Der ukrainische Serienmörder Anatolij Onoprijenko in Deutschland

Erst kürzlich entdeckte ich, dass man in der Göhrde-Mörder-Gruppen-Diskussion
Die Göhrde-Morde (Seite 619)
intensiv darüber nachdachte, ob nicht dieser Herr für das ganze in Frage kommen könnte.
Einige Aspekte scheinen hier tatsächlich recht gut zu passen, beispielsweise dass er mit geklauten Autos seiner Opfer herumfuhr, dass er Interesse für die verwesenden Leichen zeigte, dass er wie in einem Filmauschnitt dargestellt, diese in Bauchlage transportierte.

Hier einige Quellen:

Wikipedia: Anatoly Onoprienko

https://www.youtube.com/watch?v=D6tv6XwW_JA


In der Göhrde-Diskussion ist man weit gekommen, brach dann aber ab als man meinte, eine Terminüberschneidung zwischen einem der 1989 in der Ukraine Onoprienko zugeordneten Mord und den Göhrde-Morden erkannt zu haben.
Hier möchte ich noch mal neu ansetzen, denn zwischen der Darstellung in dem englischsprachigen Film oben (min 18:40) und jenem russischsprachigen Film unten, gibt es einen bedeutenden Unterschied.
Oben behauptet der Ermittler, O. habe angegeben in Europa keine Morde begangen zu haben.
Hier unten (in dem russischen Film) aber äußert er im Interview (falls mich meine bescheidenen Russisch-Kenntnisse nicht täuschen) er habe "plus/minus 10 Menschen in Deutschland getötet und 40 auf dem Gebiet der Ukraine ermordet......." (min 1:10)

Крест Оноприенко (ч. 3)

Externer Inhalt
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Liest vielleicht ein Russisch-Muttersprachler mit und kann das bestätigen???

(PS: in der Göhrde-Gruppen-Diskussion habe ich kein Schreibrecht und glaube auch dass das Thema bei den Kriminalfällen besser aufgehoben ist und eine eigene Diskussion wert.)

Hm also ich kann leider kein russisch klingt aber interessant leider find ich nichts in diese Richtung im Internet. ..
bin gespannt ob wer uns da weiter helfen kann.

@GonzoX

Das halte ich für ausgeschlossen.

1. Gibt es in dem Wikipedia-Artikel keinen Hinweis darauf, daß er
jemals in Deutschland war. Und wenn dann hätte er höchstens in die
damalige DDR reisen können. Ob das so ohne weiteres möglich war, halte
ich für wenig wahrscheinlich. Aber selbst wenn, dann hätte er auch noch
über die gut gesicherte innerdeutsche Grenze 'rübermachen müssen, denn

2. geschahen die Göhrde-Mörde im Frühjahr/Sommer 1989, also vor dem
Zusammenbruch des Ostblocks im Herbst/Winter 1989.

Erster Doppelmord

Am 21. Mai 1989 fuhr ein Ehepaar aus Hamburg-Bergedorf in die Göhrde, um dort spazieren zu gehen.

und

Zweiter Doppelmord

Zwei Wochen später, am 27. Juli 1989, entdeckten Polizeibeamte der eingesetzten Einsatzhundertschaften im Rahmen einer flächendeckenden Spurensuche für den ersten Doppelmord zufällig die beiden Opfer des zweiten Doppelmordes. Der Todeszeitpunkt konnte sicher auf den 12. Juli 1989 datiert werden, den Tag, an dem die Polizei ihre Ermittlungen am Fundort des ersten ermordeten Paares aufnahm.

Die Göhrde-Morde

Jo, danke, hahaha, jetzt habe ich fast einen Herzinfarkt erlitten, als das erste Video auf den Bildschirm gescrollt kam, nee nee... :-D :-D :-D

@inci2

Das stimmt so nicht.

@EDGARallanPOE schrieb im Göhrde Thread:

Also habe ich am Samstagmittag Google in Marsch gesetzt und habe mir alles ausgedruckt was man dort über Onoprienko findet.

36 Seiten waren das.

Und Seite 23 brachte den Volltreffer.

Onoprienko hielt sich zum Zeitpunkt des 2. Göhrdemordes, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Norddeutschland auf.


Aber jetzt mal der Reihe nach........

Onoprienko war gelernter Seemann. Er trat in der Sowjetunion der Handelsmarine bei und bereiste mit dem Kreuzfahrtschiff Maxim Gorki die ganze Welt.

Am 19. Juni 1989 befindet sich die Maxim Gorki auf Kreuzfahrt vor Spitzbergen. Die Fahrt startete in Island. Zur Besatzung gehört der spätere Serienmörder Anatoli Onoprienko. Kurz vor Spitzbergen läuft das Schiff in ein Treibeisfeld und havariert.

In einer schnellen und erfolgreichen Rettungsaktion, können alle Passagiere, von dem in Seenot befindlichen Schiff gerettet werden. Es gibt keine Todesopfer zu beklagen.

Die Maxim Gorki wird in eine Bucht bei Spitzbergen geschleppt und dort notdürftig repariert.

Ohne darüber eine Quelle zu haben, gehe ich davon aus, dass alle Seeleute, darunter auch Onoprienko, an Bord verblieben und die Reparaturen durchführten.

Nach der notdürftigen Reparatur konnte das Schiff aus eigener Kraft Bremerhaven anlaufen.

Am 4.Juli 1989, also 8 Tage vor dem 2. Mord in der Göhrde, trifft die Maxim Gorki in Bremerhaven ein.
In der Lloyd - Werft in Bremerhaven werden dann alle notwendigen Instandsetzungsarbeiten erledigt.

Am 17.August 1989 verlässt die instandgesetzte Maxim Gorki Bremerhaven.

Soweit die Fakten......

Bevor wir jetzt alle Schnappatmung bekommen, sollten wir erstmal locker durch die Hose atmen.....:-)

Und noch einiges mehr. ;)

@GonzoX
Mein schulrussisch reicht gerade so, um das ebenfalls so zu hören, er sagt auch meiner Meinung nach genau das mit den plus/minus 10 Menschen die er in Deutschland umgebracht hätte, eventuell ist er also doch u.A. Für die Gördmorde verantwortlich.

@Lady_Amalthea

An Bord solcher Schiffe bestand mindestens die Hälfte der Besatzung aus
KGBlern, die sich alle gegenseitig bespitzelt haben.

Und so ohne weiteres dürfte der auch nicht vom Schiff heruntergekommen
sein, denn ich denke, er hätte ein Visum für die Einreise benötigt, sobald er das Schiff
hätte verlassen wollen.

Und wie kommt er als Ortsfremder und vermutlich Sprachunkundiger von
Bremerhaven in die Göhrde?

@inci2

Das Schiff hat, wenn man den Recherchen von Edgar glaubt, öfter in Hamburg oder Bremerhaven "Pause" gemacht. Vielleicht war er in HH in einer Kneipe, traf dort Herrn W. (Ehemann, des zweiten weiblichen Opfers) der klagte sein Leid, über die treulose Ehefrau. Onoprijenko, der schon erfahren hatte, dass W. eine Bäckerei hätte, wittert Geld, wenn er das "Problem" beseitigt. Dann käme auch das mit der Verwechslungstheorie wieder ins Spiel...

Alles sehr unwahrscheinlich und vermutlich auch nicht mehr nachweisbar.

Weiß man, ob er deutsch konnte?

@Lady_Amalthea

In der Tat alles sehr unwahrscheinlich und derart spekulativ,
daß ich das nicht ernsthaft in Betracht ziehen kann.

Denn er muss ja nicht nur von Bremerhaven in die Göhrde
gekommen sein, sondern auch wieder zurück.

Alles in allem eine spannende Geschichte, aber ich halte die
für absolut nicht realistisch.

GonzoX schrieb:Liest vielleicht ein Russisch-Muttersprachler mit und kann das bestätigen???

Also ich bin kein professioneller Übersetzter aber mein Russisch ist gut genug, in der entsprechenden Passage des Films heißt es in etwa:

... dabei sind weitere Pläne des Onoprienko bekannt geworden, er plante seinen Kreuzzug auf ganz Europa auszudehnen: "Mir wurde vorherbestimmt/prophezeit noch 360 +/- 10 Leute in Deutschland umzubringen nachdem ich bereits 40 Menschen in der Ukraine 'gemacht' habe. Und ich war bereit es auszuführen ..."
...

@voltago

Das verstehe ich so, daß er lediglich vorhatte, in Deutschland
Menschen umzubringen. Nicht, daß er das bereits getan hatte.

@inci2

er sagt wörtlich "... noch 360 +/- 10 Leute in Deutschland ..." das "noch" bezieht sich wahrscheinlich auf ukrainischen Opfer.

Wobei ich persönlich denke dass 1989 ein sowjetischer Matrose nicht einfach so Landgang im wilden Westen bekommen würde, könnte sich dabei ja absetzten. Außerdem wage ich zu bezweifeln dass er ausreichend gut Deutsch konnte um dann nicht aufzufallen. Und woher West-Mark nehmen um sich in der BRD zu bewegen ?

@voltago

Genau so sehe ich das auch. Ich muss mal meinen Chef fragen, der kennt
sich mit solchen Dingen aus.

Hallo @voltago
vielen Dank für die Übersetzung!
Damit wäre dann diese Aussage nicht mehr ganz so dramatisch...
Interessant finde ich aber immer noch jene Zahlen: gemeinhin werden Onoprienko 52 Opfer (in der Ukraine) zugerechnet.
Im Film sagt er aber, er habe (nur...) 40 in der Ukraine ermordet. Plus diesen ca. 10 in Deutschland hätte es ganz gut gepasst.
So wie ich es verstanden habe, hat er die Morde 1989 f zunächst nicht gestanden, dann vielleicht doch um das ganze schließlich zu widerrufen. Genauso wie er seinen damaligen Komplizen Rogozin (der stets alles bestritt) wohl mal belastet hat und dann wieder das Gegenteil behauptete.
Die Zahl +/- 10 passte ja auch nicht so schlecht zu jener "Waldserie" Göhrde + Harzmorde.
Kann es nicht sein, er hat diese Prophezeiung schon irgendwann vorher bekommen?
Wegen dieser Überschneidung mit den 89er Morden würde ich ihn jedenfalls nicht für die Göhrde ausschließen. Wer weiß wie viel die Ermittler da interpretiert haben.. Auffallend ist vielmehr diese Parallelität der Ereignisse.

@GonzoX:

Also ausschließen kann man aus seiner Aussage nichts, aber er spricht von der Vergangenheit wie es ihm "prophezeit" oder "vorhergesagt" wurde.
Wie gesagt ich denke für einen sowjetischen Matrosen wäre es äußerst schwierig sich von seinem Boot abzuseilen, rummorden und dann unauffällig wieder zurück nach paar Tagen kommen. Seine Leute würden wahrscheinlich denken er ist in der Zeit vom Klassenfeind angeworben worden, er wäre wahrscheinlich verhaftet und besten Falls nach Sibirien geschickt worden.

@Lady_Amalthea u.a.
Leider konnte ich bisher nirgendwo einen präzisen Lebenslauf Onoprienkos entdecken.
Aus den Daten des englischsprachigen Films würde ich diesen aber etwas anders als @EDGARallanPOE aufstellen.

mal ganz grob (bin nicht mehr konzentriert genug um es jetzt genau herauszuarbeiten)

- 1959 Geburt
- ca ab 1977 kurze Armeezeit (wurde wieder rausgeschmissen)
- danach Anheuern auf Maxim Gorki
- lernt auf dem Schiff eine Kellnerin kennen und bekommt ein Kind mit ihr
- verlässt diese nach drei Jahren wieder
- beginnt ein unstetes Streunerleben in der Ukraine

(also so wie ich es verstehe, war er nur bis ca 1983/84 auf dem Schiff. Edgar hatte hier wohl den deutschen wiki-Artikel etwas missverstanden. Es ist dort wohl so gemeint, dass Onoprienko generell auf dem Schiff fuhr, aber nicht dass er bei der Havarie 89 anwesend war - obwohl es direkt darunter steht )
Wikipedia: Maxim Gorkiy

- als die Sowjetunion zerfällt (also ab Ende der 80er), vagabundiert er (arbeitend) durch Deutschland, Griechenland, Spanien, Italien und sogar Kanada

1989fff Auto-Raubmord-Serie in der Ukraine (die er zunächst nicht gestanden hatte)

1995/96 zieht er Famillien-mordend und brandschatzend durch die Ukraine (40 Opfer)

@GonzoX

John William Cooper, the Bullseye Killer, wurde ja auch mal
für die Göhrde Morde in Betracht gezogen.
Steht sogar bei Wikipedia als erste oder zweite heiße Spur.

Nur, ob er jemals niedersächsischen Boden betreten hat,
kann ich nirgends finden.

Das nur mal so am Rande.

Der russischsprachige Wikipedia-Artikel über Onoprijenko ist viel ausführlicher, da steht dass er wohl ab 1986 schon nicht mehr zur See fuhr wegen Konfliktes mit den Vorgesetzten. Allerdings steht da ebenfalls dass er wohl ab September 1989 mit gefälschten Dokumenten nach Deutschland eingereist ist. Hat insgesamt ca. 4 Jahre illegal in Europa gewohnt, wurde immer wieder abgeschoben, und kam wieder. Laut dieser Seite war er sogar ein Monat im deutschen Gefängnis. 1994 ist er dann endgültig abgeschoben worden.

Kann also einiges passiert sein in Europa in diesen 4 Jahren.

Mal ernsthaft lieber Threaderöffner, die Russen haben es gehasst wenn ihre Seeleute stiften gegangen sind. Und ich bin in einer Hafenstadt geboren. Niemals hätte er als Seemann so lange von Bord gehen können ohne ernsthaft Probleme zu bekommen.. von den Sprach, Mobilitäts- und Devisenproblemen ganz zu schweigen... aber als Steilvorlage für VT bestimmt geeignet. Die 10 ungeklärten Morde wurden bestimmt damals von Bundeskanzler Birne höchstpersönlich verschleiert um die deutsche Einheit nicht zu gefährden?

Ich erinnere mich noch gut an meine Recherche bezüglich des Anatoli Onoprienko.

Als ein anderer Mitschreiber O. ins Spiel brachte, äußerte ich mich zuerst negativ über die Möglichkeit, dass er sich zum Tatzeitpunkt der Göhrde-Morde in Deutschland aufgehalten haben könnte.

Dann stieß ich beim intensiven Quellenstudium, auf den Wiki-Artikel der Maxim Gorki.

Die Sätze aus diesem Artikel, mit dem meine gesamten Recherchen standen und letztendlich fielen, lauteten:

Die Maxim Gorkiy wurde ebenfalls durch die Medien bekannt, als sie wenige Monate zuvor im Juni 1989 im Nordmeer vor Spitzbergen in ein Treibeisfeld fuhr und havarierte. Alle Passagiere konnten gerettet werden. Das Schiff drohte zu sinken und konnte nach einer notdürftigen Reparatur zwei Wochen später mit eigener Kraft die Lloyd Werft Bremerhaven anlaufen. Hier wurde sie während eines sechswöchigen Werftaufenthaltes umfassend überholt und seitdem ununterbrochen als Kreuzfahrtschiff eingesetzt.

Der Serienmörder Anatolij Onoprijenko gehörte zur Besatzung des Schiffes.

Wie @GonzoX in seinem Kommentar bereits anmerkte, unterlag ich da einer Fehlinterpretation des letzten Satzes, der sich wohl nicht auf den Text darüber bezieht, sondern allgemeiner Natur ist.
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Ich habe meine Recherche aber komplett auf den Zeitraum Mai bis Juli 1989 abgestellt und deshalb zeitmäßig nicht über den Tellerrand geschaut.

Die Daten seiner Verbrechen sind wohl in einer verlässlichen Aufstellung aus dem Netz zu ziehen.

Seine Aufenthalte außerhalb der Sowjetunion bzw. seit August 1991, der Ukraine konnte ich bisher nicht im Netz finden.

Wobei wir wahrscheinlich auch auf das Problem des illegalen Aufenthaltes im jeweiligen Staatsgebiet stoßen könnten, welches überhaupt nicht dokumentiert wäre.