Nehmen wir mal an, er stand nicht dem Einfluß irgendeiner Droge und war nicht alkoholisiert.
Er fliegt zum ersten Mal aus Deutschland weg, lebt in bescheidenen und wohl sehr einfachen Umständen. Dass meine ich nicht nur finanziell, aber ich glaube das man, auch den privaten Problemen der Familie geschuldet, nicht mit Geschenissen außerhalb der deutschen Grenzen viel anfangen kann.
Er fliegt mit ein paar Kumpels und Freunden in eine "hardcore" Touristengegend. In dieser Gegend hat er den Schutz seiner Kumpels und man kämpft sich so durch. Wahrscheinlich haben auch seine Kumpels schon Erfahrung mit Urlaub.
Es kommt im alkoholisierten Zustand zu einem Konflikt mit Bayernfans und dem Trommelfellriss als Resultat.
Er besucht ein Krankenhaus und will wegen dem Riss stationär behandelt werden. So eine Verletztung wird in der Regel nicht stationär behandelt, sondern beim HNO und wächst nach eigenen Recherchen sogar fast immer problemlos wieder zusammen. Es braucht also keinen Arzt.
Vielleicht hat er Angst wegen mangelnder Englischkenntnisse, kann sich nicht richtig artikulieren und ist etwas verwirrt, weil er auf dem einen Ohr nichts mehr hört.
Er verpasst wegen Fluguntauglichkeit den Flug und bucht erneut einen für den nächsten Tag. Seine Freunde reisen ab, er findet ein Hotel.
Jetzt ist er zum ersten mal alleine, ist in keiner touristischen Gegend mehr und hat auch nicht mehr den Schutz des "hardcore" Tourismus am Meer. Es ist alles viel weniger "Deutschland" als noch vorher, plötzlich ist es eben bulgarisch.
Da dieser Fakt unter Streß (Trommelfell, Sprache, Kultur, Flug, etc.) sich vielleicht etwas steigert, fühlt er sich nicht wohl in dem Hotel.
Er ruft seine Mutter an und erzählt er, dass ihm das Hotel unbehaglich ist. Laut einem User hier hat das Hotel sehr gute Ratings auf einer Hotelseite, also gehe ich davon aus, dass es passen wird.
Er wird von einer Sozialarbeiterin aufgelesen. Sie sagt er hätte erweiterte Pupillen.
Bei Angst, Aufregung und Stress bewirkt das sympathische Nervensystem eine Erweiterung der Pupillen, um mehr Licht durchzulassen ....
Er kommt also beim Arzt an und den Rest kennen wir.
Ich finde das hört sich eigentlich nach einer total normalen Geschichte an, auch ohne Drogen. Alleine unterwegs, angeschlagen, hört nicht gut, keine Sprachkenntnisse.
Ausserdem, was noch wichtig ist, er ist IMMER unter Menschen in GER. In der Arbeit, bei seinen Eltern und Freunden etc.
Nun ist er plötzlich in einer für ihn sehr üblen Situation, ist aus dem für ihn so wichtigen, elterlichen Umfeld herausgerissen und fühlt sich total verloren und missverstanden.
Aber wieso Panik beim Polizeibeamten die soweit geht, dass er einen Stacheldrahtzaun überklettert.
Wenn man noch die Informationen der Userin einbezieht:
Dann sagt er noch "ich will nicht sterben" und geht versucht unauffällig an einer Polizeistreife vorbei, bevor er über den Zaun klettert.
Hat er totale Flugangst? Aber auch hier finde ich nichts über eine derartige Reaktion. Er könnte ja auch den Bus nehmen.
Was wenn er den Ohrschaden irgendwie mit dem Erlebtnen bezüglich des Schlaganfalls seines Vaters assoziiert und damit nicht klar kommt?
Aber wieso läuft er von der Polizei weg?
Ich hab jetzt also mal in Richtung Panikattacke recherchiert und einige interessante Punkte gefunden:
a) Panikattacken können nicht nur durch Streß ausgelöst werden, sondern auch durch den Abfall dessen.
Ein Arbeiter hat eine längere beruflich bedingte Stressphase hinter sich. Erfreut über die kommenden Tage der Entspannung legt er sich am Abend in sein Bett und bekommt nach einigen Minuten eine derart massive Panikattacke, dass er aus dem Bett aufspringt und in der Wohnung nervös umhergeht. Da die Symptomatik nach einigen Minuten nicht abklingt, ruft seine Gattin den Notarzt. Daraufhin beruhigt sich der Betroffene relativ rasch.
Weiter steht hier nach dem Beispiel zu den Auslösern:
Als Hintergrund, als Boden für die erste Panikattacke, gilt ein allgemein erhöhtes Stressniveau. Die erste Panikattacke tritt meistens in der Zeit einer erhöhten Stressbelastung auf (körperlich, psychisch, geistig, sozial, familiär, beruflich, finanziell). Vor der Auslösesituation der ersten Panikattacke finden sich oft Überlastungen oder chronische Konflikte (z.B. in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz).
Auch hier:
Körperliche Belastungen
Schwüles oder heisses Wetter, Blutdruckabfall, Blutzuckerabfall, Allergie, Genesungsphase nach einer Krankheit (z.B. plötzliches Aufstehen nach einer Grippe), körperliche Aktivierung nach längerer Inaktivität, Schlafmangel, Schwangerschaft, Geburt, Zustand einige Tage vor der Menstruation, zuviel Kaffee, Zigaretten, Alkohol oder Drogen, Nebenwirkungen von Medikamenten.
Psychische und soziale Belastungen
Unerwarteter Todesfall, schwere Erkrankung eines Angehörigen (Herzinfarkt, Krebs), akute familiäre oder berufliche Konflikte, massiver beruflicher Stress, Trennungserlebnisse, Kündigung, materielle Sorgen, Zustand nach körperlicher oder sexueller Gewalt.
Interessanterweise wird noch erwähnt, dass Menschen die anfällig sind für Panikattacken ein starkes gefühl nach Geborgenheit und Sicherheit haben. Das fiel bei LM komplett weg, als seine Freund abgeflogen sind.
Tod eines Angehörigen oder Bekannten.
Andere Verlustereignisse: Trennung vom Partner, Auszug der Kinder, Umzug.
Krankheitsängste: Krankheiten in der Familie, Verwandtschaft oder Bekanntschaft (Herzinfarkt, Asthma, Krebs), eigene Erkrankung, bevorstehende Operation.
Massive familiäre Belastungen (durch Eltern, Partner, Kinder), Trennungsängste.
Unverarbeitete Lebensereignisse: Gewalt, Missbrauch, Unfall, Scheidung der Eltern.
Heftige Emotionen : Erregtheit, Ärger, Streit, Unterdrückung von Aggressionen.
Massive Zukunftsängste oder berufliche/wirtschaftliche Sorgen: drückende finanzielle Sorgen, Unsicherheit des Arbeitsplatzes, Arbeitsplatzverlust oder -wechsel.
Stellvertretende Erfahrungen: Lesen von Artikeln, die medizinische Symptome, Krankheiten oder Katastrophen beschreiben, Miterleben von Schicksalsschlägen oder Symptomen bei anderen.
Ungesunde, stressreiche Lebensführung ganz allgemein (übermäßiger Zeitdruck, berufliche Überlastung usw.), die zu Erschöpfung führen kann.
Allergien: die gesteigerte Abwehr von verschiedenen auf den Körper einwirkenden Substanzen führt zu Entzündungen und Gefäßerweiterungen (bis zum Kollaps).
Hormonelle Störungen: Schilddrüsenüberfunktion, Hormonstörungen bei Frauen.
Bestimmte Krankheiten: Lebererkrankung, Virusinfektion, Mangel an Vitamin B1, Störungen im Kalziumhaushalt.
Nebenwirkungen von Medikamenten: Blutdrucksenkung, allergische Reaktion u.a.
Alkohol, Drogen, Koffein und Nikotin: übermäßiger Konsum bzw. Entzug.
Unterzuckerung (Hypoglykämie): Zuckerabfall mit panikartigem Zustand, z.B. bei Abmagerungskuren, zuviel Alkoholkonsum, schwerer körperlicher Arbeit, bei Zuckerkranken wegen eines falsch eingestellten insulinpflichtigen Diabetes.
Kreislaufschwankungen bzw. Kreislaufstörungen durch zuviel Koffein oder Nikotin, Kater, Alkohol- oder Medikamentenentzug, Zuckerabfall, Sportübungen, Müdigkeit oder Erschöpfung, Hitze bzw. schwüles Wetter, Krankheit, allergische Reaktionen, prämenstruelle Angespanntheit, Schwangerschaft.
Generell niedriger Blutdruck (z.B. 95/65), der in Schrecksituationen noch weiter abfällt (Kollapsneigung), so dass Herzrasen blutdruckerhöhend wirkt, um eine weitere Sauerstoffunterversorgung und daraus folgende Ohnmacht zu verhindern.
Langes Stehen ohne Bewegung (orthostatische Hypotonie): das Blut geht in die Beine, so dass im Kopf zuwenig Blut und Sauerstoff vorhanden sind.
Hemmung der Fluchtreaktion in einer bestimmten Situation (Bus, Geschäft usw.) mit der Folge einer sog. vagovasalen Ohnmachtsneigung. Man kann bzw. will eine belastende Situation nicht verlassen, obwohl der Körper für eine Fluchtreaktion aktiviert ist. Es kommt dabei zu einer vermehrten Durchblutung der Muskulatur (spürbar als Muskelverspannung) und mangels Bewegung (oft Erstarrung im Schreck) zu einem verminderten Blutrückfluss zum Herzen, so dass weniger Blut in den Kreislauf gepumpt werden kann, was sich bereits nach Sekunden als Schwindel und später als Ohnmachtsneigung bemerkbar macht.
Hyperventilation: in Belastungssituationen erfolgt oft ein zu rasches und zu flaches Atmen mit angstmachenden körperlichen Folgezuständen. Zwischen den Diagnosen Agoraphobie/Panikstörung und Hyperventilationssyndrom besteht eine Überlappung von etwa 60%.
Diese Faktoren finden wir bei LM:
Privat (Überlastung und chronische "Konflikte")
- 7 Tage die Woche Schicht dienst. Vielleicht sogar Einfluß auf den Biorythmus.
- Schlaganfall beim Vater und der Streß der mit dem Kümmern einhergeht
-> Er war oft im Krankenhaus und hat eine negative Assoziation mit Diagnosen
->
Einschränkung der Bewegungsfreiheit im Sinne einer Agoraphobie. Menschen mit Panikstörung neigen im Laufe der Zeit vielfach dazu, verschiedene Situationen zu meiden, die als Auslöser für Panikattacken geeignet erscheinen
- Finanziell scheint er nicht all zu gut da zu stehen.
Im Urlaub
- Neue Kultur, Land, erster Auslandsaufenthalt
- Schlechte oder keine Englischkenntnisse
- Mögliche Schlägerei
- Schwindel und Hörbeschwerden durch Trommelfellriss
- Alleine da Freunde in Verlassen
- Er wäre gerne stationär aufgenommen worden, wird aber weggeschickt
- Für ihn unbehagliches und unheimliches Hotel
- Er hat nie erwähnt, dass er was gegessen hat, vielleicht hat er auch nur wenig zu sich genommen
-> Erste Panikreaktion, Flucht aus dem Hotel (keine Fluchtmöglichkeit, wie oben beschrieben)
- Sucht Hilfe beim Flughafen und auch hier bekommt er sie nicht
Zusätzlich steht überall, dass Todesangst definitiv möglich ist "Ich will nicht sterben".
Noch interessant ist dieser Teil:
Ständige medizinische Durchuntersuchungen und Überbeanspruchung des medizinischen Versorgungssystems. Panikpatienten nehmen besonders in der Frühphase der Erkrankung verstärkt ärztliche Hilfe in Anspruch und lassen sich oft wiederholt bei verschiedenen Fachärzten bzw. stationären Aufenthalten durchuntersuchen.
Angst vor dem Alleinsein. Im Extremfall können die Betroffenen nicht mehr allein sein, weil sie sich davor fürchten, den Symptomen hilflos ausgeliefert zu sein.
Erwähnt wird auch, dass eine Depression sehr starke negative Auswirkungen auf eine Panikattacke hat. Ob dies der Fall ist, weiß man oft nicht.
Weiter steht hier:
Neben den 13 typischen Paniksymptomen müssen folgende atypische Symptome zur Panik-Agoraphobie-Spektrum-Störung gezählt werden:
Gefühle der Verwirrtheit und Erstarrtheit,
Gefühle der räumlichen Desorientierung,
Empfindung, wie auf samtenem Boden oder auf Schaumgummi zu gehen, oder wie wenn die Beine geleeartig weich wären,
Gefühl der mangelnden Stabilität, des ungeschickten Gehens oder wie wenn die Beine steif wären,
Empfindung des Harndrangs und des "In-die Hose-Machens",
Entwicklung depressiver Symptome,
Gefühl des Kontrollverlusts,
Kopfschmerzen,
Überempfindlichkeit gegenüber Hitze, verbrauchter oder feuchter Luft,
Überempfindlichkeit gegenüber Parfüm oder anderen Düften,
Überempfindlichkeit gegenüber Licht,
Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen,
Unbehagen bei verschwommener Sicht (z.B. Nebel),
Unbehagen in der Dunkelheit,
Schwächezustand (Asthenie),
Gefühl, als ob im Kopf oder im Körper etwas gebrochen wäre,
Gefühl, als ob man blind oder taub wäre.
Auch hier:
Menschen mit Panikstörung und Agoraphobie verlassen sich aufgrund ihrer Unsicherheit und Angst gerne auf die Hilfe anderer, weshalb sie rasch davon abhängig werden.
Abschließend noch dies:
Als Auslöser ist meist Stress der Hauptfaktor, wobei es viele verschiedene Stressfaktoren gibt (körperliche sowie seelische). Da Stress- und Angstreaktionen körperlich fast identisch sind, kann Stress den Teufelskreis der Angst auslösen. In den industrialisierten Ländern wird Stress immer mehr zu einem Problem. Die natürliche Reaktion auf Stressoren wäre Flucht oder Kampf.
Um das Ganze aufzuarbeiten stehen hier folgendes:
B. Panikattacke weist die folgenden Merkmale auf:
a. Es ist eine einzelne Episode von intensiver Angst oder Unbehagen.
b. Sie beginnt abrupt.
c. Sie erreicht innerhalb von Minuten einen Höhepunkt und dauert mindestens einige Minuten (meistens nicht länger als eine halbe Stunde).
Es passt eigentlich vieles Zusammen, allerdings nicht die Dauer. Vielleicht hat er solche Angst vor dem Arzt, da er weiß es wird wieder etwas passieren, dass er nicht mehr zurück will.
Da er ein starkes Hilfsbedürfnis hat im Falle einer solchen Attacke, wird er dorthin gehen, wo er sich noch am meisten wohlfühlt. Das ist meiner Meinung nach der Ort an dem sie gefeiert haben, bzw. vielleicht sogar das selbe Hotel.
Dort ist er, laut Aussage der Mutter die selbst da war, jedoch nicht zu finden.
Ich habe erst hier jemanden nicht gelaubt, dass eine solche Attacke ohne Drogeneinwirkung möglich ist. Aber das nehme ich zurück.
Quelle:
http://www.panik-attacken.de/index.php/angststgen-mainmenu-2/prim-stgen-mainmenu-36/46-prim-angststgen-panikstghttp://www.aphs.ch/d/angststoerungen/?page=Ursachen+und+Ausl%F6ser