Mysteriöser Vermisstenfall Joachim Szieleit "Der Tote"

80.000 für einen gebrauchten SL… kann bei einem Wiederverkauf denn so ein ordentlicher Gewinn gemacht werden, dass es sich lohnt, wäre das damals wirklich so ein super Geschäft gewesen? Vielleicht kennt sich jemand mit den damaligen Preisen besser aus als ich? Schätze das ein gut ausgestatteter SL 500 vielleicht neu 120.000 DM gekostet hat, bei 20% Gewinn (gutes Geschäft) müßte der Käufer immerhin ne Menge Kohle für einen Gebrauchten auf den Tisch legen, ist das realistisch?

Meine Meinung: "Der Tote": Aliasname eines Verstorbenen, vielleicht hatte er auch dessen Ausweis etc..

Ist die Frage, wie alt der SL gewesen sein sollte und welche Ausstattung er hatte. Ein "R 129" 500 SL kostete in der Basisausstattung zwischen 125.000 (1989) und 160.000 (1993) Mark; Ausstattungs- und Tuningpakete im Wert von bis zu 60.000 weiteren Mark (AMG SL 60) waren möglich. Ob die 80.000 also ein gutes Angebot waren, ist schwer zu sagen, weil wir ja nichts genaues über das Auto wissen.

KonradTönz1 schrieb:Übrigens in Zusammenhang mit einem Konto: Es wurde ja schon angemerkt, dass er sein Vermögen noch weiter optimieren hätte können, wenn er Sozialhilfe bezogen hätte. Dann hätten aber die Behörden Zugriff auf seine Konten gehabt, was sich sehr negative auf seine eigentlichen Geschäfte ausgewirkt hätte.

J.S. hat doch so oder so nur mit Bargeld gearbeitet, auf einem Konto wäre also auch nur Geld vom Amt gewesen.
J.S. hätte also vermutlich nur Vorteile davon gehabt, da er normal hätte leben können.
Entweder hatte er andere handfeste Gründe für sein Verhalten oder er litt unter Paranoia.
Amtliche Gründe, wie ein weder verweigerter noch angetretener Wehrdienst oder ein Haftbefehl sind ja nicht bekannt.

@hopkirk, danke für die Info.

auf das Funktelefon zurück zukommen, ich hatte 1991 das D Netz von Mannesmann Mobilfunk, davor von 1988-1991 das C Netz was nur über die Deutsche Bundespost vertrieben wurde und für beide Netze gab es Einzelverbindungsnachweise, die letzten Zahlen wurden aber durch drei x ersetzt. Es war damals durchaus möglich die Daten zu speichern, mindestens 3 Monate nach Zugang der Rechnung. Man konnte auch damals schon wenn man aus einer Telefonzelle mit Tastatur angerufen wurde zumindest
die Ortsvorwahl auf der Abrechnung sehen zB. 040xxxxxxxxx. Ich nehme an dass die Kripo zu spät versucht hat an die Telefondaten zu kommen und als dies versucht wurde war es zu spät.

Eigentlich ein banaler Fall.
Unser "Toter" ist in eine Falle getappt. So wie andere auch schon zuvor. Gab es auch schon vorher in xy.
Nur das seine Lebensumstände und seine Art sein Gewerbe zu führen die Fahndung erschwerten.

Tom_Ripley schrieb:Eigentlich ein banaler Fall.

Sehe ich auch so! Und um An- und Verkauf von Autos sehe ich jetzt auch nicht einen großen Mafiaboss. Die Tätigkeit ist völlig legal und die hätte er -auch so- ausführen können, ohne vom Finanzamt oder so belästigt zu werden. Möglichkeiten gibt es da viele. Sich als "tot" auszugeben bedarf meiner Meinung nach deutlich ernsthaftere Gründe, als nur "in Ruhe gelasen zu werden".

@cakubo
@Dobie
Das wollte ich auch ansprechen. Anscheinend waren damals 80 000 Mark "wenig" für einen gebrauchten SL. Wobei wir natürlich überhaupt nicht wissen um welches Fahrzeug (Baujahr+Ausstattung) es sich gehandelt hat. Theoretisch, so denke ich jetzt aus der Sicht von JS, hätten mindestens 10 000 DM Gewinn drin sein müssen. Da er sich den Überschuss mit dem Händler geteilt hat, hätten es insgesamt 20 000 DM sein müssen, die man zusätzlich eingenommen hätte. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wer für 100 000 DM einen gebrauchten SL bei einem unseriösen Händler kaufen würde... Im Filmfall sah es so aus, als ob es ein Wald- und Wiesenhändler war. Wir wissen nicht ob es wirklich so gewesen ist, aber was mir noch durch den Kopf geht.
Wenn dieser Wagen einen Verkaufswert von 100 000 DM gehabt hätte - was hätte ein Mercedeshändler genommen (seriös)...? Ich kenne viele Leute die lieber etwas mehr drauflegen und bei einem Vertragshändler Autos kaufen. Diese Frage wird wohl unbeantwortet bleiben.

@OfficerB

Naja, du mußt aber bedenken, dass beim Autohandel "Gewinn" immer nominal gerechnet wird und nicht prozentual. Das ist auch logisch, denn bei einem 500€ gebrauchten Wagen kannst du locker 100% aufschlagen und bist immer noch bei 1.000€ für einen Gebrauchten. Bei 100.000€-Autos kannst du das nicht machen, sollte klar sein. So wie ich das kenne schlagen Händler bei normalen Preisklassen bis 10.000 immer so 2.000€ drauf, damit man sich im schlimmsten Fall irgendwo in der Mitte trifft und immer noch 1.000/pro Auto Gewinn macht. Beim besagaten Mercedes wären selbst 5.000€ Gewinn und dann auch noch durch 2 geteilt immer noch ein sehr guter Schnitt.

ich denke über den Preis des Mercedes barcuht man sich keine Gedanken machen, in Xy wurde es so dargestellt das JS sagte der Verkäufer habe gar keine Ahnung.
JS war Autoverkäufer, er wird wohl schon gewusst haben ob das ein guter oder schlechter Preis war.

Vermutlich wurde JS einfach in eine Falle mit fingierten Angaben gelockt.Jahre vorher ist einem Autohändler das gleiche passiert und er ist auch bis heute verschwunden.
Die Leute, die sich in diesen Kreisen bewegen, wissen schon, wie sie das Interesse bei den Käufern wecken und bei 80 000,-- DM Gewinn. Es sind schon Leute für viel weniger gestorben. JS ist vielleicht auch vor lauter Gier auf einen Riesengewinn nicht sehr vorsichtig gewesen.

Das war damals noch ein ganz anderer Automarkt als heute. Die Masche mit dem „Bargeldlocken“ war damals so gut bekannt wie heute z.B. der „Enkeltrick“. Ich hatte einen fast neuen Mercedes günstig verkauft. Später hatte ich mitgekriegt, dass die Tochter drei Straßen weiter in ihrem Wagen gewartet hat. Die hatten zeitlich alles genau abgestimmt. Bei Unregelmäßigkeiten hätte die sofort Alarm geschlagen. Als ich einen Audi gekauft hatte ging das ähnlich ab. Ich halte es für ausgeschlossen, dass der so doof war, mit 80.000 in der Hose, alleine einen Wagen zu kaufen.

Ich denke, dass der Fall weniger mysteriös ist, als er scheint. Ein ehemaliger Automechaniker, der halt einmal dahintergekommen ist, dass mit Handel mit Gebrauchtwagen gutes Geld zu machen ist, wenn man es nicht als offizielles Gewerbe betreibt. Sehr vorsichtig dürfte er auch nicht gewesen sein, weil er ja mit seinem Bargeld, das er immer mit sich führte, geprahlt hat (kenne einen richtigen "Profi", der von privatem Geldverleihen lebt, der sieht beinahe aus wie ein Penner und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, um nicht aufzufallen), also halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass er Opfer seiner Unvorsichtigkeit wurde. Die einige Chance, den Täter noch zu fassen, ist wahrscheinlich, dass derjenige schon auf ähnlich Weise zugeschlagen hat.

@Suinx
Hmm... dann lohnt sich meiner Meinung nach so ein Deal gar nicht. Denn wenn ich bei einem SL nur 2000 DM/€ Gewinn habe und als Händler die Gewährleistung bieten muss, mach ich doch ganz schnell Minus. Eine Reparatur bei einem Wagen dieser Klasse ist sehr hoch. (Für den Fall, der Fälle)

Es ist übrigens nicht der erste Fall bei XY, in dem das Opfer mit seinem Geld geprahlt hat und vermutlich deswegen ermordet wurde. Für mich absolut nicht nachvollziehbar, dass man so offen mit seinem Geld umgeht. Als Kind habe ich schon gelernt, dass man die Geldbörse nicht vor anderen Menschen öffnet...

Für mich persönlich wird dieser Fall nie gelöst. Das undurchsichtige Leben des Opfern trägt einen großen Teil dazu bei.

Die Frage ist, warum man Joachim Szieleit gleich verschwinden lassen muss, wenn man ihn "nur ausrauben" wollte. Selbst wenn man ihn umgebracht hat, muss man ja schon sehr in Panik gewesen sein, dass man Spuren an seiner Leiche hinterlassen hat, wenn man diese so sorgfältig verschwinden lässt. Eine Leiche so zu entsorgen, dass sie garantiert niemand findet, ist nicht so ganz einfach und auf jeden Fall eine sehr unangenehme Arbeit, die jeder vermeiden wird, wenn es irgendwie möglich ist. Man hätte die Leiche zum Beispiel einfach in den Kofferraum des abgestellten Wagens legen können. Wenn es denn überhaupt eine Leiche gibt...

@OfficerB

Diese Branche lebt von der Masse. Kleinere Gewinne aber viele und schnelle -vereinfacht ausgedrückt. Ein Ladenhütter kann sich keiner leisten, da das Geld dann nicht arbeitet. Bei 80.000 einen Gewinn von 20.000 zu erwirtschaften ist für mich Utopie. Wie naiv man auch sein mag, ein Verkaufspreis entsteht nicht aus einer Laune heraus, sondern aus Erfahrungswerten wie die Anzeigen aus der Zeitung, Händleranfrage, Bekannte usw. Insofern kann ich mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet sich ein SL Besitzer um 20.000 verirrt oder verrechnet. Und nur so mal nebenbei -Jeder Händler, der zu einem Auto fährt glaubt eh DAS Geschäft seines Lebens gerade zu machen, bis er vom Zustand des Autos eingeholt wird.... Aber wie auch immer, wie schon jemand sagt: Der Preis des Mercedes ist eigentlich irrelevant.

@Verschwinden der Leiche: kann auch ganz einfach Zufall sein, dass sie nicht gefunden wurde, irgendwo aus einem Auto geworfen und inzwischen schon längst überwuchert, durchaus möglich. In diesem Fall muss es schon ein sehr großer Zufall sein, dass er gelöst wird, höchstwahrscheinlich keine persönliche Beziehung zwischen Opfer und Täter und, wie schon geschrieben wurde, das schwer zu durchleuchtende Leben des Opfers.

Grundsätzlich ist bei einem Diebstahl, ob getarnt als Autokauf oder sonst wie, von einem Mord nicht auszugehen. Man nimmt die 80.000 ab und alles ist gut. Ein Krimineller achtet schon auf das geringste zu erwartende Strafmaß.
Jemand der LS kannte, hätte es noch einfacher gehabt, perfekt getarnt natürlich, denn er hätte gewusst, dass LS als „nobody“ die „80.000“ nie als gestohlen zur Anzeige bringen könnte.
Ein Mord wäre also immer unnötig oder ein „Unfall“ gewesen. Aber dann auch noch die Leiche für immer verschwinden zu lassen? Warum?

Man weiß ja nicht wie viel er aus dem Bankfach genommen hat. Es war dann nichts mehr drinn. Man denkt die 80.000. Es kann auch ein Mehrfaches gewesen sein.
Es waren offiziell nur noch zwei Schuldscheine vorhanden. Den Geldverleih kann er heruntergefahren haben. Dann waren es eben nur noch zwei. Dann blieben noch die 50 Autos als Minus.

Was immer ihn dazu bewogen hat anonym zu sein, das Finanzamt bestimmt nicht, seine Bargeschäfte hätten es erlaubt die Steuer so gering wie glaubhaft zu gestalten.

Seine gewünschte Anonymität war ja schon ganz schön am bröckeln.

Den ominösen Autokauf kann er inszeniert haben.

Vielleicht hat er es geschafft, seine Anonymität zu perfektionieren.

Ein lebendiger toter Toter.

@Eichhoernchen
Ja das dachte ich eben auch nur warum ist er nicht einfach verreist oder etwas dergleichen.. So gilt er als vermisst? Inkl Polizei?