Christl schrieb:Durch den Fall Andrea Welsch ist mir klar geworden, daß es bereits in den frühen 80er Jahren und mit größter Wahrscheinlichkeit schon lange davor, organisierte Kriminalität im Bereich Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung gab.
Mir ist kein Fall bekannt, in dem ein solcher Menschenhändlerring aufgeflogen und ausgehoben und für alle Ewigkeit vollkommen unschädlich gemacht worden wäre. Daher gehe ich davon aus, daß diese Strukturen weiter existieren. Das Zeugensterben in der Dutroux Affäre und anderen Fällen zeigt zudem, daß es mächtige Interessengruppen hinter diesen, nur durch ihre Taten sichtbar werdenden Strukturen geben muß.
Nun zu dem Punkt, um den es mir hier speziell geht. Wenn immer wieder Menschen, bei denen es sich sehr häufig um Kinder beiderlei Geschlechts und junge Frauen handelt, verschwinden, könnte man versuchen, räumliche Muster über lange Zeiträume hinweg zu erkennen.
Würden immer am gleichen Ort, also in einer räumlich begrenzten Umgebung, Menschen verschwinden, würde das sofort Aufsehen erregen, die Bevölkerung geriete in Unruhe und würde von den Behörden Maßnahmen fordern, durchzugreifen.
Daher ist es logisch, daß solch ein Verschwinden, falls es von Menschenhändlern verursacht wird, in räumlichen und zeitlichen Abständen erfolgt, damit möglichst kein Zusammenhang zu vorangegangenen Fällen vermutet wird.
Dennoch möchte ich das größere Bild einmal anschauen und zwar unter der hypothetischen Prämisse, daß diese Menschenhändler nicht nur zu Lande agieren, sondern manche eben auch die Meernähe, Häfen und Boote nutzen, wie im Falle Andrea Welsch zu vermuten ist.
Auf offenem Meer gilt zudies eine andere Gerichtsbarkeit als an Land und auch die Übergabe von einem Boot zu einem anderen kann unbeobachtet vonstatten gehen (siehe Aussage der Tatverdächtigen im Falle Andrea Welsch).
Auch der Ort der letzten Sichtung von Amy Fitzgerald ist nicht allzu weit vom nächsten Hafen entfernt.
Magaluf hat auch einen eigenen Hafen.
Auch wenn die Fälle zeitlich Jahre auseinanderliegen, halte ich es für möglich, daß es Verbindungen dazwischen gibt, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind.
Ich würde jeden einzelnen Satz unterstreichen.
Natürlich weiss man nicht, was Andrea und Malén zugestoßen ist. Ich bin aber auch überzeugt davon, dass es Ringe gibt, die Menschen entführen. Der Dutroux-Fall hat einen erschreckenden Einblick gegeben. Auch darin, wie dicht die Beteiligten halten. In den Verhören wird nur zugegeben, was bekannt ist.
Was die Entführungsmethoden betrifft: Ich glaube es gibt ausgefeilte Pläne, denn so etwas muss schnell und möglichst geräuschlos über die Bühne gehen. Man wird aber auch spontan Momente nutzen, in denen das Opfer arglos ist-wenn denn kein Zeuge in der Nähe ist. Raffiniert durchgeplant, unter Einsatz von Mittelsleuten - oder den Zufall nutzend, beides wird vorkommen.
Ich habe kurz erwogen, ob verträumte, einzelgängerische Jugendliche eher Opfer werden. Ich glaube nicht, - nicht häufiger, als die extrovertierten.
In der Pubertät beginnt die Zeit der Ablösung vom Elternhaus. Man erzählt nicht mehr alles zu Hause. Man hat Geheimnisse.
Jugendliche gehen bewusst Risiken ein. Sie wollen Neues erleben, das Leben kennenlernen, nicht das Leben der Eltern leben, eigene Talente entdecken, eigene Wege gehen usw.
Das ist ganz klar und ganz normal. In diesem unfertigen Zustand sind Menschen für Schmeicheleien empfänglich. Leute zu kennen, die die Eltern gräuslich finden würden, gehört ebenfalls zum Abnabelungsprozzeß.
Es ist auch nicht unnormal, dass Jugendliche Kontakte zu Menschen haben, von denen noch nicht einmal die engsten Freunde wissen.
So gesehen ist es nicht allzu schwierig, das Vertauen eines ausgesuchten jungen Opfers zu gewinnen.
Das alles gibt es mit Sicherheit (ich bin überzeugt davon) - und trotzdem muss das Leben gewagt werden. Die Wahrscheinlichkeit einem Verbrechen zum Opfer zu fallen, ist zum Glück gering.
Mir ist diese Feststellung wichtig. So ein unaufgeklärter Fall ist wie ein Blick in den Abgrund: schwarz.
Man sieht nichts Anderes: aber um den Abgrund herum (der ja auch eine Anziehung ausübt) tobt das Leben. Nicht ohne Risiken-aber schön und lebenswert.