sicher keine Priorität. Das ist nicht mal in den Top Ten der Prioritäten. Das läuft nicht weg. Man wird an diesem Fall der Doppelmorde ein paar Monate ein paar Tausend Arbeitsstunden reinstecken. Und egal wie die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit ist: Letztlich wird man erst im Prozess erfahren was man hat und was man nicht hat. Das wird in diesem Fall nicht anders laufen als sonst auch.
Die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit und die Ansprüche der Polizei/Justiz widersprechen sich nun einmal.
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Wenn die Polizei Hinweise bekommt, dann muss sie die bearbeiten, irgendwie. Das kostet Zeit, das kostet Kapazität. Die man gerade dringend braucht. Es geht hier um einen Doppelmord an Kindern!
Was ist das also für eine Idee, gerade in dieser wichtigen Phase die Polizei mit Hinweisen zu verstopfen, die mit der aktuellen Tat nichts zu tun haben und sowieso überprüft werden? Da werden Fälle überprüft von denen hier keiner weiss. Fälle, die es nie in die Zeitungen geschafft haben.
Diese wiederholten mails ans BKA usw. in dieser alten Missbrauchsgeschichte, die natürlich auch überprüft wird (wie für blöde hält man die Cops eigentlich?) kosten die Bearbeitet Zeit. Lasst doch die Leute ihre Arbeit machen und denkt vielleicht auch mal, dass man so am heimischen Computer beim Kaffee vielleicht nicht unbedingt um soviel cleverer ist als ein paar Dutzend Profis, die ihr Handwerk gelernt und darin auch Erfahrung haben - und natürlich auch Akten von Fällen, darunter nicht nur so "prominente" wie dieser BKA-Fall
Man tut den Leuten in der jetzigen Situation keinen Gefallen damit,
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Bei der ersten PK meinte ein Berliner Polizist leicht süffisant auf die Frage, dass der S. ja angeblich mehrmals im Kiez ums Lageso gesehn wurde mit: "Ja, wir haben da - ich sag mal - Hinweise unterschiedlicher Qualität bekommen..."
Es würde mich nicht wundern, wenn sich nachher rausstellt, dass etliche dieser Sichtungen einfach auf Irrtümern beruhen. Das ist auch ein Grund, warum die Polizei immer sehr vorsichtig mit der Veröffentlichung evtl. vorhandener Bilder ist: Das kann (und wird in jedem Falle!) zu Falschinformationen führen. Zu Irrtümern. Die abzuklären aufwändiger ist als wir uns das vorstellen können.
Das ist eines der grossen Probleme, die die Polizei hat wenn sie Infos an die Öffentlichkeit gibt: das Herausfiltern von wirklich wichtigen Infos aus dem "Rauschen" der einkommenden Hinweise.
Es gibt immer und in jedem Fall bei solchen Sachen Irrtümer und Fehlbeobachtungen! Hier im board wurde mal ein Prozess zu einem Doppelmord recht intensiv begleitet wo das sehr gut sichtbar wurde: Es gab da Zeugenaussagen, die einfach nicht stimmen konnten (Sichtung der Opfer nach der Tatzeit! Sichtung der Täterin zu einer unmöglichen Zeit an einem unmöglichen Ort), und
von deren Wahrheit die Zeugen sogar überzeugt blieben nachdem die Polizei ziemlich klar nachweisen konnte, dass es Irrtümer sind. Die vielen Sichtungen in Moabit (und was davon stimmt wird man im Prozess sehen - mich würde es nicht überraschen, wenn da nicht mehr so viel übrig bleibt...) haben evtl. schon dafür gesorgt, dass die Polizei einen Täter aus dem Kiez angenommen hat und in dieser Hinsicht Schwerpunkte setzte. Die Medien übernahmen/vermittelten dieses Bild und wie man zB. an Aussagen der Dorfbewohner und Nachbarn des S. sieht
hat das evtl. sogar vom Verdacht auf S. im näheren Umfeld abgelenkt..
Das geht auch in Richtung der Leute, die meinen man "müsse" den S. doch schon vorher erkannt haben (was sachlich völlig egal ist, denn Mohamed wurde wohl getötet schon bevor die ersten Bilder des TV überhaupt rausgingen...).
Überlegt doch mal kurz welche Folgen es hat, wenn man bei diesen Taten der Polizei einen Verdächtigen meldet. Die werden, wenn die Übereinstimmung der Bilder es halbwegs hergibt, den Betroffenen "besuchen", ihn zuhause oder auf der Arbeit "abholen", Wohnung(en), Auto(s) durchsuchen, Computer beschlagnahmen, Verwandte usw. befragen und den Betroffenen über Stunden intensiv als Beschuldigen verhören.
Für einen Unschuldigen ist das ein Alptraum, vielleicht traumatisch!
Verdächtiger in einem Mordfall, und dann noch an (mindestens) einem Kind!
Das würde auch ich erst bei einer 99%igen Sicherheit einem Mitbürger antun. Da würden mir 90% nicht reichen. Und wenn ich die neuen mit den alten Bildern des TV vergleiche: Die ersten Bilder sind einfach keine 99%... Nach denen hätte ein Bassist der Berliner Philharmoniker der Täter sein können, der da eine gewisse Ähnlichkeit hat.
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Es wäre vielleicht auch ne gute Idee, jetzt die Behörden ihre Arbeit machen zu lassen. Wie man an vergleichbaren Fällen sieht, machen die ihre Arbeit gut!
Dass sie vom S. das Geständnis zu der Tötung vom kleinen Elias erreicht haben ist Ergebnis einer guten Vernehmungstaktik. Für mich spricht einiges dafür, dass er das von sich aus, unangeregt und ohne "Vertrauensbasis" zu den Vernehmern nicht zugestanden hätte (zB. die Schilderung des Tatablaufs bei Mohamed, die für mich weniger glaubhaft ist im Wissen, dass der S. bereits "einschlägige Erfahrungen" hatte).
Ich bezweifel, dass irgend jemand der "Beobachter und Kommentierer" hier die Nerven, die Selbstbeherrschung und das psycholog. Know-how hätte in einer Vernehmung mit diesem S. diese Art von "Verttrauensbasis" zu schaffen, die dann zur Aufklärung des Mordes an Elias schon in der Nacht nach der Festnahme geführt hat.
Ich finde das Beobachten und Kommentieren dieser Fälle hier im board in einem gewissen Sinne sehr interessant (nicht im Bereich der Fakten allerdings; ich hab hier mehrmal mitbekommen, dass Leute vor lauter Aufregung usw. es nicht schaffen die Inhalte einer PK zu erfassen und richtig wieder zu geben).
Aber dass man aus diesem virtuellen Miterleben dieser schrecklichen Taten nun den Schritt ins real-life macht und die Behörden mit sinnlossen Beobachtungen beschäftigt, weil a) wird das eh geprüft und b) interessiert zu diesem Zeitpunkt die zweifache Tötung doch etwas mehr als ein alter, minderschwerer und vielleicht/wahrscheinlich sogar
verjährter Fall.http://strafverteidigung-hamburg.com/955/verjahrung-von-kindesmissbrauch/-
Was hier auch ganz interessant ist:
Auch das
medienkritische kommt in der (sinnlosen und rein emotionalen) Hektik hier, die zu diesen redundanten Einzeilern führt die den thread immer wieder zur Schliessung bringen, absolut ohne Lerneffekt bei den Usern, zu kurz.
Gestern morgen zB. wurde berichtet und dann natürlich verbreitet,
der TV hätte sein Geständnis zurück gezogen. Im Laufe des Vormittags zeigte sich, dass das Gegenteil wahr ist. Er hat sein Geständnis sogar erweitert.
Auch der Irrtum bei der Ortsnennung des Berliner Beamten bei der zweiten PK wurde teils von der Presse übernommen (der war im Kontext der PK leicht zu erkennen).
Nicht zuletzt wurde von den Medien Elias sexuell missbraucht, was vom Täter gar nicht eingestanden wurde - während die Behörden in ihrem Anspruch auf Gründlichkeit, Gerichtsverwertbares und Seriösität sich zu diesem Zeitpunkt nicht mal sicher waren, dass in dem Garten Elias überhaupt vergraben war.
Diese Schnellschüsse der Medien sind natürlich der Erwartungshaltung von Teilen der Öffentlichkeit geschuldet, deren Bedürfnisse und Erwartungen man hier in den threads sehr gut beobachten kann (und das ist für mich das interessante hier).
Drum vielleicht, bei allem Verständnis dass man diese ungeheuren Taten irgendwie für sich bzw. hier gemeinsam aufarbeiten will:
So richtig angehen tut das hier niemanden. Der Täter ist gefasst. Wer wirklich alles wissen will, was es dazu zu wissen gibt hat nur eine Möglichkeit: Den Prozess nächstes Jahr vor Ort zu verfolgen. In den Zeitungen wird vergleichsweise wenig und dann nur das Sensationellste davon landen.
Was auch auf der ersten PK gesagt wurde und von den Medien (und auch den Beobachtern hier) leider nicht getielt wurde: Die Schwierigkeiten, der Aufwand bei der Auswertung des Video-Materials. Von vielen tausend Stunden war die Rede, und es wurde sowohl begründet, warum man den Kreis um das Lageso erst nach und nach erweitert hat und angedeutet, warum es da am Anfang Verzögerungen gab. Aus Rücksicht auf die Mutter Mohameds wird das nicht weiter erläutert.
Beide Tatsachen sind sehr wichtig um das Handeln der Polizei, dass (nicht unbedingt hier aber vor dem Lageso, ich war da) auch als Versagen gesehen wird, überhaupt zu verstehen! Das wäre auch sinnvoll bei kommenden Fällen, um so wenig die CSI- oder "Authopsy"-Perspektive aus dem Kopf zu bekommen und mit der etwas langweiligeren, lanwierigeren und gründlicheren Arbeit der echten Polizei zu ersetzen, die das Problem hat einen kritischen Staatsanwalt im Rücken zu haben, der vor allem erreichen will, zu gerichtsfesten und belastbaren Fakten zu kommen.
Da der Prozess wohl in Potsdam statt finden wird (es hätte für mich eine gewisse, angemessene Ironie gehabt, wenn der Täter in Berlin, einen Steinwurf weit weg vom Lageso, sein Urteil empfangen hätte wo das entsprechende Gericht sitzt) wird man vielleicht dann ein paar Prozessbeobachter haben die dann berichten können.
Vorher - also vor März oder Mai - wird man nichts wirklich belastbares erfahren und nur wenig Möglichkeiten haben, Gerüchten von Tatsachen zu unterscheiden (die Medien, im Erwartungs- und Nachfragedruck einer emotionalisierten und ungeduldigen Öffentlichkeit sind, wie gesehen, da nicht total vertrauenswürdig).
Nichts, was hier in der Zwischenzeit geschrieben wird, kann und wird daran irgend etwas ändern.
Inhaltlich kann das in den einschlägigen threads hier nicht sinnvoller oder sinnloser sein als über den neuen Star-Wars-Film zu spekulieren. Nichts von Bedeutung kann hier erreicht werden, es fehlt einfach schon am Zugang zu den Fakten. Jeder, der die Vernehmungsprotokolle mit S. gelesen hat weiss mehr als jeder hier je wissen wird.
Die werden niemals veröffentlicht. Das für die Bewertung des Falles absolut Notwendige wird nicht vor dem Prozess in die Öffentlichkeit kommen. Das ist in diesem Fall wie in jedem anderen - auch wenn ich schon manchmal den Eindruck habe, so mancher Mitschreiber hier hat nicht mitbekommen, dass dies nicht der erste solche Fall in Deutschland ist...
Ich finde diese threads hier als Möglichkeit der Aufarbeitung ganz gut, da offenbar das Bedürfnis besteht.
Aber es geht dann doch etwas mehr in Richtung online-Rollenspiel wenn (wie das aber in diesen threads nunmal üblich ist) man glaubt hier, als Laie, nebenbei, ohne Erfahrung oder die notwendige kritische Distanz und vor allem ohne überhaupt Zugang auf die notwendigen Daten/Fakten/Akten zu haben Detektiv spielt.
Denn es ist spielen.
Mehr kann es nicht sein, alleine weil man nur Zugriff auf öffentliche Quellen hat -
Das soll kein Angriff sein. Ich kann verstehen wie sich sowas auch in der Board-Dynamik und Binnenkommunikation entwickelt. Aber vielleicht doch mal einen Schritt zurück gehen und sich wenigstens bewusst machen, dass man nicht ansatzweise wenigstens über die Informationen verfügt, die vorhanden sind aber nicht veröffentlicht werden, um in diesen Fällen irgendetwas beizutragen.
Ich will das hier nicht als Sensationsgeilheit, Neugier, Faszination abtun (was einem Mitleser ganz sicher passieren kann...) -
aber bevor man aus seiner Phantasie, Vorstellung und der virtuellen "Wirklichkeit" hier den Schritt in die reale Welt macht und mit redundanten, überflüssigen und zu diesem Zeitpunkt sogar unwichtigen Hinweisen (falls der S. auch dieser Täter aus der BKA-Verhandung wäre, dann wäre es überhaupt kein Problem wenn das erst im nächsten Januar durch die routinemässige Arbeit rauskäme. Kein Problem! Der Mann ist in Haft, Wiederholungsgefahr besteht nicht, die Tat von damals in ihrer Schwere mit dem Dopperlmord nicht ansatzweise vergleichbar - und evtl- sogar verjährt...) Behördenzeit verschwendet - vielleicht doch mal kurz nachdenken, ob das jetzt sein muss.
Auch wenn das hier natürlich unter den ganzen anderen Beiträgen relativ verschwindet -
so wie es Euer Bedürfnis ist, diesen Fall aus Eurer Perspektive zu diskutieren ist es mir als Mitleser auch mal ein Bedürfnis eine vorsichtige Einladung zur Reflektion anzubieten:
Was Ihr teilweise machen wollt, das könnt Ihr nicht.
Das liegt nicht an Euch, aber Ihr wisst zu wenig, und Ihr werdet noch lange auch nicht alles erfahren was "wichtig" ist.
Anstatt hier die Arbeit der Polizei mit seltsamen Hinweisen... zu beschäftigen... oder im Leben von Fremden herum zu spekulieren als seien es Figuren aus einer Fernsehserie kann man doch mal einen Schritt zurück gehen und sich klar machen, dass die eigene Perspektive gezwungermassen nicht mehr sein kann als aus der Ferne das zu beobachten was an Informationen nach aussen dringt. Und das naturgemäss und in jedem Kriminalfall ein kleiner, klitzekleiner Teil der tatsächlich vorhandenen Informationen (und von den Vermutungen der Polizei bekommt man sogar noch weniger mit... ).