Göttingen: Daniel Schütze (27) tot aufgefunden - Gewaltverbrechen
18.02.2015 um 00:16Und weiter im GT :
Vergessener Notruf: Rückruf der Polizei führt in die Irre
„Sie haben einen Notruf abgesetzt!?“ Der Rentner aus einem kleinen Dorf in der Gemeinde Friedland war überrascht. Die Polizei wollte von ihm wissen, warum er angerufen habe. Er aber hatte vor dem Fernseher gesessen und sein Telefon seit Stunden nicht berührt.
Diese Szene spielt am Montag, 2. Februar, kurz nach 19 Uhr. Mutmaßlich Minuten vorher war am Schleierbach in Reiffenhausen Daniel S. erschossen worden. Offenbar war es ihm gelungen, noch einen Notruf an die Polizei von seinem Handy aus abzusetzen, ehe er starb. Dieser Ruf (110) lief bei der zentralen Notrufnummer der Polizei Thüringen auf, was sich durch die grenznahe Lage des Schleierbachs erklärt, bestätigt Andreas Buick, Sprecher der Staatsanwaltschaft Göttingen. Warum aber rief die Polizei Thüringen bei dem unbeteiligten Rentner zurück? Und warum wurde der ehemalige Ratsherr der Gemeinde Friedland danach über Tage von Anrufern behelligt, die allesamt das Mordopfer Daniel S. suchten?
Inzwischen ist klar: Das Handy des Mordopfers war umgeleitet worden. Ob vom Täter nach der Tat oder vom Opfer selbst, das mit dem neuen Smartphone nicht zurecht kam und es irrtümlich auf eine wildfremde Telefonnummer umleitete, ist unklar. Die Telefonnummer des Rentnerpaares jedenfalls besteht aus einer Kombination aus der Festnetz-Vorwahl von Friedland und der alten Handy-Telefonnummer des Opfers. Sollte Daniel S. kurz vor seinem Tod tatsächlich einen Notruf abgesetzt haben, musste der Rückruf durch die Polizei zwangsläufig in die Irre gehen.
Ebenso all die Anrufe, die das Rentnerpaar in den zehn Tagen bekam, ehe das Mordopfer gefunden wurde. Da riefen Angehörige an, die Daniel S. suchten, da meldeten sich Kumpels, die bei ihm ein Auto reparieren lassen wollten. Einmal, so der Ex-Ratsherr, als er ärgerlich reagiert habe, habe sich die Schwester des Gesuchten zu erkennen gegeben. Am Mittwoch vergangener Woche dann morgens ein anonymer Anruf. Wenig später erschien die Polizei bei dem Rentnerpaar, ermittelte alle Telefonnummern, von denen aus S. gesucht worden war und suchte vorsorglich auch Garten und Nachbargrundstück der Rentner nach Spuren vom Vermissten ab. Dem mysteriösen Notruf bei der Polizei aber ging niemand nach. Erst als das Tageblatt am Dienstag zum wiederholten Male darauf bestand, zu erfahren, wann und wo genau der Notruf eingegangen war und ob dabei etwas zu hören war, wurde der Spur nachgegangen – 15 Tage nach dem Mord. ck
Quelle : http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Goettingen/Uebersicht/Reiffenhausen-Opfer-zum-Bach-gelockt-und-hingerichtet (Archiv-Version vom 18.02.2015)
Vergessener Notruf: Rückruf der Polizei führt in die Irre
„Sie haben einen Notruf abgesetzt!?“ Der Rentner aus einem kleinen Dorf in der Gemeinde Friedland war überrascht. Die Polizei wollte von ihm wissen, warum er angerufen habe. Er aber hatte vor dem Fernseher gesessen und sein Telefon seit Stunden nicht berührt.
Diese Szene spielt am Montag, 2. Februar, kurz nach 19 Uhr. Mutmaßlich Minuten vorher war am Schleierbach in Reiffenhausen Daniel S. erschossen worden. Offenbar war es ihm gelungen, noch einen Notruf an die Polizei von seinem Handy aus abzusetzen, ehe er starb. Dieser Ruf (110) lief bei der zentralen Notrufnummer der Polizei Thüringen auf, was sich durch die grenznahe Lage des Schleierbachs erklärt, bestätigt Andreas Buick, Sprecher der Staatsanwaltschaft Göttingen. Warum aber rief die Polizei Thüringen bei dem unbeteiligten Rentner zurück? Und warum wurde der ehemalige Ratsherr der Gemeinde Friedland danach über Tage von Anrufern behelligt, die allesamt das Mordopfer Daniel S. suchten?
Inzwischen ist klar: Das Handy des Mordopfers war umgeleitet worden. Ob vom Täter nach der Tat oder vom Opfer selbst, das mit dem neuen Smartphone nicht zurecht kam und es irrtümlich auf eine wildfremde Telefonnummer umleitete, ist unklar. Die Telefonnummer des Rentnerpaares jedenfalls besteht aus einer Kombination aus der Festnetz-Vorwahl von Friedland und der alten Handy-Telefonnummer des Opfers. Sollte Daniel S. kurz vor seinem Tod tatsächlich einen Notruf abgesetzt haben, musste der Rückruf durch die Polizei zwangsläufig in die Irre gehen.
Ebenso all die Anrufe, die das Rentnerpaar in den zehn Tagen bekam, ehe das Mordopfer gefunden wurde. Da riefen Angehörige an, die Daniel S. suchten, da meldeten sich Kumpels, die bei ihm ein Auto reparieren lassen wollten. Einmal, so der Ex-Ratsherr, als er ärgerlich reagiert habe, habe sich die Schwester des Gesuchten zu erkennen gegeben. Am Mittwoch vergangener Woche dann morgens ein anonymer Anruf. Wenig später erschien die Polizei bei dem Rentnerpaar, ermittelte alle Telefonnummern, von denen aus S. gesucht worden war und suchte vorsorglich auch Garten und Nachbargrundstück der Rentner nach Spuren vom Vermissten ab. Dem mysteriösen Notruf bei der Polizei aber ging niemand nach. Erst als das Tageblatt am Dienstag zum wiederholten Male darauf bestand, zu erfahren, wann und wo genau der Notruf eingegangen war und ob dabei etwas zu hören war, wurde der Spur nachgegangen – 15 Tage nach dem Mord. ck
Quelle : http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Goettingen/Uebersicht/Reiffenhausen-Opfer-zum-Bach-gelockt-und-hingerichtet (Archiv-Version vom 18.02.2015)